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Kagali

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Tochter des Doktor Moreau (ISBN: 9783809027621)

Bewertung zu "Die Tochter des Doktor Moreau" von Silvia Moreno-Garcia

Kagali
Kurzmeinung: Ein gutes, aber nicht herausragendes Buch mit Längen in der Mitte und wenig Schwung insgesamt. Trotzdem habe ich es gerne gelesen.
Dies ist kein Horrorroman!

Auch wenn mich Der mexikanische Fluch nicht vollends überzeugen konnte, hatte ich schon damals im Fazit gesagt, dass ich dennoch noch weitere Bücher der Autorin lesen würde und gesagt, getan. Als Die Tochter des Doktor Moreau erschien, wanderte es direkt und die Wunschliste und nachdem ich im Sommer zur Vorbereitung H.G. Wells Die Insel des Doktor Moreau gelesen hatte (welches mir nicht wirklich gefiel), nahm ich es endlich zur Hand.

Verborgen im Dschungel Mexikos
Mit Die Tochter des Doktor Moreau entführt uns Silvia Moreno-Garcia erneut nach Mexiko, doch dieses Mal auf die Halbinsel Yucatán. Hier, in einem atmosphärisch dichten Dschungel-Setting, kreiert sie eine Neuinterpretation von H.G. Wells’ Klassiker Die Insel des Doktor Moreau. Das Setting hat mir sehr gefallen, einfach weil die Autorin ein Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen hat. Ich mag ihren Schreibstil sehr. Die üppige Wildnis von Yucatán, die ständige drückende Hitze, die farbenfrohe Gestaltung von Yaxaktun, die in so einem Kontrast zu den Vorgängen im Inneren steht, all das beschreibt Moreno-Garcia eindringlich und bildgewaltig.
Daher lasen sich die ersten Seiten auch flott weg, auch wenn gar nicht viel passiert. Es wird viel Zeit und Seiten genutzt, um die Charaktere, allen voran Carlota und Montgomery und ihr Leben in Yaxaktun vorzustellen.

Montgomery mochte ich tatsächlich sehr gerne. Weniger, weil ich ihn super sympathisch fand, sondern her fasziniert. Er ist beileibe kein strahlender Held, sondern wankt zwischen Trunkenbold und Revolverheld hin und her, aber ich mochte dennoch seien nüchterne Sichtweise auf die Dinge. Es war interessant zu sehen, wie er einerseits von seiner Vergangenheit gebrochen ist und andrerseits dennoch versucht einen Funken Anstand zu bewahren.
Bei Carlota war es dann für mich genau andersherum, sie fand ich etwas weniger faszinierend, aber sympathisch, wenngleich Ihre Naivität, die durch ihre abgeschiedene Erziehung bedingt ist, auch anstrengend sein konnte.

Ein kurzes Wort zum Original noch: Wer mit H.G. Wells Die Insel des Doktor Moreau vertraut ist, wird gewisse Anspielungen und die Grundidee der Hybride besser verstehen. Allerdings gelingt es Moreno-Garcia, auch Leserinnen und Leser ohne Vorkenntnisse gut abzuholen. Ihre Hybride unterscheiden sich zudem in vielerlei Hinsicht von denen des Originals, sodass der Roman auch eigenständig funktioniert.

Der letzte Funke
So vielversprechend das Setting und die Charaktere auch sind, hatte die Handlung leider einige Schwächen. Besonders in der Mitte des Romans wirkte sie stellenweise etwas zäh, was für mich zwei Gründe hatte. Zum einen war lange nicht so recht klar, worauf das ganze hinauslaufen sollte. Viele denken, dies ist ein Horrorroman, aber dem ist nicht so. Der Gruselfaktor der Experimente spielt nur eine sehr, sehr untergeordnete Rolle und auch das “große Geheimnis”, ist einem relativ schnell klar. Das Buch lebt weniger von seiner Spannung oder dem Mysterium, sondern mehr von seinen Figuren und der Atmosphäre. Ich fand das an sich nicht schlimm, könnte aber Leserinnen und Leser, die aufgrund von Der mexikanische Fluch einen Horrorroman erwarten, enttäuschen, die auf eine gruselige oder aufregende Handlung gehofft haben. Insgesamt ist das Buch vorrangig eine Emanzipationsgeschichte Carlottas. Bis es diese Route aber wirklich einschlägt, dauert es etwas und das ist das, was ich meine mit ziellos. Mir war gerade in der Mitte des Buches nicht klar, was die Geschichte mir sagen möchte und das minderte die Spannung für mich.

Der zweite Grund ist ein stilistischer. Die Autorin greift sehr gerne auf das Stilmittel der “Szene aus unterschiedlichen Perspektiven” zurück, sprich ein und dieselbe Szene wird erst aus Carlotas Sicht und dann ein Kapitel später aus Montgomerys Sicht erzählt. Das kann man eins, zweimal als Kunstgriff machen, um die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden zu veranschaulichen, aber hier wurde das zu oft gemacht und es entsteht der Eindruck, dass die Handlung nicht vom Fleck kommt und sich sogar wiederholt.
Im letzten Drittel zeiht das Tempo dann wieder an das Ende ist dann aber auch wieder “nur” ok. Es ist im Grunde, wie mit dem ganzen Buch und was ich auch schon mit Der mexikanische Fluch hatte: Es fehlt ein bisschen der Schwung, der Pepp, der Funke, der aus einem guten Buch, ein großartiges macht.

Fazit:

Ähnlich wie bei “Der mexikanische Fluch” war es ein gutes, aber nicht herausragendes Buch. Irgendwie fehlt am Ende immer ein bisschen der Schwung, der Pepp und in der Mitte hat es auch ein paar Längen. Trotzdem hab ich es gerne gelesen und ich würde auch weiterhin zu Büchern der Autorin greifen.


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Bewertung im blogeigenen Bewertungssystem: 4/6

Cover des Buches WEST (ISBN: 9783630876061)

Bewertung zu "WEST" von Carys Davies

Kagali
Kurzmeinung: Interessante Fragen zu Suche & Sehnsucht, aber emotional distanziert. Intellektuell ansprechend, doch ereignislos und wenig packend für mich
Midlife-Crisis im wilden Westen

Dieses Buch war ein völlig spontaner Zufallsfund im Second-Hand-Laden, der dank des Covers und wohl auch unter dem Einfluss des gerade wieder gespielten Red Dead Redemption mitdurfte und dann auch direkt von mir gelesen wurde. Doch hat sich der Spontankauf gelohnt?

Von der Sehnsucht

Wir schreiben das Jahr 1815. Die junge USA ist zwar noch ein bedeutendes Stück kleiner, als heute, aber gerade mächtig gewachsen. Erst 1803 hat man Frankreich die Kolonie Louisiana abgekauft und besaß nun plötzlich rund doppelt so viel Land, wie zuvor (zur Vorstellung der Dimension: das verkaufte Gebiet umfasst fast ¼ des heutigen Staatsgebietes der USA), von dem man zu großen Teilen gar keine Ahnung hatte, wie es ausschaut. Wenn das mal keine Katze im Sack war.
Nachdem die von Präsident Thomas Jefferson beauftrage Lewis-und-Clark-Expedition zur Erkundung der neuerworbenen Gebiete ein voller Erfolg war, brach ein regelrechter Sturm nach Westen aus. Landvermesser und Forscher, aber auch Abenteurer und vor allem Händler, die auf lukrative Geschäfte aus waren, zog es in “DEN Westen”. Es war geradezu eine kollektive Sehnsucht nach dem Unbekannten. Nachdem die erste Welle der Pioniere längst vorbei war, hatten nun Glücksritter und Möchtegernentdecker endlich wieder die Chance der Tristesse des Alltags zu entfliehen und, so stellen sie es sich vor, etwas Großes und Bedeutsames zu leiste.

Von dieser Sehnsucht wird auch Maultierzüchter Cy Bellman erfasst. Der Auslöser erscheint trivial, der Fund von riesigen Knochen eines geheimnisvollen Tieres, doch dieser lässt Bellman nicht los. Es scheint absurd, dass dies allein für ihn ausreicht alles stehen und liegen zu lassen, die Tochter bei der Tante zu verfrachten und einfach ins Unbekannte zu reiten, aber letztendlich geht es auch gar nicht um die Knochen.
Was die Autorin hier beschreibt, ist in meinen Augen eine Geschichte über Sehnsucht. Nicht nach irgendwelchen Riesentieren, sondern danach etwas zu erreichen. Eine Spur in der Geschichte zu hinterlassen. Der eigene Name der den eigenen Tod überdauern soll, dies ist ein Wunsch, der noch heute viele Menschen antreibt und zu Ruhemsjäger werden lässt, nur eben mittlerweile mit Klicks und Lieks, statt großen Entdeckungen. Amüsant fand ich dabei auch die kurze Spitze über Midlifecrisis von Männern, die Davies der Tante in den Mund legt.

Und so zieht also auch Bellmann los, nicht wirklich als Abenteurer, sondern als Getriebener, verfolgt von den eigenen Hoffnungen und Träume und wie es damit ist, wenn man sich an etwas klammert, fällt es schwer davon abzulassen, selbst wenn es längst nicht mehr vernünftig ist. So ist es auch mit Bellmann. Beim Lesen merkt man schon, dass er an den Punkt kommt, wo ihm klar wird, dass es aussichtslos ist, doch umzukehren würde nicht nur bedeuten sich eingestehen zu müssen, dass man Luftschlösser hinterherjagte, sondern auch eine Rückkehr mit leeren Händen in den schnöden Alltag bedeuten. Als Leser ist das bittersüß mitzuerleben, denn es ist schnell klar, was für Knochen da gefunden wurden und ebenso klar ist der/m Leser/in dadurch, wie aussichtslos dieses Unterfangen ist. Das Gefühl, zusammen mit Bellman sehenden Auges ins Unheil zu rennen, wird noch durch den nüchternen Stil der Autorin verstärkt.

Verstanden? Ja, gefühlt? Nein.
Womit wir mit dem Stil auch bei meinem Problem mit dem Buch wären. Denn die Faszination für die Getriebenheit Bellmans wider jeder Vernunft ist so ziemlich das einzige Gefühl, dass das Buch bei mir hervorrief. Ja, ich habe die Thematik verstanden, ich habe auch die Anspielungen auf die Verfolgung der Native Americans, des beginnenden Kapitalismus und die Unterdrückung der Frau zur Kenntnis genommen, nur gefühlt hab ich es nicht. Und das liegt nicht allein am nüchternen Stil. Anna Seghers zum Beispiel ist eine Meisterin dieses Stils und erzeugt dennoch große Emotionen beim Leser. Warum funktionierte es also hier für mich nicht?
Nun zum einen gibt die Handlung nicht viel her, Bellmans Reise mag voller Entbehrungen sein, verläuft trotzdem ziemlich ereignislos. Bess Erlebnisse mögen da dramatischer sein, waren aber auch ziemlich vorhersehbar. Das sorgte dafür das keine der beiden handlugnssträngenw irklcih mti Spannugn oder Interessantes punkten konnte. Auch den einzelnen durchaus klugen Bemerkungen fehlt es an Biss, um wirklich prägnant zu sein und so ziehen die Seiten an einem vorüber, ohne dass ich das Gefühl hatte, hier viel mitzunehmen. Und schlussendlich ließen mich auch so manche Ereignisse im Buch an ihrer Machbarkeit zweifeln. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass man Stricknadeln einfach so als tödliche Pfeile mit einem Bogen abschießen kann.

Fazit:

West wirft interessante Fragen zum Thema Suche und Sehnsucht und der menschlichen Natur auf, bleibt jedoch emotional distanziert. Obwohl die Idee und die historische Einbettung viel Potenzial bieten, schafft das Buch es nicht eine tiefere Bindung zum Leser aufzubauen. Die Handlung wirkt streckenweise ereignislos und manche Entwicklungen erscheinen wenig glaubhaft. Insgesamt ein Werk, das intellektuell ansprechend, aber emotional schwer greifbar bleibt – für manche Leser vielleicht faszinierend, für mich eher ein Buch, dass ich zwar nicht bereue gelesen zu haben, aber wohl auch schnell vergessen werde.


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Cover des Buches Aurora erwacht (ISBN: 9783733505578)

Bewertung zu "Aurora erwacht" von Amie Kaufman

Kagali
Kurzmeinung: Packender Sci-Fi-Roman mit großartigen Charakteren, Action, Humor und starker Crew. Kleine Schwächen, aber ein Spaß, der Lust auf mehr macht
7 gegen das Universum

Obwohl das Buch direkt nach Erscheinen auf meiner Wuli wanderte und mich die zahlreichen positiven Meinungen dazu nur darin bestärkt haben, es haben zu wollen, fristete das Buch eine ganze Weile auf der Liste und dann nochmal eine weitere längere Zeit auf dem SUB. Und nun ja hier sind wir nun. 2024 bin ich etwas late to the game, was den Hype angeht, aber egal, schauen wir mal trotzdem, was dran ist.

Squad 312
So ganz unbedarft bin ich in das Buch nicht gestartet. Jay Kristoff konnte mich schon mit seiner Nevernight Trilogie begeistern und von dem Duo habe ich schon die ersten beiden Bände der Illuminae Saga gelesen. Ich wusste also schon ein bisschen, was ich erwarten konnte und doch fühlte sich das Buch wie ein wilder Ritt durch die Galaxie an.
Das lag zum einen an der Handlung. Von der ersten Seite an wird ein rasantes Tempo vorgelegt, und es gibt kaum einen Moment, in dem die Spannung abflacht. Sobald Squad 312 mit ihrem Raumschiff abgehoben sind, geht es quer durch die Galaxie von einem Ort zum nächsten, von der einen Gefahr, zur anderen. Langweilig wird es definitiv nie.

Und selbst wenn Squad 312 gerade nicht die Party des reichsten Sammlers der Galaxie crasht oder Planeten erkundet, die es gar nicht geben sollte, bekommt man als LeserIn einiges geboten. Mit sieben Hauptcharakteren ist so einiges los. Das Gute: trotz dieser Menge an Agierenden bleibt kein Squad Mitglied unter dem Radar. Kaufmann und Kristoff nehmen sich, gerade in den Episoden zwischen zwei Reisezielen, viel Zeit, um in zahlreichen Dialogen die individuellen Persönlichkeiten der Crewmitglieder herauszukitzeln.
Was anfangs ein wild zusammengewürfelter Haufen von Misfits war, wächst schnell zu einem echten Team zusammen, klar war das erwartbar, macht es aber trotzdem nicht weniger schön mitzuerleben und die Gruppendynnamik im Squad 312 hat mir viel Spaß gemacht.

Holy Cake und Son of a biscuit
So packend die Geschichte und so liebenswert die Charaktere auch sind, die Dialoge mit ihrem teils übertriebenen Jugendslang und den sarkastischen Sprüchen wirken manchmal etwas zu konstruiert. Es ist offensichtlich, dass die AutorInnen die jugendliche Zielgruppe ansprechen wollen, doch oft fühlt es sich weniger natürlich an und mehr wie ein Versuch, krampfhaft „cool“ zu wirken. Besonders Auri mit ihren permanenten Holy Cake und Son of a biscuit ging mir tierisch auf den Keks, ja Wortspiel beabsichtigt. Vielleicht bin ich mittlerweile einfach zu alt für sowas, aber wenn es nach mir ginge, wäre hier weniger manchmal mehr gewesen, auch wenn der Humor an sich durchaus unterhaltsam ist.

Fazit

Insgesamt ist Aurora erwacht ein packender Science-Fiction-Roman, der mit großartigen Charakteren, einer aufregenden Handlung und einer mitreißenden Gruppendynamik überzeugt. Trotz kleiner Schwächen bei den Dialogen ist es ein Buch, das Spaß macht und definitiv Lust auf die Fortsetzung weckt. Wer actionreiche Geschichten mit einer Prise Humor und einer starken Crew liebt, sollte diesen wilden Ritt nicht verpassen!


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Kurzmeinung: Leichte, spaßige Unterhaltung, die nicht viel abverlangt und einfach Freude macht. Mit etwas mehr Pepp im Finale wäre es nahezu perfekt!
Es macht einfach Laune!

Auf dieses Buch habe ich mich gefreut, seit ich es letzten Herbst im Cross Cult Programm entdeckt habe und hab es direkt vorbestellt. Ich mein, ein Forschungsteam, dass Godzillas Friends untersucht, das klingt das unterhaltsamer, kurzweiliger Lektüre, was kann da schon schiefgehen? Gut, das dachte ich beim Drachenzoo auch und ihr könnt ja lesen, wie es mir mit Der große Zoo von China ergangen ist. Ob die Kaijus dasselbe Schicksal erleiden mussten, wie die Drachen?

Der beste, schlimmste Job der Welt
Das Buch startet ohne viel Federlesen. Schon auf den ersten Seiten verliert Jamie seinen Job und schon ein paar Seiten weiter sitzt er am Flughafen auf dem Weg in fremde (Kaiju)Gefilde. Das macht den Einsteig in die Geschichte unkompliziert und leicht und schon nach kurzer Zeit steigt der Spannungsbogen, weil man zusammen mit Jamie staunend diese andere Welt und die fremdartigen Kreaturen entdeckt.
Was dann folgt ist erstmal Alltag in der Forschungsstation. Klingt vielleicht erstmal langweilig, aber wir reden hier ja von der Erforschung 30m hoher radioaktiver Riesenviecher in Begleitung von aggressiven Parasiten im Fressrausch. “Erforschen” heißt hier also durchaus mal sich mit Kaiju-Stinkepheromone einzureiben, um nicht gefressen zu werden, oder in einem wahnwitzigen Helikopterflug vor einem Kaiju im Paarungsrausch zu flüchten. An Action mangelt es also nicht, mir haben aber genauso auch die ruhigeren Szenen im Camp sehr gefallen. Der Zusammenhalt im Team ist toll und erinnerte mich an meine Ausgrabungen während des Studiums. Klar völlig anderes Themengebiet und “Gefahrenlevel”, aber dieses “gemeinsam im Feld leben und arbeiten” Gefühl ist dasselbe und hat sehr dazu beigetragen, dass ich mit dem Buch so viel Freude hatte. Ja insgeheim hätte ich sogar Lust dort zu arbeiten. Also “Hallo Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster, falls es euch doch gibt und ihr das hier lest: Ich kann prima Dinge tragen! Call me.”

Wie ihr sehr hatte ich wirklich meinen Spaß mit dem Buch, da kann ich dann auch locker drüber hinwegsehen, dass die Figuren nicht allzu vielschichtig sind. Es ist halt ein Action/Abenteuerroman, hier geht es um Unterhaltung, nicht um Tiefgründigkeit. Es soll einfach Laune machen, und das tut dieses Buch. Und manchmal ist das auch genau das, was man im stressigen Alltag braucht: Ein Buch zum Abschalten in dem riesenhafte Echsenmonster sich aus Versehen auf Raum-Zeit-Risse setzten, Upps.
Mein einziger Kritikpunkt am Buch ist, dass die Story doch sehr geradlinig ist. Wie gesagt, es braucht für mich hier gar nicht großartig irgendwelche tiefgreifende, den Sinn des Universum hinterfragende Gesellschaftskritik, aber den ein oder anderen Plottwist, der noch etwas mehr Schwung und Unvorhersehbarkeit ind ie Handlung gebracht hätte, hätte gerade dem finalen Showdown noch gutgetan.

Fazit:

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster ist großartige Unterhaltung für Zwischendurch. Ein Buch, das einem nicht viel abverlangt, sondern einfach nur Spaß macht. Noch ein bisschen mehr Pepp, grade beim Finale und ich wäre restlos begeistert gewesen.


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Cover des Buches Wie man einen Prinzen tötet (ISBN: 9783847901334)

Bewertung zu "Wie man einen Prinzen tötet" von T. Kingfisher

Kagali
Kurzmeinung: Das Buch überzeugt mit starken Charakteren und gelungenem Humor trotz düsterer Themen. Kein Meisterwerk, aber unterhaltsam.
Es muss nicht immer das Highlight des Jahres sein

Als ich durch die Neuerscheinungen stöberte, fiel mir „Wie man einen Prinzen tötet“ direkt ins Auge. Der Titel allein hat mich schon zum Schmunzeln gebracht, und ich wusste sofort: Dieses Buch muss ich lesen, ob es mich aber auch überzeugen konnte?

Von Prinzessinnen, Knochenhunden und einem diabolischen Huhn
Protagonistin muss den bösen, bösen Prinzen/König/Tyrannen etc. töten. Das klingt erstmal nach ziemlich typischer YA-Fantasy. Dementsprechend war ich beim Starten des Buches zwar neugierig, hatte aber auch nicht viel mehr Erwartungen, als bestenfalls unterhaltsame, aber typische YA Kost zu bekommen. Doch schnell kam die erste Überraschung: Protagonistin Marra ist nicht die erwartete Teenager Prinzessin, sondern eine Frau, Anfang dreißig. Das war unerwartet, freute mich aber sehr, denn Frauen jenseits der 25 sind noch immer viel zu selten im Fantasygenre vertreten.
Allgemein war Marra auch eine Protagonistin, die ich sehr mochte. Zwar ist sie, da sie recht isoliert erst im Palast und später im Kloster aufgewachsen ist, etwas naiv und weltfremd, doch ihre Bodenständigkeit machte das wieder wett und ich hatte wirklich Spaß dabei, an ihrer Seite die Geschichte zu verfolgen.

Überhaupt haben mir die Charaktere in diesem Buch außerordentlich gut gefallen. Auf dem Weg, den Prinzen zu töten, schließen sich Marra einige skurrile Gefährten an. Ich kann gar nicht so viel über sie erzählen, ohne Wichtiges vorwegzunehmen, aber so viel sei gesagt: Sie alle sind sehr individuell und ein großer Pluspunkt der Geschichte ist es, wie die einzelnen Charaktere miteinander agieren. Und das Huhn! Das Huhn ist definitiv auch ein Pluspunkt!

Ein weiterer Aspekt, der mir an dem Buch gut gefallen hat, ist der Humor. Trotz mitunter düsterem Setting ergibt sich gerade aus der Gruppendynamik heraus so einige amüsante Dialoge und absurde Situationen, die mich prächtig unterhalten haben.
Was die Handlung angeht, so kann man es in einem Wort zusammenfassen: solide. Die Geschichte zog mich jetzt nicht so in ihren Bann, dass ich atemlos jede Seite umblätterte, aber sie ist trotzdem gut gemacht und das Ende rund. Kein Highlight, aber zufriedenstellend

Fazit:

An Wie man einen Prinzen tötet, gefiel mir vor allem die Charaktere, einschließlich der Protagonistin, sowie der trotz düstere Themen gelungene Humor. Das Buch mag jetzt kein Lieblingsbuch auf Lebenszeit geworden sein, aber alles in allem hat es mich prima unterhalten und ich habe keinen Kritikpunkt, der einen ganzen Punkt Abzug rechtfertigen würde.

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Cover des Buches Die Berufene (ISBN: 9783426515136)

Bewertung zu "Die Berufene" von M. R. Carey

Kagali
Kurzmeinung: Die Berufene bringt frischen Wind ins Zombiegenre mit starker Protagonistin, verliert aber Tempo und verschenkt Potenzial im hastigen Ende.
Ein anderer Zombieroman

Das Buch war ein Spontankauf am Bücher-Krabeltisch. Ich nahm es vor allem mit, weil es irgendwo hinten in meinem Kopf klingelte, schon mal positive Stimmen zu dem Buch gehört zu haben. Als ihr dann das Buch prompt auf meine Leseliste für 2024 gesetzt habt, war meine Neugierde natürlich umso mehr geweckt. Mal schauen, ob es mich überzeugen konnte.

Wer ist das Monster?
Zombieromane sind ja nun wirklich nichts Neues und auch der vom realen Pilz Ophiocordyceps unilateralis inspirierte Verursacher ist spätestens seit The Last of Us in Kreisen von Fans des Genres ein Begriff. Einen Roman aber aus der Sicht einer Infizierten zu erzählen, anstatt den heroischen Kampf der letzten Überlebenden zu schildern, das kam noch nicht so oft vor. Zugegeben, völlig neu ist auch diese Idee nicht, man denke da nur an die Komödie Warm Bodies, aber während genannter Film/Romanvorlage eine satirische Romcom ist, geht M. R. Carey das Thema ernsthaft an und bringt mit diesem Perspektivenwechsel durchaus frischen Wind ins Genre.

Allgemein lässt sich sagen, dass Protagonistin Melanie das Beste an dem Roman ist. Gerade die erste Hälfte, in der man als Leser/in vor allem Melanie, ihre (eingeschränkte) Welt und ihre Denkweisen kennenlernt, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es ist diese Ambivalenz zwischen, kindliche Naivität und gleichzeitig erschreckender Intelligenz und Selbstreflexion, die Melanie so unglaublich faszinierend und komplex macht. Melanie weiß, dass sie eine Bedrohung für die Menschen ist, doch sie begreift die Welt mit einer Unschuld, die den/die Leser/in emotional stark anspricht und dies regt immer wieder dazu an, über fundamentale Grundsätze des menschlichen Zusammenlebens nachzudenken. Nicht umsonst spielt der Autor auch immer wieder ganz gezielt mit der, zwar bekannten, doch dadurch nicht weniger spannenden Frage: “Wer ist das wahre Monster?”, und hinterfragt, was Menschlichkeit eigentlich bedeutet. Auf diesen Ebenen hat mir der Roman wirklich gut gefallen.

Ein weiterer interessanter Aspekt des Romans ist die Beziehung zwischen Melanie und Miss Justineau, ihrer Lehrerin und Beschützerin. Die Verbindung der Beiden ist emotional und vielschichtig, aber auch rätselhaft. Miss Justineau zeigt eine außergewöhnliche Fürsorge für Melanie, fast mütterlich, und trotzdem bleibt die Natur dieser Beziehung bis zum Schluss schwer greifbar, also zumindest für mich. Ist sie eine Mutterfigur? Eine moralische Instanz? Oder sieht sie in Melanie eine Chance auf Erlösung in einer von Monstern dominierten Welt? Diese Mehrdeutigkeit lässt Raum für Interpretationen, was spannend sein kann, aber auch verwirrend und frustrierend, da es keine klar definierte Antwort gibt.

Von zu vielen und zu wenigen Worten
Doch ginge es mir nur um ethische Fragen und Sozialkritik allein, hätte ich zu einer Facharbeit greifen können. Von einem belletristischen Roman erwarte ich auch einen gewissen Unterhaltungswert und hier kommen wir bei Die Berufene ins Schwanken, vor allem ab der zweiten Hälfte. Denn während es zwar an brenzligen Situationen und “Überlebenskampf” nicht mangelt, hatte ich doch irgendwann das Gefühl, dass die Gruppe auf der Stelle tritt. Ich begann mich zu fragen, wo diese Geschichte hinführen sollte, was bei mir viel der Spannung herausnahm. Ich sehe, dass der Autor versuchte auch den Nebencharakteren mehr Tiefe zu verleihen und bis zu einem gewissen Grad ist ihm das auch gelungen, aber trotzdem bleibt das Gefühl, dass man hier auch hätte kürzen können, gerade wenn man sich danach das Ende vor Augen führt.

Denn mit diesem ist das so eine Sache. Auf der einen Seite ist die Idee genial und, hier lehne ich mich mal aus dem Fenster, in dem Genre so wohl tatsächlich noch nie dagewesen. Aber gerade, weil die Idee so gut ist, war ich ziemlich enttäuscht, wie überhastet und unbefriedigend es abgehandelt wird. Dabei ist nicht der offene Charakter des Endes das Problem, sondern vielmehr, dass man als Leser/in keine Chance bekommt, die Wege und Wendungen, die zu den Entscheidungen am Ende führten, wirklich nachvollziehen zu können. Vieles scheint aus heiterem Himmel zu kommen, das frustriert. Da hätte ich mir gewünscht, dass ein gutes Stück aus dem Mittelteil gekürzt worden wäre, um dem Ende dafür mehr Raum zu geben.

Fazit:

Die Berufene von M. R. Carey bringt frischen Wind ins Zombiegenre, vor allem durch den gekonnten Perspektivenwechsel zwischen “Monster” und Mensch und punktet mit einer hochkomplexen und faszinierenden Protagonistin. Dennoch verliert die Geschichte nach einem starken Beginn zunehmend an Fahrt, und die Handlung zieht sich in der zweiten Hälfte spürbar. Das vielversprechende, aber zu hastig abgehandelte Ende verstärkt den Eindruck, dass der Roman Potenzial verschenkt. Insgesamt blieben gemischte Gefühle bei mir zurück und vor allem der Gedanke, dass hier mehr drin gewesen wäre.

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Cover des Buches Scurry 1 (ISBN: 9783986661182)

Bewertung zu "Scurry 1" von Mac Smith

Kagali
Kurzmeinung: Mit beeindruckendem Zeichenstil und düsterer Atmosphäre fesselt Scurry, hat aber schwache Charaktere und einen vorhersehbaren Plot.
Watership Down meets Apokalypse

Cross Cult hat es in letzter Zeit mit Mäusen, nicht war? 🤭 Nach der Neuauflage des Tiergeschichten Klassikers Redwall erobern nun die putzigen Nager auch den Comicbereich. Da mich, wie erwähnt, das Cover sofort faszinierte, war ich sehr gespannt auf den Comic. Zurecht?

Watership Down meets Apokalypse
Die todgeweihte Kolonie ist der Auftakt einer Comicreihe, in der uns Autor und Künstler Mac Smith in eine apokalyptische Welt versetzt und das aber nicht an der Seite von Menschen, sondern Mäuse. Die Kolonie hatte bisher an der Seite der Menschen ein gutes Leben, doch seit geraumer Zeit sind diese spurlos verschwunden und die gewohnte Nahrung der Hausmäuse wird knapp. Dazu kommen allerhand Raubtiere, wie Katzen, Hunde oder Raubvögel, die diese neue Welt immer mehr für sich beanspruchen und im Wald hinter dem Haus lauern sogar noch gefährlichere Räuber. In dieser gefährlichen Welt versucht der jungen Mäuserich Wix alles, um neue Nahrungsquellen für die Kolonie zu finden, nichts ahnend, dass in dem Haus, das er zurücklässt, die Machtverhältnisse sich beginnen zu verschieben.

Ich war als Kind ein großer Fan der lose auf der gleichnamigen Buchvorlage basierenden Zeichentrickserie “Unten am Fluss” (eng. Watership Down), in der eine Gruppe von Kaninchen ein neues zu Hause sucht, nachdem ihr altes von Bauarbeiten zerstört wurde und auf dem Weg allerhand Gefahren begegnet, aber auch viele “zwischenmenschliche” Hürden innerhalb der Gruppe überwinden muss.
Durch das apokalyptische Setting hat Scurry einen deutlich düsteren Grundton, als Watership Down (auf die Serie gesehen, da das Originalbuch, wie gesagt, ziemlich brutal ist). In einigen Punkten ist Scurry dem Klassiker der Tiergeschichten aber recht ähnlich, so etwa die konstante Bedrohung durch Raubtiere oder die Schwierigkeiten mit Feindseligkeiten innerhalb der Gruppe. Wer also Watership Down mochte, für den ist Scurry definitiv ein Blick wert.

Digitales Highlight
Einen und noch mehr Blicke wert, sind auf alle Fälle auch die Zeichnungen des Comics. Man sieht, dass diese komplett digital entstanden sind, warum da aber manche Vorbehalte gegenüber haben, kann ich gar nicht nachvollziehen, beweist doch grade Scurry, wie wunderschön das aussehen kann. Mac Smith hat ein großes Talent dafür, gerade durch Licht und Schattensetzung Stimmung zu erzeugen. Ob es das menschenverlassene Haus in der Abendsonne, in dem die Staubkörner im Licht tanzen, oder der bedrohliche Wald im Zwielicht ist, immer wieder sind es gerade die Lichtspiele, die den Zeichnungen eine dynamische Lebendigkeit verleihen.
Auch die Tiere sind gut gelungen und treffen eine gute Balance zwischen Realismus und Anthropomorphismus

Wie die Menschen, so die Mäuse

Kommen wir zur Handlung. Der Plot ist geprägt von einem hohen Tempo und vielen Actionszenen, was der Geschichte zwar durchaus Dynamik, und Spannung verleiht, aber es bleibt auch wenig Raum, die Figuren wirklich kennenzulernen. Sie wirken dadurch teilweise blass und unnahbar, was es erschwert, eine tiefere emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Auch ist die Handlung zwar unterhaltsam, hangelt sich aber an vielen Punkten ab, die man aus den Genres (Post)apokalypse und Dystopie schon kennt. Tatsächlich verhalten sich die Mäuse hier nicht viel anders, als die typischen menschlichen “Überlebenden” anderer Werke dieses Genres. Das macht die Geschichte zwar nicht weniger spannend, lässt sie aber in Bezug auf narrative Innovation etwas hinter meinen Erwartungen zurückbleiben.
Loben möchte ich hingegen die Spannung, die sich durch die Handlung zieht, ausgelöst durch die Fragen, was um Himmels willen mit der Welt und den Menschen passiert ist. Diese Frage bleibt lange unbeantwortet und sorgt dafür, dass man als Leser immer weiter blättern möchte. Diese Neugierde, die Smith geschickt zu wecken versteht, sind ein treibender Faktor für mich persönlich gewesen. Ob ich meine Antworten bekommen habe, verrate ich euch aber natürlich nicht.


Fazit:

“Scurry: Die todgeweihte Kolonie” ist ein gelungener Einstieg in eine düstere Tiergeschichte, die durch ihren beeindruckenden Zeichenstil und die beklemmende Stimmung besticht. Mac Smiths visuelle Umsetzung zieht den Leser tief in die apokalyptische Welt der Mäuse hinein, während die ständige Bedrohung und die ungelösten Fragen für anhaltende Spannung sorgen. Die Charakterentwicklung bleibt aber etwas auf der Strecke, und der Plot bewegt sich oft auf bekannten Genrepfaden. Für Fans von düsteren Abenteuern und/oder Tiergeschichten alla Warrior Cats und Watership Down, ist Scurry aber dennoch eine empfehlenswerte Lektüre.


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Diese und andere aktuelle Rezensionen (mit zusätzlichem Coververgleich Deutsch/Original) findet ihr auch auf meinem Blog Miss PageTurner (https://miss-pageturner.de)

Cover des Buches Das Gold der Krähen (ISBN: 9783426654491)

Bewertung zu "Das Gold der Krähen" von Leigh Bardugo

Kagali
Kurzmeinung: Trotz Tempoverlust und oft vorhersehbaren Rettungen bietet Das Gold der Krägen dank starker Charaktere weiterhin viel Lesespaß.
Lesespaß trotz vorhersehbarer Wendungen

Dieses Buch hatte es wirklich nicht leicht bei mir. Gekauft, nachdem ich Band eins beendet hatte, fristete es eine Ewigkeit auf meinem SUB. Drei Mal setzte ich es auf meine xx für Jahr 20xx Challenge Liste doch jedes Mal habe ich es dann doch nicht gelesen (und meine Challenge auch nie geschafft 😅). Warum ich es immer wieder verschmäht habe, kann ich gar nicht wirklich sagen, aber als es dann von euch erneut auf meiner Friend’s Choice Liste landete, habe ich mir selbst einen Tritt in den Hintern gegeben und es endlich in die Hand genommen.

Alte Freunde
Da das Buch, wie erwähnt so lange ein SUB-Dasein fristete, machte ich mir beim Beginn des Lesens etwas Sorgen, dass ich den Anschluss längst verloren haben könnte. Doch nachdem ich nochmal meine Zusammenfassung von Das Lied der Krähen gelesen hatte, kam ich doch erstaunlich gut wieder rein. Das lag natürlich auch wieder an den Charakteren, die weiterhin die ganz große Stärke der Dilogie sind. Auch nach so langer Pause, waren sie mir sofort wieder vertraut, wie alte Freunde.
Ein Grund dafür ist, dass die Autorin es schafft, trotz der hohen Anzahl der ProtagonistInnen, allen genug Raum zu geben, um mit seiner oder Ihrer Individualität zu glänzen, ihre Backstorys zu schildern und Persönlichkeiten zu definieren. Auch die Verteilung der Kapitelanteile ist ungefähr gleich und keiner der Krähen geht unter. Dafür verdient Leigh Bardugo großes Lob, denn das ist bei sechs ProtagonistInnen gar nicht so einfach. Auch die diversen Handlungsstränge empfand ich als gleichwertig spannend, das kommt auch nicht vor, meistens kristallisieren sich doch einer oder zwei raus, die deutlich unterhaltsamer, als die anderen sind, doch hier waren die häufigen Wechsel kein Problem, da alle Charaktere Interessantes erlebten.

Die vermeintliche Ausweglosigkeit
Bezüglich der Handlung muss ich sagen, hatte das Buch seine guten Momente, aber auch eins, zwei Schwächen. Insgesamt empfand ich die Handlung etwas zäher, als beim Vorgänger. Es wird viel mehr Zeit auf Planung und der Diskussion über das weitere Vorgehen verwendet, sodass der Plot im Vergleich zum rasanten Einbruch in das Eistribunal in Band eins weniger temporeich und dafür dialoglastiger ist. Letzteres muss nicht zwangsläufig die Spannung mindern, tut es hier aber schon. Zwar gibt es auch hier wieder rasante und ereignisreiche Passagen, doch dazwischen gab es immer wieder Kapitel, bei denen ich das Gefühl hatte, dass alle etwas auf der Stelle treten.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht ganz zusagte, war der mittlerweile doch recht häufige Versuch durch vermeintliche Ausweglosigkeit die Spannung zu erhöhen. Ein Kniff, der prinzipiell sehr gut funktioniert, sich bei zu häufiger Verwendung jedoch schnell abnutzt. Und Bardugo hat ihn bereits in Band eins schon zu oft ausgereizt, als dass man hier in Band zwei noch wirklich glauben kann, dass irgendeine Situation für die Krähen wirklich ausweglos ist. Man weiß einfach schon, dass Kaz immer etwas in der Hinterhand hat und dass, obwohl es so aussieht, die Krähen seinen in die Ecke gedrängt worden, das alles in Wahrheit ihnen in die Hände spielt. Dadurch kam für mich kein wirkliches Gefühl der Bedrohung mehr auf. Es war zwar weiterhin interessant zu verfolgen, wie der Masterplan denn nun genau abläuft, aber und die Charaktere gebangt habe ich nicht, was für mich die Spannung etwas minderte. Positiv erwähnt werden muss hier aber dann das Ende und ein dramatisches Ereignis, mit dem ich so nicht gerechnet hatte. Überhaupt ist das Ende ziemlich bittersüß, was aber gut zu den Krähen und Ketterdamm passt.

Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich zwar meine Kritikpunkte am Plot hatte, ich das Buch aber im Großen und Ganzen trotzdem sehr unterhaltsam fand und auch wenn ich finde, dass dieser Zweiteiler gut so stehen bleiben könnte wie er ist, hätte ich auch kein Problem damit nochmal an der Seite der Krähen einen Coup aller Coups zu bestreiten, sollten sich die Gerüchte um einen geplanten dritten Band bewahrheiten.

Fazit:

Zwar hinkt der Plot durch Tempoverlust und überstrapazierte Rettungen in letzter Sekunde dem Vorgänger etwas hinterher, dennoch macht das Gold der Krägen überwiegend Spaß zu lesen, war vor allem an den wunderbaren Charakteren und ihre Dynamik zusammen liegt.


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Cover des Buches From Below - Die Toten warten (ISBN: 9783986761127)

Bewertung zu "From Below - Die Toten warten" von Darcy Coates

Kagali
Kurzmeinung: Spannendes Setting, beklemmende Atmosphäre – fast fesselnd. Nur die lückenhaften Hintergründe enttäuschen etwas, dennoch absolut lesenswert.
In der Tiefe wartet das Grauen

Dieses Buch hatte es recht spontan auf meine Must-have Liste im April geschafft, denn ich hatte es eher kurzfristig zum Et überhaupt entdeckt. Genauso spontan war dann der Kauf (sonst verbringen Bücher bei mir meist erst einige zeit auf der Wuli), was zum einen vielleicht auch am super Ebookpreis lag, aber auch weil ich einfach so richtig Lust auf einen unterhaltsamen Horrorroman hatte und das Thema “Geisterschiff” immer ganz besonders spannend finde. Doch hat sich dieser Impulsivkauf gelohnt?

Titanic goes Horror

Das Motiv des Geisterschiffs ist so alt, wie das Horrorgenre selbst, eigentlich sogar älter, wenn man den zahlreichen, schon seit Jahrhunderten auf See kursierenden Seemannsgarn von allerhand gespendeter und Geister auf den sieben Weltmeeren berücksichtigt. In der Vergangenheit mögen es die langen, oftmals rauen tage auf See gewesen sein, die die Fantasie der Seeleute beflügelt hat, doch auch heute ist die Faszination von verfluchten Schiffen und mysteriösen unbemannt dahintreibenden Booten ungebrochen. Und dann ebenso unsere heutige Faszination für die Luxusliner aus dem Anfang des 20. Jh. mit ihrer krassen Ambivalenz zwischen strenger Klassenhierarchie und Dekadenz. Und immer natürlich das Unglück der Titanic im kollektiven Gedächtnis

So oder so, diese Kombination war von Anfang an also sehr vielversprechend. Da braucht es dann tatsächlich auch gar nicht so viel Innovation im grundlegenden Handlungsverlauf. Eine Gruppe von Abenteuern/Schatzsucher/Forscher, was auch immer entdeckt ein seit Jahren verschollenes Schiff und geht auf Erkundungstour. Darcy Coates weicht hier von diesem aus diversen Horrorfilmen/Literatur bekannten Schema wenig ab, aber das muss sie auch gar nicht. Gerade weil man hier als Leser/in eine Ahnung hat, wie die Handlung verlaufen wird, steigt man schon beim allerersten Tauchgang mit der Crew schon mit erhöhtem Nervenkitzel ein, zumindest war es bei mir so. Sind unsere Protagonisten noch zunächst arglos und voller Forscherdrang, ist man selbst beim Lesen schon recht angespannt und hinterfragt jeden geschilderten Schatten, jede falsche Bewegung im Wasser argwöhnisch.
Das machte für mich das Buch von Beginn an spannend, auch wenn auf den ersten Tauchgängen gar nicht so viel passiert.

Da bleibt einem die Luft weg…
Dass auch die erste Hälfte des Buches ohne allzu viele Jumpscares unterhaltsam und spannend ist, liegt für mich auch an der hervorragenden Umsetzung des tachsettings. Man merkt zum einen, dass die Autorin entweder selbst dem Tauchsport nachgeht oder aber sehr gut recherchiert hat, jedenfalls bot das Buch bei allem Grusel auch interessante Einblicke in Techniken, Ausrüstung und Verhaltensweisen beim Tauchen, ich kann sagen, dass ich einiges gelernt habe.
Zum anderen ist besagtes Setting eben auch einfach mega beklemmend und damit nervenaufreibend. 100 Meter Wasser über sich, eine tiefe, in der man (wie gelernt) ein spezielles Gasgemisch im Tank haben muss, weil a) der Sauerstoff durch den Wasserdruck eine toxische Wirkung entfaltet und b) der in normaler Luft enthaltener Stickstoff zum sogenannten Tiefenrausch, einem betrunken ähnelnden Zustand führen kann. Von der allgemein bekannteren Taucherkrankheit mal ganz zu schweigen.
Schon ohne die übernatürlichen Vorgänge auf der Arcadia wäre also eine Erkundung des Wracks gefährlich und “intensiv” gewesen doch mit dem Schrecken, der dort unten Lauert, entfaltet sich beim Lesen eine bedrückende, doch einnehmende Atmosphäre, die einen sprichwörtlichen Sog ausübt und mich völlig in ihren Bann gezogen hat.

Der unbekannte Schrecken in der Tiefe
Bis kurz vor Schluss hätte ich dem Buch die volle Punktzahl gegeben und es wäre ein klarer Anwärter auf ein Jahreshighlight geworden. Doch leider, leider, ließ mich mal wieder das Ende eines Horrorromans in der Luft hängen. Ich liebe übernatürlichen Horror, aber eine Sache ist mir immer sehr wichtig: Ich will”s genau wissen. Ich brauche Hintergründe und Erklärungen, will immer ganz genau wissen, warum es spukt, woher der Fluch oder das Monster kommt und warum was auch immer in dem jeweiligen Roman grade Thema ist, gerade in Erscheinung tritt. Diese verborgene Geschichten und Vergangenheiten eines Ortes, von Figuren oder Objekten etc. zu erfahren, ist für mich ein großer Reiz des Genres und unabdingbar, damit mir ein Horrorroman wirklich gefällt.

Und zunächst schien From Below hier auf einem guten Weg, denn die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen die Gegenwart in der das Dokuteam das Wrack erkundet und zum anderen die Vergangenheit auf der letzten Fahrt der Arcadia. Die Autorin hat es geschickt gemacht und setzt den Beginn des Vergangenheit-Handlungsstrangs einige Tage vor Untergang des Schiffes an, sodass auch diese Rückblenden zunächst dem/der Leser/in nicht zu viel verraten und Geheimnisse erst nach und nach aufgedeckt werden. Das funktioniert lange Zeit sehr gut, doch zum Ende hin, als die Ereignisse dramatischer werden, scheinen die Ursachen in den Hintergrund zu rücken und irgendwann hören die Erklärungen ganz auf, obwohl bei weitem nicht alle Fragen geklärt sind. So schilder uns Darcy Coates zwar prinzipiell, wer oder was für den Untergang der Arcadia verantwortlich ist, lässt aber wichtige Details aus, wie etwa was genau XXX ist, wie es überhaupt dahinkam und was seine Beweggründe sind. Einfach nur “es ist böse” fand ich schon immer schwach.
Diese offenen Fragen, die mich nach Beenden des Buches nicht ganz zufrieden zurückließen, sind der Grund, dass das Buch die volle Punktzahl knapp verfehlt hat. Eine Leseempfehlung verdient es aber allemal, denn der Unterhaltungsfaktor war für mich bis zum Ende trotzdem sehr hoch und könnte ich halbe Punkte vergeben wären es 4,5/5 geworden.

Fazit:

Knapp am Jahreshighlight vorbeigerauscht. Dank eines spannenden (und gut recherchierten) Settings und eine wunderbar beklemmenden Atmosphäre hat das Buch mich fast komplett fesseln können und ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Lediglich die lückenhaften Hintergründe zum Schrecken in der Tiefe konnten mich mit meinem Wissensdurst nicht ganz überzeugen. Aber lesenswert ist das Buch dennoch allemal.


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Kurzmeinung: Ein Sachbuch, das Sport mit Gesellschaftskritik verbindet – auch für Sportmuffel lesenswert, vor allem dank der tollen Grafiken.
Lesenswert – trotz bekannter Stories

Wer meinen Rezensionen schon länger folgt, weiß es vielleicht schon: Aber ich bekenne mich als großer Fan des Katapult Magazin und Verlages. Die Mischung aus Information, Humor und Anschaulichkeit in ihren Sachbüchern und Atlanten begeistert mich immer wieder aufs neue und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Katapult Buch einzog. Dieses Mal begab ich mich in die Welt des Sportes.

Die Mär vom “neutralen” Sport
Als ich Geschichtswissenschaften studierte, belegte ich in einem Semester einen Kurs, der sich mit dem Sport in der DDR beschäftigte. Im Zuge dessen begann ich eine Hausarbeit über die Fanfreundschaft vom FC. Union und Hertha BSC (ich weiß, heute unvorstellbar, pfui), die über die Mauer hinweg und gegen das System Berliner verband und vereinte. Ein wahnsinnig spannendes Thema und auch wenn ich die Hausarbeit nie abgab (sorry Frau Dr. Laukötter) hat mir die Bearbeitung des Themas doch vor Augen geführt, wie sehr der Sport die Menschen beeinflusst und umgedreht. Denn letztendlich ist der Sport ein Spiegel der Gesellschaft und als solcher kann er eigentlich gar nicht neutral sein, denn er wird immer vom aktuellen Zeitgeschehen beeinflusst, ist Wandel und Anpassungen unterworfen und ein Ausdruck dessen, was die Menschen gerade bewegt. Der “neutrale” Sport, den diverse Verbände wie z.B. FIFA oder IOC also so gerne proklamieren, ist nichts weiter, als eine Illusion und das wird auch anhand von den 33 hier vorgestellten Geschichten deutlich.

Was mir gut gefallen hat, war die Bandbreite der Themen. Von sozialen Themen wie dem Rassismus in der NFL, Homophobie im Sport oder diversen Situationen, in denen Frauen benachteiligt werden, geht es auch um geopolitische Themen wie z.B den Sport als Mittel zur Anerkennung eines Staates (Was z.B. die DDR, um auf den Anfang zurückzukommen, im großen Stil betrieb), oder klimarelevante Themen wie die katastrophale Ökobilanz der Formel 1.

Vom Spektrum her also eine breit gefächerte und ansprechende Auswahl. Was die “Bekanntheit” angeht, hätte ich mir allerdings etwas mehr Überraschungen erhofft. Der Großteil der Themen hatte in den vergangenen Jahren schon einiges an mediale Präsenz, sodass ich bei diesem Buch, anders als bei anderen Büchern des Verlags, etwas weniger das Gefühl hatte, viel Neues zu erfahren.
Sicherlich, vieles, was in den Medien nur kurze Nachrichten waren, wird hier vertieft und mit Grafiken ergänzend dargestellt, trotzdem hätte ich mir ein paar mehr Geschichten gewünscht, die weniger bekannt sind. Genug Material liefert die Sportwelt, da bin ich mir sicher. Dafür gibt es auch den einen Punkt Abzug in meiner Bewertung.

Ansonsten ist das Buch, wie von Katapult gewohnt, wieder lehrreich und unterhaltsam zugleich. Autor Fabian Sommavilla hatte mir schon mit seinem Buch 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn gezeigt, dass er Fakten gut verständlich und unterhaltsam vermitteln kann und zeigt dies auch hier wieder. Mit einer guten Balance zwischen lockerem Geplauder und Infodropping führt Sommavilla einen durch die Welt des Sports und zwar eben nicht aus der Sicht eines reinen Sportfans oder Athleten, sondern mit seinem journalistischen Blick, was das Buch auch für jene, die weder gerne Sport treiben noch schauen einen Blick wert macht.

Fazit:

Ein weiteres spannendes Sachbuch aus dem Katapult Verlag, dass den Sport ins Licht sozialkritischer und gesellschaftlicher Themen rückt und selbst für Sportmuffel lesenswert ist. Wer allerdings aufmerksam das Zeitgeschehen verfolgt, wird viele Geschichten schon kennen. Trotzdem lohnt sich das Buch, schon allein wegen den, wie immer, tollen Grafiken als Ergänzung.


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