Lausemia

Die Gestaltung des Buchs hat mich in der Buchhandlung direkt angesprochen und schon hatte ich es in der Hand. Der Text auf der Rückseite des Einbands war rätselhaft: "Sie darf nicht wählen, wen sie liebt. Sie muss verschweigen, was sie träumt. Sie kann nicht leben, wie sie will. Denn sie ist nur das Echo einer anderen." und schon stand ich mit dem Buch an der Kasse.
Eine traurige Geschichte erwartete mich, die doch jeder, der schon mal einen lieben Menschen verloren hat, irgendwie nachvollziehen kann. Eltern lieben ihr Kind so sehr, dass sie es niemals verlieren möchten. Für den schlimmsten aller Fälle haben sie vorgesorgt: es gibt eine Andere. Sie wurde erschaffen und lebt irgendwo weit weg. Ihr gesamter Lebensinhalt: so zu werden wie das geliebte Kind. Und tatsächlich hat Amarra mit sechzehn einen tödlichen Autounfall. Nun kommt die Andere. Doch alle müssen schmerzlich feststellen, dass ein geliebter Mensch unersetzlich ist.
In großen Teilen ist es ein sehr stilles Buch, aber auch ein sehr weises. Wenige Personen sind wirklich unsympathisch. Ich konnte ihre Reaktionen nachvollziehen, verstehen und mich in sie hinein versetzen. Ich trauerte mit der Familie, fühlt mich mit den Freunden betrogen und leidet vor allem mit Eva, die keinen Platz auf der Welt hat. Mich hat das Buch gefesselt und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Die Vorstellung der Anderen hat einen gewissen Reiz, macht aber Angst.
Ich wünsche diesem besonderen Buch viele Leser, die die große Lust am Leben in ihm spüren.