Wer hat es nicht gemerkt? Bereits der Titel: "Der Hinterlistigen Zähmung" wurde natürlich bei Shakespeare abgeschaut. Das Theaterstück "Der Widerspenstigen Zähmung" ist eines seiner bekanntesten Werke und darum verwundert es auch nicht, dass die Namen der Protagonisten ebenfalls bei Shakespeare ausgeliehen wurden und Kate und Bianca heißen. Während bei Shakespeare Katharina die widerspenstige Tochter verheiratet werde soll, wird im Buch die hinterlistige Kate dem Millionär Peter untergejubelt.
Cover:
Das Cover ist für die Geschichte sehr passend, man sieht bereits auf dem Einband Giraffen, Schlangen, Affen und Elefanten und schon sind wir gedanklich in Afrika. Ein bisschen Skyline von New York und natürlich Mr. und Mrs. Hauptdarsteller. Das Cover ist gezeichnet und gibt uns schon einen Vorgeschmack auf eine leichte Lektüre. So gesehen kann man sagen, es ist sehr stimmig, drinnen steht, was außen dargestellt ist.
Das Buch ist sehr dünn und man hat es schnell gelesen.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Kurze Kapitel mit einfachen kurzen Sätzen. Marit Bernson schreibt unter anderem auch Kinderbücher. Hier mag der einfache Satzbau angebracht sein, von Erwachsenen kann man aber eine deutlich längere Aufmerksamkeitsspanne und einen umfangreicheren Wortschatz erwarten.
Richtig gestört haben mich vor allem die Dialoge, die so naiv waren, und häufig so umgangssprachlich, dass sie unmöglich zu einem New Yorker Businessman passen konnten. Sätze wie: "Bei mir auf der Arbeit" sind bereits im Deutschen eine grammatikalische Zumutung, und eher in der Unterklasse gebräuchlich.
Einem New Yorker würde ein derartiger Fehler sicher nicht passieren. Zudem sind die Protagonisten gebildete Menschen mit einem Studienabschluss die schon deshalb eine gehobenere Sprache verwenden würden. Die Dialoge waren aber allesamt eher simple gehalten und waren weder höflich noch zu der Situation passend. So würde eine PR- Agentin niemals einen Auftraggeber immer wieder verbal angreifen und ihn vor dem Kopf stoßen. Es ist ihr KUNDE!!! Nicht irgendein dahergelaufener Zeitungsjunge auf der Straße.
Zum Inhalt:
ACHTUNG SPOILER
Kate ist PR-Agentin. Ihr Kollege Luke möchte ihr einen Auftrag wegschnappen, also muss Kate aus dem Weg. Er engagiert Peter, seinen Freund, der natürlich Millionär ist und gerade mit einer Frau in der Karibik weilt. Hier geht es gleich los mit dem Schubladendenken.
Der reiche Schnösel ist natürlich ein Frauenheld, und jede Frau bringt er nur einmal mit in die Karibik. Danach schießt er sie ab und nimmt sich die nächste..... Ja, er soll Kate erzählen, dass er einen Auftrag für sie hat und sie seine PR-Managerin werden soll. Schon stolpern wir über das nächste Klischee. Hübsche Frauen werden nicht ernst genommen, weiß die Autorin. Darum muss Kate ein hässliche Hornbrille mit Fensterglas aufsetzen um ernst genommen zu werden. (Ja, ist klar! Eine gebildete Frau die weiß was sie auf dem Kasten hat, die bereits mega erfolgreich ist mit eigenem Chauffeur und großem Luxus-Appartement läuft mit Fake-Fensterglasbrille durchs Leben, damit sie einer ernst nimmt?!?)
Die Behauptung, schöne Frauen könnten nicht erfolgreich sein, ist mir wirklich zu oberflächlich, und zu naiv gedacht. Vielleicht muss man selber im Management arbeiten um zu wissen, dass es in gewissen Positionen und ab einer gewissen Gehaltsstufe essentiell ist gut auszusehen. Gerade in der Werbebranche wird ein tadelloses Äußeres erwartet.
Nun gehen wir weiter im Text.
Mr. Neureich - Peter hat natürlich ein Boot. Eine Yacht und einen Privatjet und mit dem fliegt er mit Kate nach Nigeria um ihr sein Hilfsprojekt zu zeigen. Peter hat sich überlegt, sein Image vom Playboy zum edlen Ritter zu wandeln, um auf diesem Wege zum begehrtesten Junggesellen der Stadt zu werden.
Also fliegen sie nach Afrika. Es folgt das nächste Klischee, wir gehen auf Safari und fahren in ein Dorf und da hat Peter was? Eine Schule gebaut! Kate bringt es auf den Punkt: "Eine Schule für arme Kinder in Afrika zieht immer"!
Das war wohl auch der Gedanke der Autorin als sie die Geschichte geschrieben hat.
Natürlich kennt das ganze Dorf Peter, den edlen Spender und so werden sie von glücklichen Menschen hofiert. Und wir wären nicht in Afrika gäbe es nicht auch das Krankenhaus und wieder rückt sich Peter ins rechte Licht.
(In meinem Hinterkopf ist ja noch immer die Yacht und der Privatjet und was man alles Gutes tun könnte, wenn man auf den Luxus verzichten würde.)
Um nicht zu viel zu spoilern - ich denke das Happy End ist vorhersehbar..... - komme ich gleich zu meinem Fazit.
Fazit:
Es ist eine einfache Geschichte für zwischendurch. Aufgrund der einfachen Schreibweise kann man es problemlos im Bus oder sonst nebenbei lesen, weil es wenig Aufmerksamkeit erfordert.
Ich hatte eine fröhliche und humorvolle Geschichte erwartet, die Dialoge sind aber eher ein ständiges Tauziehen. Hier geht es meist nur um die Streitgespräche zwischen Kate und Peter oder zwischen Kate und Luke oder sie gibt ihrer Assistentin absichtlich unsinnige Aufgaben weil sie diese nicht leiden kann. Somit ist es auch wieder nur Neid und Missgunst und weit entfernt von einer lustigen Erzählung.
Die wenig authentischen Dialoge haben mich wirklich genervt. Da sitzen sich eine PR-Managerin und ihr Auftraggeber gegenüber und unterhalten sich wie die Kleinkinder mit reduziertem Wortschatz und auf unterstem sprachlichem Niveau. Das passt einfach nicht zusammen. Selbst der Bauarbeiter am Times Square weiß sich eloquenter auszudrücken. Zudem ist ein Streitgespräch oder ein Schlagabtausch zwischen Auftraggeber und PR-Managerin wohl eher unangebracht.
Die Klischees, sei es der privat Jet, die Yacht, die Mädchen in der Karibik und die Schule in Afrika waren mir einfach zu flach und zu abgedroschen, dazu wurde mal eben ganz frech bei Shakespeare der Titel abgekupfert nebst der Namen weiblichen Protagonisten.
Offensichtlich spielt man hier ganz absichtlich mit der Ähnlichkeit zum Theaterstück.
Zu den Sternen:
Da ich für wirklich gute Bücher wie Harry Potter, Bücher von Anne Freytag, Ava Reed oder Bianca Iosivoni fünf Sterne gebe, weil sie einfach brillant sind, dann kann ich für eine einfache Lektüre wie z.B. Rosamunde Pilcher nur 4 Sterne geben.
Gemessen an diesem Schema und der doch sehr einfachen Schreibweise kann ich leider nicht mehr als 3 Sterne geben, da die Geschichte inhaltliche Mängel aufweist und sehr einfach geschrieben ist.
Zudem ist das Buch sehr kurz - Eigentlich nur eine Kurzgeschichte.