Koru
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Korus Bücher
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"Die Vegetarierin" erzählt die Geschichte von Yong-Hye, die ihre Traumata und ihre Angepasstheit nie benennt, sondern beginnt sich auf Grund ihrer Träume vegetarisch zu ernähren.
Mit ihrer stillen und radikalen Konsequenz, gerät ihr Leben aus den Fugen: der selbstgerechte, angepasste Ehemann verlässt sie; der Schwager begehrt sie; die Familie kehrt ihr den Rücken zu und die ältere Schwester begleitet sie in den Tod.
Das Buch ist in 3 Teile gegliedert, jeder Teil erzählt die Geschichte weiter und ist aus einer anderen Perspektive geschrieben. Den Beginn macht der Ehemann, welcher bar jeglichen Verständnisses nur die Rückkehr zum gewohnten Leben sucht. Seine Frau ist ihm fremd und peinlich. Er verschwindet. Der vitale, sexuelle Mittelteil wird aus der Sicht des Schwagers geschildert: ein Künstler, der Yong-Hye als Kunstobjekt begehrt und benutzt. Er verschwindet. Das Ende wird von der älteren Schwester erzählt. Auch sie hat ihr gewohntes Leben verloren, hält Rückschau, träumt, hasst und begreift, was sie begreifen kann.
Yong-Hyes Innenwelt wird den Lesern entzogen, sie erfahren wenige ihrer Träume. In der Reflexion von Ehemann, Schwager, Schwester sind Beweggründe für die Radikalität zu erkennen.
Die Geschichte hat mich inhaltlich gefesselt und überrascht und sprachlich überzeugt.
Der Roman hat zwei Handlungsstränge und erzählt die Geschichten der beiden Waisenkinder Vivian (Kindheit in den 20er Jahren) und Molly (Gegenwart). Mehrere Handlungsstränge mag ich gerne, wenn die Verbindung gut klappt. Hier werden die Kapitel mit dem jeweiligen Jahr überschrieben, die Geschichte von Vivian wird somit für sich beschrieben. In der Gegenwart leistet die junge Molly ihre Sozialstrafstunden bei der 90jährigen Dame ab indem sie den Dachboden mit den Erinnerungskartons entrümpelt. Daneben kämpft sie in ihrer Pflegefamilie um Respekt und Anerkennung und schreibt eine besonders gute Geschichtsschularbeit deren Grundlage die Gespräche mit Vivian ist ; es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden.
Der Schluss des Buches ist für meinen Geschmack etwas zu süß:
Das Vertrauen der beiden wächst, Molly zieht schließlich zu Vivian und macht sie mit dem Internet vertraut. So finden die beiden die zur Adoption freigegebene Tochter Vivians. Es kommt zu einem Treffen mit der Tochter.
Fazit: Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Besonders die erzählenden Kapitel von Vivians Leben (bis zum 23. Lebensjahr) haben mich in den Bann gezogen. Die Beschreibung von Molly bleibt dahinter zurück, die Freundschaft zwischen den beiden wächst für mich zu plötzlich und zu intensiv.