Literalotte

Nachdem die erzkonservative Tilde, Familienoberhaupt der Ahrens, stirbt, soll ihre Enkelin Hanna die Familie zusammenhalten. Besonders auf ihre Schwester Trixie soll sie ein Auge haben, die mit einem aufstrebenden Politiker verheiratet ist. Dabei gerät Hanna aber zusehends in einen Konflikt zwischen Loyalität ihrer Familie gegenüber und ihrer eigenen Integrität. 

Das Debut von Sarah Höflich ist gut geschrieben, lässt sich flüssig lesen und ist  so spannend, dass man es kaum aus der Hand legen möchte. Trotzdem musste ich das Buch ab und an zur Seite legen, weil das Szenario einfach beklemmend ist. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie schnell sich der Diskurs nach rechts verschieben kann und die Zukunft, die Sarah Höflich sich hier ausmalt ist  einfach nur erschreckend. Erschreckend, weil es einfach viel zu nah an der Realität ist. Am Glaube daran die Fanatiker in Schach halten zu können sind schon viele gescheitert…großartiges Buch, dass unsere Vergangenheit mit einer möglichen Zukunft wunderbar verknüpft und dabei immer wieder deutlich macht: vergesst unsere Geschichte nicht, damit sie sich nicht wiederholt!

Also ich das Cover zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich direkt, dass das meine Art von Fantasy sein wird. Bestätigt hat sich das Ganze dann auch schon nach den ersten Sätzen.

Eine bunt gemischte Truppe an Dieben, die alle etwas ganz besonders mitbringen, ein mechanisches Theater, ein großer Coup und das vor einem Venedig-ähnlichen Setting. Es hat mich sofort an meine liebsten Gaunergeschichten erinnert (Locke Lamora, Six of Crowns und Ocean’s Eleven). Und obwohl einem das ein oder andere bekannt vorkommen mag, hat Thilo Corzilius so viele einzigartige Ideen eingebracht.

Die Charaktere waren alle auf ihre Art sympathisch und man hat sich auch von erster Minute an auf ihre Seite geschlagen. Durch kurze Rückblicke in die Vergangenheit, die immer mal wieder im Buch auftauchen,  bekommt man ein noch besseres Gefühl für die Protagonisten. Letztendlich habe ich zwar alle Charaktere gemocht, so richtig mitgefiebert habe ich aber erst am Schluss und eine wirkliche Verbindung zu den Protagonisten konnte ich nicht ganz aufbauen.
Für mich hat einfach das letzte Fünkchen gefehlt, das es von einem sehr guten, zu einem fantastischen Buch gemacht hätte.

Auf ein weiteres Abenteuer würde ich mich aber jederzeit einlassen. In der Welt die Thilo Corzilius geschaffen hat gibt es noch so viel zu entdecken.