Bewertung zu "Das Reich der sieben Höfe - Sterne und Schwerter" von Sarah J. Maas
Dies wurde mir leider ziemlich schnell bereits nach den ersten Seiten bewusst: Irgendetwas fehlte. Das bereits bekannte und überaus geliebte, typische Sarah J. Maas-Lesegefühl wollte sich einfach nicht einstellen: Anders als bei Band 1 und 2 fieberte ich nicht der nächsten Seite entgegen, wurde während des Lesens nicht von wildem Herzklopfen begleitet. Stattdessen ließen mich die Schilderungen, welche im Grunde nahtlos an die Geschehnisse zu Ende von Badn 2 anknüpfen und von Feyre, die an Tamlins Hof ein gefährliches Doppelspiel spielt, berichten, ziemlich unberührt zurück.
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, woran das lag: Die Charaktere waren in meinen Augen schlicht und einfach und traurigerweise zu blass. Wo war Feyres Starrsinnigkeit und Temperament abgeblieben? Warum wirkt Rhys nur noch wie ein Schatten seiner selbst, ohne den bekannten Wortwitz, seine abgrundtiefe Unberechenbarkeit, die ihn immer so faszinierend und unheimlich interessant gemacht haben?
Was man diesem dritten Band jedoch zu gute halten muss, ist, dass sämtliche Nebencharaktere - ob der innere Kreis, Feyres Schwestern, die anderen High Lords & Co. - stärkere Aufmerksamkeit gewidmet wird als dies in den beiden Vorgängerbänden der Fall war. Während in Band 1 und 2 vor allem unsere Protagonisten Feyre, Tamlin und Rhys im Mittelpunkt standen, erhält der Leser in "Sterne und Schwerter" tiefere Einblicke in die Wesenszüge der anderen Charaktere. So gewinnt man als Leser neue Sympathieträger dazu, wird mit so manchen neuen Konstellationen belohnt, die Liebespaar- und Schmachtpotenzial in sich tragen (wen ich meine? Das bleibt natürlich ein Geheimnis...).
Ich hatte Sarah J. Maas in den Vorgängerbänden zu meiner persönlichen Dialog-Queen gekürt: Kaum eine andere mir bekannte Schriftstellerin versteht es, derart von Wortwitz getränkte, echt wirkende, erfrischende Dialoge zu schreiben. Doch leider wollte sich auch dieses Gefühl bei mir bei diesem Band nicht einstellen. Viele der Dialoge und Schlagabtausche empfand ich als zu konstruiert und wirkten in meinen Augen etwas gewollt witzig, gewollt romantisch, gewollt schlagfertig...
Die Handlung lässt sich als überaus abwechslungsreich bezeichnen: Es gibt ruhige Momente, schöne, vor sich hinplätschernde Szenen, aber auch blutige, spannungsgeladene, von Krieg gezeichnete Momente. Trotz dieses zugegebenermaßen gelungenen Abwechslungsreichtums - der, nebenbei bemerkt, bei einem 700 Seiten starken Schinken auch zwingend notwendig war - empfand ich die meisten der Enthüllungen und Wendepunkte als vorwiegend vorhersehbar. Es gab leider selten Momente, die mich wirklich überrascht oder gar geschockt hätten.
Nichtsdestotrotz bin ich durch die letzten 200 Seiten regelrecht geflogen. Die Ereignisse überschlagen sich und die Spannung, wie alles zusammenlaufen und gelöst werden wird, stieg. Auch wenn ich einige Kritikpunkte an diesem Band üben musste - was mein Fangirlherz wirklich bluten lässt - fiel es mir schwer, die letzte Seite und schließlich den Buchdeckel nach Beenden des Buches zuzuschlagen. Feyre, Rhys & Co. werden mir definitiv fehlen und ich hoffe auf ein baldiges Erscheinen der Übersetzung von "A Court of Frost and Starlight".