LilianA
- Mitglied seit 23.02.2013
- 4 Freund*innen
- 44 Bücher
- 33 Rezensionen
- 40 Bewertungen (Ø 4,42)
LilianAs Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Heldenreise ins Herz des Autors - Das Handwerk der Inspiration" von Ulrike Dietmann
"In diesem Buch (von Ulrike Dietmann) geht es NICHT um das Handwerk des Schreibens, das Plotting, die Figurengestaltung und die Eigenarten der Prosasprache." behauptet die Autorin im Einführungskapitel in fett hervorgehobenen Lettern.
Nein, es geht um viel mehr: Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den Bücher uns vermitteln und um die Rolle des Autors in diesem Gefüge. Dieses Buch sollte wie kein anderes Heldenreise-Buch zur Pflichtlektüre eines jeden werden, der meint im Buchmarkt agieren zu wollen.
Denn Dietmann beschreibt in elf Schritten die innere Beziehung des Autors zu seinem Schaffen. Dazu bedient sie sich souverän einer Sprache, die vielleicht nicht jeder Leser beherrscht, doch bevor wir verloren gehen könnten, untermauert sie ihre tiefgründigen Beobachtungen mit Beispielen aus ihrer Coach-Tätigkeit.
Vielmehr als Arbeitsheft mit Raum für Notizen und Aufgaben zum Innehalten und Reflektieren, nähert sie sich mit ihren Gedanken den Lesern an und lädt uns damit ein, unser Selbstbild und unser Verständnis vom Autorensein zu hinterfragen.
Doch also ein Buch nur für Autoren? Nicht in Dietmanns Sinne:
"Das Geschichtenerzählen ist eine unserer ursprünglichsten sozialen Fähigkeiten." Und um diese Ursprünglichkeit geht es der Autorin. Uns die Chance einzuräumen, zu dieser Ursprünglichkeit zu finden!
"... dass wir ganz allein es sind, die Maßstäbe zu setzen ..." Ein Zugang zur Authentizität also, den manch einer im Tagesgeschäft aus den Augen verloren hat.
Die Heldenreise ins Herz des Autors ist Aufklärung und Rettungsangebot zugleich. Ein Schreibratgeber wie er seit 15 Jahren in den Buchregalen fehlt und sich hoffentlich weit verbreiten wird!
In diesem Sinne musste ich dem Buch die vollen fünf Sterne geben.
Bewertung zu "Gehirnforschung für Kinder – Felix und Feline entdecken das Gehirn" von Gerald Hüther
Die Autoren erfreuen sich in ihrer Beschreibung für Kinder, wie das menschliche Gehirn funktioniert, dem Vergleich mit einer Zwiebel. Damit erzeugen sie leider Denkfiguren, die ihren eigenen Thesen zum Teil zuwiderlaufen.
Ich habe dennoch, den Buchkauf nicht bereut und sogar das Buch an eine befreundete Neurologin weiterverschenkt, da es mir eine hilfreiche Brücke erschien, mit Kindern ins Gespräch zu kommen, was es denn da in der großen Murmel zu erforschen gibt. Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet, auf den ersten Seiten entdecken Felix und Feline "die Welt der Zwiebel" und die weiteren Seiten 44-64 richten sich mehr an erwachsene Leser. Es ist ja auch eine Form von Medienkompetenz, Kindern zu vermitteln, man darf nicht alles glauben, was in einem gedruckten Buch steht. Mich persönlich hat es etwas enttäuscht, dass einem Autorenteam wie Hüter, Michel nicht jemand an die Hand gegeben wurde, der sich etwas besser mit der Gestaltung von Kinderbüchern auskennt. Vielleicht aber sollte das Manuskript ein Arbeitsbuch für Eltern werden und der engagierte Verlag fand es dann pfiffig ein Kinderbuch daraus zu werkeln. Wer weiß es? Die Marktlücke wurde geschlossen: Mein Wunsch für die Autoren: Mut zur Überarbeitung!
Bewertung zu "Kunst und Schönheit im Mittelalter" von Umberto Eco
Für Profis ist Eco immer wieder für kleine Reibereien gut, als Laie darf man sich über die Einblicke, die er teilen möchte freuen, (da Eco bekannterweise schreiben kann.) So gelingt es den Autoren auch in dem Band "Kunst und Schönheit im Mittelalter" den Nährboden einer ästhetischen Empfindsamkeit offenzulegen, die vor dieser Epoche anders besetzt war. Unter Aufzählung vieler lateinischen Quellen, die nicht chronologisch sondern thematisch zitiert werden, erläutert Eco den Weg zu einem kollektiven Bewusstsein von "Schönheit" und weiter "Kunst".
Dabei gelingt es ihm die Umdeutung von Bezügen zu skizzieren, die letztlich eine "neue Geisteshaltung" begründen. Ich habe es gerne gelesen (sogar im Urlaub), da ich selbst auch schon einmal länger zu spätmittelalterlichen Emblematik von Comenius gearbeitet hatte, konnte ich gut anknüpfen. Man sollte schon ein eigenes Interesse mit der ausführlichen Lektüre verbinden. Die Kerngedanken hätte man sicher auch etwas geraffter darstellen können.
Bewertung zu "Die schönsten Kasperlestücke" von Ursula Lietz
Kinder lieben es mit Kasperlepuppen zu spielen, aber ausser der Faszination, dass die eigene Hand weg ist und die Puppe sich dann bewegt, passiert meist nicht viel im Kinderzimmer. Ich war motiviert, mit meinem Kind ein kleines Stück aufzuführen und erwarb dazu "Die schönsten Kasperlestücke". Was auch immer das Buch an Anregungen bereit hält, die schönsten Kasperlestücke mit Sicherheit nicht. Auch werden nicht die Archetypen des Kasperle-Ensembles erläutert, sondern mehr händische Kniffe, Dekorationen und Ablaufempfehlungen. Nach Lektüre dieses Buches war ich darin bestärkt mir einfach auch zwei Puppen zu schnappen und der Phantasie meiner Kinder zu folgen. Kasperletheater ist eben wahrhaft eine anspruchsvolle Kunstform und nur weil kleine Hände in die Puppen passen, sollte man sich nicht der Illusion hingeben, als Laie damit unterhalten zu können.
Die berühmten Schildbürgerstreiche kennt jeder, aber wer weiß seinen Kindern schon zu erklären, warum die Bewohner von Schilda so dumm geworden sind?
In gut verständlicher Sprache auch für junge Leseratten ein vergnüglicher Spaß, da die einzelnen Geschichten nicht zu lang sind und sich auch als Gute-Nacht-Geschichte eignen. Die hochwertige Buchgestaltung und Zeichnungen werten die gelungene Erzählung zusätzlich auf. Statt eine Anekdotensammlung zu verfassen, gelingt es Kästner einen Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende des Buches zu etablieren, der Sinn und Unsinn von Klugheit und Verstellung sehr anschaulich beschreibt. Pädagogisch wertvoll für den Dialog in der Familie.
In der Pädagogik stoßt man auf das Problem, Dinge beschreiben zu müssen, die die meisten Menschen mit ihrem gesunden Menschenverstand erfassen können. Dabei schwingt sich diese Wissenschaft zu Wort- und Bedeutungsschöpfungen auf - die wiederum mit dem einfachen Menschenverstand - irrsinnig komisch sein können. Aus diesem Schatz alltäglichen Erzieherfrusts greift Lill in ihrem versöhnlichen Witz einige "Problemfelder" auf und erläutert allen Betroffenen, warum wir einige Begriffe einfach einmal großzügig entsorgen sollten und damit das Arbeitsfeld der Kindeserziehung wieder auf gesunde Beine zu stellen.
Die besondere Form des Buchs lädt gerade dazu ein, es als Seelentröster und Mutmacher zu verschenken!
Bewertung zu "Prinz und Bottelknabe oder Das Tauschgeschäft" von Kirsten Boie
Mit viel Einfühlungsvermögen in sozial extrem gegensätzliche Millieus erzählt Boie gekonnt eine moderne und packende Variation des Prinz und Bettelknaben- Motivs. Als Buch zum Film (TV-Zweiteiler) gekauft, genoss meine Tochter das Nachsinnieren über Dialoge und szenische Beschreibung, die der Film allein frei-Haus bietet und keiner weiteren Reflexion bedarf. Im Buch wird die Ungeheuerlichkeit der "Problemlösung", die die beiden Jungen für sich wählen, um in dem jeweils fremden Milieu zurechtzukommen noch mehr akzentuiert. Es ist eine Freude mit den Kindern über die geschilderten Umstände und den Fortgang der Ereignisse ins Gespräch zu kommen. Stilsicher und kindgerecht!
Über mich
- 16.09.1972
- http://www.nseen.de