LeonoraVonToffiefee
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LeonoraVonToffiefees Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
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Bewertung zu "Das Käthchen von Heilbronn" von Heinrich von Kleist
Bewertung zu "Das Ministerium des äußersten Glücks" von Arundhati Roy
Wenn mich meine Freunde gefragt haben, worum es in diesem Buch geht musste ich jedes Mal ein wenig überlegen.
Spontan würde ich sagen, es geht um ein Baby. Und um Indien. Und vielleicht ist ja auch Indien dieses Baby?
Die Geschichte dreht sich um Anjum, die als Junge geboren wurde aber sich entscheidet eine Frau zu sein. Um Saddam Hussein, der jemanden rächen möchte und deshalb seinen Namen geändert hat. Um Thilo, die einen verlorenen Mann liebt. Um den verlorenen Mann. Um den Mann der Thilo liebt. Und um Indien, ein Land im Wandel und ein Land, insbesondere eine Region im Krieg mit sich selbst.
Eine Geschichte voller Konflikte, Verlust, Umbrüchen, Wandel, Selbstfindung, Angst, Liebe und Identitätssuche. Dabei entsteht keine gradlinige Geschichte, vielmehr ist sie in großen und kleinen Kreise um den Kern dieser Erzählung angelegt, schweift mal weiter mal weniger weit aus und kommt aber immer wieder auf eins zurück: den Friedhof in dem alles seinen Anfang und sein Ende findet.
An manchen stellen mutet das Buch wie ein Märchen an, es ist bunt und detailreich erzählt. Unglaublich viele Menschen, Namen, Orte und Einzelschicksale werden angesprochen, dass man leicht durcheinander kommt. Trotzdem trägt es zur ausladenden Geschichte bei und versucht damit das Bild eines riesigen Landes zu zeichnen, das in seiner Fülle und seinen Problemen unmöglich auf diese Seiten passt. Auch am Ende des Buches bleiben unglaublich viele Fragen und Unklarheiten über das Kernthema - die Konfliktgeladene Region Kaschmir - zurück, trotzdem versucht es einen Einblick in genau diese Region zu geben.
Das Buch ist lang und dicht, ich brauchte meine Zeit zum lesen. Es ist definitiv schwierig meine Meinung, meine Gedanken hier ganz eindeutig darzulegen, weil mich das Buch in seiner Gesamtheit doch ein wenig überwältig hat. Ich bin fasziniert davon, wie ein einzelner Mensch eine so gewaltige und ausufernde Geschichte in all seinen Einzelheiten schreiben kann. Definitiv eine Meisterleistung. Die Dame kann schreiben und eine Geschichte erzählen!
Ich bin jedenfalls begeistert! Es ist keine leichte Kost, das Buch verlangt Zeit und Aufmerksamkeit, aber wenn man ihm beides schenkt wird man mit großer Erzählkunst und einer außergewöhnlichen Geschichte belohnt.