LeseJette
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- 89 Bewertungen (Ø 4,01)
LeseJettes Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Einer muss die Leiche sein" von Gert Prokop
Bewertung zu "Limetten retten in Sydney" von Dany R. Wood
Bewertung zu "Jules Welt - Das Glück der handgemachten Dinge" von Marina Boos
Jolanda oder kurz Jule will sesshaft werden und kauft nach längerem Hin und Her eine alte Dorfgaststätte im Heimatdorf der Oma, in dem sie als Kind selbst schöne Stunden verbracht hat. Der Plan, ein Cafe eröffnen, in dem man auch kreativ sein kann.
Alles könnte so schön sein, doch aus dem Dorf kommt nur wenig Unterstützung, vielmehr wird Jule unterstellt, sie würde den Charme des alten Gemäuers durch ein modernes Schnellrestaurant ruinieren.
So gefällt mir das Buch: Die Hauptfigur Jule will eine Idee umsetzen. Eine, die absolut im Trend liegt und ähnlich schon vielerorts umgesetzt wurde: Ein gemütliches Cafe in altehrwürdigem Gebäude eröffnen und dabei erhaltenswerte Dinge für die Nachwelt erhalten. Aus so einem Plot ließe sich vieles machen. Leider findet die Idee eines Kreativ-Cafes in dem vorliegenden Roman eher wenig Berücksichtigung.
Auch wenn man selbst so eine Idee, ein Cafe eröffnen, noch nicht umgesetzt hat, so ist für den Leser schon nach wenigen Kapiteln klar, Jule ist sehr naiv und die Handlung sehr realitätsfern. Jule geht die Renovierung/Sanierung der alten Gaststätte so ziemlich ohne Plan an. Dass so ein Plan durchaus wichtig ist, wird zwar immer wieder betont, aber es tut sich einfach nichts und erstaunlicherweise fällt Jule trotz Planlosigkeit nicht auf die Nase. Irgendwie findet sich alles, aber es scheint recht unrealistisch, dass sich ohne Plan alles so gut fügt.
Aber auch einige andere Figuren sind nervig. Unter anderem die, die sich immer wieder gutmeinend in Jules Arbeiten einmischen. Jule ist zwar genervt und würde gern auch mal einschreiten, aber es passiert nichts. Schwer vorstellbar, dass so eine Frau mal Chefin wird. Da muss auch einmal anleiten und ein Machtwort sprechen können.
Beworben wird der Roman als Kreativroman. Es stimmt, einige kreative Idee und Anleitungen sind in dem Roman enthalten. Verzeihlich, dass es Mainstream-Ideen sind, so sind die Zutaten zumindest einfach zu besorgen und die Anleitungen können leicht nachgearbeitet werden. Doch die Kreativ-Ideen fügen sich nicht wirklich in die Handlung ein, sie wirken eher eingequetscht. Ein Stück weit als wären sie nachträglich eingearbeitet.
Über die inhaltliche Schwäche kann die liebevolle optische ein wenig hinwegtrösten, ein Hingucker im Regal ist das Buch allemal.
Bewertung zu "Zur Hölle mit den guten Sitten!" von Jule Brand
Der Teufel und die drei Wünsche
Das passiert: Katy ist kein Kind von Traurigkeit und so auch nicht völlig abgeneigt einen Deal mit dem Teufel einzugehen. Der verspricht ihr für einen Gefallen die Erfüllung eines Wunsches. Der Gefallen besteht jedoch nicht märchenhaft in der Überlassung der eigenen Seele, sondern Katy soll einen bisher unfehlbaren Menschen in Versuchung führen.
So gefällt mir das Buch: Kerstin Gier hat hier unter dem Pseudonym Jule Brand einen locker-leichten Roman verfasst, der nicht ganz von dieser Welt ist. So spielen Fantasie-Figuren wie der Teufel und Amor eine Rolle. Diese Konstellation verspricht gute Unterhaltung.
Katy ist eine junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. So widersteht sie den ersten Angeboten des Teufels ohne große Probleme. Sie ist sich klar darüber, dass ein Bund mit dem Teufel nichts Gutes bringt. Aber auch Katy ist nur ein Mensch. Immerhin verliebt sie sich und wird dann doch blind und schwach. Oder wie lässt sich erklären, dass Katy nicht gleich auffällt, dass Schwarm Frederic nicht wirklich schwul ist? Trotz ihrer kleinen Schwächen und mancher Übertreibungen ist Katy einfach sympathisch.
Frederic ist irgendwie zu lieb (oder besser zu naiv) für diese Welt oder einfach nur weltfremd? Dennoch ist er mit seinem Gutmenschentum ebenfalls recht sympathisch und ganz süß. Katy und Frederic könnten tatsächlich ein ziemlich gutes Team bilden. Ob sie das wohl wirklich werden?
Die Handlung ist zum großen Teil echt witzig, trotz des Teufels und trotz Amor. Es ist eben nicht die typische Geschichte mit einem Teufel. Immerhin lassen sich die Protagonisten nicht einfach auf den Teufel ein, sie stellen eigene Bedingungen und machen es dem Teufel recht schwer. Im letzten Viertel wird es dann doch unübersichtlicher und absolut unglaubwürdig, so mir gefiel die Geschichte nicht mehr so gut. Hier hätte ich mir einen Schluss gewünscht, der wie die bisherige Handlung den Spagat zwischen Realität und Fiktion besser hinbekommt.
Das passiert: Alexandra, rebellische Tochter aus gutem Hause, ist Filmemacherin und hat die Chance mit ihrem Freund zusammen bei der Herstellung eines Dokumentarfilms in Sizilien mitzuwirken. Es geht um die Agriturismi, die Bio-Landwirtschaft mit Tourismus kombinieren. Für Öko-Tante Alexandra die Chance beruflich einen Einstieg zu finden und zusammen mit ihrem Freund Italien zu genießen.
So gefällt mir das Buch: Luzie Bronder schreibt aus der Sicht der Alexandra. Dabei ist der Schreibstil locker und lädt stetig zum Weiterlesen ein. Alle Personen sind gut charakterisiert und schnell hatte ich einige Personen recht lieb gewonnen und mochte andere so gar nicht.
Da ist die ziemlich naive Alex, deren Naivität man sicher auch Alex' Alter zuschreiben kann oder eben dem stetigen Bemühen sich von den eigenen Eltern abzunabeln. Zunächst absolut unsympathisch in dem unbedingten Bemühen ihrem Freund zu gefallen. So sieht sie sich selbst als Öko-Fanatikerin, die aber in meinen Augen nur eine Mitläuferin ist, die sich selbst mehr mit der Theorie als der Praxis auseinander gesetzt hat. Zum Glück reift Alex im Laufe des Romans, emanzipiert sich von ihrem Freund und macht ihre eigenen Erfahrungen.
Zwar ist Alex die Hauptfigur, aber es gibt noch einige Nebendarsteller im Roman. Diese sind auch recht gut herausgearbeitet, aber teilweise bleiben diese doch recht flach. Da sind die Gastgeber, alles lebensfrohe Italiener mit ihren kleineren oder größeren Alltagssorgen. Da sind die Ökobauern, die für die Filmaufnahmen interviewt werden. Auch sie mit ihren ganz eigenen Problemen.
Am Ende fügen sich zwar alle Puzzle-Teile zu einem Ganzen, allerdings bleiben für meinen Geschmack einfach zu viele Fragen offen. Da sind einige Geschichten nur angerissen und mich würde schon interessieren, wie es mit Simona oder aber der alleinerziehenden Mutter von 6 Kindern weitergeht, die ihren Bauernhof allein betreibt.
Das passiert: William Alexander hat mit Die 64$ Tomate eine Sammlung von Erlebnissen, die er selbst in seinem Garten erlebt. Vom Anlegen des Gartens, über das Anlegen der ersten Beete und des Obstgartens bis hin zu den immer größer werdenden Ernten, die ja irgendwie verarbeitet werden müssen.
So gefällt mir das Buch: Es handelt sich bei den relativ kurzen Schilderungen, um die Erlebnisse des William Alexander, der in der Mitte seines Lebens die Freuden des Gärtner-Daseins zu entdecken und auszukosten. Er beschreibt ungeschönt und mit einer gehörigen Portion Selbstironie seine Erfahrungen.
Herrlich zu lesen, wie idealistisch William und seine Frau an das Projekt Garten gehen. Aber hat das nicht jeder Neu-Gärtner schon erlebt. Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, natürlich alles ökologisch und biologisch. Nix mit Massenware. Ebenso schön ist es zu lesen, dass auch andere Menschen dieses hehre Vorgehen dank des Eingreifens von Mutter Natur schnell aufgeben. Denn wer wirklich Bio will, der muss dann seine gesamte Freizeit in den Garten investieren.
Spannend ist auch zu lesen, wie drastisch William Alexander in manchen Entscheidungen wird. Ein Tier, das im Garten Früchte stibitzt einfach ertränken? Das ist schon harter Tobak. Einen Elektrozaun, um die geliebten Beete zu schützen. Auch das ist ziemlich heftig. Zum Glück ist da immer ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit am Werke, sodass die Maßnahmen selten erfolgreich sind. Und das muss auch Alexander selbstironisch erkennen.
Das passiert: Maik Klingenberg ist ein Außenseiter. Die Mutter Alkoholikerin, die immer mal wieder in der Entzugsklinik zu finden ist. Der Vater ursprünglich erfolgreicher Unternehmer, inzwischen weniger erfolgreich und zudem noch mit der Sekretärin liiert. So ist sich Maik oft allein überlassen und verbringt die Ferien mit Tschick, ebenfalls Außenseiter, der jedoch ganz konkrete Pläne hat.
So gefällt mir der Roman: Mit Tschick hat Wolfgang Herrndorf die Erlebnisse zweier Teenies geschildert, der von jeder Altersgruppe gelesen werden kann. Zumindest ich habe den Roman in 24 Stunden verschlungen. Wieso?
Zum einen ist da die Schilderung der Erlebnisse aus Sicht des 14-jährigen Maik. Der kann dem Leser schon leid tun. Er ist in einer zerrütteten Familie aufgewachsen, so ist zumindest der Eindruck des Lesers. Maik jedoch ist in dieses Chaos hinein gewachsen. Klar weiß er, dass da etwas nicht stimmt; man hat jedoch den Eindruck, dass er sich ganz gut mit der familiären Situation arrangiert hat.
Allerdings ist Maik auch ein ziemlich typischer Teenager. In bestimmten Lebensbereichen doch eher verunsichert, beispielsweise was Mädchen angeht. Da erinnerte mich Maik doch sehr an den eigenen Nachwuchs in ähnlichem Alter und so manches Mal musste ich einfach schmunzeln. Herzhaft lachen dagegen musste ich bei der Zusammenstellung des Marschgepäcks der beiden Jungs. Die beiden sind so unerfahren. Dennoch ist es kein hämisches Lachen, denn die beiden haben ein klares Ziel vor Augen und fest davon überzeugt, dass sie es erreichen können. Das macht die beiden Draufgänger sehr sympathisch.
Während der Erlebnisse mit seinem Klassenkameraden Tschick wächst Maik und wird in diesem Sommer erwachsen. Er macht Erfahrungen, die nicht immer positiv sind, aber doch tiefe Einsichten bringen. Und auch wenn man sich nicht wünschen würde, dass die eigenen Kinder auf gleiche Art erwachsen werden, als Leser war mir schnell klar, dass es für Maik der richtige Weg ist.
Der Schreibstil lädt zum Lesen ein und lässt einen kaum mehr los. So habe ich mich einfach an dem Buch festgelesen und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Auch wenn die ersten Abschnitte eher nichts mit dem Road Trip zu tun haben und man sich schon so manches Mal fragt, wann es denn nun endlich los geht, so empfand ich diese Einleitung doch auf keinen Fall als langweilig. Sie lässt Maiks und Tschicks Handeln besser verstehen.