Ein Medien-Tsunami flutet im Jahre 2009 Nadja Benaissa. Zig Schlagzeilen; so gut wie alle TV-Sender, auch die im Ausland berichten über den Haftbefehl, das Justizverfahren und die Anschuldigungen gegen die damals 27-jährige. Seitdem weiß die Welt, dass Nadja HIV-positiv ist.
Auch die Journalistin und freie Autorin Tinka Dippel meldet sich zu diesem Zeitpunkt bei Nadja und lässt sie ihre Geschichte erzählen, die sie zu einer Biografie verfasst. Eine Biografie einer so jungen Person. Schon als Kind eine begabte Musikerin, cracksüchtig mit 14, schwanger mit 16 und die Diagnose: HIV-positiv, mit 18 wird sie über Nacht als Teil der erfolgreichsten deutschen Popstars-Band No Angels berühmt, mit 27 angeklagt und festgenommen, mit 28 verurteilt zu zwei Jahren auf Bewährung und 300 Sozialstunden. Ihre Infektion konnte sie bis dahin geheim halten, obwohl einige Reporter schon zu Beginn Ihrer Karriere davon wussten. Der ganze Wirbel um Nadja geschah damals auch zu einer sehr ungünstigen Zeit. Nach der Eurovision Song Contest – Niederlage mit dem Song „Disappear“ 2008, haben die No Angels 2009 Ihr Management gewechselt und ein neues Album „Welcome To The Dance“ in L.A., New Jersey, New York, Oldenburg und in Berlin mit neuen Produzenten aufgenommen. Die neue Single „One Life“ ist die coolste, entschiedenste und Ohrwurm-geeignetste seit der Rückkehr der No Angels. Bis heute sagen viele, dass das eins der besten Alben ist und musikalisch seiner Zeit sehr voraus war. Doch leider überschattet von vielen parallellaufenden skandalträchtigen Schlagzeilen hatte keiner mehr Interesse mit den Mädels zusammen zu arbeiten. Und so ist sowohl das Album als auch die erste und einzige Single „One Life“ im Sand verlaufen. Und so wurde es still um die Band, aber nicht um Nadja. Außer der ganzen negativen Berichterstattung aufgrund des Strafverfahrens und des unfreiwilligen Outings, hatte es im Nachhinein auch etwas Positives mit sich gebracht. Sie ist seitdem nicht nur eines der prominentesten Popstargesichter, sondern auch eine Frau mit einer klaren Botschaft zum Thema HIV/AIDS: dass es sich mit dieser Infektion fast normal leben lässt. Bei verschiedenen Aids-Stiftungsveranstaltungen und Galas wird Nadja eingeladen und hält dort eine Rede über Ihre Erfahrungen, gibt den betroffenen Mut und bringt die Aufklärungsarbeit dadurch ein Stück weiter nach vorne. Die Biografie ist sehr schön mit vielen Fotos aus verschiedenen Lebensabschnitten, Zitaten und Songtexten gestaltet. Außerdem gewinnt man mit ihr viel Hintergrundwissen über Nadjas Kindheit, Jugend, Karriere, die Schattenseiten des Erfolgs und erfährt die Details rund um die Verhaftung, das Justizverfahren und ihre HIV-Infektion. Reflektierend erzählt sie ihre bewegende Geschichte über ihr bis dato sehr junges Leben, indem bereits so viel passiert ist. Aus meiner Sicht sehr informativ, mitreißend und fesselnd. Ich bin zwar ein No Angels – Fan der ersten Stunde, denke aber, diese tiefgründige Biografie wird auch alle anderen Leser beeindrucken, und ich kann sie jedem weiterempfehlen. An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, ich habe nie die Hoffnung verloren, dass die No Angels zurückkommen. 2010 als Nadja aus der Öffentlichkeit verschwand und die No Angels sich später trennten, sagte ich: Lass uns abwarten, bis der Schatten um sie verschwindet und wie der Song „Someday“ besagt, eines Tages mit einer noch stärkeren Flamme werden sie es besser machen und der Traum ging 2020 mit der Rückkehr und 2022 mit den Konzerten in Erfüllung.