Bewertung zu "Scholomance – Der letzte Absolvent" von Naomi Novik
Nachdem ich Scholomance – tödliche Lektion an einem Tag verschlugen hatte, konnte ich glücklicherweise kurz darauf in den nächsten Buchladen spazieren und mir sehr gespannt direkt Band zwei sichern. Allerding muss ich sagen, dass er mich nicht ganz so sehr begeistern konnte, wie Teil eins. Nach wie vor gab es Längen und kleinere Defizite im Erzählstil, die den Spannungsaufbau leider störten, der sich in diesem zweiten Band ohnehin schon etwas schwieriger gestaltete.
Die Charaktere wuchsen mir weiter ans Herz und ich habe mich wirklich gefreut, ihre Persönlichkeiten weiter kennenzulernen, allerdings fand ich den Verlauf der zunächst einzigen Romanze, die die Scholomance mehr oder weniger zuließ, doch etwas skurril. Schon im ersten Teil fand ich ihre Einführung kurz vor Schluss doch etwas rasant und das setzte sich im zweiten Teil munter fort. Zugegeben, El macht es mit ihrer doch sehr harten Weltsicht, die man in der Scholomance ja fast haben muss, nicht gerade einfach, eine gefühlvolle Storyline einzubauen. Allerdings fühlte ich mich zwischendurch doch immer wieder wie auf einer Achterbahnfahrt. Dass es El da anscheinend genauso ging, half in diesem Fall nicht viel, irgendwie kamen mir die Wechsel einfach zu abprupt und ich fand teilweise auch, dass die Beiden, Unbeholfenheit und Risikovermeidung hin oder her, doch irgendwie unreif agierten. Und das auf eine Weise, die z.T. nicht so ganz glaubwürdig erschien. Der insgesamt eher trockene und harte Erzählstil wurde für kurze Passagen recht hart durchbrochen und dann passierte wieder eine Weile absolut nichts in dieser Richtung. Erst gegen Ende, als das ganze wirklich Fahrt aufnahm, gab es diese kleinen Momente zwischendurch, die (wenn sie auch etwas unbeholfen gewesen sein mögen) nichts mit wilden Knutschattacken zu tun hatten und doch so wichtig waren, um das ganze etwas glaubwürdiger zu gestalten. Es wirkte fast so, als sei es dem Leser jetzt, wo El sich erlaubte daran zu glauben, auch endlich vergönnt, dies zu tun und nicht dauernd verwundert darüber zu stolpern, wo das denn jetzt wieder herkam.
Die restliche (eigentlich ja im Mittelunkt stehende) wurde zwar recht flüssig fortgeführt und El bekam endlich auch ihre Momente, in denen die Umstehenden nicht zu wissen schienen, ob sie beeindruckt, zu Tode verängstigt oder höchst interessiert an EL seine sollten. Allerdings gab es jedoch auch zunehmend Längen. Gerade was Orion angeht, gab es doch längere Passagen, in denen er nicht sonderlich viel zur Handlung beitrug, sondern dem Leser fast so sehr auf die Nerven ging, wie El. Immerhin bekam man ein paar tiefere Einblicke in seine Selbstwahrnehmung, sowie in die (familiären) Hintergründe von Aad und Liu.
Zusammenfasend kann man also sagen, dass mir der zweite Teil zwar durchaus gut gefiel, aber leider ein bisschen vom zweiten-Teil-Syndrom befallen war, worum sich Orion hoffentlich bis zum Erscheinen des dritten Bandes gekümmert hat. Diesen werde ich dann auf jeden Fall lesen und ich denke all jene, die sich für den ersten Band begeistern konnten, werden trotz der Schwächen auch bei diesem Teil ihren Spaß haben.