Leseenthusiast
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Eher still und langsam ist die Erzählweise. Der Enkel fliegt mit seinem Opa in die USA, der dort in einem Internierungslager war. Da ich selber einen Großvater dort hatte, hat mich das Thema sofort interessiert. Am meisten interessiert hat mich dennoch die Jetztzeit, das hätte ich mir auch noch gern stärker ausgelotet gewünscht. Aber in allem ein gutes Buch mit starken Momenten.
Der Roman ist wunderbar komponiert aus unterschiedlichen Lebensabschnitten des Josef Klein, der in den 20ern nach Amerika auswanderte.
Die Geschichte im Nachkriegsdeutschland gefällt mir dabei besonders gut, sehr sensibel und subtil erzählt Ulla Lenze, wie die beiden Brüder in Neuss aufeinander treffen, nachdem sie 25 Jahre getrennt waren durch den Atlantik. Carl, in Deutschland geblieben, wurde ein pflichtbewusster Kaufmann, und ließ sich nicht auf das Naziregime ein. Josef dagegen war in Amerika eigentlich weit weg von Deutschland und dem Krieg, aber doch mittendrin, weil er sich im Einwanderermillieu bewegte, wo eben Agenten vom deutschen Geheimdienst angeworben wurden. Erst weiß Josef nicht, wer diese Männer sind, und als er es erfährt, ist alles schon zu spät.
Die letzten Kapitel habe ich atemlos gelesen, da wird der Roman zum pageturner. Vorher besticht er durch sehr starke Bilder und Szenen und vor allem verblüffende Parallelen zu Heute: im Kopf hat man als Leser natürlich die heutigen Debatten um Einwanderung, um Rechtsradikalismus und Populismus im Kopf. Das macht den Roman sehr aktuell und wichtig! Volle Empfehlung!