LissyBrommer
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„Er sagt: ‚Töte ihn`“ - und du denkst nur: „Ja, mach` es.“
Ob die Leser mit dem, was danach passiert, zufriedener sind, das muss schon jeder selbst herausfinden. In jedem Fall hat Wolfgang Wissler mit seinen Kurzgeschichten das Genre mit Eloquenz bereichert. Die Leser dürfen auf der Hut sein, denn Wolfgang Wissler zieht alle Register, um uns in die Abgründe zu führen, in die sich Menschen verlieren, teils gewollt, teils ungewollt.
Sieben Geschichten finden sich auf 318 Seiten und ziehen uns in ihren Bann. Landschaftsbilder tauchen auf, dann Tagesstimmungen und das alltägliche Einerlei - jede Geschichte beginnt so beiläufig. Doch dann wollen wir wissen, worum es geht, wie es weitergeht und vor allem, wie es ausgeht.
Die Charaktere sind vielschichtig, hier der Ehemann, der sich von seiner Frau trennen will, dort der Ehemann und Vater, dessen Leben durch einen kleinen „Ausrutscher“, im Affekt, aus den Bahnen geworfen wird. Wolfgang Wissler führt uns ins Innere seiner Protagonisten. Mit seiner Sprache, einem Seziermesser gleich, lässt er uns auf den Grund der Seele blicken.
Danach schauen wir unseren Nachbarn – und womöglich uns selbst - mit anderen Augen an. Es könnte jedem von uns passieren. Und wer hat nicht schon mal eine richtige Wut auf jemanden gehabt, wer hat noch nicht seelische Not empfunden. Spannung pur – hervorragender Lesestoff.
Mit einer malerisch-verträumten Beschreibung beginnt die Erzählung, die Verlobung der Protagonistin, Moa, Prinzessin des Tals der tausend Flüsse. Überbehütet, von der Welt abgeschirmt und somit weltfremd aufgewachsen soll sie in jugendlichem Alter einen Mann heiraten, der ihr so gar nicht liegt, den sie nicht liebt, aber der Staatsräson wegen heiraten soll. Doch es kommt alles anders; Moa wird in der Nacht der Verlobung entführt.
Joesin, dem jungen Mann, der sie entführt, begegnet sie mit Verachtung und Abscheu. Gleichwohl kann sie sich ihm nicht entziehen, da er sie mit Unterstützung eines großen Greifvogels sie auf eine Flucht quer durch ferne Ländereien mitnimmt, die ihr und auch den Lesenden unbekannt sind. Wir lernen fremde Welten kennen, in der es neben Schönheit auch Gewalt, Hass und Tod gibt.
Maya Thule beschreibt diese andere Welt so schlüssig, dass man ihr gut folgen und auch verstehen kann, was es mit den gefährlichen und seelenlosen Aschewesen auf sich hat. Prinzessin Moa ist klug und mit ihrer Herzensbildung findet sie schnell heraus, was gut und böse ist, und dass ihr Entführer edle Absichten hat. Die Welt muss von Tyrannen befreit werden. Der ultimative Kampf zwischen Gut und Böse ist unausweichlich.
Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Auch wenn der erste Teil ein wenig langatmig erscheint, weil sich die Beschreibungen der Landschaft in die Länge ziehen, weil die Wahrnehmungen und Empfindungen der Protagonisten viel Raum einnehmen, so hilft gerade diese Ausführlichkeit, die Fantasy-Welt zu verstehen. Die Perspektivenwechsel in den folgenden Teilen sind nachvollziehbar.
Romantik, Fantasy und die Gewalt einer feudalistischen Zeit, all das verwebt Maya Thule zu einem epischen Roman, der die Leserin bzw. den Leser mehr und mehr fesselt. Schließlich will man nur noch wissen, wie es ausgeht. Spannung beim Lesen ist garantiert.