Bewertung zu "Lass mich fliegen wie die Kirschbaumblüten" von Jo Jonson
»Jonas sah liebevoll zu ihr herunter und plötzlich machte es irgendwo in seinem Kopf laut und deutlich >Klick<. Und diesen Moment fing Katrin mit der Kamera ein – die Nähe, der Blickkontakt, die Verwirrung, dann das Verstehen. Erwachsenwerden.«
Story
Jillian und Jonas sind Nachbarn und beste Freunde seit sie denken können. Seit nun mehr 10 Jahre gehen die beiden durch dick und dünn, sind füreinander da und stehen füreinander ein. Nach einem schweren Schicksalsschlag wir die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe gestellt. Die typischen Teenagerprobleme tun hier ihr übriges.
Die Geschichte beginnt gemächlich mit einer Rückblende auf das Kennenlernen von Jillian und Jonas. Doch man weiß sofort, das zwischen den beiden ein ganz besonderes Band besteht. Die Geschichte ist wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zunächst kommt der gemächliche Aufstieg (in diesem Fall der Anfangsteil – die Geschichte und die Figuren werden eingeführt), dann kommt der Moment, bevor der Wagon in die Tiefe rauscht (der Schicksalsschlag, der mich – auch wenn man mit so etwas gerechnet hat – wirklich aus der Bahn geworfen hat) und dann geht es rund (die Ereignisse und die Gefühle der Figuren überschlagen sich und man weiß nicht mehr wo einem der Kopf steht, was man selbst empfinden soll oder besser nicht). Obwohl so viel geschieht und man auch als Leser eine Menge an Stoff zu verarbeiten hatte, wurde man davon nicht erschlagen. Es war genau das richtige Maß. Gerade das Thema "Erwachsenwerden" und die Probleme die damit einhergehen werden unwahrscheinlich triefgründig aufgegriffen und auf den Punkt gebracht.
Das Ende war schließlich Balsam für meine geschundenen Seele und hat mir unendlich gut getan. Die Geschichte hat einen in sich stimmigen und runden Abschluss erhalten.
Figuren
Die Figuren werden langsam und tiefgründig eingeführt, zunächst mit den typischen Problemen der Jugendlichen – Liebe, Schule, Stress zu Hause. Man identifiziert sich sofort mit Jonas und Jill und ihrem Problem: dem Erwachsenwerden.
Jo Jonson hat es wahnsinnig gut geschafft die Gefühle der einzelnen Figuren und Szenen rüber zu bringen. Zwischen „himmelhochjauchzend“ bis hin zu „zu Tode betrübt“ war wirklich jede Gefühlsregung dabei. Mehr wie einmal musste ich zu einer Packung Tempos greifen, weil ich so unglaublich berührt war und mit Jillian und Jonas gelitten habe. Ich konnte mich einfach wahnsinnig gut in die beiden hineinfühlen. Doch auch die anderen Figuren sind nicht zu kurz gekommen.
Obwohl ich auch Tim in seinen Gefühlen und Handlungsweisen verstehen konnte, hätte ich ihn manchmal gern gepackt und ordentlich durchgeschüttelt. Er liebt seine Schwester, keine Frage, aber das lässt er durch seine Handlungen leider nur bedingt durchblicken.
Justin war für mich zunächst der „Bad Boy“ wie er im Buche steht und ich mochte ihn wirklich gar nicht. Im Laufe des Buches hat sich meine Einstellung zu ihm jedoch geändert. Man hatte mehr vor ihm erfahren und konnte schlussendlich verstehen, wieso er sich so verhalten hat, wie er es eben getan hat. Was trotzdem keine Entschuldigung dafür ist!
Auch das typische Cliquenverhalten wurde super eingefangen. Das Einzige was mich ab und an gestört hat war, dass die Figuren untereinander kaum über ihre Gefühle gesprochen haben – entweder hat man sich die heile Welt vorgespielt oder man hat es totgeschwiegen. Rückblickend hätte ein offenes Gespräch wahrscheinlich vieles einfacher gemacht, aber dann würde es das Buch bestimmt nicht geben.
Gerade für beste Freunde, obwohl man meinen sollte, dass die besonders offen miteinander sprechen können, ist es schwer sich Gefühle einzugestehen. Gerade weil man fürchten muss, dass das das Ende der Freundschaft ist. Also: vollkommen nachvollziehbar!
Schreibstil
Jo Jonson schreibt schön flüssig und leicht verständlich. Obwohl es sich um ein Jugendroman handelt, bleibt die Sprache angenehm zu lesen und rutscht nicht in das typische „Ey Digga, mach de Kopp zu“ ab.
Fazit
Für mich war „Lass mich fliegen wie die Kirschbaumblüten“ mein bisheriges Lese-Highlight für das Jahr 2017. Kein anderes Buch hat es dieses Jahr bisher geschafft, mich so zu berühren. Wem die Themen „Trauer“ und „Liebe zwischen besten Freunden“ gepaart mit „Jugenddramen“ nicht so liegen, dem rate ich von dem Buch ab. Alle anderen: Lest es unbedingt!