Kurzmeinung: Kleiner aber feiner Thriller. Flott zu lesen und spannend. Die Sprache ist teilweise knapp, aber präzise, die Kapitel schön kurz. Top!
Dünnes Buch, starker Inhalt!
Selbst der einfachste Regionalkrimi macht es ja heutzutage kaum noch unter 500 Seiten. Ob die Erzählungen aber immer so spannend sind, lassen wir mal dahingestellt. Dabei liegt doch bekanntlich in der Kürze die Würze.
Dass das durchaus zutrifft, beweist Halvar Beck in seinem zweiten Thriller Insel 77. In teilweise knapper, aber präziser und angenehm klarer Sprache präsentiert er auf 270 Seiten eine spannende Handlung mit Suchtfaktor und einer sehr sympathischen und toll gezeichneten Protagonistin. Die Kapitel sind angenehm kurz und mit guten Cliffhangern versehen, die Beschreibungen auf das wesentliche reduziert - jedoch ohne etwas wegzulassen. Erzählt wir in Zeitsprüngen, die aber den Leser nicht verwirren, sondern wirklich die Handlung vorantreiben und so einen Sog entwickeln. Man mag das Buch kaum weglegen. Und was auch erwähnenswert ist: Dem Autor gelingt es Spannung ohne die heute üblichen Gewaltexzesse zu erzeugen. Die Heldin muss nicht durch ein Meer aus Blut waten, es wird niemand gehäutet, geköpft oder ähnliches. Vielmehr orientiert sich Beck an Hitchckock und erzeugt Suspense.
Alles in allem erzeugt Beck ein wunderbares Kopfkino und gönnt dem offenen und interessierten Krimileser eine willkommene Abwechslung zu den gefühlten Millionen an Regional- und Urlaubskrimis. Beck erzählt filmreif von den kriminellen Machenschaften auf einer Bohrinsel in der Nordsee. Seine Liebe zu Norwegen ist dabei deutlich spürbar, wenn auch eher in Form eines angenehmen Hintergrundrauschens, denn als penetrante Begleitmusik, wo Land, Landschaft und Kulinarik Handlung und Charakterzeichnungen überlagern und der Krimi eigentlich nur Beiwerk für einen getarnten Reiseführer ist.