Dieser Text ist ein Auszug aus einem längeren Beitrag zum Buch, der auf kapitel7 erschienen ist.
Ich verstehe generell jeden, der bei einem Buch mit 752 Seiten zunächst einmal „Nein, danke“ sagt. Sogar noch mehr, wenn man erfährt, dass es ein Klassiker ist, die ja doch den Ruf haben, gerne mal etwas sperrig zu sein.
Doch hier kann ich skeptische Leser beruhigen: Hört auf zu zögern und greift beruhigt zu. Die drei Musketiere bietet erstklassiges Entertainment, nicht umsonst hat der Roman bis heute überlebt.
Die Geschichte will in erster Linie nichts weiter sein als ein unterhaltsames Abenteuer und diese Aufgabe erfüllt sie ganz großartig. Die Figuren sind in ihrer Impulsivität, ihrem Wagemut und ihrer ritterlichen Attitüde bis ins Komische überzeichnet, aber nicht so weit als dass sie Clowns wären.
Wir müssen d’Artagnan und seine drei Kameraden Glücksritter nennen. In ihnen brennt die Zuversicht, jede Situation meistern zu können. Viel schlimmer als der Tod wäre es für sie, ihr Gesicht und ihre Ehre zu verlieren – davon, es möglicherweise gar vor einer Dame zu verlieren, wollen wir gar nicht erst sprechen.
Für uns Leser ist diese Einstellung ein Segen, denn so begleiten wir unsere Helden, wie sie sich in eine Gefahr nach der anderen stürzen, stets im Kampf für das Gute, Ruhm und Ehre. Und weil mindestens einer der Vier für jeden Leser irgendwo einen Anknüpfungspunkt bietet, können wir gar nicht anders, als mitzufiebern, wie sie sich mit Kreativität oder Glück aus der nächsten Bredouille befreien.
Dass man dem Roman sein Alter nicht anmerkt, hängt auch mit der deutschen Fassung von Michaela Meßner zusammen. 2002 hat sie eine ältere Übersetzung von August Zoller komplett überarbeitet. Antiquierte Formulierungen oder Satzstellungen sucht man vergebens. Es gibt Bücher aus dem Jahr 2020, die weit holpriger zu lesen sind. Der Atmosphäre der Geschichte tut das aber keinesfalls Abbruch. Daumen hoch.