Eisblaue Augen ist ein Buch, das man einfach lesen will, wenn man das Cover sowie den Klappentext sieht. Beides nämlich verspricht eine märchenhafte und epische Liebesgeschichte im Sinne von Schauergeschichten wie Wuthering Heights, das im ländlichen Land Teil von England spielt – ich war gespannt, wie die Autorin die beiden Handlungs- und Zeitstränge verknüpfen würde. Leider allerdings kam nie dieser Wow-Moment, der meine Erwartungen bestätigen konnte, obwohl die Geschichte relativ vielversprechend begann. Insgesamt gibt es drei grundlegende Probleme, die das Buch von einem Höhenflieger zu einem absoluten Flop für mich machten.
Erstens, die Handlung. Im wesentlichen ist die Grundidee der Geschichte nicht schlecht: Bei der Beerdigung ihrer Großmutter findet Alex geheimnisvolle Tagebuchblätter, die vorerst nichts mit ihrem Leben zu tun haben scheinen. Amüsiert liest sie, wie sich Kate Hals über Kopf in den rätselhaften Valen, Onkel ihrer beiden Schützlinge verliebt — was zugleich aber auch ihren Untergang bedeutet. Von den Tagebucheinträgen fasziniert, beschließt Alex, Kates Spuren zu folgen und reist kurzerhand nach Cornwall, wo sie den zum Umfallen gutaussehenden Jay trifft — und das war’s. Leider nämlich wird schon ziemlich schnell klar, dass die “Liebesgeschichte” im Sinne von Ich-bin-so-verliebt-ich-brauche-nur-meinen-Mann-an-der-Seite-Logik im Vordergrund steht, wodurch das Potenzial der Geschichte schnell verloren geht und die Spannung schwindelerregend sinkt. Diese Unlogik findet man im Verlaufe dieses Buches immer wieder, worunter der interessantere Teil des Buches, nämlich der Fantasy-Aspekt, sehr zu leiden hat. Nicht verleugnen jedoch kann man die Gothic fiction-Eigenschaften, die Bäumler perfekt in Szene zu setzen weiß. Von Elementen wie stürmischen Wetter und melancholischen Charakteren bis zur übernatürlichen Gegenwart und Mondlichtnächten - Bäumler scheut keine Mühen und Kosten, diese Stimmung im 19. Jahrhundert in der Geschichte widerzuspiegeln!
Die Verschmelzung von Gegenwart und Vergangenheit gelingt allerdings eher schlecht als recht, da essenzielle Leitfragen geflissentlich überflogen, bzw. die Lösung zu diesen leichtsinnig vereinfacht werden, sodass bis zum Schluss allerdings bleiben viele Handlungsstränge ungeklärt bleiben. Mir hat insgesamt ein roter Faden in der Geschichte gefehlt, damit das Buch etwas “Greifbareres” hat.
Zweitens, der Weltenaufbau. Auch hier gibt es am Grundkonzept des Buches nichts zu bemängeln. Denkt man anfangs noch, es handele sich bei dem Buch um ein Contemporary-Roman, wird beim Lesen der Tagebucheinträge klar, dass eindeutig ein Fantasy-Aspekt hinzukommt. Ein Wort: Unterwassesr. Allerdings wird dieser Teil der Geschichte viel zu wenig ausgeführt, sodass man nur wenige Informationen über die Unterwasserwelt erhält — wie ist die Gesellschaft aufgebaut, wie kam es zur Rivalität zwischen den Führern? Auch hier wird das Nötigste zwar beantwortet, innovativ würde ich den paranormalen Teil des Buches aber nicht bezeichnen. Folglich wirkt die Struktur des Buches viel zu flüssig”, sodass auch die “Glaubwürdigkeit” der Geschichte sinkt.
Drittens, die Hauptcharakterin selber. Häufig scheint es, als ob die Autorin Alex zur perfekten unperfekten Protagonistin machen wollte, was ihr letztendlich nur eine ambivalente Note gibt. Ja, Alex’ Familie hat einen Adelstitel. Nein, Alex ist er egal. Nein, nichts kann sie von ihrer Familie trennen. Ja, sie lässt es trotzdem zu. Nein, Alex wird niemals so naiv wie Kate werden. Ja, sie wird es trotzdem. Sie als Hauptcharakterin am Ende des Buches ist so blind vor Liebe, dass es beim Lesen nicht mehr Spaß macht, ihr beim Handeln und Entscheidungen treffen zuzusehen, denn letztendlich tut sie es nicht mehr! Stattdessen lässt sie ihr Leben von Jay bestimmen, aber NEIN, das ist doch nicht naiv oder???!!!! Folgende Beispiele: Alex macht einen Witz über Jay, dass dieser ein Massenmörder sein könnte — aber das Ironische daran ist, dass, so wie er sich verhält, man dies auch stark annehmen könnte (*hust* komischer Stalker *hust*). Oder. Beim zweiten Treffen fragt er Alex direkt, ob sie an Schicksal glaubt….ich weiß jetzt nicht, wie es bei anderen ist, jedoch stoßen Typen mit solch aufdringlichen Fragen mich eher ab. Vielleicht hat Alex einfach einen komischen Männergeschmack.
Auch das Ende konnte das Buch nicht mehr retten — viel mehr ist dieses der schwächste Teil des Buches, da im letzten Moment noch alle möglichen Klischees aufeinandertreffen, die die Geschichte zu einem schwammigen Leseereignis machen. Allein der flüssige Schreibstil konnte mich dazu bewegen, das Buch überhaupt erst nicht abzubrechen, obwohl es letztendlich nur ein 08/15 Fantasy-Romance Buch bleibt.