Bewertung zu "Die Letzte der Sturmkrallen: Kings & Thieves 1" von Sophie Kim
Das Hörbuch von „Kings & Thieves“ entführt einen in eine koreanisch angehauchte Fantasywelt. Es gibt viele gute Ansätze, aber leider wird das Potential nicht völlig ausgenutzt.
Die Charaktere haben ihre Höhen und Tiefen. Lina als Protagonistin ist zu naiv, um die beste Assassinin zu sein, wie immer behauptet wird. Körperlich ist sie auch größeren Herausforderungen gewachsen, aber von einer Assassinin erwartet ich persönlich auch, dass intelligent vorgehen kann. Aber gerade Linas Mordversuche zu Beginn des Romans sind naiv bis uninspiriert. Zudem neigt sie immer wieder zu vulgären Gesten und ähnlichen Kommentaren, was nicht für eine besonnene und durchdachte Person spricht. Durch ihre Hintergrundgeschichte wird ihr Charakter aber greifbarer.
Ihr Gegenspieler Rui hingegen hat eine spannende Persönlichkeit. Er ist etwas frech, wie man es von einem Dokkaebi, eine Art koreanischer Kobold, erwarten würde. Außerdem umwogt ihn eine Aura des Geheimnisvollen. Seine Handlungsmotivationen werden durch seine Hintergrundgeschichte vertieft.
Die anderen Figuren bleiben im Vergleich zu Lina und Rui verhältnismäßig blass und eindimenisional, was mich aber aufgrund der Länge des Buchs nicht gestört hat. Zudem liegt der Fokus vor allem auf Lina und Rui. Lina und Rui haben zwar viele Szenen miteinander, allerdings fehlte mir z.T. die Chemie, da mir zumindest nicht klar wurde, wie sie sich ineinander verlieben. Dabei sind viele Szenen mit ihnen sehr schön beschreiben, aber mir fehlte der anfängliche Funke.
Die Sprecherin hat eine sehr liebliche und junge Stimme. Dabei passt ihre Stimmfarbe nicht immer zu trotzigen Lina. Aber gerade die Vertonung von Rui und Linas kleiner Schwester ist ihr sehr gelungen. Auch manche Gemütszustände sind sehr unterhaltsam vertont.
Zu Beginn fand ich die Handlung wenig packend, da Linas Mordversuche nicht wirklich gerissen sind. Später nimmt die Handlung wesentlich mehr Fahrt auf und hat mir besser gefallen, da gerade in actionreichen Szenen Linas Fähigkeiten besser zur Geltung kommen. Außerdem hat mir die Einbindung der koreanischen Mythologie ins World Building gut gefallen.
Das Thema „Sucht“ wird sporadisch thematisiert, hätte aber viel besser genutzt werden können. Zum Beispiel, indem man damit Linas naives Vorgehen erklärt. Die Auswirkungen auf die Haupthandlung sind leider aktuell zu gering für so ein wichtiges Thema.
Mit ihrem Debutroman hat Sophie Kim spannende Ansätze gefunden, die sich aber noch nicht ganz zu einem stimmigen Ganzen verweben wollen. Dennoch ist gerade ihr Schreibstil hier schon sehr gut. Ich hoffe, dass sie in den weiteren Bänden das Potential der Reihe weiterausbaut.