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Leif_Inselmann

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Cover des Buches Jetzt bist Du dran! (ISBN: 9783865525024)

Bewertung zu "Jetzt bist Du dran!" von Chuck Palahniuk

Jetzt bist Du dran!
Leif_Inselmannvor 7 Jahren
Kurzmeinung: „Jetzt bist du dran“, das ist Literatur außerhalb aller etablierten Konventionen, teils pervers, aber auch genial.
Verrückt, aber brillant

Wer den Film „Fight Club“ gesehen hat, hat schon eine Vorstellung davon, was im Kopfe des Autors Chuck Palahniuk gärt. Weniger bekannt als der Bestseller, aber wahrscheinlich ebenso lesenswert sind seine Kurzgeschichten, von denen 22 in dem Band „Jetzt bist du dran – Unvergessliche Geschichten“ vereint sind.
Schwer lässt sich das Genre der Texte fassen. Es geht … um Menschen (ausgenommen die drei grotesken, verstörend modernen Tierfabeln). Diverse Menschen in sehr speziellen Situationen, ihre Gedanken und Schicksale. Seien es nun die Schüler, die erkennen, welch befreiende Wirkung doch extreme Dummheit hat, seien es ein Festival von Verrückten, die sexuellen Abenteuer eines von allen verachteten Außenseiters, arg bedenkliche Ehen oder noch bedenklichere Ereignisse unter Beteiligung von Tieren. Manches kann man als gesellschaftskritisch bezeichnen, anderes mehr als abstrus oder, nur allzu nahe an gesellschaftskritisch, voyeuristisch. Manches ist dabei vulgär, umgangssprachlich oder gar pornographisch, aber stets bewusst eingesetzt und nicht zum Selbstzweck. Oft findet man die Pointe einer Geschichte nicht, die meisten haben wahrscheinlich nicht einmal eine. Was daran reizt, ist oft weniger das Ergebnis, als vielmehr die grotesken Gedankengänge, die dahin führen – die Biographien der skurrilsten Schicksale und Einfälle, auf die die meisten Autoren gar nicht kommen würden. Nicht zuletzt die bisweilen erstaunliche Sprachbeherrschung des Autors macht diese Geschichten zu etwas … Besonderem. Direkt lustig in dem Sinne, dass es zum Lachen anregt, ist kaum etwas in dem Buch – einmal mehr ist grotesk das Wort der Wahl, das Genre, Inhalt und Intention am besten beschreibt. Natürlich gibt es wohl kaum eine Kurzgeschichtensammlung, an der alle Geschichten einen jeden Leser fesseln – zwangsläufig finden sich auch solche, deren Sinn sich nun wirklich nicht erschließt. Der Rest aber unterhält umso mehr; ein flüssiges Lesen ist garantiert. Vierhundert Seiten Kurzgeschichten, das klingt manchen vielleicht zäh, wird hier aber zu einem Genuss einer Art, wie man ihn mit ziemlicher Sicherheit noch nicht kannte.
„Jetzt bist du dran“, das ist Literatur außerhalb aller etablierten Konventionen, das ist absurd und doch meisterhaft inszeniert, teils pervers aber auch genial.

Cover des Buches From Hell (ISBN: 9783864258138)

Bewertung zu "From Hell" von Alan Moore

From Hell
Leif_Inselmannvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Nicht nur extrem fesselnd, sondern schier unglaublich vielschichtig und brillant recherchiert wie kaum ein anderes Werk.
Nicht weniger als ein Monumentalwerk der Weltliteratur

Ein Comic mit 492 Seiten. Nachdem ich von „Watchmen“ begeistert und von „Providence“ enttäuscht worden war, hatte ich einen gewissen Respekt vor diesem weiteren Werk des bekannten Comic-Autors Alan Moore. Doch das erwies sich als unbegründet, die fette Graphic Novel als Meisterwerk.
„From Hell“ dreht sich um die Mordserie des Jack the Ripper im London des Jahres 1888, welche hier in den Kontext einer größeren Verschwörung gestellt wird – doch würde es dem Werk kaum gerecht, es darauf zu reduzieren. Nicht nur ist es eine meisterhaft recherchierte Wiedergabe und Interpretation der historischen Ereignisse, sondern überdies auch eine schier monumentale Vision über London, den Geist des viktorianischen Zeitalters, über Freimaurerei und Esoterik.
Es dauert etwas, bis man in das Buch hineingefunden hat. Das liegt natürlich an den zunächst verwirrenden Szenen am Anfang, die für den Laien nichts mit dem Hauptthema zu tun haben scheinen, und nicht zuletzt am Zeichenstil. Jener ist schwarzweiß, damit durchgehend düster, oftmals recht undeutlich, ja geradezu skizzenhaft. Doch nicht nur schafft dies eine nur allzu passende Atmosphäre; auch wird so die historisch leider notwendige Darstellung der expliziten Gewaltszenen möglich und, weil abstrahiert, erträglich. Positiv hervorzuheben ist die Schrift, die im Gegensatz zu manch anderen Graphic Novels durchgehend angenehm zu lesen ist. Es dauerte bei mir jedoch nicht lange, bis ich mich an den Stil gewöhnt hatte und das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte – so schwanden die 492 Seiten innerhalb von zwei Tagen dahin.
Welch brillantes Werk „From Hell“ tatsächlich ist, zeichnet sich zwar schon bald ab, wird einem in vollem Umfang aber erst beim Lesen des 55 Seiten langen (!) Anhangs bewusst, der penibel von Kapitel zu Kapitel die historischen und künstlerischen Hintergründe erläutert. Die Autoren Alan Moore (Text) und Eddie Campbell (Zeichnungen) recherchierten zehn Jahre für das Werk – und das merkt man diesem an; seien es die durchweg historischen Figuren, teils wortwörtlich so gesprochene Zitate, die bis ins kleinste Detail ausgestalteten Schauplätze, auch die Verknüpfung mit anderen Ereignissen derselben Zeit. Genau erläutert Moore im Anhang, was Historie, was Theorie und eigene Fiktion ist, aus welchen Quellen sich die ersteren beiden herleiten und wo gegebenenfalls kreative Änderungen in Kauf genommen wurden. Wie sich herausstellt, ist das Werk bald so vielschichtig wie die homerischen Epen, in Sachen Recherche und unterschwelligen Anspielungen noch eine Liga vor „Watchmen“. Nicht jedem mögen die visionenhaften, schwer verständlichen Szenen am Ende gefallen – mir indes schon, obgleich ich solcherlei Stilmitteln sonst eher ablehnend gegenüberstehe.
Als absolut brillant hervorzuheben ist überdies der Anhang 2, in dem wunderbar zynisch in einem weiteren Comic die Rezeptionsgeschichte der Mordserie rekapituliert wird, mit all den zahlreichen Autoren und ihren Theorien zum wahren Mörder.
Zu schade, dass die deutsche Ausgabe derzeitig oft vergriffen und, wenn verfügbar, meist sehr teuer ist. Ich kann aber nur empfehlen zuzuschlagen, sobald sich ein Angebot eröffnet.
„From Hell“ ist letztlich also nicht nur eine Geschichte, die, einmal eingetaucht, gut unterhält, sondern ein beachtlich vielschichtiges Monumentalwerk voller historischer Fakten und Referenzen, wie es in der Weltliteratur nur selten vorkommt.

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