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Lillie

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Eisblaue Augen (ISBN: 9783646600780)

Bewertung zu "Eisblaue Augen" von Sandra Bäumler

Eisblaue Augen
Lillievor 9 Jahren
Lesen auf eigene Gefahr

Eisblaue Augen ist ein Buch, das man einfach lesen will, wenn man das Cover sowie den Klappentext sieht. Beides nämlich verspricht eine märchenhafte und epische Liebesgeschichte im Sinne von Schauergeschichten wie Wuthering Heights, das im ländlichen Land Teil von England spielt – ich war gespannt, wie die Autorin die beiden Handlungs- und Zeitstränge verknüpfen würde. Leider allerdings kam nie dieser Wow-Moment, der meine Erwartungen bestätigen konnte, obwohl die Geschichte relativ vielversprechend begann. Insgesamt gibt es drei grundlegende Probleme, die das Buch von einem Höhenflieger zu einem absoluten Flop für mich machten.

Erstens, die Handlung. Im wesentlichen ist die Grundidee der Geschichte nicht schlecht: Bei der Beerdigung ihrer Großmutter findet Alex geheimnisvolle Tagebuchblätter, die vorerst nichts mit ihrem Leben zu tun haben scheinen. Amüsiert liest sie, wie sich Kate Hals über Kopf in den rätselhaften Valen, Onkel ihrer beiden Schützlinge verliebt — was zugleich aber auch ihren Untergang bedeutet. Von den Tagebucheinträgen fasziniert, beschließt Alex, Kates Spuren zu folgen und reist kurzerhand nach Cornwall, wo sie den zum Umfallen gutaussehenden Jay trifft — und das war’s. Leider nämlich wird schon ziemlich schnell klar, dass die “Liebesgeschichte” im Sinne von Ich-bin-so-verliebt-ich-brauche-nur-meinen-Mann-an-der-Seite-Logik im Vordergrund steht, wodurch das Potenzial der Geschichte schnell verloren geht und die Spannung schwindelerregend sinkt. Diese Unlogik findet man im Verlaufe dieses Buches immer wieder, worunter der interessantere Teil des Buches, nämlich der Fantasy-Aspekt, sehr zu leiden hat. Nicht verleugnen jedoch kann man die Gothic fiction-Eigenschaften, die Bäumler perfekt in Szene zu setzen weiß. Von Elementen wie stürmischen Wetter und melancholischen Charakteren bis zur übernatürlichen Gegenwart und Mondlichtnächten - Bäumler scheut keine Mühen und Kosten, diese Stimmung im 19. Jahrhundert in der Geschichte widerzuspiegeln!
Die Verschmelzung von Gegenwart und Vergangenheit gelingt allerdings eher schlecht als recht, da essenzielle Leitfragen geflissentlich überflogen, bzw. die Lösung zu diesen leichtsinnig vereinfacht werden, sodass bis zum Schluss allerdings bleiben viele Handlungsstränge ungeklärt bleiben. Mir hat insgesamt ein roter Faden in der Geschichte gefehlt, damit das Buch etwas “Greifbareres” hat.

Zweitens, der Weltenaufbau. Auch hier gibt es am Grundkonzept des Buches nichts zu bemängeln. Denkt man anfangs noch, es handele sich bei dem Buch um ein Contemporary-Roman, wird beim Lesen der Tagebucheinträge klar, dass eindeutig ein Fantasy-Aspekt hinzukommt. Ein Wort: Unterwassesr. Allerdings wird dieser Teil der Geschichte viel zu wenig ausgeführt, sodass man nur wenige Informationen über die Unterwasserwelt erhält — wie ist die Gesellschaft aufgebaut, wie kam es zur Rivalität zwischen den Führern? Auch hier wird das Nötigste zwar beantwortet, innovativ würde ich den paranormalen Teil des Buches aber nicht bezeichnen. Folglich wirkt die Struktur des Buches viel zu flüssig”, sodass auch die “Glaubwürdigkeit” der Geschichte sinkt.

Drittens, die Hauptcharakterin selber. Häufig scheint es, als ob die Autorin Alex zur perfekten unperfekten Protagonistin machen wollte, was ihr letztendlich nur eine ambivalente Note gibt. Ja, Alex’ Familie hat einen Adelstitel. Nein, Alex ist er egal. Nein, nichts kann sie von ihrer Familie trennen. Ja, sie lässt es trotzdem zu. Nein, Alex wird niemals so naiv wie Kate werden. Ja, sie wird es trotzdem. Sie als Hauptcharakterin am Ende des Buches ist so blind vor Liebe, dass es beim Lesen nicht mehr Spaß macht, ihr beim Handeln und Entscheidungen treffen zuzusehen, denn letztendlich tut sie es nicht mehr! Stattdessen lässt sie ihr Leben von Jay bestimmen, aber NEIN, das ist doch nicht naiv oder???!!!! Folgende Beispiele: Alex macht einen Witz über Jay, dass dieser ein Massenmörder sein könnte — aber das Ironische daran ist, dass, so wie er sich verhält, man dies auch stark annehmen könnte (*hust* komischer Stalker *hust*). Oder. Beim zweiten Treffen fragt er Alex direkt, ob sie an Schicksal glaubt….ich weiß jetzt nicht, wie es bei anderen ist, jedoch stoßen Typen mit solch aufdringlichen Fragen mich eher ab. Vielleicht hat Alex einfach einen komischen Männergeschmack.

Auch das Ende konnte das Buch nicht mehr retten — viel mehr ist dieses der schwächste Teil des Buches, da im letzten Moment noch alle möglichen Klischees aufeinandertreffen, die die Geschichte zu einem schwammigen Leseereignis machen. Allein der flüssige Schreibstil konnte mich dazu bewegen, das Buch überhaupt erst nicht abzubrechen, obwohl es letztendlich nur ein 08/15 Fantasy-Romance Buch bleibt.

Cover des Buches Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie (ISBN: 9783646600735)

Bewertung zu "Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie" von Sandra Regnier

Die Lilien-Reihe 1: Die Stunde der Lilie
Lillievor 9 Jahren
Charmant, lebendig, originell.

Schon einmal vorab: Das Buch ist einer der einfallsreichsten, originellsten und witzigsten Jugendromane, die ich seit Langem gelesen habe! Die Geschichte dreht sich um Julia, ein 16-jähriges Mädchen, das von einem Moment auf den anderen aus ihrer Heimat in der Eifel (im 21. Jahrhundert wohlgemerkt!) nach Versailles ins 17. Jahrhundert gerissen wird — wie bleibt vorerst unklar. Dass ein kleiner gesellschaftlicher Skandal bei ihrem plötzlichen Auftauchen entsteht, ist mehr als selbstverständlich. Anstatt jedoch einen “Lettre de cachet” (was Julia am meisten befürchtet) von Ludwig XIV. höchstpersönlich zu bekommen – die berüchtigten Haftbefehle des Königs ohne jegliches Recht auf Gerichtsverfahren – wird ihr Etienne, der Graf von Montsauvan, als persönlicher Lehrer und Mentor zugeteilt, sodass sie innerhalb kürzester Zeit fest integriert am französischen Hof sein soll.

Als Leser also begleitet man Julia bei ihrer Verwandlung vom gewöhnlichen Mädchen zur französischen Mademoiselle, was durch einfallsreiche und sarkastische Kommentare von ihrer Seite aus zum reinsten Lesespaß wird, sodass man gar nicht anders kann als von ihrer komischen Gerissenheit begeistert zu sein. So kommt es, dass Julia nicht nur eine sympathische Hauptcharakterin ist, sondern auch mit ihrem Witz und Verstands in so gut wie jeder Situation überzeugt, egal wie tollpatschig sie ist — nicht nur ist sie die reinste Niete in Französisch, nein, zusätzlich zum Intensivkurs Französisch mit Montsauvan kommen noch unendlich viele Reitstunden (im Damensattel!), Musikunterricht in Gesang und weiteren Hipster-Instrumenten, sowie unzählige Stunden in Tanzen und Etikette am französischen Hof hinzu. Dass sie mit ihrer lockeren Art einen krassen Kontrast zu Montsauvan darstellt, der am Anfang als eine ziemlich verkniffene und trockene Person beschrieben wird, ist mehr als amüsant! Tatsächlich scheint er zu Beginn nur der unnachgiebige und undurchschaubare Lehrer von Julia zu sein (der nichtsdestotrotz ein “Highflyer” am Hofe des Sonnenkönigs ist und manchmal sehr anziehend sein kann), der sich ihr jedoch nach und nach gegenüber auch öffnet, wobei Julias Kratzbürstigkeit dazu wesentlich beiträgt (endlich keine Protagonisitin, die nicht liebestoll wird!!). So entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden, obwohl man eigentlich nicht anders kann, als Montsauvans außergewöhnlichem Charme zu erliegen.

Als totale frankophile Person war mir eine die historische Richtigkeit bis zu einem bestimmten Punkt sehr wichtig, weshalb ich es umso beeindruckender  fand, wie bildgewaltig und anschaulich tatsächlich das Buch letztendlich ist. Regnier gelingt es, Versailles in aller Pracht (zumindest das, was zu diesem Zeitpunkt schon vorhanden ist) im 17. Jahrhundert darzustellen; ihre Liebe ins Detail spürt man in jeder einzelnen Seite, sodass das Buch insgesamt sehr lebendig wirkt. Auch die Mystik um die Persönlichkeit von Ludwig XIV. findet sich in Die Stunde der Lilie wieder, genauso wie die Intrigen des höfischen Lebens deutlich zu Vorschein kommen. Regnier weiß es, man Fiktion und historische Richtigkeit miteinander zu verweben, sodass beide Aspekte nahtlos zusammengeführt werden, ohne dass irgendein Kitsch entsteht.  Es hat mehr als Spaß gemacht, Julia und Etienne Leben beim Aufdecken von Komplotten zu begleiten, genauso wie den Rausch der Kleider und Bälle im 17. Jahrhundert mitzuerleben.

Insgesamt beinhaltet das Buch so ziemlich ALLES, was ich an guten Büchern mag: Ein bis zur letzten Seite spannender Plot, witzige Unterhaltungen, eine schlagfertige Hauptcharakterin, eine süße Liebesgeschichte, das beste Setting überhaupt und sehr viel französischer Charme. Die Stunde der Lilie ist, ohne Frage, einer der besten Bücher, die ich dieses Jahr, wenn nicht sogar einer der besten Zeitreise-Romane, diein meinem ganzen Leben gelesen habe. Ich kann es kaum erwarten, das zweite Buch und abschließenden Band der Dilogie nächstes Jahr zu lesen!

Cover des Buches Seelenmagie - Unendlich (ISBN: 9789963523832)

Bewertung zu "Seelenmagie - Unendlich" von Alana Falk

Seelenmagie - Unendlich
Lillievor 10 Jahren
Fantastischer Magieaspekt, jedoch flache Charaktere

Nachdem ich bereits vor einigen Monaten Bis ins Herz der Ewigkeit von Alana Falk gelesen habe und hin- und weggerissen von dem Buch war, stand Unendlich ganz oben auf meiner Wunschliste. Kein Wunder, dass ich hohe Erwartungen am Buch hatte – zu hohe, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Denn egal wie stark ich versucht habe, den Roman zu mögen, so konnte ich auch mit besten Willen mich nicht mit den Verlauf der Handlung anfreunden.

Seitdem ihre Großmutter gestorben ist, hat Lena beschlossen, die Pflanzenliste, die ihre Gromi ihr hinterlassen hat, fortzuführen. Auf einer dieser „Suchtouren“ trifft sie auch zum ersten Mal Cay: Mysteriös, geheimnisvoll und doch mit einer faszinierenden Aura, fühlt sie sich ihm seit dieser Begegnung irgendwie angezogen. Umso erstaunter ist sie, als dieser sich als eine Art Assistenzlehrer in den Vorbereitungskursen an ihrer Schule für ein Chemie-Stipendium an der Münchener Uni herausstellt.

Ich war fasziniert vom Handlungsort der Geschichte: So hat das Buch immer etwas Gotisches und Mystisches an sich, was mich seltsam fesseln konnte und mich dazu antrieb, es weiterzulesen, obwohl das Buch an mehreren Stellen schwächelte, insbesondere in Hinsicht der Charaktere, bzw. deren Persönlichkeiten. So ist die Geschichte der Stadt, in der Lena wohnt, auch eng mit die ihrer eigenen Familie sowie der Herkunft Cays verbunden und es hat Spaßt gemacht zu sehen, wie Alana Falk alle drei Geschichten nahtlos zusammenführt. Auch der Magieaspekt ist in vielen Hinsichten innovativ und ich war begeistert, wie hervorragend die Autorin es geschafft hat, Naturwissenschaft mit Magie zu verknüpfen.

Darüber hinaus war ich begeistert von Lenas Charakter – zumindest am Anfang der Geschichte: Ehrgeizig, neugierig und stets diese Faszination ausstrahlend, verkörperte sie eigentlich die Eigenschaften, die ich an starken Hauptpersonen so mag. Oh, und habe ich erwähnt, dass sie Chemie mag und naturwissenschaftlich begabt ist? In dieser Hinsicht ist sie auf  jeden Fall einer der einzigartigsten Protagonistinnen und ich freute mich schon, endlich eine Hauptcharakterin/Heldin mit viel Identifizierbarkeitspotenzial zu treffen. Dies sollte sich aber schon bald wieder ändern, wie ich feststellen musste: Tatsächlich wandelt sie sich schon nach einiger Zeit zu einer liebestollen Person, die sich überwiegend von ihren Liebeshormonen leiten lässt und unfähig für objektive und mehr oder minder sinnvollen Handlungen fähig ist. Hinzu kommen noch viele Liebesbekundungen, die die Klischeekategorie sprengen – mir war es manchmal schon fast zu peinlich, die Dialoge zu lesen. Oder allein die Beschreibung hinsichtlich ihrer Gefühle gegenüber Cay – brrr. („Sein unendlich liebevoller Blick ließ die letzten Reste ihrer Selbstbeherrschung zu Staub zerfallen“ (Position 663/1334) —hallo?! Fühlt man sich da nicht seltsam ahklajd#oajeläkf?)
Oh, und habe ich schon erwähnt, dass es Liebe auf dem ersten Blick gibt? Nun bin ich diesem Aspekt nicht immer abgeneigt, hier allerdings war dies zu offensichtlich. Ein unschuldiges Mädchen + ein Junge mit einem dunklen Geheimnis = Liebe für immer? In dieser Hinsicht hätte ich mir eine bessere Ausarbeitung bei der Romanze gewünscht.

Unnötige Handlungsstränge erschwerten es mir, mich ganz auf den „Hauptplot“ zu fokussieren. Zwar weiß man als Leser ungefähr, welche Richtung die Geschichte einschlagen wird; allerdings hatte ich häufig das Gefühl, das sich das Buch an mehreren Stellen unnötig in die Länge zieht. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Buch überraschend viele Seiten hat. Es ist jetzt nicht so, als ob ich nicht in die Geschichte reinkommen konnte; im Gegenteil, trotz der Länge des Buches von knapp 500 Seiten habe ich es innerhalb von zwei Tagen zu Ende gelesen.
Denn der Schreibstil von Alana Falk ist wieder einmal fantastisch! Flüssig, unkompliziert und einfach zu lesen, schaffte es die Autorin, mich an das Buch zu fesseln, obwohl ich mehr als einmal in Betracht gezogen habe, das Buch abzubrechen.

Womit ich nun zu Cay komme: Er ist ein Ekel-Stalker. Ich weiß, dass viele Leser mir in diesem Punkt widersprechen werden und ich sehe auch, dass da eine Ausstrahlung von ihn ausgeht, der sich Lena nicht entziehen kann. Allerdingsverfolgt er Lena. Er nimmt eine Stelle als Assistenzlehrer an, um ihr näher zu sein und manipuliert eine Auslosung für eine Assistenzstelle (Lena wird dadurch zu seiner „Aushilfe“ beim Büchersortieren), um mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Nun erfährt man zwar am Ende auch sein „Motiv“ für sein Verhalten, was allerdings wieder zu Sympathiepunkteabzüge bei mir führte und meine Meinung für sein egoistisches Verhalten verstärkte. Ihr seht? Dieser Teufelskreis von Naivität (Lena) und Besessenheit (Cay) sowie der Schwerpunkt auf die Liebesgeschichte war mir letztendlich einfach zu viel des Guten.

Auch kamen viele Nebencharaktere viel zu flach rüber. Von der „Ich hasse dich bis zum Tod“-Erzfeindin in der Schule bis zu Lenas „Ich bin unfähig, eine Bindung zu dir aufzubauen und dein Liebesleben zu verstehen“-Mutter – ich habe mir häufig gewünscht, dass die Nebencharaktere nicht so eindimensional gewesen wären.

Nun ist es nicht so, als ob ich das Buch total hasse oder so. Ich sehe durchaus den Reiz an dieser Geschichte, doch leider verfolgt das Buch bis auf die Art der Magie das typische 0815-Muster von — ja was eigentlich? Mädchen kann sich (scheinbar!) zwischen Liebe und Pflicht nicht entscheiden – Muster? — wodurch das Buch viel zu vorhersehbar für mich war. Wahrscheinlich stehe ich mit meiner Meinung alleine in der Minderheit, aber letztendlich war das Buch leider ein Reinfall für mich.

Cover des Buches Schattenhauch - Ruinen der Dämmerung (ISBN: 9783646600391)

Bewertung zu "Schattenhauch - Ruinen der Dämmerung" von Tanja Bern

Schattenhauch - Ruinen der Dämmerung
Lillievor 10 Jahren
Interessante post-apokalyptische Ansätze, wobei die Handlung ab der Mitte leider eher flachfällt.

Schattenhauch ist ein Buch, bei welchem ich den Klappentext gelesen habe und einfach wusste, dass ich das Buch haben musste. Und tatsächlich -- ich war am Anfang des Buches mehr als hingerissen vom Konzept der Geschichte! Durch einen geheimnisvollen Prolog konnte mich Schattenhauch - Ruinen der Dämmerung ziemlich schnell fesseln und ich hatte auch so keine Probleme, in die Geschichte einzutauchen. Der Hauptgrund dafür lag an den interessanten Dystopieansätzen, die sich die Autorin ausgedacht hat. So handelt es sich bei dem Buch um eine postapokalyptische Geschichte, bei der die Welt auf menschengemachte Naturzerstörung zurückgeht. Ich war fasziniert von der Welt, die Tanja Bern erschaffen hat: So hat die Welt, in der die Hauptcharakterin Amelie lebt, die Oberhand übernommen. Auf der Suche nach neuen Energiequellen (die immer noch existieren) wurde die Erde zerstört, Penticillin konnte man ohne weiteres selber herstellen und allgemein geht das Buch vom Weltenaufbau her sehr ins Naturwissenschaftliche rein, was mich SEHR positiv überraschen konnte.

Amelie, die Protagonistin im Buch, lebt in einem der sogenannten Tälern, wo sie sicher vor den Gefahren im Urwald, insbesondere den Schatten, ist. Auch hier war ich sehr von der Kontrastvielfalt im Buch überrascht: Einerseits gibt es die scheinbar sichere Welt; direkt nebenan allerdings ist die Macht der Natur überwältigend. Wildtiere, Raubkatzen und allgemein exotische Tiere laufen dort frei rum, weil sie aus den Zoos ausgebrochen sind -- diese Tatsache hat mich sehr geschockt, weil sie tatsächlich möglich sein könnte (die Tiere kommen nicht aus einem anderen Kontinent! Menschen sind für den Ausbruch der Wildnis verantwortlich!). Auch das Leben im Tal war total anders, als ich erwartet habe: So ist es in der technologischen Hinsicht sehr primitiv; das soziale Leben ist der normalen Welt aber nicht unähnlich: Es gibt normale Schulen, Schüler müssen Hausaufgaben machen, Familien müssen normal den Tisch decken etc..
Als Amelie und Derlyn gezwungenermaßen in die Wildnis müssen, ändert sich alles für sie -- und auch in der Geschichte. Merkwürdige Gestalten laufen draußen rum --wie z.B. die Shivaja, die Mutationen von Menschen sind und erweiterte Fähigkeiten haben, die normalerweise nur Tiere besitzen. Wieder einmal bin ich fasziniert, wie logisch Tanja Bern ihre Existenz erklärt -- und wie überzeugend sie die Entwicklung dieser neuer Gruppe von mutierten Menschen darstellt. In deren Art erinnern sie mich sehr an die Na’vi aus dem Film Avatar - Aufbruch nach Pandora, was ich sehr interessant fand.

Umso enttäuschter war ich, als die Geschichte langsam bergab geht.

Derlyn, besagter Junge mit dem ungewöhnlichen Aussehen, übt eine Faszination auf Amelie auf, der sie sich nicht entziehen kann. Ich allerdings, hätte sehr gerne darauf verzichtet. Tatsächlich konnte ich mich nie wirklich mit Derlyn anfreunden, obwohl es nicht wirklich daran lag, dass er als Person uninteressant ist. Schon als Säugling im Wald gefunden, wo es nur von Gefahren nur wimmelt, wächst er als Findelkind bei Ella (die übrigens im Prolog vorkommt und für mich einer der interessantesten Charakteren darstellte) in einer der Täler auf. Niemand hat Ahnung von seiner Herkunft, und abgesehen davon, dass er von seinen Mitschülern im Teenageralter ab und an gehänselt wird, hat er doch eine relativ normale Kindheit. Auch bei seinem Charakter hat sich Tanja Bern etwas sehr ungewöhnliches ausgedacht: So hat er ein fast androgenes Aussehen, was sich aber niemand wirklich erklären kann. Dass er der Schlüssel zur Außenwelt ist, machte mich nur noch neugieriger.

Vielleicht ist er aber als Person doch zu weiblich geblieben (und nicht nur in hinsichtlich seines Aussehens!). So ist er sehr naturverbunden; wenn es ums Kämpfen geht, war er mir aber doch zu weinerlich. Zwar entwickelt er sich im Verlaufe des Buches zu einer selbstbewusstere(re)n Person, jedoch ging der Eindruck, dass er einfach ein (hm) (Entschuldigung) Knirps ist, nicht weg. Er ist sentimental, feinfühlig -- aber einfach ohne Kanten. Ich konnte mich mit seiner Persönlichkeit nicht identifizieren und ich hatte leider nie das Gefühl, dass er ein greifbarer Charakter ist. Darüber hinaus gibt es etwas, was mich an seiner Person sehr gestört hat, allerdings betone ich, dass dies nur meine persönliche Meinung ist und nicht in die Buchbeurteilung mitreingeht: Ich finde den Namen Derlyn einfach SCHRECKLICH. Allgemein mag ich es nicht sehr gerne, wenn neue Namen einfach erfunden werden, aber Derlyn ist einfach ein Name, der sich sehr weiblich anhört und leider bei mir nicht punkten konnte.

Darüber hinaus konzentriert sich das Buch sehr auf die Liebesgeschichte zwischen Derlyn und Amelie, was ich anfangs noch sehr süß und niedlich fand. Nach dem zigtausendsten Mal "zaghaft schmiegt sich Amelie an Derlyn" oder "Derlyn blickt Amelie tief in die Augen" oder "Amelie klammert sich noch fester an Derlyn, weil sie Angst hat im Wald" hat es mir aber doch gereicht (okay, die Zitate sind jetzt zwar ausgedacht, aber viele Szenen verliefen nach diesem Motto). Ferner wirkten die Dialoge zwischen den beiden viel zu aufgesetzt, dass man ihnen die gegenseitige Anziehungskraft einfach nicht abkauft; die Chemie zwischen ihnen stimmt nicht.

Amelie ist eine Hauptcharakterin, die einfach...da ist. Ich kann nicht wirklich sagen, dass sie großartige Leistungen im Buch erbracht hat, bzw. etwas zur Handlung beigetragen hat. Ich habe einfach ihre Rolle im Buch nicht verstanden. Wäre sie der Wildnis alleine ausgesetzt gewesen, wäre sie direkt tot! Zudem hat sie etwas an sich, das nach Naivität schreit. Vielleicht wurde ich vom Cover einfach zu sehr beeinflusst, weil das Mädchen, das höchstwahrscheinlich Amelie ist, einen Killerblick aufhat. Sie ist als Charakter austauschbar und uninteressant; ich hatte den Eindruck, dass ihre einzige Rolle im Buch darin besteht zu existieren, weil die Autorin eine Charakterin braucht, aus der die Geschichte (teilweise) erzählt werden kann.

War anfangs der Schreibstil anfangs noch sehr angenehm zu lesen, da er in gewissen Maßen erfrischend ist (endlich wagt sich eine Autorin wieder an die 3. Person-Erzählweise!), wurde er mit der Zeit immer statischer. Die Autorin bemüht sich, eine besonders sprachlich ausgeprägte Erzählweise zu benutzen, welches fast ins Poetische geht und insbesondere durch Metaphorik und Bildmalerei ausgezeichnet wird. Dies ist am Anfang auch wunderschön zu lesen. Nach einiger Zeit hatte ich aber den Eindruck, dass sie es häufig zu sehr übertrieben hat, sodass es einfach unprofessionell und künstlich wirkt, wodurch der Lesefluss stark beeinträchtigt wurde. Ferner gibt es in meinen Augen viel zu viel Fake-Dramatik im Buch; scheinbare Wendungen, die aber sehr vorhersehbar sind. Mehrmals habe ich in Betracht gezogen, das Buch abzubrechen; warum ich es letztendlich doch zu Ende gelesen habe, war höchstwahrscheinlich, weil ich es als Rezensionsexemplar bekommen habe.
Das Buch bildet einfach keine ganze Einheit; viel mehr sind es immer kleine Handlungsstücke, die mehr oder weniger das Buch ausmachen. Auch wird das Buch aus wechselnden Perspektiven (auch aus der von verschiedenen Shivaja) erzählt; ich persönlich hatte kein Problem damit beim Lesen, aber vielleicht hätte eine einzige dominante Erzählperspektive, die sich von den anderen hervorhebt, dazu beigetragen, dass ich mich mehr in der Geschichte zurechtfinde.

Insgesamt hätte ich mir eine differenziertere Handlung gewünscht; stärkere Charaktere und eine leichtere Sprache. Das Buch war mir zu schwarz und weiß -- es gibt nur die einen Guten, jeder hat eine dunkle Seite in sich, wir brauchen Weltfrieden. Zwar hat sich die Autorin bemüht, die Hintergrundsgeschichte der einzelnen Charaktere zu beleuchten, um diese dreidimensionaler zu machen. Für mich persönlich ist dieses aber sehr flachgefallen, weil sich die Autorin dann doch wieder zu zahlreichen Klischees bedient hat nach dem Motto "Du bist nicht Schuld, dass Leute sterben, schuldig ist die ganze Menschheit". Das Ende kann man letztendlich als gelungen bezeichnen, aber es war keine leichte Fahrt bis dahin. Für Leser, die Fans von postapokalyptischen Geschichten sind mit viel Romanze und ungewöhnlichen Fantasyaspekten, ist das Buch absolut empfehlenswert. Für mich war das Buch aber leider nix, weil die Charaktere zu durchsichtig waren und die sprachlichen Ausdrücke teilweise zu übertrieben waren.

Cover des Buches Zeitrausch - Spiel der Zukunft (ISBN: 9783646600599)

Bewertung zu "Zeitrausch - Spiel der Zukunft" von Kim Kestner

Zeitrausch - Spiel der Zukunft
Lillievor 10 Jahren
Raffiniertes Buch, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht (obwohl es teilweise schnulzig ist)

Es ist nun ungefähr drei Monate her, seit ich den ersten Band der Zeitrausch-Trilogie gelesen habe, weshalb ich eigentlich kaum Schwierigkeiten hatte, in das Buch wieder reinzukommen. Zeitrausch - Spiel der Zukunft knüpft fast direkt an die Handlung aus dem ersten Buch an. Alison in diesem Buch also war bereits in der Zukunft (nämlich im ersten Band), weshalb sie weiß, dass sie - zurück in der "Gegenwart", d.h. am Anfang des Buches - in die Show einberufen werden wird. So führt sie selber einen eigenen Bootcamp durch, um sich angemessen darauf vorzubereiten. Schon die ersten paar Seiten des Buches konnten mich in den Bann ziehen: Man spürt förmlich, was für ein Kämpfermensch in Alison steckt. Mit viel Selbstdisziplin und Entschlossenheit bereitete sie sich auf die Show vor, sowohl auf wissenschaftlicher und körperlicher Ebene, was mich sehr beeindrucken konnte. Angetrieben wird sie durch den Gedanken, Kay bald wiedertreffen zu können - wäre nicht das Problem, dass er sie gar nicht erkennt bzw. kennt sie überhaupt noch nicht kennt. Ihre Versuche, ihn wieder "aufzuwecken" bieten viele amüsante Stellen im Buch.

Wenn es etwas an diesem Buch nicht mangelt, dann ist es Spannung (und Romantik. Aber dazu komme ich noch). Auch dieser Band erinnert wieder überraschend an Panem. Nicht nur in der technologischen Hinsicht ist die Welt, die Kim Kestner erschaffen hat, äußerst fortgeschritten und über-innovativ; auch die Krankhaftigkeit, mit der die Zuschauer die Show aufnehmen, zeigt leichte Parallelen zu der Panem-Welt, was aber nicht störend ist. Denn dass das Buch ein billiger Abklatsch von Suzanne Collins' Büchern ist, kann man auf keinem Fall sagen! Viel mehr spinnt die Autorin die Idee einer höchst ambivalenten Welt weiter: Menschen, die, nur um unterhalten werden zu können, Menschen aus der Vergangenheit leiden lassen. Was aber nicht bedeutet, dass sich Alison dadurch runterkriegen lässt.
Alison ist eine Person, die man einfach mögen muss! Sie hat all diese guten Charaktereigenschaften, die man sich bei einer perfekten Hauptcharakterin wünscht, bei guten Buchheldinnen. Sie ist nicht perfekt im Sinne von makellos. Viel mehr handelt sie manchmal zu übereifrig, (am Anfang des Buches ist sie zu dünn,) zu überstürzt, aber nicht im Sinne von übernaiv. Denn was bei ihr heraussticht, ist ihre Kickasshaftigkeit. Sie ist konsequent. Willenstark. Mutig.
Diese taffe Art wirkt sich auch auf den Schreibstil aus. Die fluffige und überaus weiche Schreibart findet man in diesem Buch - bis auf die romantischen Stellen - kaum noch; viel mehr spür mant, wie reif Alison geworden ist. Darüber hinaus ist das Setting im Buch überaus gut gewählt. Die Geschichte spielt überwiegend in Amerika zum Ende des 19. Jahrhunderts ab, wo es also tatsächlich noch Indianer und Goldgräber gab; diesen historischen Flair hat die Autorin gut im Buch übertragen

Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mich ab und an in der Geschichte verloren fühlte - bzw. in der Zeit. Wie nämlich schon angedeutet, ist das Zeitreisen, das Kim Kestner in ihrer Serie verwendet, einzigartig und für den normalen Leser sehr kompliziert zu verstehen - nämlich die Viele-Welten-Theorie. Für alle, die diese Zeitreisetheorie nicht kennen - ich kann sie auch nicht erklären. Deshalb ein Tipp an alle potenzielle Leser: Man muss einfach den Zeitverstand abschalten. Die Handlung hinsichtlich der Zeit ergibt im Nachhinein nämlich total Sinn, denn ja - ich habe auch, nachdem ich das Buch bereits zu Ende gelesen habe, noch lange über das Buch nachgedacht (und Google hat geholfen).
Auch gibt es zwischendurch ein paar Stellen (bzw. nur eine einzige, nämlich wenn Alison total auf sich allein gestellt durch Amerika im 19. Jahrhundert wandert), die relativ handlungsarm und insofern auch sehr langatmig sind. Ein paar Seiten weniger hätten dem Buch sicherlich nicht geschadet.
Zum Romantikteil kann man sagen: Top. Insbesondere zu Beginn des Buches ist es ein Riesenspaß, die Gespräche zwischen Alison und Kay mitzuverfolgen, da sie wie Gegensätze zu sein scheinen und ihre Hauptaufgabe eher darin besteht, sich nicht gegenseitig fertigzumachen. Zwischendurch allerdings ging es mir zu sehr ins Schnulzige rüber. Natürlich vermisst Alison Kays Zuneigung und ihr ist sicherlich auch bewusst, dass sie nicht zu vieles erwarten darf, sondern stark bleiben muss; allerdings sieht man einfach, dass sie Eigentore durch ihre Naivität macht - Liebe macht blind hin oder her. Auch dass sie dadurch einige Intrigen der Showmacher von Top The Realities nicht erkennt, die Kays Rolle ausnutzen, war mir ab und zu doch zu viel des Guten. Trotzdem aber kann man nicht anders, als die beiden als Paar richtig ins Herz zu schließen. Als Paar sind sie so viel besser als alleine - und das wirkt sich bis auf deren eigene Persönlichkeit aus. Trotzdem aber hätte ich mir gewünscht, dass ein fließenderer Übergang zwischen "Kay ist arrogant, verliebt sich aber trotzdem langsam in Alison" und "Kay würde bis ans Ende der Welt für Alison gehen" gewesen wäre. Kays "Gefühlsübergang" war mir dann doch ein Tick zu abrupt.
Die Spannung im Buch hält bis zum Ende an. Das Ende. Es ist zufriedenstellend, da das Buch für mich an sich fast abgeschlossen ist; man merkt aber, wie sich die Serie dem Schluss nähert. Und wäre da nicht der gemeine Cliffhanger. Ich STERBE schon fast vor Erwartung auf den letzten Band der Serie.

Zeitrausch - Spiel der Zukunft ist ein Buch, das seinem Vorgänger definitiv in nichts nachsteht. Es ist ein Buch, das Spaß macht zu lesen, da vor allem durch die anfangs unterschiedliche Charaktereigenschaften Alisons und Kays zwei unterschiedliche Welten sozusagen aufeinander treffen und dies eindeutig ein urkomische-Situationen-Garant ist. Besonders für Fans von Zeitreisegeschichten mit viel Action ist die Serie absolut empfehlenswert.

 Ps: Ich frage mich, wie der 3. Band heißen wird. Zeitrausch - Spiel der Gegenwart?

Cover des Buches Night School - Um der Hoffnung willen (ISBN: 9783789133367)

Bewertung zu "Night School - Um der Hoffnung willen" von C. J. Daugherty

Night School - Um der Hoffnung willen
Lillievor 10 Jahren
Um der Hoffnung willen nur nicht abgebrochen

Ich weiß nicht genau, was ich in dieser Rezension schreiben soll. Ich meine, das Buch hat im wahrsten Sinne mit einem rasanten Tempo angefangen, sogar vielversprechend - aber es konnte die Spannung einfach nicht halten. Egal. Allie ist nun schon seit geraumerer Zeit auf der Flucht vor Nathaniel - der machtbesessene Mann, der nicht nur Allies Großmutter Lucinda bedroht, sondern auch die Herrschaft über die Night School selber übernehmen will. In diesem Falle also befindet sich Allie mit Sylvain in Frankreich bei dessen Eltern - bis sie überraschenderweise von Nathaniels Leuten entdeckt werden und einer actionreiche Verfolgungsjagd ausgesetzt werden. Nach diesem Ereignis allerdings wird beschlossen, dass sie zurück zur NIght School sollen - woraufhin die Spannung erheblich abnimmt. Wenn ich jetzt so richtig darüber nachdenke, bildete der Anfang bereits einen der spannendsten Stellen im Buch Cimmeria hat sich in Allies Abwesenheit stark verändert. Es gibt nun überall Wachleute, die sogar im Wohnbereich aufgestellt sind; die Freiheit und Freizeit der Schüler ist dadurch natürlich eingeengter. Trotzdem ist auch in diesem Band das Internats-Feeling wieder gut gelungen; das Buch übermittelt irgendwie so einen besonderen Flair.Allie ist in diesem Buch eine Person, bei der man schwer die Gedanken und Handlungsweise nachvollziehen kann. Ich kenne sie noch als taffe Kämpferin aus den vorherigen Büchern; hier allerdings handelt sie übertrieben naiv und überstürzt. Somit zieht sie mehr als einmal die Missgunst ihrer Freunde auf sich (wobei ich diese total verstehen kann), heult rum, weil sie sich total allein auf sich gestellt fühlt - ich hätte sie an mehreren Stellen gerne geschüttelt. Ihre Entscheidungen trifft sie häufig auf sehr ichbezogener Weise, ohne wirkliche Rücksicht auf ihre Mitmenschen - warum?? Und habe ich schon erwähnt, dass sie viel weinerlicher geworden ist? Weil das ist Allie sowas von geworden. Dadurch kamen die Nebenfiguren auch nur wenig zur Geltung - ich hätte mir gewünscht, mehr Szenen mit Carter zum Beispiel zu haben. Oder Rachel, denn ihr Verhältnis Allie leidet gehörig an den Night School - Umständen. Allerdings werden auch neue Nebenfiguren eingeführt, die Schwung in die Bude bringt.
In der Night School gibt es zu allem Überfluss noch einen Verräter unter den Lehrern. Leider muss ich sagen, dass dieser relativ vorhersehbar, da das Buch einfach gewissen Bösewichtsmuster verfolgt. 
Oh, und dass gab es natürlich noch den Liebesaspekt. Beziehungsweise das Liebesdreieck, das gefühlte 30% der Geschichte einnimmt. Größter. Fail. Aller. Zeiten. Es ist schon relativ früh klar, für wen sie sich entscheiden wird, für wen ihr Herz schlägt - aber NEIN, es wird ganz viel Trara darum gemacht und ihre "oh mein Gott, für wen soll ich mich entscheiden, ich werde an gebrochenem Herz sterben"-Gedanken geben ihr definitiv keine Sympathiepunkte. 
Natürlich gibt es zwischendurch ein paar "Scheinwendungen", die aber weder etwas Wesentliches zur Geschichte beigetragen haben, noch das Lesetempo wirklich antreiben. Stattdessen wirken sie seltsam aufgesetzt und statisch; fast schon aufgezwungen.

Der einzige Grund, warum ich das Buch weitergelesen habe (abgesehen davon, dass ich es als Rezensionsexemplars erhalten habe), ist eindeutig Mrs Daugherthys Schreibstil. Er ist locker, leicht und schlicht gehalten, sodass er sehr angenehm zu lesen ist und eine sehr unterhaltsame Art hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich an einigen Stellen aufgrund der Übersetzung schmunzeln musste: So hält sich der Schreibstil, die im Buch verwendet wird, sehr an die Jugendsprache; bei einigen "Slangs" allerdings bin ich mir nicht genau sicher, woher die Wörter kommen. 
Ich bin mir nicht sicher, warum ich das Buch 3 Sterne gebe und nicht weniger. Vielleicht, weil das Ende das Buch letztendlich nochmal gerettet hat. So viele überraschende Wendungen und Eindrücke kommen noch auf einmal auf den Leser zu, sodass man schon fast davon überwältigt ist! Allerdings hat man auch da den Eindruck, dass gewisse Dinge einfach fällig sind, sodass ich mir gewünscht hätte, dass einige Sachen einfach im Buch vorgezogen geworden wären.

Insgesamt ist der vierte Band der Night School - Serie ein Buch, das man geflissentlich aus der Reihe hätte streichen können. Es ist mehr wie ein Lückenfüller, der nicht wesentlich zum "Fortschritt" der Serie beiträgt. Das Buch ist ermüdend wie bei einer Sackgasse. So bringt erst das Ende wieder Pepp in die Geschichte rein; die Geschichte scheint sich in der ersten Hälfte des Buches nur wie im Kreis zu drehen. Für Fans der Night School ist das Buch ein Muss; mehr als ein paar unterhaltsame Lesestunden bringt das Buch aber nicht.

Cover des Buches Taken (ISBN: 9783492702669)

Bewertung zu "Taken" von Erin Bowman

Taken
Lillievor 10 Jahren
Genialer & actionreicher Trilogieauftakt!

Das.Buch.Ist.Einfach.WOW!!! Selten hat mich ein Buch in den letzten Seiten so umgehauen wie Taken! Das Buch stand schon lange auf meiner Wunschliste aber irgendwie bin ich immer nur um das Buch herumgeschlichen. Nachdem ich es nun beendet habe, bereue ich es fast schon, es erst so spät gelesen zu haben. Das Buch ist einfach genial!

Das Leben in Claysoot ist nicht schön. Nicht nur ist es förmlich bedrückend – schließlich ist das “Dorf” von einer hohen Mauer umgeben, wobei alle Mauerkletterer bis dato immer umgekommen sind – noch schlimmer, alle Jungen werden an ihrem 18. Geburtstag geraubt. So sind die ersten Kapitel in Taken fast schon erschreckend zu lesen: Kuriose Regeln wurden in Claysoot eingeführt, um das Überleben des Dorfes zu sichern, die allerdings an Willkür und Primitivität schon fast grenzen: Die männlichen und weiblichen Bewohner werden einander monatsweise zugeteilt; dass die männlichen Bewohner Claysoots schon früh Väter werden, ist keine Seltenheit – so auch Blaine, der nicht nur Grays um genau ein Jahr ältere Bruder ist, sondern im Alter von 17 bereits eine kleine Tochter hat. Als Gray einen mysteriösen Brief von seiner Mutter findet, ist er sich sicher – in Claysoot kann es nicht mit rechten Dingen zugehen. Inwiefern wurde in der Geschichte Claysoots gepfuscht? Inwiefern wurde etwas in seinem eigenen Leben verschwiegen?

Die Welt, die Erin Bowman erschaffen hat, ist originell und unvorhersehbar: Nachdem das große Raubgeheimnis scheinbar gelöst ist, erkennt Gray, dass er sich mitten in einem immer mehr verstrickten und geheimnisvollen Komplott befindet – wem kann er trauen, wer spricht die Wahrheit? So muss er bald einsehen, dass die Gesellschaft außerhalb der Mauer nicht so ist, wie es anfangs zu sein scheint. Das Buch war an mehreren Stellen relativ vorhersehbar, insbesondere in der Hinsicht, wer tatsächlich die “Guten” in der Geschichte darstellt. Allerdings hat dies nicht sonderlich den Lesefluss gestört, da viele verschiedene Wendungen es wieder wettmachen – wovon das Buch übrigens auch lebt: Jede Wendung fügt der Handlung eine neue Art von Tiefgründigkeit hinzu, die dem Geheimnis der Raube noch undurchschaubarer macht. Nach und nach löst sich diese Komplexität jedoch auf, was aber keinesfalls bedeutet, dass die Spannung nachlässt! So lernen wir verschiedene Charaktere und Sichtweisen bezüglich der Gesellschaft kennen; diese “Ausgeglichenheit” macht das Buch umso interessanter. So entwickelt sich Taken zu ein temporeiches, actiongeladenes Buch.
Der Rebellenaspekt war quasi der Punkt, der mich endgültig fesseln konnte. So folgen die meisten Widerstandsgruppen in Dystopien einem bestimmten Schema, welches total vorhersehbar und unoriginell ist. Nicht so bei Taken. Ich werde jetzt nicht zu Vieles verraten, aber das Motiv der Rebellen ergibt im Buch tatsächlich Sinn. 

Darüber hinaus konnte mich die Erzählweise im Buch positiv überraschen: Normalerweise lese ich kaum Bücher aus männlicher Ich-Perspektive, weil ich häufig den Eindruck habe, dass die Identifizierbarkeit bei weiblichen Lesern dadurch rapide sinkt, aber darin lag ich SO FALSCH! Gray ist ein Hauptcharakter, an dem an Einem ganz bestimmt mangelt: Authentizität. Grays Character ist glaubwürdig. Er handelt impulsiv, aus voller Überzeugung, manchmal mit Hintergedanke, aber immer aufrichtig. So entwickelt sich im Laufe des Buches auch ein Liebesdreieck – und es hat mich nicht so gestört, wie zunächst erwartet, da dieses gut ausgearbeitet ist, interessant, unvorhersehbar.
Auch die Nebencharaktere konnten mich schnell überzeugen, da sie – insbesondere zusammen mit Gray - eine gewisse Dynamik ausstrahlen.
So war Blaine eine Figur, die mich beeindrucken konnte: Zwar gibt es im Roman nicht viele Szenen, wo er auftaucht, aber seine Geschichte ist noch nicht zu Ende: Er verkörpert diesen großen Bruder, der so gut wie alles für das jüngere Geschwisterkind geben würde. So hat man tatsächlich den Eindruck, dass er und Gray auf einer gegenseitigen Basis das bessere Ich des jeweils anderen darstellen. Auch die beiden “Love interests” im Buch sind weder kitschig noch klischeehaft gestaltet. Ganz im Gegenteil: Durch ihre Gegensätzlichkeit machen sie das Liebesdreieck zu etwas, das zu interessant ist, als dass es belacht werden kann. So verkörpert Emma (eine Freundin Grays aus Claysoot, die mit ihm flüchtet) das Ruhige, Bedachte. Bree (eine Rebellin) wiederum ist eine Figur, bei der man keine Schwierigkeiten haben wird, sie zu mögen – sie hat so viel Energie, Wut, Verstand und Optimismus.

Und dann, das Ende. Ich bin immer noch total sprachlos davon. Erin Bowman schafft es, alle Handlungsstränge am Ende noch einmal zu vereinen, sie zu verbinden, sodass die meisten Fragen gelöst werden. Und doch ist dort viel mehr: Taken ist ein Buch, das den Leser atemlos und sehnsüchtig nach der Fortsetzung hinterlassen wird.
Taken ein Buch, das süchtig macht; es ist einer der “filmischsten”, Kopfkino-machenden Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band lesen zu können!

Cover des Buches Im Land der Nachtschattenvögel (ISBN: 9783646600582)

Bewertung zu "Im Land der Nachtschattenvögel" von Katjana May

Im Land der Nachtschattenvögel
Lillievor 10 Jahren
Magische Geschichte mit Anlaufschwierigkeiten

Im Land der Nachtschattenvögel ist ein Buch, wozu ich bis zum Ende zweigeteilt stehe. Der Klappentext versprach eine spannende Geschichte à la Tintenherz, und als großer Märchenfan wusste ich einfach, dass ich das Buch lesen musste!

Die Geschichte konnte mich nicht gleich von Beginn packen. Zwar hat die Autorin einen schlichten und lockeren Schreibstil, der mich mit der Zeit immer mehr in den Bann ziehen konnte; allerdings gibt es anfangs zu viele ungeordnete, kurz hintereinander erfolgende Gedankenstränge, sodass die Handlung häufig abgehackt wirkt: Julie bekommt das geheimnisvolle Buch von der Bibliothekarin Frau Ambach, wovon sie Alpträume kriegt; Julie nervt es, dass ihre Mutter ständig mental abwesend ist und so nicht für sie da sein kann; Julie wird durch Frau Ambach in die magische Welt eingeworfen. Ferner wirken die Dialoge, insbesondere zwischen Julie und der Bibliothekarin, häufig gezwungen und formlos, was sich mit der Zeit aber zum Glück ändert.
Erst als sie die seltsame Welt betritt, ändert sich die Leseatmosphäre schlagartig. Erstmal treten Zweifel bei Julie auf, sowie viele viele Fragen: Wie und warum ist sie überhaupt in das magische Reich gekommen und wie kommt sie wieder raus? Was verbirgt Nanna, die gutmütige Frau, die Julie aufnimmt und den Nachtschattenvögel singt, die Julie in Panik versetzen? Obwohl ich durchaus Julies Verwirrtheit und Ängste nachvollziehen konnte, war sie mir zwischendurch doch zu glatt. Zwar vergeht ihre fast jämmerliche Art schnell wieder; allerdings handelt sie zu sehr wie die perfekte Heldin: Sie nimmt ihre Rolle in der Welt fast schon bereitwillig auf (denn nur das Reich alleine entscheidet, was mit jemandem geschieht), da sie für das Gute steht, versucht die böse Herrscherin zu besiegen  und verliebt sich Hals über Kopf. Ich habe auf mehr Ecken und Kanten gehofft, auf mehr Identifizierbarkeit, um wirklich warm mit ihr zu werden.

Die Welt, die Katjana May erschaffen hat, ist wirklich liebevoll und originell gestaltet. So erinnerte sie mich stark an die von Der Zauberer von Oz, deren Magie man sich einfach nicht entziehen kann! Einerseits hat das Reich diese düstere Seite – wie z.B. die Wilde Jagd, die die “Hetzgruppe” der Herrin bilden oder die Nachtschattenvögel -, das von der mysteriösen Herrin tyrannisiert wird; dann wiederum gibt es die bis ins Detail gut ausgedachten Aspekte wie das Verborgene Volk – das geheimnisvolle Volk, das fest mit der Natur verbunden, insbesondere mit Bäumen, zu welchen Julie eine seltsame Anziehung verspürt.
Durch mehrere “innere Monologe” (schließlich ist Julie die meiste Zeit auf der Reise zum Schloss der bösen Herrscherin auf sich alleine gestellt) erfährt vieles über ihre Gedanken und Gefühle. So lernt man so einiges über ihre Ängste und Hoffnungen kennen sowie über ihre familiäre Vergangenheit, was aber den Nachteil hat, dass sich die Geschichte unnötig in die Länge zieht. Zwar ist das Buch auch stark auf Emotionen fixiert; ich persönlich denke, dass aber 40 Seiten weniger der Geschichte nicht geschadet hätten, um der Langatmigkeit zu entgehen.
Einen großen Pluspunkt bilden die Nebencharaktere in der Geschichte, die durch ihre eigenartige Charakterzüge so etwas wie die i-Tüpfelchen im Buch sind. So konnte Tigg – ein Zweigling bzw. Öffner, der Julie auf ihrer Reise im magischen Land begleitet – mich durch seine quirlige und süße Art schon bald überzeugen, wobei er aber auch einen wesentlichen Teil zu des Rätsels Lösung zu Julies Vergangenheit und Zukunft beiträgt.
Auch erfahren wir mehr über Frau Ambach, die Julie überhaupt in das Land “geschickt” hat und anscheinend tiefer mit dem Land und Julies Hintergrundsgeschichte verwurzelt ist, als es zu Beginn scheint. Es hätte sicherlich nicht geschadet, wenn die Passagen um ihrer Geschichte länger gewesen wären, da sich das Buch letztendlich sehr um Julies Geschichte nur dreht.
Nach und nach werden mehr Geheimnisse aufgedeckt, genauso wie mehr Fragen aufgeworfen werden. Wie kann es sein, dass Julie Tigg sehen kann, Leute wie Cass allerdings nicht? Und vor allem: Inwiefern ist Julie der Schlüssel zum Ende des Leidens in der Welt?

Auch an Romanze mangelt es im Buch definitiv nicht! Bald nach ihrer Ankunft in der magischen Welt taucht Cass auf, ein Junge, der stets dunkel angezogen ist und eine seltsam mysteriöse Ausstrahlung hat, den Julie nicht mehr aus dem Kopf kriegen kann. Um ehrlich zu sein war er mir nicht direkt sympathisch – er wirkt Julie teilweise herablassend gegenüber, erscheint aber in den undenklichsten Situationen, um sie zu retten. Oh, und durch Julie spürt er auf einmal wieder, was es heißt, ein Mensch zu sein…määp. Die Wandlung ging mir dann doch ein wenig zu schnell. Zudem unterzieht sich Julie durch ihn einer teilweisen eher negative Entwicklung: Zwar gibt es im Buch keine “Liebe auf dem ersten Blick”-Liebesgeschichte; allerdings kriegt man eindeutig den Eindruck, dass Julie den “Ich verliebe mich in meinen Feind”-Klischee erfüllen muss. Dieses naive Handeln macht das Buch relativ vorhersehbar.
Das Ende konnte mich noch einmal richtig überzeugen: Es rundet förmlich das Buch und lässt die Geschichte angemessen abklingen, was in anderen Büchern häufig fehlt. Ich hatte den Eindruck, dass das Ende tatsächlich klappt, da nicht nur alle Fragen gelöst werden, sondern der Leser mit einem zufriedenen Gefühl entlassen wird.

Insgesamt ist Im Land der Nachtschattenvögel ein unterhaltsames Buch, das den Leser in eine geheimnisvolle und magische Welt entführt. Hat man einmal den eher schwierigen Lesestart überwunden, wird man sich kaum dem Bann der magischen Geschichte entziehen können, das durch Originalität überzeugt. Für Märchen- und Zauberer von Oz-Fans ist das Buch absolut empfehlenswert!

Cover des Buches Das Schweigen des Schnees (ISBN: 9783861962731)

Bewertung zu "Das Schweigen des Schnees" von Bettina Bellmont

Das Schweigen des Schnees
Lillievor 10 Jahren
Japanische Mythologie - actionreich und doch viel mehr

Das Schweigen des Schnees ist ein Buch, auf das ich seit Jahren warte. Ich meine, wann war es das letzte Mal, dass man von einem Asia-Fantasy-Roman gehört hat? Ich jedenfalls wusste, dass ich das Buch sofort lesen musste.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir doch schwerer gefallen, als ich erwartet habe. Nicht nur ist das Setting wortwörtlich sehr kühl gestaltet; auch wird man schnell von den vielen (japanischen) Namen und Charakteren überwältigt. So habe ich erst relativ spät den Namensindex am Ende des Buches entdeckt - ich persönlich hätte ihn mir eher am Anfang des Buches gewünscht. Wie der Klappentext bereits verrät, geht es in dem Buch um die Geschwister Yoru und Asa, deren Leben von Grund aus verändert wird, als Asa den Wolfsgeist Shiro auffindet und aus dem Schnee rettet. Bald darauf treffen immer gefährlichere Ereignisse ein, die tödlich enden können.
Der Schreibstil ist relativ flüssig - schlicht und einfach gehalten, jedoch auch nicht sehr hervorstechend. Allerdings ist er sehr angenehm zu lesen und hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich nach einiger Zeit nicht mehr vom Buch loslassen konnte. Dazu muss man aber sagen, dass es viele Stellen gab, die kürzer gestaltet hätten können. So wird man - insbesondere am Anfang - von vielen ungeordneten Gedanken überstürmt, was sich nach einiger Zeit jedoch zum Glück liegt.

Besonders gelungen ist die Einarbeitung der japanischen Mythologie. Geschickt weiß die Autorin, diese im Buch mit Fiktion zu verbinden, das die Herzen aller Japan-Fans höher schlagen lässt. So werden viele Wesen davon im Buch vorgestellt - wie z.B. Wolfs- und Wassergeister sowie Götter, und ich habe mich häufig dabei ertappt, wie ich diese im Internet nachgegooglet habe, weil es einfach Spaß gemacht hat, über sie zu lesen. Nach einiger Zeit jedenfalls wusste ich selbst nicht mehr, was "wahr" oder nur "ausgedacht" ist, was mir sehr positiv aufgefallen ist.Auch die Figuren wurden im Buch sehr gut und individuell ausgearbeitet. Mein persönlicher Favorit des Buches war der Wolfsgeist Shiro. Er hatte diese "Das gewisse Etwas"-Ausstrahlung und definitiv den Spaß-/Humorfaktor miteingebracht.Vor allem zum Ende hin bekommt das Buch nochmal einen richtigen Actionschub, sodass ich es letztendlich in einem Rutsch gelesen habe. Über Nicht-Action kann man sich in diesem Buch auf keinen Fall beklagen!
Letztendlich möchte ich nochmal etwas zum Titel sagen: Es hätte keinen passenderen geben können! Er ist wunderschön poetisch und hält - in meinen Augen - perfekt die Stimmung im Buch fest.


3.5 Sterne!

Cover des Buches Die chinesische Sängerin (ISBN: 9783827011848)

Bewertung zu "Die chinesische Sängerin" von Jamie Ford

Die chinesische Sängerin
Lillievor 10 Jahren
Mitreißende und packende Geschichte!

Selten habe ich ein so einzigartiges Buch gelesen, das mich auf unglaublicher Weise gepackt und gefesselt hat. Auf persönlicher Ebene: Ich war sehr krank, als ich das Buch vom Verlag zugeschickt bekommen habe und bin mehr als froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, dieses zu lesen.

William lebt seit Jahren im Waisenhaus und kann es kaum erwarten, dort wegzukommen. Als er an seinem zwölften Geburtstag die Sängerin Willow Frost sieht, ist er überzeugt, seine Mutter gefunden zu haben. Jamie Ford konnte mich auf Anhieb neugierig machen: Ist Willow Frost wirklich Williams Mutter? Warum hätte sie ihn verlassen sollen? Wie kann es sein, dass sie auf einmal berühmt ist? Und was verschweigen die Nonnen aus dem Waisenhaus William eigentlich? Die Entschlossenheit Williams, sie zu finden, die schon fast an Stur- und Besessenheit grenzt, zieht den Leser mit und man kann nicht anders, als mit ihm auf die Spuren Seattles, sowie seiner eigenen Hintergrundsgeschichte zu folgen. Für einen Jungen, der gerade 12 geworden ist, vermittelt William einen überraschend reifen Eindruck. Unermüdlich kämpft er dafür, die Wahrheit über seine Vergangenheit herauszufinden.
Hinzu kommen die sympathischen Nebencharaktere, wie zum Beispiel seine Freundin Charlotte, Williams heimliche Verbündete, die blind ist. Ich habe - ehrlich gesagt - noch nie über einen solchen Charakter gelesen und es war mehr als interessant zu sehen, wie sie versucht, mithilfe von William in der Gesellschaft zurechtzukommen.
Darüber hinaus ist William von chinesischer Herkunft. Das Buch beinhaltet so viele Themen, die mich immer wieder faszinieren: Tragische Romanze, herzzerbrechende Momente und Charaktere, die sich durch starke Persönlichkeiten auszeichnen. Einer der spannendsten Sachen war allerdings der gesellschaftliche Aspekt während der 20er/30er Jahren im Buch. Nicht nur lernen wir die fragwürdigen Erziehungsmaßnahmen der Nonnen im Waisenhaus kennen (obwohl ich denke, dass sie - im Vergleich zu anderen - noch relativ "liberal" eingestellt sind); auch die Familienbeziehungen zu Zeiten der Großen Depression werden im Buch widergespiegelt - insbesondere im Hinblick auf chinesische Immigranten. Der gesellschaftliche Wandel durch Massenmedien und "Teenager-Schwangerschaften" gibt der Autor realistisch und authentisch wider.

Der Schreibstil hat ein mehr als beeindruckendes Gefühl bei mir hinterlassen. Das Buch wird aus personaler Sicht erzählt, womit man aus kurzen Flashbacks etwas von Williams Vergangenheit erfährt; allerdings geben sie sich erst nach und nach wie bei einem Puzzle zu einem ganzen Bild zusammen. Der letzte Schlüssel ist - natürlich - Willow. Auch sie hat ihre eigene Hintergrundsgeschichte, die erst nach und nach enthüllt wird und erschreckende Erkenntnisse über die gesellschaftliche Situation zur damaligen Zeit ans Licht bringt. Armut und Leiden bestimmen ihr Leben - inwiefern dies im Zusammenhang mit William steht, bestimmt insofern auch die Spannungskurve im Buch - und sie war gewaltig!

Mit dem Buch Die chinesische Sängerin entführt uns der Autor auf eine emotionale Achterbahn, welches einen unvergesslichen und kraftvollen Eindruck hinterlassen wird. Authentisch führt er den Leser durch die Zeiten des gesellschaftlichen Wandels in Seattle, sodass die Geschichte einen nicht mehr loslässt. Ein absolut empfehlenswertes Buch!

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