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LisaSonnenschein

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Marianengraben (ISBN: 9783847900429)

Bewertung zu "Marianengraben" von Jasmin Schreiber

Marianengraben
LisaSonnenscheinvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ich hätte ein ausgeglicheneres Erzähltempo gebraucht, um all die intensiven Emotionen im Roman wirklich angemessen miterleben zu können.
So viel Emotion auf so wenig Raum!

Es klingt wie ein Klischee, aber Paulas Leben ist wirklich der Inbegriff der Normalität. Sie ist keine Überfliegerin, kommt aber zurecht. Ihr kleiner Bruder Tim bringt Licht in ihr Leben und sorgt mit seiner steten Begeisterung für Meerestiere aller Art für immer neue Forschungsfragen zwischen den beiden.

Doch ein furchtbarer Unfall wirft Paulas Leben komplett aus der Bahn und Tim sorgt für die wohl schicksalhafteste und skurrilste Begegnung, die sich Paula überhaupt vorstellen könnte.

Jasmin Schreiber versteht sich auf Worte. Ihre Beschreibungen bringen - nicht nur bedingt durch die Handlung des Buches - eine wunderbare Melancholie zwischen den Zeilen mit sich. Irgendwie ist da immer Emotion, positiv und negativ, immer wird man direkt in die Gefühlswelt der Protagonistin Paula gezogen. 

Das sorgt aber auch für ständige Gefühls-Extreme. Irgendwie passiert da nie einfach nur irgendwas - ständig leidet man als Leserin entweder intensivst mit Paula mit, oder hat diese "Aaaaw, wie schön!"-Momente. Es gibt nichts dazwischen, obwohl die Handlung teilweise überhaupt nicht vorangetrieben wird. 

Das Erzähltempo im Buch (völlig sich-überschlagende Ereignisse zu Beginn und stetes Dahinplätschern im Mittelteil) und die ständige Achterbahn der Gefühle scheinen mir Kinderkrankheiten im Schreiben der Autorin zu sein; es wirkte zeitweise erzwungen. Als würde zwischen emotionalem Schreibflow und dem Zwang, einem Plot zu folgen und ein Ende zu finden, gewechselt werden. Hier hätten für mich noch Erzählpfade zusammengelegt werden können, ich hätte gerne einen gemäßigteren Einstieg gelesen und auch am Ende habe ich mich sehr aus der Handlung geworfen gefühlt (ein gemeines Ende für einen so abrupten Ausstieg).

Dabei möchte ich den Schreibstil eigentlich sehr gern! Es ist offensichtlich, dass die Beschreibung von Depression, Verlust, Trauer, aber auch diese bedingungslose, wortkarge Freundschaft, die zwischen Paula und Helmut entsteht, nicht aus dem Nichts umschrieben wird. Es sind keine leeren Worte, die da zwischen den Buchdeckeln stehen, sie scheinen mir nur noch nicht ausreichend strukturiert.

Alles in allem ist "Marianengraben" ein starkes Debüt, das durch ein sehr emotionales Thema besticht und sich herzzerreißend intensiv mit Trauerbewältigung beschäftigt. Wenn ich mit Paula in der Handlung war, habe ich absolut mitgefühlt und -gelitten. Ein Schritt zurück hat es mir zwischenzeitlich schwer gemacht, das Buch in dem Maße mitzuerleben, wie es wohl angedacht war. 

Sicher ist allerdings: Von dieser Autorin erwartet uns noch einiges mehr und ich bin gespannt darauf!

Cover des Buches Bernsteinstaub (ISBN: 9783785588604)

Bewertung zu "Bernsteinstaub" von Mechthild Gläser

Bernsteinstaub
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Leider wurden mir hier zu viele Stereotype und Jugendbuchklischees verarbeitet. Konnte mich gar nicht packen...
Leider nur eins von vielen Jugendbüchern

Ophelia führt eigentlich ein ganz normales Leben – seit ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam, sind da jedoch diese merkwürdigen Staubrinnsel, die sie bald nicht mehr ignorieren kann. Sie sind überall, sickern durch Türritzen, fließen über die Straße, verfangen sich in ihren Haaren. Und bald findet sie auch heraus, warum sie sie sehen kann: Ophelia ist eine Zeitlose und sieht die Zeitströme durchs Leben der Menschen rinnen…

Ich mochte die Idee dieses Romans total gerne. Sichtbare Zeitströme, die sich von bestimmten Menschen beeinflussen lassen – Abenteuer rund um die Welt, um dem Zeitchaos zu begegnen. Von mir aus auch eine junge Liebe, die den Gefahren ihrer Zeit trotzen muss.
Leider ist das Ganze ziemlich klischeehaft umgesetzt. Der einzige Typ, der Ophelia mit Abneigung begegnet (und den sie natürlich erst mal voll doof findet), wird’s nachher – warum auch immer. Die führende Position des Herrn / der Herrin der Zeit wird durch ein Harry-Potter-eskes Turnier neu besetzt, Ophelia als Außenseiterin, die noch keinerlei Erfahrung mit der Welt der Zeitlosen hat, nimmt eine prophetische Rolle ein und rettet die Welt. Insgesamt sind die Charaktere eher stereotyp und eindimensional angelegt, mit keinem kann ich mich so richtig identifizieren.

Was natürlich auch nicht ausbleibt beim Spiel mit der Zeit, sind Fragen der Art: Warum dreht sich die Zeit nicht für alle zurück, wenn sie zurückgedreht wird? Oder kriegen die anderen Zeitlosen das einfach nicht mit? Oder wird die Zeit auf der ganzen Welt einfach nur von unserer Protagonistin und ihrem Umfeld zurückgedreht? Warum ist „Wir müssen uns beeilen!“ ein Argument, wenn man die Zeit anhalten oder zurückdrehen kann?

Eine süße Idee für ein Buch ab 12 Jahren wurde mir hier einfach nicht fantasievoll und einzigartig genug umgesetzt. Aber vielleicht habe ich das Ganze auch einfach schon zu oft gelesen und kann es nicht mehr sehen – ich bin wohl einfach zu alt für diesen Krams.

Cover des Buches Ein Schatz aus Papier und Magie (ISBN: 9783551583550)

Bewertung zu "Ein Schatz aus Papier und Magie" von Traci Chee

Ein Schatz aus Papier und Magie
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Insgesamt stärker als der erste Teil - konnte ich als kurzweiliges Urlaubsbuch sehr gut genießen.
Der zweite übertrifft den ersten Teil - endlich kommt Schwung in die Sache!

Endlich ist also nach einem für mich sehr interessanten Auftakt auch der zweite Teil der Chroniken von Kelanna erschienen. Insgesamt erwarten uns hier drei Bände (stilecht in Gold, Silber und Bronze gehalten), der letzte erscheint dann voraussichtlich im April 2019 – und um das vorweg zu nehmen: Ja, auch den werde ich mir zu Gemüte führen!

Nachdem im ersten Teil der Buchreihe irgendwie alles zusammengebrochen war und wir Leser mit dem Cliffhanger der ewigen Verdammnis sitzengelassen wurden, ist zu Beginn dieses Buches scheinbar wieder alles beim Alten. Sefia und Archer befinden sich auf der Flucht vor der Wache – allein mit sich und den spärlichen Informationen über die Hintergründe des Krieges und die Bedeutung des mysteriösen Buches, das Sefias Familiengeschichte schon lange zu begleiten scheint.

Das zweite Buch scheint erwachsener geworden zu sein als sein Vorgänger. Während in „Ein Meer aus Tinte und Gold“ noch sehr viele klassische Jugendbuchmotive zu finden waren (junge Person entdeckt besondere Fähigkeiten, Heldenreise-Motiv, Aufklärung der Familiengeschichte…), erfahren wir hier endlich mehr über Sefias Familie und die (auch politischen!) Hintergründe des großen Krieges. Das bringt ein bisschen mehr Tiefe in den Roman, was ihm meiner Meinung nach sehr gutgetan hat. Die Reise von Ort A nach Ort B schien weniger konstruiert und generisch als noch im ersten Teil und ich hatte insgesamt mehr das Gefühl, dass sich hier eine epische Geschichte um eine detailliert dargestellte Welt aufbauen kann.

Immer noch ist natürlich der Schreibstil in luftig-leichter Jugendbuchmanier gehalten und trotz allen „Erwachsenwerdens“ wird es auch nicht so düster, dass sich das Klientel diesbezüglich geändert hätte. Trotzdem mochte ich den Twist, der sich hier ganz vorsichtig anliest – davon betroffen ist vor allem Archer, der sich mit seiner kämpferischen Vergangenheit konfrontiert wird und droht, wieder in sein animalisches Wesen zurückzufallen.

Weiterhin und unverändert eine wunderbare Besonderheit der Reihe: Die bezaubernde Aufmachung. Die Geheimbotschaft, deren einzelne Worte sich neben den Seitenzahlen finden und die kurzen Episoden, die wieder in Antiker-Buch-Optik gedruckt wurden, finden sich auch in diesem Teil der Reihe wieder und machen „Die Bücher von Kelanna“ einfach zu einem wunderschönen Hingucker im Regal.

Mein Fazit: Auch der zweite Teil von „Ein Meer aus Tinte und Gold“ überzeugt mit einer mitreißenden Geschichte und einem neuen Fokus und führt die Reise von Sefia würdig fort. Ein kurzweiliges Buch, das perfekt in meinen kurzen Sommerurlaub gepasst hat. Ich freu‘ mich auf den Abschluss!

Cover des Buches Truly Madly Guilty (ISBN: 9783404176809)

Bewertung zu "Truly Madly Guilty" von Liane Moriarty

Truly Madly Guilty
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Gesellschaftsroman mit spannender Thematik - der mich trotzdem nicht ganz überzeugen konnte.
Scharfe Beobachtungsgabe trifft seichte Spannungskurve...

Erika und Clementine sind beste Freundinnen. Schon immer. Ihre Familiengeschichten sind eng miteinander verknüpft und ihre Ehemänner ebenfalls befreundet. Aus all den Begegnungen der Familien heraus ereignet sich an einem schicksalhaften Abend allerdings ein furchtbares Unglück – und dann tun sich Abgründe auf.

Von der Handlung fühlte ich mich hier ziemlich an „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau erinnert. „Truly Madly Guilty“ ist ein Gesellschaftsroman, in dem nicht die Welt untergeht, oder sich die Ereignisse überschlagen. Vielmehr tun sich nach und nach immer weitere menschliche Abgründe zwischen den Freunden auf. Das ist ein Handlungsverlauf, der es für die Autorin schwer macht, einen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten – und wie erwartet lag hier auch für mich die größte Schwäche des Romans.

Immer wieder brauchte ich eine Pause von Wiederholungen und „unheilvollen Ankündigungen“ – der Abend der Grillparty, an dem besagtes Unglück ereignet wird immer wieder wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung verkauft, die aus wechselnder Perspektive geschriebenen Kapitel brechen plötzlich ab, es wird mit Zeitsprüngen gearbeitet. In der Mitte des Buches weiß der Leser immer noch nicht, was denn nun vorgefallen ist und ich persönlich war genervt von der künstlichen Streckung des Handlungsverlaufs.

Auch mit den Charakteren hatte ich so meine Schwierigkeiten. Erika und Clementine sind zwei grundverschiedene Personen, deren Differenzen für mich völlig nachvollziehbar waren – nicht so ihre Ehemänner. Sam und Oliver habe ich bis fast zum Schluss des Buches nicht ihren Partnerinnen zuordnen können. Sie waren austauschbar und da beide Frauen so ihre Probleme in ihren Beziehungen haben, konnte ich auch nicht aus dem Kontext schließen, wer da grade verzweifelt und welche Seite unseres Protagonistenkonstrukts grade zusammenbricht.

Insgesamt: Ein etwas langatmiger Gesellschaftsroman, der mich auf den ersten Blick irgendwie auf mehr Interaktion und weniger inneren Monolog hoffen ließ. Nett und durchaus nicht ohne Highlights, aber das hat Kristine Bilkau für mich besser gemacht.

Cover des Buches Drei Worte (ISBN: 9783945431368)

Bewertung zu "Drei Worte" von Sabine Wirsching

Drei Worte
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein sehr beeindruckender und tiefgehender Roman über eine sensible Thematik
Dieses Buch beschäftigt mich immer noch...

Als Milka und Till sich kennenlernen, trifft beide der Schlag. Romantischer, kitschiger, gefühlvoller kann’s nicht werden! Die beiden können nicht mehr ohne einander, sind sich sicher – das ist es. Aber irgendwas stimmt nicht mit Till. Milka sieht sich bald mit einer Seite von ihm konfrontiert, mit der sie nicht umgehen kann. Und so beginnt ein ewiges Auf und Ab. Und was jetzt extrem klischeehaft für das Genre klingt, ist es gar nicht. Nicht die Bohne.

Denn dieser Roman behandelt unter anderem das Thema „Depression“.
Und wow, hat mich das mitgenommen. Denn das Buch kommt eher leise daher, lässt sich Zeit, seinen Lesern die Beziehung zwischen Till und Milka näherzubringen. Lässt sich Zeit, Tills Gedankengänge und Milkas Reaktionen darauf zu erklären. Und das ist unheimlich wichtig. Denn Depressionen sind eine Krankheit, mit der man sich nicht mal eben zwischen Tür und Angel auseinandersetzt, das man mithilfe von Stereotypen und mittelmäßiger Recherche abfrühstücken könnte. Und so konnte ich mich besonders mit Milka großartig identifizieren.
Der Autorin ist es unheimlich elegant gelungen, mich – die ich immer dachte, ich könnte das einfach nicht nachvollziehen, weil es mich nicht betrifft – in diese Gefühlswelt reinzuziehen. Dazu trägt auch die zwischen beiden Protagonisten wechselnde Erzählperspektive bei. Und letztendlich wird klar, warum Milkas verzweifelte Versuche, Till „wieder fröhlich zu machen“ völlig inkompatibel mit seinen Gedankengängen sind. Denn Till ist nicht einfach traurig.

Parallel zu all diesen Irrungen und Wirrungen konfrontiert uns „Drei Worte“ auch mit dem Leben, Feiern, der Musik (!) und den Problemen aller handelnden Personen – klingt viel, sorgt aber zwischen dem doch sehr ernsten Tonus für eine große Neugier auf die nächsten Seiten.
„Drei Worte“ ist eine Liebeserklärung an die Stadt Berlin. Milka und Till treffen sich und leben in Berlin, sie besuchen Orte innerhalb des Stadtgebietes, die man als Berliner kennen würde, als Außenstehender mindestens mal gehört hat. Im Nachwort wird dann auch noch einmal die Verbindung zur Partyszene Berlins in den 90er Jahren gezogen, die immer wieder durchklingt, aber nie unvernünftig vordergründig wird. Die vielen Lieder, die Till und Milka durch ihre Geschichte begleiten, wünsche ich mir übrigens mal übersichtlich in einer Playlist zusammengestellt – einfach wunderbar!

Mein Fazit: „Drei Worte ist ein vielschichtiges, kluges Buch, das es versteht, den Leser in die Gefühlswelt seiner Protagonisten hineinzuziehen. Die Handlung bleibt lebensweltlich, sie wird nicht mit Stereotypen oder Klischees beladen, um eine reißerische Sensationsgier zu befriedigen. Das wird mich noch lange beschäftigen…

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung an alle, die rosarote Liebesromane satt haben und sich mit der Thematik auseinandersetzen wollen.

Cover des Buches Mädchen in Scherben (ISBN: 9783733504151)

Bewertung zu "Mädchen in Scherben" von Kathleen Glasgow

Mädchen in Scherben
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Wollte mich nicht so recht überzeugen...

Charlottes Geschichte beginnt für uns in einer Klinik für Menschen mit selbstverletzendem Verhalten. Denn Charlie hat nie gelernt, wie sie mit all dem Schmerz umgehen soll, der ihr in ihrem Leben schon begegnet ist, also hat sie ihn gegen sich selbst gerichtet... Am Ende ihrer Therapie weiß sie nicht, wohin mit sich - und sieht sich auf einmal mit der Außenwelt konfrontiert, in der sie nicht in alte Muster zurückfallen darf.

Diese Geschichte strahlt eine Atmosphäre aus, die einen total gefangennimmt. Obwohl ich Charlies Gefühle und Handlungen teilweise nicht nachvollziehen kann, habe ich über ebendiese noch sehr lange gegrübelt und war generell jedes Mal, wenn ich das Buch aufschlug, war ich unwillkürlich niedergeschlagen. Ein beeindruckender Effekt!

Leider geht der im Laufe der Handlung ein wenig verloren, weil die Autorin krampfhaft versucht, allerhand Situationen aufzulösen. Das passt aber a) nicht mit der besagten Atmosphäre zusammen und b) wirkt es bei der Thematik des Buches extrem unglaubwürdig, fast verkrampft. Als würde man mitten in der Grimm-Version von "Dornröschen" zur Disneyvariante wechseln.

Sprachlich gefällt mir "Mädchen in Scherben" sehr gut. Es wird viel mit Vulgärsprache gearbeitet, das fügt sich aber für mich überzeugend und passend in die Erzählung ein (da interagieren 16,17-jährige obdachlose Trinker*Innen miteinander). Generell hat mich die Autorin gut durch die Geschichte gezogen und mich nicht stolpern lassen.

Mein Fazit: Ein spannendes Buch, das aber irgendwann den Abzweig zur authentischen Geschichte verpasst und zum Märchen wird. Leichte Literatur ist es aber auch nicht - die Triggergefahr schätze ich durch die sehr niederdrückende Stimmung als sehr hoch ein.
Begeistern konnte es mich nicht so recht...

Cover des Buches Die letzte Reise der Meerjungfrau (ISBN: 9783431040821)

Bewertung zu "Die letzte Reise der Meerjungfrau" von Imogen Hermes Gowar

Die letzte Reise der Meerjungfrau
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Ganz anders als gedacht - jedoch ein wunderbar poetisches Buch!

Irgendwie gerät der Kaufmann Jonah Hancock in den Besitz einer waschechten Meerjungfrau. Die zunächst lästige Errungenschaft erweist sich bald als etwas ganz Besonderes - und der einst einfache Kaufmann findet sich in gesellschaftlichen Kreisen wieder, in die er bisher nie Einblick hatte.

Worum es in diesem Buch nicht geht:
- Um mystische Meerjungfrauen und Unterwasserwelten
- Um eine kitschige Liebesgeschichte, die sich irgendwie um eine Meerjungfrau rankt

Vielmehr zeichnet die Autorin in diesem Buch ein wunderbar schillerndes Bild vom London des 18. Jahrhunderts. Die Meerjungfrau und der damit verbundene gesellschaftliche Aufstieg Jonah Hancocks sind eine Metapher für das Streben nach Glück, Wohlstand und Anerkennung, aber auch damit verbundene Hindernisse und eine dunkle Begierde, die sich erst ganz am Ende wirklich manifestiert.
Neben dem des Kaufmanns gibt es noch einen parallel gezeichneten Handlungsstrang - die Geschichte der Edelkurtisane Angelica Neal. Sie spürt das Ende ihrer Karriere nahen und rutscht plötzlich und unvermittelt vom Thron der gefeierten und begehrenswerten Begleiterin ab in Geldnöte und die Verachtung der einfachen Bevölkerung.

Der Verlauf der Geschichte ist weniger wie der eines Abenteuerromans, sondern eher der eines gesellschaftlich-historischen Dramas. Eingefleischte Fantasyfans, die sich eine locker-leichte Erzählung über Meerjungfrauen gewünscht haben, werden hier nicht auf ihre Kosten kommen.

Und jetzt mal Butter bei die Fische: Ich fand das großartig!
Ich wurde in jede Empfindung, jedes Nase-Rümpfen der Londoner Gesellschaft, die Verzweiflung über fehlendes Geld, die Verschwendungs- und die Vergnügungssucht bedingungslos hineingezogen und bin verliebt in den sprachlichen Stil dieser Autorin. Besonders beeindruckend fand ich, wie sich die Charaktere stetig und drastisch verändern und man als Leser trotzdem nicht das Gefühl hat, es gäbe einen nicht-nachvollziehbaren Bruch (Lieblings-Negativbeispiel: Der "Jemand-ist-gestorben-also-kann-ich-jetzt-mein-gesamtes-irrationales-Verhalten-damit-begründen"-Charakter).
Schade sind allerdings das sehr verspielte Cover und der Klappentext, der wohl andere Ansprüche wecken wird. Hier wird sich der Verlag sowohl einige enttäuschte Leserstimmen einfangen, als auch potenziell begeisterte Leser gar nicht erst ansprechen.

Mein Fazit: Ganz großes Kopfkino durch eine Debütautorin, die mich mit ihrem Buch wirklich überrascht hat - gleich in doppelter Hinsicht.

Cover des Buches Time Dwarfs Inn (ISBN: 9783744802475)

Bewertung zu "Time Dwarfs Inn" von Mario Hammer

Time Dwarfs Inn
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Ich hab' gelacht. Laut!

Was bringt drei sehr ungleiche Heldenteams mit ganz unterschiedlichen Interessen zur Rettung des Universums zusammen? Ein untoter Revolverheld und ein Streifenhörnchen, ein geflügelter Zentaur und eine Dämonenjägerin, ein fliegender Roboterkopf, ein Weltraumritter und eine Androidin finden es heraus. Das Bindeglied: Zeitzwerg Nimb und eine verheißungsvolle Prophezeiung zur Rettung der Welt (oder so).

Ganz ehrlich: Wer eine tiefgehende Story mit unerwarteten Plottwists sucht, ist hier an der falschen Stelle. Ein Heldengespann, das auf die Suche nach einer magischen Waffe geht, um den finsteren Fiesewicht zu besiegen, eine Prophezeiung, die es zu erfüllen geht und - wie sollte es auch anders sein - die Liebesgeschichte auf dem Seitenstreifen.
ABER das ist auch nicht das, was dieses Buch vorhat. Es nimmt all diese verkrusteten Klischees und dreht sie einmal durch den Fleischwolf, lässt sie durch die Charaktere bewusst thematisieren und hält einem immer wieder den Spiegel vor. Das wird wirklich unheimlich witzig, ich habe mich so manches Mal dabei erwischt, wie ich hemmungslos vor mich hin gekichert habe. Die pfiffige, manchmal rotzig-freche Erzählweise dieses Autors ist einfach nur absolut mitreißend!

Ich liebe wirklich all die Charaktere, die im Buch aufgebaut werden. Jede/r hat seine Eigenarten, alle sind schrullig-sympathisch. Man merkt, dass der Autor dieses Buches recht vertraut mit dem Rollenspiel ist - die Szenerien werden toll geschildert und die handelnden Personen sehr differenziert dargestellt (Chapeau bei so vielen davon!).
Auch großartig: Es gibt keine verunglückten Pointen, bei denen Witze gewollt wirken oder falsch ankommen. Witzige Textpassagen haben mich einfach und unkompliziert zum Schmunzeln gebracht - ein sprachlich total locker-leichtes Buch.

Mein Fazit: Wer Lust hat auf eine Fantasygeschichte der anderen Art, wer sich auf ein wirklich komisches Buch einlassen mag, der sollte hier auf jeden Fall zuschlagen. Menschen, die sich selbst als "Nerd" bezeichnen würden, dürften in dieser Welt gleich doppelt zu Hause sein - ich habe mich auf jeden Fall richtig, richtig gut amüsiert beim Lesen! Mehr davon!

Cover des Buches Berlingtons Geisterjäger 2 - Mördernächte (ISBN: B0773WCCLX)

Bewertung zu "Berlingtons Geisterjäger 2 - Mördernächte" von Amalia Zeichnerin

Berlingtons Geisterjäger 2 - Mördernächte
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Eine großartige Fortsetzung!

Wir kehren zurück ins viktorianische London. Dieses wird jedoch von einer grausamen Mordserie erschüttert - der Täter scheint es auf leichte Mädchen abgesehen zu haben...
Gleichzeitig müssen sich unsere altbekannten Helden jedoch auch den Ereignissen des letzten Jahres in der Anderswelt stellen. Und es bleibt nicht mehr viel Zeit!

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie mich dieses Buch begeistert hat! Die Charakterkonstellationen gestalten sich mal wieder abwechslungsreich und der grandiose (staubtrockene) Humor von Detektiv Elliot bringt Würze in die Dialoge der Freunde untereinander. Vielleicht liegt es daran, dass die Figuren mir schon aus dem ersten Teil vertraut waren, aber die Abgrenzung zwischen Sprechern und ihren Eigenheiten war viel klarer und ich konnte trotz der Fülle handelnder Charaktere mühelos alle differenzieren (und liebgewinnen).

Die Geschichte bleibt konstant spannend - das liegt auch daran, dass die Autorin hier zwei Handlungsstränge verwoben hat, die sich prima ergänzen. Auf der einen Seite haben wir die kriminologische Komponente mit den Morden im East End und auf der anderen Seite eine übernatürliche Bedrohung aus der Anderswelt. Wenn man also nicht grade rätselt, wer der Täter sein könnte, jagen einem geisterhafte Erscheinungen Schauer über den Rücken. Richtig gemein fand ich dagegen das offene Ende - ich brauche bitte sofort den dritten Teil!

Während mir im ersten Teil die Liebesgeschichten (gleich drei homosexuelle Beziehungen in unserem Charaktergespann) noch etwas steif vorkamen, fügten sie sich hier wunderbar ein. Es passte perfekt zu den Figuren, wie sie zweifelten oder auch durch ihre Liebe Schwierigkeiten von außen bekamen. Sehr schön gezeichnete zwischenmenschliche Beziehungen!

Alles in allem: Das Potenzial, das ich im ersten Teil gesehen habe, wurde hier voll ausgeschöpft, ich bin begeistert, wie sich die Gruppe um Victor Berlington weiterentwickelt hat. Die richtige Menge Grusel trifft hier auf Spannung und ein bisschen Erotik - ich bin definitiv ein Fan!

Cover des Buches Mein Herz ist eine Insel (ISBN: 9783764505936)

Bewertung zu "Mein Herz ist eine Insel" von Anne Sanders

Mein Herz ist eine Insel
LisaSonnenscheinvor 6 Jahren
Eine positive Überraschung!

Isla hat grade eine wirklich miese Zeit. Nachdem ihr Freund nach vielen Jahren Beziehung eine andere liebt, bricht sie alle Zelte ab und kehrt zurück in ihre alte Heimat. Das ist Bailevar - eine kleine Insel in Schottland, die sie seit sechs Jahren nicht mehr besucht hat. In einer ohnehin schon kritischen Stimmung muss Isla Grant sich jetzt also auch noch wieder in ihre Familie einfinden und die Inselbewohner neu kennenlernen...

Was als scheinbar seichter Sommerroman beginnt, gewinnt zunehmend an Tiefe. Wir werden mit einer alten Legende um eine untergegangene Insel konfrontiert und mit Familiengeheimnissen allererster Güte. Insgesamt ist die Stimmung im Buch daher eher herbstlich-düster, fast melancholisch - ein Umstand, den ich einfach großartig fand!
Auch die Liebesgeschichte selbst rückt dadurch in den Hintergrund - generell ist diese sehr erwachsen gehalten und bis auf einige Ausrutscher gibt es keine total verklärten Momente, vielmehr bleiben die Protagonisten auf einer realistischen Ebene und schätzen sich selbst und andere nachvollziehbar ein.

Der Ausgang der Geschichte war für mich nicht vorhersehbar - zwischendrin war es sogar so, dass ich mich wie in einem Krimi gefühlt habe. Wer war's jetzt? Wie hängen Person A und Person B zusammen? Es ließ sich prima miträtseln. Das macht das Buch auch für Liebesroman-Muffel (wie mich) abwechslungsreich und bringt eine spannende Komponente ein. Ein bisschen kürzer hätte dagegen das ewige Hin und Her ausfallen dürfen, das die Protagonistin Isla mit sich austrägt. So gab es Kapitel, in denen sie mir zunehmend unsympathischer wurde und solche, in denen ich voll hinter ihren Entscheidungen stehen konnte.

"Mein Herz ist eine Insel" war für mich kein locker-leichter Liebesroman mit zu viel Kitsch und zu viel Verliebtheit. Wir bekommen hier eine erwachsene Handlung mit einer spannenden Hintergrundgeschichte, die zu entdecken sich lohnt. Der leichtgängige Schreibstil sorgt für flüssiges Lesen und das Setting in Schottland für eine tolle Kulisse. Hübsch!

Über mich

Bloggender Bücherfreak :P
  • 30.04.2016

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Krimis und Thriller, Fantasy, Historische Romane, Literatur, Unterhaltung

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