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Leseratt

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die FROST-Chroniken 1: Krieg und Kröten (ISBN: 9783958691353)

Bewertung zu "Die FROST-Chroniken 1: Krieg und Kröten" von Juri Susanne Pavlovic

Die FROST-Chroniken 1: Krieg und Kröten
Leserattvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine untypische, mitreißende und sehr humorvolle Geschichte – ich kann dieses Buch voll und ganz empfehlen!
Witzig, spannend, anders – ein wirklich tolles Buch!

„Ich habe Schlimmeres gesehen als Frauen in Hosen.“ – ich habe dieses Buch wirklich sehr genossen, es hat mich mitfiebern lassen und mich bestens unterhalten!

Der Erzählstil des Buches ist flüssig, leicht zu verfolgen und sehr humorvoll, immer wieder gibt es witzige Wortgefechte, wenngleich manche der Wendungen zu modern für diese Zeit sind und sich vielleicht etwas zu oft wiederholen (was aber nicht groß stört). Die Welt ist gut ausgearbeitet, verschiedene Kulturen und ihre Eigenarten werden vorgestellt, ohne dass eine als der anderen überlegen dargestellt wird. Eine einfache Gut-Böse-Zuordnung gibt es hier nicht.

Die Protagonisten sind interessant und vielschichtig: Allen voran Yuriko Mandorak Doragon Frost, bereits ein älterer Mann, weitgereist aber doch konservativ, mächtiger Feuermagier und Siegelmeister, Frauenheld und Lustmolch, der doch nur die Eine im Blick hat, die ihm immer verwehrt blieb. Seine kaum magiebegabte Schülerin Galina, eine trotzige junge Frau, die sich von den Vorgaben ihrer Gesellschaft nicht einschränken lassen will, ihren Weg jedoch erst noch finden muss. Arkadis – mysteriös und rätselhaft, nicht nur wegen des Siegels auf der Zunge, aber auch humorvoll und warmherzig. Und natürlich mein Liebling, Yurikos Tiergefährte, der Kröter Padda, ohne den sowieso nichts funktionieren würde.

Diese bunte Truppe macht sich (teilweise etwas erzwungenermaßen) zu einer Heldenreise auf, ein Siegel muss entziffert werden, um Arkadis zu retten. Doch so einfach ist das natürlich nicht, es gibt immer wieder überraschende Wendungen, Hindernisse und Gegner sind zu besiegen und interessante Figuren kreuzen den Weg. Dabei geht es auch um politische Aspekte: Die Situation der Frauen, die Frage nach Schuld und Verantwortung und die Vielschichtigkeit von Liebe. So entsteht eine dynamische, spannende und lustige Geschichte, bei der man bis zum Schluss nicht absehen kann, wie sie sich entwickelt und wie sie aufgelöst wird. Besonders gefallen hat mir auch, dass die Liebesgeschichten ungewöhnlich und zwar Bestandteil, aber nicht Zentrum des Buches sind.

All diese Elemente ergeben eine spannende, mitreißende und sehr humorvolle Geschichte voller untypischer, lustiger und bisweilen auch nachdenklicher Momente. Ich kann dieses Buch daher voll und ganz empfehlen – wer etwas andere, lustige Fantasy mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Nur eine Phobie vor Kröten wäre hinderlich ;)

Cover des Buches Das dunkle Herz des Waldes (ISBN: 9783570312445)

Bewertung zu "Das dunkle Herz des Waldes" von Naomi Novik

Das dunkle Herz des Waldes
Leserattvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Dieses Buch ist magisch!
Eine ruhige, aber kraftvolle und sehr märchenhafte Geschichte

Dieses Buch hat mich beim ersten Lesen überwältigt, und auch nach dem zweiten Mal bin ich nahezu euphorisch gestimmt! Und jetzt versuche ich, in Worte zu fassen, was mir so gut gefällt.

Der Erzählstil ist sehr angenehm, melodisch und hat etwas märchenhaftes. Es wird aus der Ich-Perspektive erzählt, was mich normalerweise etwas stört, hier kommt man jedoch schnell rein und kann der Erzählung gut folgen. Beschreibungen von Situationen und Umgebungen, insbesondere die des Dunklen Waldes, sind sehr eindrücklich, man kann sich gut hineinversetzen. So wird der Wald auch ohne Verwendung von Monstern ohne Ende sehr unheimlich. Generell hält sich die Action eher in Grenzen, wobei das nicht bedeutet, dass keine Spannung aufkommt – die Handlung bleibt durchweg interessant und der Spannungsbogen bis zum Schluss erhalten. Spannende, unheimliche und bedrückende, melancholische und romantische Stellen sind gut mit einander verknüpft und ausgewogen verteilt. Teilweise sind Erzählung und Inhalt berührend und fast philosophisch, an anderen Stellen blitzt auch Humor auf. Eine sehr angenehme, interessante Mischung!

Das Land, in dem die Geschichte spielt, ist im Großen und Ganzen eher einfach aufgebaut, ohne größere Konfliktszenarien abgesehen von den obligatorischen Kriegen mit Nachbarländern. Jedoch stellt dies auch nur den Rahmen für den interessanten Teil: Der Dunkle Wald. Es handelt sich dabei um keine „romantische“, schöne Dunkelheit, vielmehr ist er wirklich böse, verdorben, hinterhältig, missgestaltet bis zu ekelhaft und in jedem Fall sehr unheimlich. Abgesehen vom Dunklen Wald wird dankenswerterweise auf eine einfache Gut-Böse-Zuordnung der Charaktere verzichtet. Es gibt nur wenige Hauptpersonen, die größtenteils interessant und vielschichtig sind, manche der anderen Figuren hingegen wirken etwas oberflächlich und einfach. Die Hauptfigur Agnieszka ist keine typische Heldin, wirkt teilweise sogar etwas ironisch. Sie zeigt verschiedene, durchaus witzige Charaktereigenschaften und macht im Laufe des Buches auch eine leichte Veränderung durch, wenngleich das etwas deutlicher hätte ausfallen können. Ähnliches gilt für „den Drachen“. Die beiden Charaktere sind sehr unterschiedlich, und so kommt es immer wieder auch zu amüsanten oder komischen Situationen. An diejenigen, die hier gleich eine öde Liebesgeschichte wittern (ging mir jedenfalls anfangs so): Keine Sorge! So einfach ist es nicht. Trotzdem wachsen einem die beiden im Lauf des Buches ans Herz.

Um auch etwas Kritik zu üben: Teilweise konnten mich die logischen Begründungen für Handlungen der Charaktere nicht überzeugen, jedoch störte das nicht weiter. Das Ende des Buches kam mir zunächst etwas unpassend und fast kitschig vor, ich habe mich im Nachhinein aber damit versöhnt. Irgendwie passt es auch ganz gut in die Geschichte. Zur Illustrierung wären eine Karte des Tals oder des ganzen Landes und ein Querschnitt des Turmes hilfreich gewesen.


Um eine womöglich etwas wirre Rezension zusammenzufassen: Dieses Buch ist magisch! Es hat mich erst gefesselt und in Atem gehalten und dann etwas melancholisch aber doch lächelnd zurückgelassen. Wer etwas ruhigere, märchenhafte Fantasy mag und auf epische Schlachten und Schwertkämpfe verzichten kann, ist hier genau richtig aufgehoben!



 

Cover des Buches Das Lied der Krähen (ISBN: 9783426654439)

Bewertung zu "Das Lied der Krähen" von Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen
Leserattvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Vielschichtige Helden, eine interessante Geschichte und unerwartete Wendungen – auf jeden Fall eine Empfehlung!
Urban-Fantasy vom Feinsten

Seit langem hat mich kein Buch mehr so in seinen Bann gezogen wie dieses! Ich konnte kaum genug kriegen und hatte es innerhalb weniger Tage durch. Aber eins nach dem anderen.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, über das ganze Buch hinweg stimmt die Dynamik und die Cliffhanger nach den einzelnen Kapiteln sind gut verteilt, passen in die Geschichte und stören nicht. Obwohl die Rahmenhandlung eine typische „Missions-Geschichte“ ist, die es so häufig gibt, ist es durchweg interessant und immer wieder kommt Spannung auf. Die Entwicklung ist im Großen und Ganzen vorgezeichnet, doch es ergeben sich einige überraschende Wendungen oder größere Pläne im Hintergrund werden aufgedeckt. Zu Beginn wird man in diese fremde Welt geworfen, die man nicht durch langatmige Erklärungen sondern im Lauf der Geschichte näher kennenlernt. Das verwirrt zunächst, jedoch erklären sich die meisten Dinge später. Sehr interessant finde ich auch die Art der Verwendung von Magie.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig und individuell, fast alle von ihnen haben gute und schlechte Seiten und Eigenschaften und sind detailliert gezeichnet – insbesondere die Hauptfigur Kaz Brekker hat Züge eines Antihelden. Obwohl Außenseiter und in ähnlichen Verhältnissen heimisch sind sie sehr unterschiedlich und es kommt immer wieder zu Reibungen. Jedes Kapitel wird aus der Sicht eines anderen Charakters geschildert, so wird die Geschichte fortgeführt, während man die Denkweisen und Gefühle der handelnden Personen näher kennenlernt. Auf diese Weise erfährt man einiges über die Hintergrundgeschichten, auch hier sind die unterschiedlichen Perspektiven auf ein gemeinsames Erlebnis interessant. Die Autorin bemüht sich sehr um Ausgewogenheit, dennoch ist an manchen Stellen eine gewisse Aufteilung in gut und böse zu sehen, die jedoch nicht weiter stört.

Bei allem Lob möchte ich auch ein paar Aspekte ansprechen, die mich etwas gestört haben. Zunächst sind alle Hauptpersonen unter 18 Jahre alt, haben aber dennoch oft einen sehr ausgeprägten Ruf und nehmen es mit sehr viel älteren Unterweltbossen, Kaufleuten und Soldaten auf. Das wirkt teilweise etwas unrealistisch und überzogen. Die schlauen Pläne, die immer wieder ausgeheckt werden, scheinen manchmal etwas unlogisch und wirr, sodass sie nicht ganz überzeugend rüberkommen. Gleiches gilt in manchen Fällen für die Beweggründe der Figuren. Daneben störten mich die Liebesgeschichten etwas, allerdings reagiere ich darauf meistens allergisch und insgesamt fallen sie kaum ins Gewicht.

Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau, denn ich habe lange keine so vielschichtige, ausbalancierte und trotz der herkömmlichen Rahmenhandlung so überraschende Geschichte gelesen. Daher möchte ich sie aus ganzem Herzen empfehlen und bin schon sehr auf den nächsten Teil gespannt!

Cover des Buches Irrlichtfeuer (ISBN: 9783426519431)

Bewertung zu "Irrlichtfeuer" von Julia Lange

Irrlichtfeuer
Leserattvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Erfrischend anders – vielschichtige und interessante Figuren, eine eher düstere Welt und keine Spur eines epischen Kampfes gegen das Böse
Urban Fantasy vom Feinsten

Das dominierende Element dieser düsteren und rücksichtslosen Welt ist das Irrlicht, das als Leuchtmittel und Bausubstanz insbesondere für die reiche Oberschicht eine wichtige Rolle spielt. Seine Förderung ist gefährlich und es kommt immer wieder zu Unfällen, wegen seines hohen Wertes wird es von kriminellen Banden mit Vorliebe über den Schwarzmarkt vertrieben und daher gut bewacht. Zudem kann das Irrlicht bei Menschen übersinnliche Fähigkeiten auslösen – wenn diese die Operation und dessen Toxizität überleben. Erhalten sie danach nicht regelmäßig eine Dosis, zeigen sich schwerwiegende Mangelerscheinungen.

Zu Beginn des Buches geschieht ein weiterer schwerer Unfall mit Irrlicht, und in den aufkommenden Unruhen agieren verschiedene Gruppen, die jeweils ihren eigenen Zielen nachgehen und oft auch gegeneinander kämpfen. Dabei verändert sich immer wieder die Perspektive, die Ereignisse werden aus dem Blickwinkel verschiedener Personen betrachtet. So ergeben sich interessante Einsichten in die Problematik und die teilweise sehr unterschiedlichen Ziele der Parteien. Die Hauptperson ist die junge Alba, die vom Fliegen träumt und Irrlicht für die Herstellung ihrer Schwingen braucht. Dabei wird sie gegen ihren Willen in die Auseinandersetzung hineingezogen und muss sich entscheiden, wie weit sie für ihren Traum zu gehen bereit ist. Im Laufe des Buches macht sie eine sehr interessante und größtenteils realistische Entwicklung durch. Sehr erfrischend ist das komplette Fehlen eines Kampfes Gut gegen Böse. Zwar gibt es ein gemeinsames Feindbild, aber davon abgesehen weisen die meisten der auftretenden Figuren oder Gruppierungen sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften und Verhaltensweisen auf und sind daher sehr zwiespältig. Die meisten haben nur ihre eigenen Interessen und Ziele im Sinn und würden dafür über Leichen gehen. Es ist keine schöne Welt, die da beschrieben wird, aber eine sehr real wirkende. Romantik, große Gefühle oder Humor sucht man hier vergebens, dennoch wirkt die Geschichte nicht bedrückend oder deprimierend, sondern lässt sich leicht lesen und gut verfolgen. Neben kleineren Höhepunkten umfasst ein Spannungsbogen die ganze Geschichte, der eine klare Richtung angibt ohne das Ende vorwegzunehmen. Die Welt, die Schreibweise und die Handlungen und Beschreibungen der Personen passen zueinander.

Ein paar negative Aspekte sind jedoch auch zu nennen. Es treten sehr viele Figuren aus unterschiedlichen Gruppen auf, an die man sich erst gewöhnen muss und die man zunächst leicht durcheinanderbringt. Hilfreich ist das Personenverzeichnis am Ende des Buches. Die zahlreichen Perspektivwechsel sind zwar sehr interessant, stören aber auch etwas und erschweren gerade am Anfang die Orientierung. Zwar sind die Charaktere oft sehr vielschichtig, allerdings zeichnet die meisten eine gewisse Hartherzigkeit aus, die es schwierig macht, sie zu mögen oder sich gar mit ihnen zu identifizieren. Verstärkt wird dies durch den oft gegenseitigen Hass. Als letzten Punkt möchte ich noch ein paar nicht weiter schwerwiegende Logiklücken nennen und auch mit dem Ende war ich nicht ganz zufrieden.

Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau: „Irrlichtfeuer“ hat mich sehr gefesselt, es ließ sich gut und leicht lesen und die Spannung blieb bis zum Schluss erhalten, da ich mir nie sicher sein konnte, wie die Geschichte ausgeht. Die düster gehaltene Welt und die vielschichtigen, auch negativen Charaktere unterscheiden es von typischen Büchern der Fantasy. Trotz der genannten negativen Aspekte gebe ich ihm daher fünf Sterne und empfehle es allen, die Urban Fantasy mögen, auf eine romantische Liebesgeschichte verzichten können und zwiespältige, wenig idealistische Charaktere schätzen.

 

Anmerkung zu „Irrlichtkinder“: Diese Kurzgeschichte spielt vor den Ereignissen in „Irrlichtfeuer“ und beschreibt die Entstehung der darin auftretenden Irrlichtkinder. Ich habe sie nach dem Buch gelesen und empfand sie als recht interessante Zusatzinformation, denke aber, dass sie nicht geeignet ist, um in die Welt einzusteigen. Es wird wenig erklärt und da sie als Vorgeschichte dient, hat sie ein offenes, nicht befriedigendes Ende. Zudem sagen einem die auftretenden Personen nichts, sodass man vermutlich keine nähere Bindung zu ihnen aufbauen kann. Mein Rat daher: „Irrlichtfeuer“ zuerst lesen und dann entscheiden, ob die Vorgeschichte interessiert.

Cover des Buches Zwischen zwei Sternen (ISBN: 9783596035694)

Bewertung zu "Zwischen zwei Sternen" von Becky Chambers

Zwischen zwei Sternen
Leserattvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine wunderbare Geschichte in einer faszinierenden, vielschichtigen Welt! Wenig Action und ein paar Längen, aber eine eindeutige Empfehlung.
Eine neue Perspektive

Mir hat schon der erste Band von Becky Chambers gut gefallen und ich war daher sehr neugierig auf Teil zwei. Als Warnung vorab: Die Geschichte dreht sich vor allem um Lovelace und Pepper, die anderen Mitglieder der Wayfarer treten nicht mehr auf. Das ist ziemlich schade, aber die Geschichte ist auch so wirklich gut.

Die KI Lovelace hat einige Schwierigkeiten, sich an ihren Körper und ihr neues Umfeld zu gewöhnen, sie werden überzeugend und realistisch dargestellt und sind gut nachvollziehbar. Die Abschnitte, die ihre Geschichte erzählen, wechseln sich dabei immer wieder mit Einblicken in Peppers Kindheit und Jugend ab. Wenngleich man hier größtenteils weiß, wie die Sache endet, bleibt es trotzdem spannend und interessant, ihren Werdegang zu verfolgen. Auch hier werden die einzelnen Schritte und ihre Entwicklungen sehr überzeugend und berührend geschildert. Zwar stört dieser Wechsel an manchen – insbesondere den spannenden – Stellen, macht die Geschichte durch die Perspektivwechsel aber auch interessanter und es gibt einige Überschneidungen.  Insbesondere im ersten Teil geht es in beiden Bereichen vor allem um das Eingewöhnen in eine veränderte Situation, was zwar sehr interessant ist, wo jedoch ein bisschen das Ziel des Buches fehlt. Das schält sich dann jedoch langsam heraus und gibt der Geschichte schließlich stärker eine Richtung.

Wie schon im ersten Band zieht vor allem die vielschichtige und fremde Welt mit ihren sehr unterschiedlichen, gut ausgearbeiteten und faszinierenden Kreaturen in ihren Bann und ich würde den ein oder anderen wirklich gerne kennenlernen! Die Selbstverständlichkeit, mit der Becky Chambers über die menschgemachten Beschränkungen von Rasse, Geschlecht und in gewisser Weise auch Ethik hinweggeht, ist sehr erfrischend und stellt einen der wichtigsten Aspekte des Buches dar. Moralische und auch politische Fragestellungen werden subtil eingeflochten, ohne dass es belehrend oder idealistisch wirkt. Dabei hält sie sich nicht mit langatmigen Erklärungen auf, die Figuren und ihre Lebensweisen und Regeln lernt man eher im Vorbeigehen kennen. Ich wiederhole mich, aber dieses Universum ist wirklich faszinierend!

Es gibt nur ein paar wenige negative Aspekte: Ähnlich wie in Band eins mangelt es teilweise, insbesondere in der ersten Hälfte, an Dynamik und wie bereits geschildert fehlt zunächst ein Ziel. Wenngleich Weltraumschlachten oder Verfolgungsjagden überhaupt nicht passen würden, wäre an manchen Stellen etwas mehr Spannung wünschenswert gewesen. Dabei sind die zwei Geschichten jedoch nie langweilig und man kommt sehr schnell voran.  Allerdings bleiben ein paar (nicht weiter wichtige) Fragen offen, auf die man doch gerne eine Antwort gehabt hätte.

 

Fazit: Eine wunderbare Geschichte in einer wirklich faszinierenden und vielschichtigen Welt! Trotz einiger Längen kann ich das Buch allen wärmstens empfehlen, die weniger Action, sondern mehr fremde Welten und Kreaturen kennenlernen möchten. Sie werden daran ihre helle Freude haben!

Cover des Buches Karriere: Superheldin (ISBN: 9783867622950)

Bewertung zu "Karriere: Superheldin" von Marion G. Harmon

Karriere: Superheldin
Leserattvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Sehr interessante und realistische Darstellung von Superhelden und gute Ideen, in der Umsetzung allerdings noch etwas schwach
Was, wenn es wirklich Superhelden gäbe?

Bei diesem Buch fiel mir die Vergabe der Sterne wirklich schwer. Es weist einige sehr gute und interessante Aspekte auf, andere wiederum waren ziemlich störend. Daher fällt meine Bewertung sehr durchwachsen aus.

Als ich mit dem Buch anfing, erwartete ich eine Superheldengeschichte, die nicht (nur) auf das Epos der Marvel-Filme zurückgreift, sondern möglichst realitätsnah bleibt und auch problematische Aspekte anspricht, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Humor. Und das habe ich auch bekommen.

Der Blick auf Superhelden ist sehr pragmatisch und realistisch und man kann sich gut vorstellen, dass es ähnlich ablaufen würde, wenn es sie wirklich gäbe: Sie werden gefeiert wie Stars, bilden Gewerkschaften und ihre Geschichten werden verfilmt und in Comics dargestellt. Dabei werden auch die generellen Auswirkungen des Auftretens der Superhelden, zum Beispiel auf Politik und die internationale Kräfteverteilung, in Augenschein genommen. Dafür bieten kurze Texte an den Kapitelanfängen Einblick in das Weltgeschehen, die Gedanken der Handelnden, die Historie der Superhelden und ähnliches. So entsteht eine facettenreiche und meist durchdachte Welt, die durch die Superhelden und -schurken nachhaltig beeinflusst wird. Die Fragestellungen sind tiefgründig und teilweise fast philosophisch. Dabei gibt es oft keine eindeutige schwarz-weiß-Aufteilung und auch der Standpunkt des Schurken ist verständlich.

Die Hauptfigur Astra ist eine interessante und auch widersprüchliche Heldin: Sie hat Angst und Zweifel, entscheidet sich aber dafür, ihre Superkräfte einzusetzen. Ihre Religiosität ist überraschend und wirkt zunächst etwas seltsam, stellt aber einen angenehmen Kontrast zu den typischen Superhelden-Figuren dar. Auf der anderen Seite scheint sie ein normaler Teenager zu sein, der Zeit mir den Freunden verbringt und Superstars anhimmelt. Ihr Werdegang und die Entwicklung ihrer Fähigkeiten wird ziemlich überzeugend geschildert, ebenso die anfänglichen Schwierigkeiten und ihre Bedenken. Dabei sticht immer wieder ein sehr angenehmer, leichter Humor hervor, der das Buch sehr gut zu lesen macht.

 

Leider bleiben die anderen Charaktere daneben sehr blass. Es werden viele Personen vorgestellt, sodass man leicht den Überblick verliert, aber nur wenige werden vertiefend betrachtet – so weiß man zwar ungefähr, was für Fähigkeiten die anderen Teammitglieder haben, doch erfährt man darüber und über ihr Leben und ihren Charakter nicht viel. Da sehr interessante Fähigkeiten und vielversprechende Figuren dabei sind, ist das ziemlich schade und ich hoffe sehr, dass sich das in den nächsten Bänden noch ändert.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Aufbau der Geschichte. Während der Anfang sehr stringent erzählt wird, gibt es im mittleren Teil immer wieder Kapitel, die nicht direkt mit der Problematik in Verbindung stehen und daher wie Anhängsel wirken, außerdem geht der rote Faden etwas verloren. Während einige Szenen durchaus länger hätten sein können, wirken andere sehr aufgeblasen und unnötig. Die Begründungen für einige wegweisende Entscheidungen wirken etwas fadenscheinig, man nimmt sie Astra nicht ab. Vor allem am Anfang wirken die emotionaleren Szenen zudem etwas flach und oberflächlich. Die schlimmen Dinge, die passieren, überzeugen nicht so recht und wirken übertrieben, sie stellen von ihrem Inhalt her einen ziemlichen Gegensatz zu dem sonst recht leichten Ton des Buches dar.

 

Um ein Fazit zu ziehen: Die Geschichte um Astra und ihre neuerwachten Superkräfte wartet mit vielen guten und interessanten Ideen auf und die Welt, in die der Leser eintaucht, ist meist durchdacht und vielschichtig. Allerdings mangelt es teilweise noch an der Umsetzung, es gibt Logiklücken, fehlende oder nicht überzeugende Erklärungen und eine gewisse emotionale Flachheit. Vor allem störte mich aber die starke Fokussierung auf Astra und die dadurch fehlende Berücksichtigung ihrer Teamkollegen, über die ich sehr gerne mehr erfahren hätte. Trotz dieses durchwachsenen Fazits möchte ich das Buch aber aufgrund seiner interessanten Ideen und erfrischenden Sichtweise auf Superhelden empfehlen und werde selbst die weitere Entwicklung der Reihe verfolgen.

Cover des Buches Die Karte meiner Träume (ISBN: 9783596184446)

Bewertung zu "Die Karte meiner Träume" von Reif Larsen

Die Karte meiner Träume
Leserattvor 6 Jahren
Cover des Buches Unterleuten (ISBN: 9783630874876)

Bewertung zu "Unterleuten" von Juli Zeh

Unterleuten
Leserattvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Interessant, spannend, tiefgreifend und nachdenklich - ein wunderbares Buch!
Wir sind ein Teil von jener großen Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft

Zunächst: Das Buch ist genial!

Etwas detaillierter: Die Geschichte spielt größtenteils in dem kleinen Dorf Unterleuten in der Nähe von Berlin. Durch ein geplantes, kontroverses Bauvorhaben brechen alte und neue Konflikte wieder auf. "Ureinwohner" und Zugezogene, Wendegewinner und Wendeverlierer, Eltern und Kinder stehen dabei auf verschiedenen Seiten und jeder ist der Meinung, dass er selbst im Recht ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Gewalt ausbricht. Dabei gibt es keine langweilige Gut-Böse-Aufteilung, alles hat zwei Seiten und nichts ist so einfach, wie es zunächst aussieht.
Die entstandene Situation und die wichtigsten Figuren mit ihren Ansichten und Handlungen betrachtet man dabei aus verschiedenen Perspektiven, da jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen Person geschildert wird. So entstehen vielschichtige und tiefgreifende Charaktere mit Fehlern und Stärken und man fängt an, die eigene Sicht der Dinge zu hinterfragen.

Anhand dieses beispielhaften Dorfes betrachtet Juli Zeh menschliche Eigenarten und Ansichten und das Zusammenleben. Damit regt sie zum Nachdenken an und stellt subtil die großen Fragen, ohne jedoch belehrend zu wirken oder den moralischen Zeigefinger zu heben. Sie verurteilt ihre Charaktere und deren Handlungen nicht und scheint keine eigene Ansicht zu haben - sie schildert die Vorkommnisse lediglich aus der Sichtweise der gerade erzählenden Person.
Die Perspektivwechsel an strategisch günstigen (oder für den Leser eher ungünstigen) Stellen bauen bald Spannung auf und erzeugen eine Art Sog, sodass man sich immer wieder beim Vorblättern erwischt. Das Ende ist größtenteils überraschend und auf seine Art etwas unheimlich.
Spannend ist auch das Spiel mit der Realität; dazu sei an dieser Stelle nur auf das Nachwort und die vielen Internet-Adressen im Buch hingewiesen.

Einzige Kritikpunkte: Einige der Figuren sind etwas "extrem" angelegt, sodass ein Zusammenstoß unvermeidlich ist. Stellenweise wirkt das etwas künstlich. Zudem ist es schwierig, sich mit den Figuren zu identifzieren - manchmal scheinen die sich alle gegenseitig so wenig ausstehen zu können, dass man sie selbst nicht mag.

Trotzdem kann ich guten Gewissens volle fünf Sterne für dieses interessante, spannende, überraschende, unheimliche,  nachdenkliche, grandiose Buch vergeben!

Cover des Buches The Circle (ISBN: 9780804172295)

Bewertung zu "The Circle" von Dave Eggers

The Circle
Leserattvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Interessantes Thema, die Geschichte zieht sich allerdings ziemlich und wirkt oft unrealistisch
Tolles Thema, aber...

Zunächst: Ich habe das Buch auf Englisch gelesen - man kommt zurecht, auch wenn doch einige Wörter drin waren, die ich nicht kannte.

Das Thema ist aktuell und sehr interessant: Es geht um die exzessive Nutzung von Social Media bis hin zur Überwachung, und wie bereitwillig die Menschen dabei mitmachen.
Dieses Thema bietet viel Stoff für einen Roman und man hätte die verschiedenen Vor- und Nachteile sehr gut kontrovers diskutieren und z.B. zeigen können, wie es sich trotz der Nachteile und des Widerstandes durchsetzt. Das hat der Autor jedoch nicht gemacht: bis auf ein paar wenige, die dann als "zurückgeblieben" und "ewig gestrige" bezeichnet werden, sieht niemand die Nachteile des Systems und niemand spricht die Risiken an. Vielmehr sind alle von den Neuerungen überwältigt und begeistert. Obwohl ich nicht weiß, wie Amerikaner auf solche Neuigkeiten reagieren würden, wirkt das ziemlich unrealistisch.
Ein zweiter negativer Punkt ist die Hauptfigur Mae: Im Laufe des Buches wird sie einem immer unsympathischer. Anfangs noch unsicher und etwas skeptisch lässt sie sich sehr bereitwillig benutzen und glaubt die Dinge, die man ihr einredet, bis sie schließlich zur glühenden Verfechterin des neuen Systems wird. Die Macht, die sie über andere hat oder glaubt zu haben, macht sie immer arroganter und verständnislos gegenüber berechtigten Zweifeln. Dabei ist sie himmelschreiend naiv und benutzt ihren eigenen Verstand kaum, sie hinterfragt nichts, sondern macht einfach mit. Schätzungweise soll die Figur genau so wahrgenommen werden, der Widerwillen ihr gegenüber macht das Buch aber nicht leichter zu lesen.
Abgesehen von diesen beiden Punkten zieht sich die Geschichte ziemlich, Nebensächlichkeiten werden sehr ausführlich beschrieben und die Handlung kommt nur langsam in Fahrt. Zusammen mit den beschriebenen logischen Schwächen musste ich mich teilweise ziemlich durchkämpfen.

Fazit: Sehr interessantes Thema, aber leider nicht sonderlich gut umgesetzt.

Cover des Buches Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten (ISBN: 9783596035687)

Bewertung zu "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten" von Becky Chambers

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
Leserattvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein faszinierendes und sehr gutes Buch, in dem man vielen interessanten Spezies begegnet. Etwas mehr Tempo hätte allerdings nicht geschadet.
Eine Reise in ein fremdes Universum voller interessanter Bewohner

Eins vorneweg: Ich lese sehr selten Science Fiction, daher habe ich kaum Vergleichswerte.
Das Buch erzählt - wie der Titel schon besagt - von einem riskanten Auftrag, der das Raumschiff Wayfarer und seine bunte Crew zu einem weit entfernten Planeten führt. Dabei geht es in erster Linie um die Crewmitglieder, die verschiedenen Spezies angehören und über deren Hintergründe und Lebensweisen man im Verlauf der Geschichte so einiges erfährt. Dabei hält sich die Autorin nicht mit langatmigen Erklärungen über das Universum und seine Bewohner auf, sondern steigt direkt mit der Geschichte ein. Zunächst ist man zwar etwas überfordert und verwirrt, aber vieles wird im Verlauf deutlicher.
Die sehr unterschiedlichen Lebewesen mit ihren spezifischen Eigenheiten, ihrer Art zu kommunizieren und ihrem Aussehen machen einen großen Teil der Faszination des Buches aus und man wünscht sich, sie selbst kennenlernen zu können. Die Autorin setzt sich unbekümmert über das, was man gerade im Bereich Sexualität vielleicht als "moralisch" betrachtet, hinweg und regt damit zum Nachdenken an. Dabei gerät an manchen Stellen allerdings das Ziel der Reise etwas aus dem Blick und der rote Faden geht verloren. Gerade im mittleren Teil hätte der Geschichte auch etwas mehr Tempo nicht geschadet und die ein oder andere gefährliche Situation zwischendurch wäre sicher von Vorteil gewesen. Zudem habe ich die Auswirkungen einer derart langen Reise auf die Besatzung vermisst. Das Ende ist in manchen Teilen etwas seltsam, aber auch sehr interessant und stimmt nachdenklich.

Fazit: Epische Raumschlachten sucht man hier vergebens, dafür wird man mit zahlreichen faszinierenden Spezies konfrontiert. An manchen Stellen, insbesondere im mittleren Teil, wird es zwar etwas langatmig, trotzdem ist es ein sehr gutes, nachdenkliches und teilweise fast poetisches, auf jeden Fall aber faszinierendes Buch.

Über mich

  • weiblich
  • 12.07.2017

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