Bewertung zu "Sterben Sie bloß nicht im Sommer" von Constanze Kleis
Es gibt kein Thema, das uns alle so umfassend und im wahrsten Sinne des Wortes hautnah betrifft und von dem wir uns zugleich so wenig betroffen fühlen, wie das Sterben.
Spätestens wenn – wie in Constanze Kleis‘ Erfahrungsbericht – ein Mensch, der uns nahe steht, tödlich erkrankt oder wir selbst krank werden, stellen wir wahrscheinlich fest, dass es gut gewesen wäre, besser darauf vorbereitet zu sein. Dazu bietet das lesenswerte Buch, das Constanze Kleis aus ihren Erfahrungen gemacht hat, eine echte Chance.
Es lohnt sich, die extreme Unlust, die das Thema auslöst, zu überwinden. Denn diesem Buch ist das Kunststück gelungen, über das ernsteste aller Sujets unterhaltsam zu schreiben und ihm dennoch gerecht zu werden.
Ganz selten ist mir eines ihrer bissigen, treffsicheren Bilder doch mal zu viel geworden. Dafür habe ich an anderen Stellen laut aufgelacht. Auch wenn das angesichts des Themas natürlich Galgenhumor ist. Aber anders kann man dem Klinikalltag in Deutschland in solchen Situationen wohl kaum begegnen.
Vor allem schafft Constanze Kleis es, ihrer sterbenden Mutter und anderen Kranken das zu bewahren, was der Medizinbetrieb offenbar nach Kräften zu zerstören sucht: die Menschenwürde.
Das Buch sollte Pflichtlektüre für alle angehenden und praktizierenden Mediziner sein.
Constanze Kleis schildert nicht nur offen und eindrücklich, wie ihre Mutter starb und was das für die Angehörigen bedeutete. Sie hat auch gut recherchiert, Interviews mit einem Anwalt, einer Krankenschwester, einem kritischen Arzt und einem Mann geführt, der seit Jahren seine kranke Frau pflegt. Das Resultat sind umfangreiche Hintergrundinformationen – von einer kritischen Inspektion der Gesundheitspolitik bis zu praktischen Hilfen wie einer Muster-Patientenverfügung und Tipps zur Bewältigung der Pflege.