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Kyoshi

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Demian (ISBN: 9783518463536)

Bewertung zu "Demian" von Hermann Hesse

Demian
Kyoshivor 7 Jahren
Cover des Buches Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung (ISBN: 9783423249997)

Bewertung zu "Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung" von Valentina D'Urbano

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
Kyoshivor 7 Jahren
Cover des Buches Roberts Schwester (ISBN: 9783499231568)

Bewertung zu "Roberts Schwester" von Petra Hammesfahr

Roberts Schwester
Kyoshivor 7 Jahren
Cover des Buches Naokos Lächeln (ISBN: 9783442744947)

Bewertung zu "Naokos Lächeln" von Haruki Murakami

Naokos Lächeln
Kyoshivor 7 Jahren
Sexistischer Meister der Erzählkunst

Naokos Lächeln war eine lange Erzählung, verhielt sich wie ein langer Fluss, der einen sanft mittreibt. Murakamis Sprache ist weich, fließend, langsam und stockt nirgends. Murakamis Gedankenkonstrukte aber sind überholt und geradezu idiotisch.
In diesem Buch sind Frauen naiv, kindlich, zerbrechlich, möchten nur ihn, den männlichen und ewig selbstmigleidigen Protagonisten Toru, befriedigen und selbst nicht befriedigt werden, es sei denn, sie sehen aus und verhalten sich wie ein Kerl (wie Reiko). Vermutlich ist der Sexismus auch in der japanischen Mentalität stark verankert und Weiblichkeit kann nur getrennt von Sexualität entstehen und wer Sexualität erlebt, wird vermännlicht. Es gibt drei Figuren: Naoko, Midori und Reiko. Naoko ist Torus, bzw. Murakamis, ewiger, unerreichbarer Schwarm und je mehr er versucht, sich ihr zu nähern, desto mehr entfernt er sich von ihr. Naoko ist sehr zebrechlich, ehrfuchtergebend schön, so depressiv, dass es "schön" ist und sehr geheimnisvoll, alles Eigenschaften, die wir schon von "Gefährliche Geliebte" kennen, um ehrlich zu sein ist "Naokos Lächeln" nur eine andere Form von diesem Buch. Jedenfalls liebt Toru Naoko sehr, kommt aber nie an sie ran: Erst verliert er sie an Kizuki, seinem besten Freund und dann verliert er sie an die Depression und letztendlich verliert er sie an den Tod. Fakt ist, Toru kommt nicht an Naoko ran, die weibliche, asexuelle, ja göttliche Naoko, die Murakamis ewige Illusion der "perfekten" Frau ist. Er schreibt: "Naokos Körper war so schön, dass ich ihn nicht begehrte." Er verehrt sie.
Dann gibt es noch die Gegenfigur zu Naoko, nämlich Midori. Sie ist Torus Kommilitonin und spricht Toru einfach mal so in einem Restaurant an und geht sehr locker mit ihrer Sexualität um, fragt sogar, ob er mit ihr nicht einen Porno angucken wolle oder ob er nicht einmal zu ihr masturbieren könnte. Dabei bleibt und redet sie natürlich trotzdem ganz klischeehaft "weiblich" und hilflos, ein Kind, das einen mit großen Augen anguckt und immer gerettet werden muss. Ein ebenso unrealistisches, ein beleidigendes Frauenbild.
Und dann gibt es Reiko, die ältere Dame, die mir mit ihrem gezwungenen Humor und dem gefühlten Dauergrinsen einen Hass in die Adern getrieben hat, wie keine andere. Sie ist die Mitbewohnerin Naokos im Sanatorium und ihre "Depressions" Geschichte ist geradezu herzzerreißend (Achtung Sarkasmus): Sie wurde depressiv (oder manisch, verrückt, was auch immer) weil sie ihren Traum vom Konzertpianisten nicht erfüllen konnte!!!! Ja gibt es sowas! Das ist doch herzallerliebst, ach lasst uns alle eine Runde wenen um die arme arme Pianistin. Mir kommt das Kotzen. Jedenfalls ist Reiko die exakte Mitte von Midori und Naoko: Sie ist reif, etwas durchgeknallt aber offen, herzlich und sexuell offen, wobei sie - weil eine Frau ja keine Sexualität haben kann! - zeitweise als lesbisch bzw. bisexuell bezeichnet wird und männliche Klamotten trägt. Mal wieder ist Sexualität nur mit Männlichkeit verbunden - aha.
Zwischen diesen drei Frauen springt unser Protagonist hin- und her und kann sich nicht entscheiden, für wen in Gottes Namen er sich entscheiden soll. Womit wir auch bei dem charakterschwachen, langweiligen, feigen, selbstmitleidigen Toru wären. In meinem ganzen Leben als Leser habe ich noch nie eine so schwache Person gesehen, es ist geradezu widerlich. Er will keine ersten Schritte machen, sonnt sich im Ruhm des Junggesellen Nagasawa (der natürlich stinkreich ist und alle Mädels abkriegt, die er will!) und trinkt ganz ganz cool Whiskey, als wäre es ein Grundnahrungsmittel bis zum Umfallen und zu jedem Anlass. Wo wir bei einem Nebenpunkt wären: warum zum Teufel die ganze Verwestlichung? Warum so viele westliche Lieder und Drinks und Serien? Oder wurde es nur übersetzt, gerade weil es so westlich war? Ich habe das Gefühl, ich habe einen westlichen Roman gelesen, nur dass die Namen und Orte eben ins japanische geändert wurden. SCHADE! Wenn ich einen JAPANISCHEN Schriftsteller lese, dann doch nur, weil ich daran interessiert bin, was er aus Japan so kennt, nicht weil er den Westen kopieren will. Aber ach, aber es ist ja sinnlos. Wenigstens wurde das Schönheitsideal nicht geändert von dunkelhaarig und hellhäutig zu blond-blau mit großen Brüsten...
Ich könnte mich ewig über die Mentalität des Buches beschweren, die entsetzliche Humorlosgikeit (Murakami ist nicht witzig, so sehr er es auch versucht!), die gesichtslosen, klischeehaften Charaktere und dieses ewige Whiskey-Trinken. ABER, und das ist der Zauber von Murakami, ich habe dieses Buch trotzdem gelesen - warum? Das weiß ich selber nicht so ganz. Ich schätze, ich habe früh akzeptiert und verziehen, dass Murakamis persönliche Mentalität, seine ganz private Welt, hier eine Rolle spielt und habe mir die Geschichte einfach mal durchgelesen, mich treiben lassen. Und am Ende war ich einfach nur gerührt, ich hatte das Gefühl, ich habe jemanden durch sein Leben begleitet. Er hat mir alles erzählt, die langweiligen und die spannenden, die dummen aber auch die klugen Dinge, die er zu sagen hat. Ganz geduldig und sanft. Und wenn ich eines von Murakami gelernt habe, dann die Geduld und vor allem das Gefühlvoll sein. Ich habe noch nie so schöne Sex-Szenen gelesen, sie haben mir Gänsehaut bereitet. Ich schätze Murakami und habe lange gebraucht, um über die Tragik der Geschichte hinwegzukommen. Am Ende ging es nicht mehr um den Kitsch und die Klischees, sondern um eine tragische Geschichte. Und das ist es wohl, was am Ende zählt. Ob die Geschichte einen berührt hat oder nicht. Mich hat sie berührt und ich danke Murakami.

Cover des Buches Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst (ISBN: 9783462047554)

Bewertung zu "Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst" von Shani Boianjiu

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst
Kyoshivor 7 Jahren
Schwierig...

Ich habe ein Problem mit diesem Buch. Nämlich meine Ahnungslosigkeit. Ich bin der Überzeugung, dass es ein fantastisches Buch ist, wenn man die ganzen komplizierten Hintergründe des Nah-Ost Konflikts kennt, andernfalls bleibt das Buch dem Leser ein Rätsel. Boianjiu ist nicht hier, um zu lehren und zu erklären, sondern um zu erzählen, was geschehen ist und der Rest ist dem Leser überlassen, er soll alleine damit klarkommen. Dabei spielt sie mit vielen Implikationen und Hinweisen und daher ist es auch wahre Literatur und Erzählkunst: Sie kaut dem Leser nichts vor, sie erklärt nichts. Der Leser soll aus den Fetzen selber interpretieren und verstehen. Ich finde diese Einstellung sehr gut und unterstütze es immer wieder. Voraussetzung wird dabei aber wie schon gesagt, dass man Einzelheiten des Nah-Ost Konfliktes bereits kennt, ja vielleicht selber aus dieser Gegend und Zeit stammt und das Buch liest wie ein altes Tagebuch und vielleicht traurig oder nostalgisch wird, ich weiß es nicht, ich möchte aus Respekt vor den Beteiligten nicht behaupten, wie sie sich wohl fühlen könnten.
Was ich sagen kann, ist, dass Boianjiu sehr intelligent geschrieben hat und Inhalte gekonnt verknüpfen kann. Ihre Sprache ist sehr einfach, beinahe langweilig, die Dialoge sind extrem wirr, aber daher realistisch, teilweise rutscht sie ab in Kitsch. Sie beschreibt viele glänzende Passagen, vor allem in der Mitte des Buches, aber auch viele langweilige und ineffizient geschriebene Passagen, vor allem am Ende des Buches. Der Spannungsverlauf sähe demnach aus wie eine Gaußsche Kurve. Das Konzept der einfachen Sprache kombiniert mit grausamen Inhalten kannte ich schon von Süskind, von Schirach und auch Ani und vielleicht hat mich das Buch deswegen stellenweise mit der Schulter zucken lassen. Letztendlich bleibt mir das Buch ein Rätsel, vielleicht werde ich es später noch einmal lesen und sogar verstehen, nachdem ich mir Einzelheiten einverleibt habe.
Bis dahin sage ich Danke an Boianjiu für ihre Offenheit und den fiktiven, aber authentischen Einblick in den Lebensabschnitt einer israelischen Soldatin.

Cover des Buches Anima (ISBN: 9783423260213)

Bewertung zu "Anima" von Wajdi Mouawad

Anima
Kyoshivor 8 Jahren
Cover des Buches Der Glanzrappe (ISBN: 9783423140324)

Bewertung zu "Der Glanzrappe" von Robert Olmstead

Der Glanzrappe
Kyoshivor 8 Jahren
Cover des Buches Die Unberührten (ISBN: 9783406675430)

Bewertung zu "Die Unberührten" von Pamela Erens

Die Unberührten
Kyoshivor 8 Jahren
Violett ist die Farbe der Unberührten....

"Wir Anfänger erlebten Sex mehr als Psyche denn als Körper, als Verletzlichkeit und Macht, Ausgesetztheit und Flucht, fühlten uns dadurch gesalbt, gerettet, verklärt."

Pamela Erens, die Unberührten, S. 49, gebundene Ausgabe

In meinem ganzen Leben habe ich nicht ein einziges Mal eine treffendere Beschreibung von Sex gelesen, Sex für Jugendliche. Ich lese Einsamkeit, Angst, Sehnsucht und vor allem - Zerbrechlichkeit. Und das ist das Unschuldige an diesem ganzen Buch... Es ist so wunderbar unschuldig und dabei so entsetzlich, entsetzlich tragisch....

Was für ein wunderbares Buch, das uns Pamela Erens geschenkt hat... So viel Zärlichkeit und Liebe und Unschuld, so viel Schmerz und Enttäuschung und dieses Gefühl der Abweisung... Gott, Gott! das Buch hat mir das Herz gebrochen.
Als ich es zu Ende gelesen habe, war ich tagelang auf der Suche nach Rezensionen, nach Meinungen, nach Interpretationen um das Buch zu erfassen; vielleicht konnten es andere besser beschreiben als ich, aber ich habe nichts gefunden, was meiner Empfindung entsprach. Und jetzt sitzt dieser Drang in mir, über dieses Buch zu schreiben.
In den Rezensionen habe ich immer das gleiche gelesen: Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden. Und ja, das ist es, aber es ist nicht nur das. Ich habe lange abgeschlossen mit Büchern über Jugendliche und wenn es nur eine Geschichte über das Erwachsenwerden gewesen wäre, hätte ich es gegen die Wand gedonnert.
Mit dem oberen Abschnitt auf Seite 49 hat mich dieses Buch restlos davon überzeugt und von da an konnte ich keinen der Charaktere mehr als sex- und drogensüchtigen Jugendlichen wahrnehmen, nur als unschuldige junge Menschen, die sich wie verrückt nach Liebe sehnen.

Zum Inhalt möchte ich nicht viel sagen. Es ist eine Erzählung aus Sicht von Bruce Bennett-Jones, der von alltäglichen jugendlichen Ereignissen berichtet; die Peinlichkeiten der Familie, das Geschwister, das besser ist als man selbst, die Eltern, die sich nicht mehr wirklich zu lieben scheinen, wer mit wem im Bett landet, wo man als nächstes trinkt, wie man am besten die strengen Lehrer und Regeln des Internats umgeht. Alles uninteressant.
Im Fokus stehen Aviva und Seung, eine Jüdin und ein Koreaner, eines der tragischsten Liebespaare von dem ich je gelesen habe.
Ein sehr exzentrisches Paar, das zum Interessensobjekt der Schüler wird, da es alles zu haben scheint, was sie wollen: Liebe und Leidenschaft; Erhabenheit.
Aviva (hebärisch: Frühling), die dunkle mit den schwarzen, schweren Locken, die rassige, aber doch blasse und zerbrechliche Aviva, die egozentrische, gierige Aviva, die sich schrecklich nach Liebe sehnt, die Kontrolle wahren will, weil sie sich diese Schwäche nicht eingestehen will und Angst hat, abgewiesen zu werden, die Aviva, die nicht geben kann, die nur will und will und will. Und diese Liebe soll sie auch bekommen von Seung (koreanisch: "Mönch" oder "Erbe"), einem anständigen, bescheidenen Jungen, der beliebte Schülersprecher Seung, der gut gebaute Schwimmer, der Kiffer, der keine Kontrolle will, der den Erwartungen der Familie entkommen will, die ewige Nummer zwei Seung, der sich niemals beschwert und niemals handgreiflich wird, der disziplinierte, liebevolle Seung, der ebenso ein wenig Liebe, ein wenig Frieden will.
Ein unfassbares Paar, eines der tragischsten. In der Geschichte werden sie beneidet, weil sie sich über die Regeln hinwegsetzen und sich heimlich treffen ohne erwischt zu werden. Das ist aber nicht, was mich interessiert hat. Das unglaublich poetische, künstlerische an diesem Paar ist, dass es sich nicht vereinigen kann, und ich schreibe bewusst nicht miteinander schlafen, sondern VEREINIGEN, denn in dieser Geschichte ist Sex wie oben beschrieben mehr als das Rein und Raus, es ist ein heiliges Ritual, eine Erlösung. Aviva, unsere selbstsüchtige kleine Aviva, die doch auch nur geliebt werden will, gibt Seung die Schuld, da er kurz vor dem Eindringen immer erschlafft, egal wie erregt er ist.
Er hat viel für sie getan, damit sie sich wohl fühlt, er hat versucht,
ihr Problem zu lösen, versucht ihr allerlei Ängste zu nehmen, sie
gehalten, für sie gekocht, sie massiert, sie auf Händen getragen, sie
seinen Eltern vorgestellt, hat alles für sie getan. Er hat auch mit
einer anderen geschlafen, um sich zu beweisen, dass es doch möglich ist,
Sex zu haben. UND HIER möchte ich eine besondere Gabe der Autorin
beleuchten. Diese
Dame, Pamela Erens, schafft es auf GRANDIOSE Art, eine Sex/Liebesszene
gleichzeitig erotisch, zerbrechlich und liebevoll zu schreiben! Das ist
eine Gabe, das ist unglaublich, es ist eine Königsdisziplin. Ich habe
endlich gefunden, was ich so lange gesucht habe und habe viel gelernt.
Obwohl
es mich zerrissen hat, als Seung mit einer anderen geschlafen hat; es
hätte mich nicht interessiert, wenn er nur mit ihr geschlafen hätte,
aber er war so zärtlich und liebevoll zu ihr, dass mir das Atmen schwer
gefallen ist. Und am Ende hat es ihm mit Aviva nicht geholfen.
Ach, Erens, Sie haben mir das Herz gebrochen.
Nicht ein einziges Mal sagte Aviva: ist schon gut, dann nächstes Mal, es ist in Ordnung, mach dir keinen Druck. Nein, so jung und selbstbezogen sie ist, fühlt sie sich verstoßen und ungeliebt:
'"Es zerstört mich... [...]. Die Demütigung... dazuliegen... ich bin innerlich tot... du hast mich getötet... ich kann nichts mehr empfinden... [...] Ich möchte nicht, dass du  mich anrufst. Ich möchte nicht, dass du mir schreibst..."
Er ballt die Fäuste; er knirscht mit den Zähnen. Schweiß tritt ihm auf die Schläfen. Er zittert, und dann beginnt er zu weinen.'

S. 249/250, gebundene Ausgabe

Und dann stößt Bennett-Jones ihn mit Gedanken, nur mit Gedanken in den Tod; er erzählt ihm, er habe mit Aviva diese heißen Liebesnächte gehabt (er kannte ja durch einen fehlgeschlagenen sexuellen Übergriff ihren BH) und da wächst Seungs Verzweiflung ins Unendliche; er schwimmt unter Drogeneinfluss in einem See und verunglückt.

"Flüchtig sieht er Avivas Gesicht vor sich, nicht Aviva selbst, sondern ein Bild von ihr, ein Bild, eingefangen von einem Spiegel, einer Glasscherbe, die vorbeischwebt und langsam unter ihm versinkt. Auch er ist eine Scherbe; sie sind beide Scherben, die in einem Meer aus Scherben versinken, ohne jede Bedeutung, glänzend, hübsch anzusehen, gefährlich; so ist die Welt nun einmal, und das akzeptiert er klaglos, während er untergeht."

S. 269, gebundene Ausgabe.

ERENS! Ich kann seine Todesszene nicht vergessen. Diese Verzweiflung, dieser Wahnsinn, diese Sinnlosigkeit, all die Liebe, die zerflossen ist; was für ein grausamer, namenloser Schmerz.
Diese Szene hat mir den Rest gegeben, sie hat mich emotional geradezu vernichtet. Ich konnte Seungs Leiden nicht mehr etragen und ihr Unverständnis darüber, dass er sie doch liebt.
Seung selbst ist eine so tragische Gestalt; seine ganze Liebe perlt am kalten Stein Aviva ab; sie ist gar nicht in der Lage, Liebe zu verstehen.
"Ich spüre gar nichts. [...] Hast du kapiert? Kapiert das irgendjemand? Ich bin kalt. Durch und durch kalt. Es fehlt etwas in mir, genau wie ich immer vermutet habe."
S. 285, gebundene Ausgabe

Was Aviva fehlt, kann ich selber nicht sagen. Vermutlich ist es aber ihre Angst, nicht geliebt zu werden und abgewiesen zu werden. Ich möchte sie nicht als Böse darstellen, sie versteht die Liebe nur nicht und vielleicht trug sie deshalb den violetten BH, die violette Feder im Hut, das violette Kleid...
Violett ist eine so besondere Farbe; zwischen der blauen Unschuld und der roten Erotik stehengeblieben, ganz kalt und verwirrt, kurz davor berührt zu werden, in eines der Stadien zu gelangen. Niemand kann sagen, ob sie unschuldig oder erotisch ist. Alle dachten, sie und Seung hätten heiße Liebesnächte, worum sie beneidet wurden, am Ende aber sieht man die Wahrheit.
"Lieber Gott, Aviva, die große Schlampe von Auburn, war noch Jungfrau gewesen."
S. 290, gebundene Ausgabe

Die Worte, sie sei kalt, sagen, dass sie in diesem Stadium, diesem violetten Stadium steckengeblieben ist; Aviva, unsere rassige, aber so zerbrechliche, unsere violette Aviva, sie ist unberührt geblieben.

Ich wollte diesem Buch eine würdige Rezension schreiben, oder vielmehr meine Gefühle ausdrücken, denn es hat mich zutiefst berührt.
Warum ich dieses Buch interessant fand? In der Literatur habe ich die Kombination aus südöstlicher jungen Frau und asiatischem jungen Mann erstmalig in diesem Buch gefunden und bin aufmerksam geworden. Eine oberflächliche Behandlung der Nationalität fand ich sehr begrüßenswert, alles andere wäre zu politisch gewesen. Und sagen wir es so, das Paar im Buch hatte ein paar, vielleicht zu viele Sachen gemeinsam mit meinem Privatleben... Erens hat viele meiner Nerven getroffen.
Ich liebe Avivas dunkle Locken...
Ach Aviva, ach Seung....


Cover des Buches Gnade (ISBN: 9783426631553)

Bewertung zu "Gnade" von Linn Ullmann

Gnade
Kyoshivor 8 Jahren
Schwierige Kunst....

Ullmann ist zweifellos eine Künstlerin und eine sehr intelligente Schreiberin. Das konnte ich erkennen und schätzen - die Geschichte an sich aber war entsetzlich langweilig, muss ich sagen. Ich kann nicht sagen, dass das Zentrum Sterbehilfe ist, denn nur ca. 5% des Buches beschreiben das. Es ist also kein Buch über Sterbehilfe. Ich kann auch nicht sagen, dass es eine Liebesgeschichte ist; ich kann nichts darüber sagen als dass es der Prozess des Sterbens eines alten Mannes ist mit allem drum und ran: Viele vergangene Erinnerungen, viele alte Abrechnungen und der Versuch, Würde im Angesicht des nahendes Todes zu bewahren. Ach ja, und ein Mamakomplex.
Was, frage ich, ist neu daran? Was soll ich daraus erkennen? Dass man Angst vor dem Tod hat? Dass man Angst hat, sich ins Nichts zu verabschieden, dass man seine Würde behalten will? Dass es schwierig ist, einem Geliebten Menschen den Todeswunsch zu erfüllen?
Das weiß ich alles schon, nichts aus dem Buch ist mir neu. Vielleicht wird es mich in ein paar Jahrzehnten mehr rühren als jetzt, ich weiß es nicht. Morgens wird es hell und abends dunkel, wie Ullmann es schrieb, und im Laufe des Tages dreht man sich um. So einfach ist das.
Der Buchinhalt ist was es ist und er hat mich kalt gelassen.
Ich erkenne, dass es Kunst ist, aber ich erkenne nicht die Kunst an sich. Und deswegen kann ich nur mit der Schulter zucken, so einfach ist das.

Cover des Buches Gefährliche Geliebte (ISBN: 9783442738892)

Bewertung zu "Gefährliche Geliebte" von Haruki Murakami

Gefährliche Geliebte
Kyoshivor 8 Jahren

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