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Kaisu

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Cover des Buches Vor dem Abgrund (ISBN: 9783751920391)

Bewertung zu "Vor dem Abgrund" von Michael Hirtzy

Vor dem Abgrund
Kaisuvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Wir befinden uns in einer möglichen Zukunft. Genauer gesagt, in dem Jahre 2031 in Deutschland. Eine Gruppe von fünf Studenten bekommt...
Auftakt mit kleinen Schwächen

Wir befinden uns in einer möglichen Zukunft. Genauer gesagt, in dem Jahre 2031 in Deutschland. Eine Gruppe von fünf Studenten bekommt einen ganz besonderen Auftrag zugeteilt. Unter dem Deckmantel eines Großkonzerns, sollen sie Nanotechnologie auf Vordermann bringen, damit es auf den Markt gebracht werden kann. Allerdings gibt es einige Hürden und das gewünschte Update verläuft nicht reibungslos.

Es kommt zum Eklat zwischen Uni, Professor und Großkonzern. Da kann es nur einen Gewinner geben… Derweil haben die Studenten in Eigenregie weitergetüftelt und Großes erschaffen. Als Absicherung quasi, aber ob diese Absicherung wirklich so gut ist, wie sie glauben? Ob sich die Menschheit bewusst ist, was für Nanoteilchen da auf sie losgelassen werden? Und das im wahrsten Sinne des Wortes.


aufgeteilt in 4 Teile
auf 235 Seiten
 softer SciFi


Der Einstieg ist mir recht leicht gelungen. Der Schreibstil ist genau nach meinem Geschmack. Es werden technische Fakten geschickt eingebunden, ohne dass es langweilig wird. Somit ist der Lesefluss recht zügig. Ausgebremst wurde ich im Zwischenteil jedoch durch viel steifes “Anwaltsgerede”. Das ist einfach nicht mein Lesegeschmack. Am Ende kommt dann ordentlich Action ins Spiel und man spürt die angekündigte Apokalypse. Was den Bremser in der Mitte ein wenig schmälert.

Abschließende Worte:

Für mich war “Vor dem Abgrund” ein gelungener Auftakt mit kleinen Schwächen. Der erste und der letzte Abschnitt sind mir die liebsten gewesen. Vor allem am Ende, als endlich der Spannungsbogen ordentlich nach oben geht und nicht mehr vor sich hindümpelt. Da mir im zweiten Teil mehr Action versprochen wurde (hehe), bleibe ich am Ball und freue mich auf die Fortsetzung. Oder andere Werke von Michael Hirtzy.

Cover des Buches Mushishi 1 (ISBN: 9783964333018)

Bewertung zu "Mushishi 1" von Yuki Urushibara

Mushishi 1
Kaisuvor 4 Jahren
Cover des Buches 2024 - Singularity: Roman (deutsche Ausgabe) (ISBN: 9781709172786)

Bewertung zu "2024 - Singularity: Roman (deutsche Ausgabe)" von Matt Javis

2024 - Singularity: Roman (deutsche Ausgabe)
Kaisuvor 4 Jahren
Zukunftsvisionen

Jahrelang sprach man davon und nie konnte es in die Tat umgesetzt werden. Jetzt ist es endlich so weit. Künstliche Intelligenzen sind nicht mehr nur Laborexperimente oder unerfüllte Tagträume. Sie sind im Jahr 2024 unter uns. Oder besser gesagt, wir könnten sie unter uns haben. Zahlreiche Köpfe haben sich zusammengetan und etwas erschaffen, was sie bald an ihre Grenzen bringen wird. Doch bevor das alles geschieht, begeben wir uns erst einmal in eine Studenten-WG nach L.A.

Lou, Emil, Xiu und Francois suchen einen neuen Mitbewohner oder eine neue Mitbewohnerin. Allesamt sind sie schlaue Köpfe der regionalen Universitäten, forschen an neuen Apps, bauen lernfähige Roboter oder beschäftigen sich mit K.I.s. Das ruft ein paar Gegner auf den Plan, die intelligente Menschen als Konkurrenten ansehen. Aber auch Interessenten, die stets auf der Suche nach Nachwuchs sind. Umso seltsamer ist es, dass die neue Mitbewohnerin Elna, eine Art sechsten Sinn zu haben scheint.

“Sie wollte gerade die Leselampe einschalten und sich wieder ihrem Buch zuwenden, als sie aus den Augenwinkeln einen großen Van weiter hinten auf der Straße anhalten sah.” (S.67)

Nach dieser Beobachtung kommt es zu einem Überfall. Elna flüchtet Hals über Kopf, gemeinsam mit Lou, aus dem Haus. Die restlichen Bewohner sind mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen. Wobei man es vor allem auf Emil abgesehen hat. Was hat er, was die anderen nicht haben? Wieso ist er für die Entführer besonders relevant? Und vor allem, was hat Elna mit der ganzen Sache gemein? Was verbirgt sie vor den Studenten?

Neben den zahlreichen Fragen, von denen manche recht schnell beantwortet werden, beginnt ab diesem Zeitpunkt ein kleiner Wettlauf um Leben und Tod. Ähnlich einem Road Movie flüchten Elna und Lou vor den Tätern. Treffen auf neue Gefahren und folgen dabei stets dem Lauf der Straße, bis sie an dem eigentlichen Ziel angekommen sind und selbst das wirft nur noch mehr Fragen auf.

“Sie waren bis in die Nacht durchgefahren und hatten sich mehrmals abgewechselt.” (S.139)

Das ist eines der Probleme, die ich mit dem Buch hatte. Man begibt sich an mehrere Punkte. Fast übergangslos rennt man von einem Verderben in das nächste. Dabei wirken die Erlebnisse teilweise zu erzwungen und unglaubwürdig. Des öfteren habe ich Absätze mehrfach durchgelesen, da ich dachte etwas überlesen zu haben. Aber dem war nicht so. Zudem verebte so nach und nach meine Lesefreude. Neben Füllwörtern, die einen stocken lassen oder der Vorhersehbarkeit, gab es noch ein Problem.

“Singularity 2024” umfasst knapp 280 Seiten. Es wird so oft der Schauplatz gewechselt, dass man diese inhaltlich gar nicht richtig ausfüllen kann.  Theoretisch hätte zum Beispiel auch alles in Berlin spielen können und nicht in Amerika. Die jungen Wissenschaftler benehmen sich zeitweise wie Teeanger und hätten auch Alex, Peter und Susanne heißen können. Es fühlte sich für mich so an, als ob der Autor viele Ideen und Unmengen Wissen in das Buch packen wollte, die einzelnen Szenen aber nicht reifen lies. Die Charaktere blieben alle unnahbar für mich. Ich fühlte nichts und hoffte einfach nur, dass das Ende alles rausholen würde. Dem war für meine Begriffe nicht so.

“Eine Erkenntnis, sie zu behüten, sie alle zu befreien,
 Ins Licht zu führen und ewig zu gedeihen.” (S.107)

Mit Vorfreude bin ich an den Namensvetter von William Hertling* herangegangen. K.I.s. sind einfach ein Thema, was ich gerne in Büchern lese und deren Entwickling in der Realität ich interessiert verfolge. Hier wird der Fortschritt erst in der zweiten Hälfte näher aufgegriffen und bedient sich dann auch noch diversen Komponenten, wie man schon von den SciFi-Kollegen kennt. Somit kommt es leider zu keinen Überraschungen oder Aspekten, die einem in Erinnerung geblieben wären.

Cover des Buches Keine Leiche, kein Problem – Die 3. und letzte Staffel (ISBN: 9781521891575)

Bewertung zu "Keine Leiche, kein Problem – Die 3. und letzte Staffel" von Per Sander

Keine Leiche, kein Problem – Die 3. und letzte Staffel
Kaisuvor 6 Jahren
Cover des Buches Der fünfte Erzengel (ISBN: 9783958352377)

Bewertung zu "Der fünfte Erzengel" von Andreas Gruber

Der fünfte Erzengel
Kaisuvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Für Fans des soften Horror-Grusel-Genres und von Autor Andreas Gruber, ein must-have!
Kurzgeschichtensammlung

Fünfzehn unheimliche Geschichten, dreimal kurz kommentiert

Bereits zum vierten Mal hat der Luzifer Verlag mit Andreas Gruber einen Kurzgeschichtenband herausgebracht. Man könnte nun auf den Gedanken kommen, dass Gruber sehr gerne short stories schreibt. Mmmh, ob man damit richtig liegt? Zwar sind nicht alle neueren Datums, sondern kommen teilweise noch aus den Kinderschuhen seiner Autorzeit, aber selbst die brauchen sich nicht hinter den frischen Jungspunten zu verstecken.

Hier widmet sich der Autor wieder dem Horror, was er bereits in „northern gothic“ gemacht hat. Um einen kleinen Einblick zu geben, habe ich drei Geschichten näher unter die Lupe genommen. Sie repräsentieren komplett unterschiedliche Nischen des Gruselgenres und wissen dennoch zu unterhalten. Die Jahreszahl hinter dem Titel gibt hierbei nicht die Epoche, sondern das Schreibjahr an.

„Die Testamentseröffnung“ (1999)


Wir schreiben das Jahr 1869 und finden uns in einem kalten, verregneten Wien wieder. Erich von Habitz reist in einer Kutsche zu einem Notar, um den letzten Willen seines kürzlich verstorbenen Vaters zu vernehmen. Anfangs klingt alles nach einer normalen Erbschaft. Doch da gibt es noch die zweite Hälfte des Testaments, die die letzten Tage eines Mannes wiedergibt, der scheinbar nicht aus ganz freiwilligen Stücken von den Lebenden gegangen ist.

    Wer den alten gotischen Stil des Horrors mag, ist hier perfekt aufgehoben!

„Willkommen in Seikersdorf“ (2008)

Sabine ist Reporterin und möchte über das ortsansässige Unternehmen „Genetic Industries“ berichten. Eigentlich kein großes Ding. Aber ihr Chef ist dagegen. Ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt, von der Scheidung und dem plötzlichen Verschwinden ihres Bruders Michael erzählt und schon darf sie losdüsen. Michael hatte einst in dem Unternehmen gearbeitet und ist wie vom Erdboden verschluckt. Dem will sie auf den Grund gehen und betritt dabei gefährliches Terrain.

    Grusel in der Wissenschaft. Das hat definitiv was!

„Amazon.jp“ (2014)

Otto ist österreicher Autor und zusammen mit seiner Frau Elisabeth, begibt es sich auf eine Werbetour nach Japan. Herzlich werden die beiden empfangen und lernen das Land mit seinen Sitten und Bräuchen auf eine ganz eigene Art kennen. So gibt man sich höflich und lächelt. Bedankt sich, fragt, möchte mehr, bedankt sich und möchte noch mehr. Schließlich gilt ein direktes „Nein“ als unhöflich. Ob Otto weiß, auf was er sich da eingelassen hat, als er eine Haarlocke spendet und man mehr möchte?

    Ein witzig makaberer Einblick in die Autorenwelt & Japan.

Ich hoffe, ich konnte mich diesem kurzem Einblick Lust auf das Buch machen! Das sind ein paar meine absoluten Favoriten gewesen, die mich erstaunt, unterhalten und gegruselt zugleich haben. Dabei möchte ich direkt vorweg nehmen, dass es keine Abstecher in den Splatterbereich gibt. Auch, wenn es diverse Andeutungen gibt. Zerfetzte Kadaver und blutrünstige sexgeile Monster dürfen sich nicht ausleben. Was natürlich kein Manko ist.

Im direkten Vergleich mit „northern gothic„ nehmen sich beide Sammelausgaben nichts. Auch hier gab es Geschichten, die mich nicht gepackt haben. Leider auch direkt zu Beginn, sodass ich anfangs etwas ernüchtert war. Zum Glück legt sich das rasch und ich konnte eine deutliche Steigerung erkennen. Man wandert wieder über querbeet den Kontinent und begleitet Männer und Frauen gleichermaßen durch ihre schaurigen Erlebnisse.

Wer Andreas Gruber mag, kommt an dieser Ausgabe nicht vorbei. Wer sich dazu noch gern etwas gruselt, sowieso nicht. Lobend kann ich auch wieder die kurzen Vorworte vor der jeweiligen Story hervorheben. So erfährt man ein wenig über den Ursprung der kommenden Zeilen und sieht, wie viel autobiographisches versteckt ist.

Prädikat: Liebhaber von Kurzgeschichten, kommen voll auf ihre Kosten!

http://life4books.de/2017/10/crime-der-fuenfte-erzengel/

Cover des Buches American Sniper (ISBN: 9783868839029)

Bewertung zu "American Sniper" von Chris Kyle

American Sniper
Kaisuvor 7 Jahren
Cover des Buches Das Gesicht meines Mörders (ISBN: 9783499272738)

Bewertung zu "Das Gesicht meines Mörders" von Sophie Kendrick

Das Gesicht meines Mörders
Kaisuvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Super Setting, lauer Aufbau und fehlender Nervenkitzel.
Perfekter Einstieg mit lauem Ende

Kurz kommentiert:

Da haben wir eine Frau, die aus dem Koma erwacht und unter Gedächtnisschwund leidet. Zum Glück ist die Amnesie nicht so stark, dass alles gelöscht wurde. Bruchstückhaft kommen die Erinnerungen zurück und helfen ihr zurück zum Leben zu finden. Dummerweise ist Clara – die besagt Frau – nicht einfach nur in einen Unfall verwickelt gewesen. Sie wurde überfallen und der Täter ist bis heute nicht gefasst. Sie ist somit ein wichtiger Zeuge oder eben ein Übel, das beseitigt werden muss – je nachdem aus wessen Sicht.

Klingt bis nach einem super Setting! Spannung ist da eigentlich garantiert, wenn man stets so viel weiß, wie Clara. Zunächst schaut auch alles danach aus. Man lauscht den Worten der Frau, die nicht weiß wo oben und unten ist. Wem man trauen kann und wem nicht. Und ist schockiert, als man ihre „alten“ Charakterzüge kennenlernt. Analysiert mit ihr gemeinsam ihre Umgebung und filtert nach Gut und Böse.

Dann kommt der Moment, wo man sich zu 90% sicher ist, wer hinter allem steckt und was vermutlich passiert ist. (und dieser kommt recht früh). Ab da achtet man auf jedes Indiz, sieht sich immer mehr bestätigt und das Spannungsfeeling flaut extrem ab. Die ewigen Dreher im Kreis unterstützen das auch noch. Immer wieder gibt es verdammt ähnliche Gedankenkarusells, die man irgendwann nicht mehr hören kann.

Da nützt auch die äußerst komplexe Hintergrundgeschichte nichts. Die letztlich keine große Rolle spielt und nur den Charakteren ein komplexes Gesicht gibt. Für die Auflösung – so bös es klingen mag – ist sie überhaupt nicht relevant. Füllt eher die Lücke zwischen „Oh, ich weiß wer es ist.“ und „Ha, ich hab es gewusst.“ Und die ist zeitweise sehr zähfließend und man möchte das Hörbuch am liebsten vorspulen…

Fazit:

Es ist nicht der Psychothriller, wie ich ihn erwartet habe. Eine Lese- oder Hörempfehlung kann ich daher nicht aussprechen. Denn selbst der starke Einstieg kann das Ruder nicht rumreißen.

Cover des Buches Billy (ISBN: 9783518467411)

Bewertung zu "Billy" von einzlkind

Billy
Kaisuvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Crime mal anders! Feiner schwarzer Humor und ein liebenswerter Mörder.
Das Einzelkind

„Grund ihrer Reise? Holiday.
Wie lange wollen Sie bleiben? Eine Woche.“ (S.37)

Da ist ein Mann unterwegs nach Las Vegas und hat eine Menge Geschichten und bösen Humor im Gepäck. So erzählt Billy wie er zu dem geworden ist, was er heute ist. Ein Mörder aus einem „anerkannten“ Familienbetrieb. Und der Job macht ihm Spaß. Zudem ist er schlaues belesenes Bürschen, was genau weiß, was er will.

„Menschen. Leben.
Und dann gibt es natürlich noch die, die sterben.
Durch mich.“ (S.109)

Er zieht über andere Mörder her. Erklärt vom grausigen Musikgeschmack seiner Tante, die er sehr geliebt hat und seiner Kindheit in Schottland mitsamt der leckeren Erbsensuppe. Billy war (und ist?) ein Außenseiter, der Philosophen mag und t-shirts mit dem Aufdruck „Eure Schlichtheit kotzt mich an.“ (S.107) anzog. Ein richtig liebenswürdiger Geselle.

Das Buch ist wirklich wie eine Erzählung aus der Sicht von Billy. Mit dem direkten Ich, wendet er sich an den Leser. Natürlich geht es nicht nur um seine Vergangenheit. Seine Reise ist gespickt mit seltsamen Genossen, die seinen Weg kreuzen und für feine Dialoge sorgen. Angst vor Überzeichnungen sollte man nicht haben, denn sie kommen hier vor. Aber es passt und wirkt stimmig.

„Ich mag keine Mörder.
Ich weiß, dass ich selbst einer bin.
Tja.“ (S.163)

Fazit:

„Billy“ ist kein gewöhnlicher Krimi oder gar Thriller. Er ist ein Buch, was unterhält, dramatisiert, verblüfft und einen zum schmunzeln bringt. Hier ist der Killer keiner Schublade entsprungen, sondern zeigt einen feinen Charakter auf, wie es ihn öfters geben sollte. Zwar brauchte ich 2-3 Kapitel um voll in den Leseschwung zu kommen, danach war ich aber mittendrin und wollte nicht mehr weg, bis das letzte gedruckte Wort gelesen war.

Cover des Buches Das Walmesser (ISBN: 9783837136333)

Bewertung zu "Das Walmesser" von C. R. Neilson

Das Walmesser
Kaisuvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Mehr als ein Krimi. Hier zeigt sich die Liebe zu einem besonderen Land.
Feine Hörlektüre


Im Ringen ums Leben gelangt man an einen Punkt, an dem die Grenze zwischen den Widersachern bis zur Unkenntlichkeit verschwimmt. Bin ich es,der diesen Kampf angezettelt hat, ist er es? Liege ich auf ihm, oder werde ich bereits wieder nach unten gedrückt? Gewinne oder verliere ich? Habe ich schon gewonnen, schon verloren? Mein Blut oder sein Blut? (Kapitel 1, erster Satz)

John Callum ist ein Mann, der vor dem Leben flüchtet. Er hat Dinge erlebt, die er vergessen möchte, aber nicht kann und so zieht es ihn auf die Färöer Inseln. Klein. Abgeschieden. Niemandsland. Hier kann er einen Neustart wagen und neu Fuß fassen. Aber er ist ein Fremdling. Die fallen auf in einem Dorf, wo jeder jeden kennt. Vor allem die Alten beäugen ihn. Zum Glück gibt es Ausnahmen, die ihn mit offenen Armen aufnehmen und so findet er einen Job, wo er etwas Geld verdienen kann.

Zwar ist der weit von seinem alten Beruf aus Schottland entfernt – nämlich Lehrer – doch er meckert nicht und nimmt das Leben so hin, wie es ihm entgegenkommt. Nur leider schlägt es fieser zu, als er sich je hat erträumen lassen. Denn nur durch einen Ortswechsel schüttelt man die Vergangenheit nun mal nicht einfach ab. Jemand kennt sein altes Ich und plötzlich ist da dieser Mord, wo er als alleiniger Schuldiger da steht.


„Ihr Name, bitte?“
„Callum. John Callum.“
„Ah, hier stehen Sie ja. Machen Sie in Tórshavn Urlaub, oder sind Sie auf Geschäftsreise hier, Mr. Callum?“
„Weder noch. Ich will hier leben.“ (S.22)

Mit diesem neuen Leben ist es dann erst einmal vorbei. Alle Indizien sprechen gegen ihn. Das Blut. Die Tatzeit. Keine Zeugen und dann noch der Streit, den er erst vor kurzem mit dem Opfer hatte. Schnell ist klar, es muss ein Racheakt gewesen sein. Nur findet man keine stichhaltigen Beweise. Weder das Tatmesser wird gefunden, noch kann man zu 100prozentig nachweisen, dass er am Tatort war. Also muss eine Spezialistin her. Schließlich will man John hinter schwedischen Gardinen sehen!

Was an dieser Stelle nach einem flotten und zeitgleich nervenaufreibend, spannenden Krimi klingt, täuscht etwas. Denn all diese Ereignisse finden nicht in rascher Abfolge statt. Man wechselt ständig zwischen Erinnerungen, Träumen und der Gegenwart hin und her. Was genau damals passiert ist, kommt erst gegen Ende ans Tageslicht. Vorher kann man nur Vermutungen anstellen. Man weiß also nie, ob John Täter oder Opfer ist.

Bei der frischen Tat hat man eine Ahnung und sieht sich in der irgendwann bestätigt. Dennoch beherrscht der Autor perfekt das Verwirrspiel, was gut für die unterschwellige Spannung ist. Denn aufgebrochen wird die Story durch die zahlreichen Beschreibungen und Erklärungen rund um das Inselleben. Man hat wirklich das Gefühl sich dort zu befinden. Das Rauschen der Wellen zu hören, den Wind in den zerzausten Haaren zu spüren und atmet die vom Meer gewaschene Luft ein. Ein Traum.

Als Hörbuch funktioniert dies perfekt. In der Buchform stell ich mir das an einigen Stellen etwas zäh vor, da man ja mehr von John und seinen Dämonen wissen will und nicht eine Studie über die Färöer Inseln lesen möchte. Zudem kommt die melancholische Stimmung Dank Marton Bross, dem Sprecher, sehr gut herüber. Das gesamte Buch wird aus der Ich-Perpektive erzählt und John ist am Boden zerstört. Er weiß nicht weiter. Genau DAS spürt man deutlich beim hören.

Am Ende kommt natürlich die komplette Auflösung und mit ihr die Erkenntnis, dass man das (Hör-)Buch trotz seiner kleinen Ecken und Kanten mochte und nicht von den Inseln verschwinden möchte. Zu gern hat man den Worten des gebrandmarkten Mannes gelauscht und ihn auf seinen Hoch und Tiefs begleitet. Wer die Färöer Inseln mag und nichts gegen eine umfangreiche Darstellung der Umgebung eines Mörders (?) hat, sollte zugreifen!

Cover des Buches Geständnisse (ISBN: 9783570102909)

Bewertung zu "Geständnisse" von Kanae Minato

Geständnisse
Kaisuvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Man liebt den asiatischen Stil, oder man hasst ihn. Ich finde ihn wunderbar!
Böse Geständnisse

„Warum habe ich also beschlossen zu kündigen?
Weil Manamis Tod kein Unfall war. Sie wurde ermordet, und zwar von Schülern aus dieser Klasse.“ (S.28)

Alles beginnt recht harmlos. Als Yuko Moriguchi, eine Lehrerin, ihrer Klasse mitteilt, dass sie gehen wird und ihre Schüler einen neuen Klassenlehrer bekommen werden. Doch schnell werden die Umstände klar und normal ist ab diesem Moment nichts mehr. Denn die Tochter von Moriguchi ist vor kurzem im Schul-Schimmbecken ertrunken und sie glaubt nicht an einen Unfall. Sie is der festen Überzeugung, dass es Mord war und zwei Schüler ihrer Klasse daran schuld sind.

Ob das berechtigt ist, weiß man natürlich nicht und statt sich sofort auf eine Seite zu schlagen. Pendelt man unschlüssig zwischen den Schülern der siebten Klasse und der trauernden Lehrerin hin und her. Vor allem, wenn man das Geständnis hört, will man die jungen Menschen schütteln und in Sicherheit bringen. Erfährt man dann aber mehr Details über das „Warum“ steht man voll hinter Moriguchi.

„Nicht zu fassen, dass sie nicht begreifen, wie großartig das hier ist. Dann zeige ich es eben jemand anderem, der es mehr zu schätzen weiß.“ (S.43)

Genau genommen hat sie einen üblen Stein ins Rollen gebracht, der sich nicht mehr aufhalten lässt. Man erfährt auf den nächsten Seiten wie ihre Bekanntgabe die Schüler – egal ob schuldig oder unschuldig – beeinflusst. Wie sie sich selbstkritisch hinterfragen, wie sie frustriert alles zerstören wollen oder gar in einer stummen Seifenblase verschwinden. Aber egal wie gut man sich abschottet, das Böse keimt in jedem heran oder steht sogar bereits in voller Blüte.

Wie man oben an dem Eingangszitat merkt, ist das Buch komplett aus der Ich-Perspektive geschrieben. Allerdings redet nicht nur die Lehrerin. Auch Schüler und das Umfeld kommt zu Wort. Wer genau, wird an dieser Stelle nicht verraten, da es dem Spannungsaufbau und der Aufklärung dient. Es ist von Kanae Minato jedoch sehr geschickt umgesetzt, da man so zweifeln, grübeln, vermuten und erahnen kann. Bis letztlich die Lösung komplett auf dem Tisch liegt.

„Vielleicht war das damals so, als er jung war, aber heute ist es anders. Keiner hat mehr richtige „Freunde“. – ich weiß gar nicht genau, was das überhaupt bedeutet.“ (S.186)

Ich kannte vor dem Buch bereits die Verfilmung „Confessions“ und halte mich daher zum Thema Spannung in der Kritik hier recht zurück. Schließlich kannte ich die Schlüsselmomente bereits und wurde nicht überrascht. Weiß aber noch, dass ich bei jeder neuen Erkenntnis erstmal schlucken musste. Vor allem wenn man begreift, was eine einzelne Aussage bezwecken kann.

Letztlich werden einige an der direkten Anrede zu knabbern haben. Selbst für mich war es im ersten Moment ungewohnt, dass das Buch wirklich SO anfängt wie seine Verfilmung (an Lob an den Regisseur). Man arrangiert sich jedoch damit und ist sofort mitten in der Materie drin. Auch wer seine Problemchen mit asiatischer Literatur hat, sollte zunächst in die Leseprobe reinschnuppern und danach zugreifen.

Alles in allem hab ich das Büchlein sehr gerne gelesen und kann definitiv einen Lesetipp aussprechen! Wenn man es zuschlägt und darüber nachdenkt wird einem erst einmal bewusst, wie viele zerstörte Seelen hier zu Wort kommen. Was es heißt beachtet und missachtet zu werden und was passiert wenn eine Behauptung in den Raum gestellt wird, die viele einfach hinnehmen und nur wenige sie hinterfragen.

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