Bewertung zu "Bernsteinzeit: Biographischer Roman" von Jana Zenker
Jana Zenker hat in diesem biografischen / teils autobiografischem Roman nicht nur ihrer Mutter ein Denkmal gesetzt, sie erinnert auch an das Schicksal von Kriegsopfern, die allzu oft vergessen worden sind und werden: verwaiste Kinder.
Verlassen, allein, ihrer Familie und Wurzeln beraubt, auf die Gnade anderer angewiesen, eine Last, verflogt, verlaust, verhungert und gebrochen … Die nicht sprechen, aber ihre schrecklichen Erinnerungen eingebrannt haben. Die meisten Menschen haben nicht geholfen, ließen ihre Verachtung auf diese Kinder herunterprasseln. Einige halfen, weil es ihnen ein Herzensbedürfnis war und andere halfen notgedrungen, weil sie mit jemand verheiratet waren, der helfen wollte. So traurig für Hanna, die nie erfahren wird, wer ihre biologischen Eltern waren.
Hautnah erleben wir Ihr Schicksal und die Hungerzeit nach dem Krieg mit - die Härten, kleine Freuden, das Leben …
Immer wieder zwischendurch gibt es Szenenwechsel mit Einschüben in die Gegenwart, zu Hanna als pflegebedürftige alte Frau, zu Mutter und Tochter, zur schweren Zeit des Abschiednehmens. Auch hier gibt es viel Stoff zum Nachdenken: der Umgang mit alten Menschen im Heim, dazu Corona …
Wie furchtbar traurig und gleichzeitig von Freude am Leben durchdrungen ist dieses Buch. Malerisch, poetisch, sensibel … danke dafür!