Laura_Moon
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Laura_Moons Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
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Mit der schrecklichen Nachricht vom Unfalltod seiner Frau Laura wird Shadow Moon aus dem Gefängnis entlassen. Ohne Job, Geld und Perspektive steht vor dem Nichts. Kurz darauf lernt er den mysteriösen Mr. Wednesday kennen, der mehr über Shadow weiß, als ein Fremder wissen dürfte, und der ihn kurzerhand als Bodyguard anheuert. Die beiden begeben sich auf eine unglaubliche Reise quer durch Amerika. Shadow lernt Wednesdays nicht weniger seltsame "Kollegen" kennen und findet bald heraus, dass er sich inmitten eines Krieges befindet. Es ist der Krieg zwischen den alten und den neuen Göttern – zwischen den von Immigranten nach Amerika gebrachten Göttern wie Odin und Tschernebog auf der einen Seite und den Medien, der Technologie und der Globalisierung auf der anderen. Shadow erkennt schließlich, dass auch er in diesen Kampf involviert ist.
In Rückblenden erzählt Gaiman, wie aus den USA nicht nur ein kultureller, sondern auch ein religiöser melting pot geworden war. Er erzählt von nordischen und ägyptischen Göttern, von Dschinns und Kobolden und damit also von den paganen, polytheistischen Religionen. Wednesday fürchtet den Untergang dieser alten Gottheiten, deren Existenz vom Glauben der Menschen abhängt und die nun durch die Errungenschaften der modernen Welt, die neuen Götter, abgelöst zu werden scheinen.
„American Gods“ ist ein herausragender Roman. Er vereint Fantasy, Mystery und Action mit einem angenehmen Roadtrip-Feeling und wehrt sich gegen die Festlegung auf ein bestimmtes Genre. Shadow Moon ist ein sympathischer und gleichzeitig ungewöhnlicher Hauptcharakter, über den man bis zuletzt recht wenig erfährt. Er nimmt die Geschehnisse um ihn herum mit einer bemerkenswerten Ruhe hin, seine körperliche Stärke steht im Kontrast zu seinem sanften Wesen. Während die Geschichte immer chaotischer wird, bleibt Shadow ein Fels in der Brandung. In Begleitung von Wednesday lernt er Amerika auf ganz besondere Art und Weise kennen. Als Leser begleitet man ihn gerne an wundersame Orte wie das real existierende „House on the Rock“ und man wartet gespannt auf Shadows nächste Begegnung der übernatürlichen Art.
Gaiman schafft in „American Gods“ ein Patchwork aus Geschichten und Handlungssträngen, deren Zusammenhang und Bedeutung nicht immer klar zu erkennen sind. Ich habe schon mehrfach gehört, dass Gaiman zwar tolle Ideen hat, aber es nicht konsequent schafft, diese miteinander zu verbinden. Doch ist die Maxime „show, don‘t tell“ meines Erachtens das Besondere an Gaimans Erzählweise. Er lässt dem Leser bewusst viel Spielraum für eigene Interpretationen, erzählt sehr metaphorisch und baut viele Anspielungen ein. Das muss nicht jedem gefallen, aber ich persönlich mag es, wenn ich beim Lesen eines Romans Fragen im Kopf habe und versuche, diese für mich zu entschlüsseln. „American Gods“ regt zum Beispiel dazu an, den mythologischen Figuren und ihren Legenden nachzugehen, die in der Geschichte nur angedeutet werden. Man kann noch einen Schritt weiter gehen und darüber nachdenken, welche Bedeutung Religion im Zeitalter der Technik und Digitalisierung hat oder wie wichtig religiöse Freiheit ist. Doch als Leser muss man sich nicht unbedingt mit solchen schwerwiegenden Themen auseinandersetzen, denn Gaiman drängt einem die Suche nach einer tieferliegenden Botschaft nicht auf. Man kann das Buch auch ohne die Hintergründe jedes Details zu kennen einfach genießen und sich an dem Ideenreichtum erfreuen. Eine weitere von Gaimans Stärken ist dabei definitiv die Unvorhersehbarkeit seiner Geschichten, die immer wieder mit Überraschungen aufwarten.
Am Ende bleibt „American Gods“ ein spannender, mitreißender Roman über einen Roadtrip der ganz besonderen Art.
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- 26.03.2019