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Lobpreisfreak

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Außer Kontrolle (ISBN: 9783785726068)

Bewertung zu "Außer Kontrolle" von Sonja Vukovic

Außer Kontrolle
Lobpreisfreakvor 10 Monaten
Cover des Buches Gegessen (ISBN: 9783785725771)

Bewertung zu "Gegessen" von Sonja Vukovic

Gegessen
Lobpreisfreakvor 6 Jahren
Entscheide Dich für das Leben

13 Jahre - mehr als ein Drittel ihres Lebens litt die heute 32-jährige Journalistin und Mitgründerin der F.-Foundation, Sonja Vukovic, an Anorexie und Bulimie. In ihrer Autobiographie "Gegessen" gibt die Autorin dem Leser einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben, die persönlichen Hintergründe der Krankheit, ihren Kampf mit ihr und schließlich denSieg über sie.
Dabei schafft sie es, eine nahezu unmittelbare Nähe zwischen dem Leser und dem Geschilderten zu erzeugen, was eine unglaubliche Sogwirkung entwickelt. Oft entsteht kaum noch das Gefühl, ein Buch zu lesen, sondern viel mehr dabei gewesen zu sein. Die Tatsache, dass dies bewerkstelligt wird, ohne dass es gekünzelt literarisiert erscheint, ist ein Testament für Sonja Vukovics sprachliche Fertigkeit. Es ist spürbar, dass hier jemand hinter dem Werk steht, der mit Worten umzugehen weiß und es schafft, sprachliche Präzision und Authentizität zu vereinen. Obgleich dies nicht immer gelingt, möchte man doch die kleine Sunny nicht selten in den Arm nehmen, wenn sie nicht mehr weiter weiß, ihr helfen und ihr sagen, dass alles gut wird. Der Leser leidet mit der Protagonistin und es ist manchmal schwer vorstellbar, dass das Geschilderte tatsächlich passiert ist.  
Umso beeindruckender ist es, zu sehen, was heute daraus geworden ist:
Durch die biographische Arbeit, aus der Vukovics erster Bestseller "Christiane F. - Mein zweites Leben" entsprungen ist, entsteht die F.-Foundation, eine Organisation mit dem Ziel der Suchtprävention und - aufklärung, für die Sonja Vukovic bis heute als Rednerin aktiv ist.


Es ist ein erstaunlicher Weg, den diese mutige Frau gegangen ist. Alleine, diesen Weg nachzuvollziehen, wäre es wert, ihre Biographie zu lesen. Doch durch die oft schonungslose Distanzlosigkeit, mit der die Autorin den Leser in ihre eigene Geschichte hinein nimmt, hat er nie das Gefühl, bloßer Beobachter zu sein, sondern viel mehr ihn mit ihr zu gehen.

Cover des Buches Monster und Maschinen (ISBN: 9781536924480)

Bewertung zu "Monster und Maschinen" von Maria Engels

Monster und Maschinen
Lobpreisfreakvor 7 Jahren
Für Steampunk-Liebhaber

"Monster und Maschinen" ist eine Steampunk-Kurzgeschichtensammlung der Autoren Maria Engels, Piper Marou, sowie Jonas F. und David Michel Rohlmann. Sie besteht aus drei Anthologien - "Dämonen & Dampfkraft", "Törtchen & Getriebe", sowie "Meer und Mechanik" - welche wiederum mehrere aufeinander aufbauende Kurzgeschichten enthalten, die eine kohärent zusammenhängende aber oft plötzlich beginnende, sowie offen endende Geschichte erzählen. Die Anthologien  selbst können auch als auf einander aufbauend gelten und bieten zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Einblicke in das (vermutlich) selbe Steampunk-Universum. Dieses ist literarisch geschickt und liebevoll detailliert, oft aber wenig in die Tiefe gehend be- und geschrieben. Das mag aber in der literarischen Darstellungsform begründet sein: Für die Kurzgeschichte sind ein plötzlicher Anfang und ein offenes Ende charakteristisch, was aber auch bedeutet, dass nur wenig Raum für Exposition von Zeit, Ort und nicht zuletzt den Protagonisten, sowie tiefgreifende Charakterentwicklung gegeben ist. So bleiben die Figuren interessant - aber nie mehr. Man identifiziert sich nicht sehr stark mit ihnen, fühlt sich kaum mit ihnen verbunden und macht sich folglich entsprechend wenig Sorgen um sie - erlebt mit ihnen aber eine rasante Geschichte. Nicht selten bekommt man das Gefühl, dass viel mehr die Welt und das Abenteuer im Vordergrund stehen, als die Figuren, die sie, bzw. es erleben. Heißt: Es soll vornehmlich etwas mit und durch die Charaktere erzählt werden - nicht etwas über sie. Und vielleicht will man ja genau das.Alles in Allem ist "Monster und Maschinen" eine literarisch sehr solide Reise in eine Steampunk-Welt, die (nicht nur) ihre Sympathisanten begeistern kann und Spaß macht, obgleich sie wohl nur wenig Wirkung  hinterlässt. Aber das ist nicht ihr Ziel

Cover des Buches Unvollkommen vollkommen (ISBN: 9783944490311)

Bewertung zu "Unvollkommen vollkommen" von Janine Flörl

Unvollkommen vollkommen
Lobpreisfreakvor 7 Jahren
Unvollkommen vollkommen

Jessica Langs Leben ist perfekt !Sie hat ein ausgeglichenes, erfülltes Liebesleben, ist selbstbewusst bis in die letzte Haarspitze und ist rundum zufrieden mit sich und der Welt ...Na ja, fast. Dieser Eindruck stellt sich dem Leser des Buches zumindest auf den ersten Seiten entgegen.Doch nach und nach muss sich der Leser, wie auch die tollpatschige Protagonistin der Realität stellen. Das Leben besteht nicht nur aus "Rosaroten Brillenmomenten".Nein, ganz im Gegenteil. Nach nunmehr sechs Jahren hat sich in ihrem Leben mit Phil der gewohnte Alltagstrott eingeschlichen und es sichzusammen mit dem ungleichen Paar in ihrer gemeinsamen Wohnung bequem gemacht.Die anfängliche Euphorie ist verflogen und keiner der Partner macht große Anstalten hieran etwas zu ändern.Bis ein desaströser Jahrestag das Fass der verträumten Sekretärin zum überlaufen bringt.Sie zieht die Reißleine und bricht aus.Mit jeder Menge Empathie und viel Witz erweckt Janine Flörl die Protagonistin zum Leben und stellt oft sarkastisch-ironisch da, wie uns das Leben von Zeit zu Zeit einen Strich durch die Rechnung machen kann.Der ständige Wechsel von Höhenflügen und schlagartiger Regression, gepaart mit einer guten Portion erotischer Extase zieht den Leser in seinen Bann. Man verliert sich stellenweise in den Seiten und möchte der hormongesteuerten Ende-Zwanzigerin bei ihrem persönlichen Weg der Erkenntnis zur Seite stehen.Ihr manches Mal tröstend auf die Schulter klopfen um ihr zu versichern "Es wird alles wieder gut!"So wie es ihre Klatsch-und-Tratsch-Freundinnen tun, um Jessica das ein oder andere Mal wieder auf ihre in Killerhighheels steckendenBeine zu helfen. Obwohl die Autorin den Verlauf der letzten sechs Jahre von Jessicas Leben detailliert schildert, verhindert der  blockartig aufgebaute Schreibstil der jungen Österreicherin, dass der Leser von dem Schwall an Informationen überrollt wird.Diese Schreibweise, zusammen mit dem sprachlich zwar sehr einfach gehaltenen, dennoch unterhaltsamen Sprachgebrauch, passtim Wesentlichen gut in das Bild, welches man von der Schokoladenliebhaberin erhält. Vielleicht ist es genau deshalb auch schade, dass gerade zum Höhepunkt der endenden Handlung diese genaue Ausführung mehr und mehr entfällt.Schlussendlich entscheidet sich das Leben der Jessica bei einem Buch mit immerhin 150 Seiten (ohne Pro- und Epilog) in gerade mal fünf Zeilen, was den Leser etwas enttäuscht zurücklässt. Das herbeigesehnte, ausführlich geschilderte Happy End bleibt somit leider aus.Auch wenn der Ich-Erzähler detailliert geschildert bekommt wie es um das bisherige (Liebes)Leben der Jessica Lang bestellt war, so wird der Leserin diesen knapp geschilderten fünf Zeilen grob daran erinnert, dass er nur Zuschauer war und es auch bleiben wird.An diesem Punkt büßt die Geschichte leider viel von ihrer bis dato entstandenen Empathie ein. Diese Tatsache wird durch den Fakt, dass das in dem ,in immer gleichen Abständen erfolgende Wechselspiel von Höhe- und Tiefpunkten das Buch mit seinem Erzählfluss etwas an Spannung verliert.Diese Eigenschaften sind zwar etwas unglücklich gewählt, tun dem Gesamteindruck des Buches im Großen und Ganzen jedoch keinen all zu großen Abbruch.Das bedeutet, wer auf der Suche nach unterhaltsamer Literatur mit dem ein oder Anderen "Schmunzelmoment" sucht, findet in diesemWerk der Janine Flörl ein Buch, mit dem sich bestimmt so manche schöne Lesestunde bei Schokokeks und Schokolade verbringen lässt.

Cover des Buches Kobra Bar (ISBN: 9783740708177)

Bewertung zu "Kobra Bar" von Sina Graßhof

Kobra Bar
Lobpreisfreakvor 8 Jahren
Kurzweilige Unterhaltung

Es ist ein Uhr morgens in Hannover. Die beliebte Kobra Bar ist wie in den meisten Nächten gut besucht. Plötzlich tauchen blitzartig maskierte Männer auf. Ein par Sekunden später sacken mehrere Opfer tot in sich zusammen. Von den Männern mit der Maske fehlt jede Spur. Und eine Tasche voller Geld findet ihren Weg zu einem ahnungslosen Liebespaar ...

Das ist in groben Zügen die Prämisse von Sina Graßhofs Erstlingsroman "Kobra Bar". Nun beginnt die Jagd nach den Tätern. Der die Ermittlungen führende Komissar ist Adam Schiller, ein erfahrener Haudegen mittleren Alters, der in seinem Job vollends aufgeht und nahezu kein Privatleben zu haben scheint. Während der erste Handlungsstrang dessen Ermittlungen nachgeht, erzählt der zweite die Geschichte von Fanny Brixen - einer Angestellten der Kobra Bar - welche sich nach dem Abend der Morde plötzlich im Besitz einer ominösen Tasche voller Gelde befindet, während deren eigentliche Eigentümerin alle Hebel in Bewegung setzt, diese zu finden.
Alle Figuren des Romans sind durchweg gut gezeichnet, wenn auch nie so, dass man sich ihnen als Leser nahe fühlt oder sie zu kennen glaubt. Der Noir-Stil der Erzählung macht Spaß, verleiht ihr aber nicht, mehr Tiefe. Die Charaktere sind interessant genug, ihnen folgen zu wollen aber nicht nahbar genug um eine Beziehung zu ihnen aufzubauen oder sich gar mit ihnen zu identifizieren. Im Ergebnis macht man sich daher nie wirklich Sorgen um sie, was potenzielle Spannung weg nimmt und die Immersion stört. 
Viel mehr ist man stetig daran interessiert, wie es weiter geht, wie bei einem Schauspiel, das man aus sicherer Entfernung zur Unterhaltung ansieht, ohne zu viel Wert auf das Einzelschicksal der Figuren zu legen. 
Ein solches Schauspiel bietet die Erzählung. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Sprachlich hält sich "Kobra Bar" eher einfach, was den tendenziell detailarmen aber nie zu groben Stil der Geschichte passend unterstützt.
Alles in allem macht Sina Großhofs Roman viel Spaß, wenn man ihn ließt. Er ist aber leider auch nichts, woran man sich noch lange darüberhinaus erinnern wird.

Cover des Buches Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter 1) (ISBN: 9783551354013)

Bewertung zu "Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter 1)" von Joanne K. Rowling

Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter 1)
Lobpreisfreakvor 8 Jahren
Cover des Buches Gone Cat - Die stumme Zeugin (ISBN: 9783736301573)

Bewertung zu "Gone Cat - Die stumme Zeugin" von Sam Gasson

Gone Cat - Die stumme Zeugin
Lobpreisfreakvor 8 Jahren
Gerechtigkeit auf leisen Pfoten

Mit Büchern dieser Sorte habe ich oft ein Problem. Für mich wirken die Charaktere oft generisch und austauschbar. Sie wirken wie Prototypen, die immer wieder eingesetzt werden. Ein Autor sagte mir mal, dass müsse so sein - es sei schließlich das, was Spaß macht. Und in gewisser Weise stimmt das auch. 
Aber gleichsam muss es doch ein Grund geben, warum ich DIESEM Detektiv, DIESEM Polizisten oder DIESEM Täter folgen möchte. Irgendwas muss sie besonders machen. Sonst gibt es keinen Grund, nicht stattdessen einen anderen Krimi zu lesen.
In gewisser Weise hat auch Sam Gassons "Gone Cat" dieses Problem, Da gibt es den Middle-Age-Detektiv Jim, der eigentlich seinen Job aufgeben und ein neues Leben anfangen möchte, aber dann in einen letzten Fall verwickelt wird. Und dessen (über)eifrigen Sohn Bruno, der unbedingt Detektiv werden möchte - wie sein Vater - und entgegen aller Regeln seine eigenen Beweise sammelt. Es gibt den exzentrischen, oft gewalttätigen Ehemann, den die Leute meiden und den alles beobachtenden Alten, der Klatsch und Tratsch verbreitet. So weit - so bekannt.
Dann gibt es aber auch Charakterzüge, die die Figuren einzigartig machen und von anderen abheben. Bruno zum Beispiel ist ein Katzenliebhaber und Jim hat eine auf einem Poster abgedruckte Philipp-Marlow-Karikatur als Mentor, mit dem er regelmäßig im Gespräch ist. 
Und dann ist da natürlich noch Mildred, die namensgebende Katze, deren Entdeckungen und Beschreibungen der Geschichte eine eigene Würze verleihen und vor allem das Herz von Katzenliebhabern höher schlagen lassen, wenn natürlich auch diese Idee - einem Tier in der Geschichte eine solche Rolle zu geben - nichts Neues ist. 
Sprachlich bleibt "Gone Cat" auf dem Boden und passt sich gekonnt der Umgangssprache der Kleinstadt an, in der es spielt. Trotzdem wünscht man sich  insbesondere bei den inneren Monologen der Hauptcharaktere nicht selten mehr Tiefe.
"Gone Cat" bleibt zu sehr den genretypischen Stigmata verhaftet, um wirklich etwas besonderes zu sein. Es vermischt aber auch genug originelle Dinge mit dem bereits bekannten, um nie langweilig zu werden.
Damit bietet der Roman kein außergewöhnliches aber ein ganz und gar rundes Leseverknügen.

Cover des Buches Goodbye, Jehova! (ISBN: 9783499628917)

Bewertung zu "Goodbye, Jehova!" von Misha Anouk

Goodbye, Jehova!
Lobpreisfreakvor 9 Jahren
Verschenktes Potential

Ich habe mir viel Zeit mit der Rezension dieses Buches gelassen, weil ich es schwierig fand, es zu bewerten. Das liegt vor allem daran, dass nicht deutlich ist, was diese Monographie eigentlich sein möchte. Sie geht nicht stringent in eine Richtung. Dafür mit wackelnden Ansätzen in viele.
Zunächst einmal ist "Goodbye, Jehova!" ein Erfahrungsbericht mit der vielleicht größten Sekte der Welt. Mitunter ein sehr persönlicher. Das wird auch durch den Stil unterstrichen, der zweifelsohne dem eines persönlichen Gespräches nachempfunden ist. Die Folge sind nicht selten flapsige, sehr umgangssprachliche Formulierungen, die einige Rezensenten bereits dazu gebracht haben, das Buch als "sprachliches Desaster" zu bezeichnen. Dies ist sicherlich unfair. Es zieht nur das konsequent durch, was es sein will: ein persönliches Gespräch, was stets durch die Persönliche Anrede "Du" - was vielleicht wiederum einige Leser abschreckt - unterstrichen wird. Aber will es das.
Der Autor weist wiederholt darauf hin, dass seine Kritik den Zeugen Jehovas, ihrem Lehrgebäude und vor allem der Wachturm-Gesellschaft geht. Da kommt man um eine Kritik der Bibelauslegung der Zeugen nicht herum. So weit, so gut. Trotzdem hat man nicht selten das Gefühl, dass die Bibel und ihre Inhalte selbst - und damit auch alle auf ihr basierenden Glaubensgemeinschaften, wie Formen des Christen- und Judentums - angegriffen werden. Das ist an sich nicht unzulässig, geschieht aber in einer unqualifizierten Art und Weise weil es hier an Kenntnissen der theologischen Exegese mangelt. Das Problem hierbei ist,, dass Leser, die sich mit solchen Dingen sonst nicht beschäftigen, ein verzerrtes Bild nicht nur von den Zeugen, sondern von der Bibel selbst und dem auf ihr basierenden Glauben erhalten. "Das glauben die!?" Nein. Das glauben sie nicht. Das ist auch nicht mal zwingend Ansicht der Zeugen. Nur Ansicht des Autors. Diese ist jedoch nicht ausreichend als solche gekennzeichnet. Anuok verschafft seiner Monographie immer wieder einen pseudowissenschaftlichen Anstrich durch die Zitation mehrerer Quellen. Dadurch bekommt der Leser den Eindruck, "die Wahrheit" und nicht nur eine subjektive Darstellung vor sich zu haben. Viele seriöse Quellen, wie z.B. Max Weber sind dabei. Aber eben auch Dinge wie Christopher Hitchens´ "Der Herr ist kein Hierte" (engl.: "God is not great"), ein Buch, was sicherlich viele Leser gefunden hat, aber lediglich populärwissenschaftlich ist und in der wissenschaftlichen Philosophie kein hohes Ansehen genießt, weil es wissenschaftlichen Standards dieser Disziplin nicht gerecht wird. Auch hier ist wieder das Problem: Der durchschnittliche Leser wird dies nicht wissen. Wenn solche Quellen neben Max Weber auftauchen, hält man sie plötzlich auch für seriös. Und so pendelt Anuok immer zwischen Wissenschaft, Pseudo- und Populärwissenschaft und persönlicher Darstellung hin und her. Es ist nicht klar, was genau diese Monographie erfüllen will und dies birgt die Gefahr, dass der Leser - dank mangelnder Kennzeichnung- , Dinge für wissenschaftlich hält, die es nicht sind.
Ist man aber fähig und gewillt, die Dinge klar zu trennen und bei Bedarf entsprechende Recherche in die Leseerfahrung hineinzustecken und schreckt einen die persönliche Sprache nicht ab, dann ist Misha Anuoks "Goodbye, Jehova!" auf jeden Fall lesenswert. 

Cover des Buches Endgame - Die Auserwählten (ISBN: 9783789135224)

Bewertung zu "Endgame - Die Auserwählten" von James Frey

Endgame - Die Auserwählten
Lobpreisfreakvor 9 Jahren
Ein Buch, das mehr sein möchte (3,5 Sterne)

Mit "Endgame" legt Autor James Frey - mit am Bekanntesten durch sein verfilmten Roman "Ich bin Nummer Vier" - ein ambitioniertes crossmediales Konzept vor. So gibt es zu  "Endgame" nicht nur das Buch, sondern auch einen geplanten Kinofilm, eine App und ein kryptisches Rätsel bei dem man 500.000 Dollar in Gold gewinnen kann. Hinzu kommen mehrere kleine Novellen. Es wird also viel Aufwand um "Endgame" betrieben. Ich bin eben aufgrund dieses Aufwandes sehr skeptisch gewesen, da die Qualität von Geschichten nicht selten an kommerziellem Druck leidet.

Vor zehntausenden von Jahren erschufen die Annunaki - das Himmelsvolk - die Erde. Sie erwählten sich 12 Geschlechter, die am Ende aller Zeiten - wenn die Menschheit die Güte der Welt als allzu selbstverständlich erachtet und sie überfüllt - darum spielen sollten, welches Geschlecht fortbestehen darf um ein neues Zeitalter einzuläuten. 12 auserwählte Spieler im Alter von 13-20 Jahren werden ihr Leben lang ausgebildet für den Fall, dass das Ende aller Zeiten naht und sie beim Spiel der Spiele antreten müssen. Nun ist es so weit. 
Die Regeln sind einfach: Die Spieler müssen drei Schlüssel finden: Erd-, Himmels- und Sonnenschlüssel, welche rund um den Globus versteckt sind. Um an die Schlüssel zu kommen, ist jedes Mittel erlaubt. Das Geschlecht des Gewinners darf fortbestehen. Der Rest der Menschheit wird durch "das Ereignis" ausgelöscht.

"Endgame" ist von einem allwissenden Erzähler beschrieben. Dieser wechselt zwar immer wieder zwischen den Perspektiven der 12 Spieler hin und her, weist aber auch ständig auf Dinge hin, die der Spieler nicht wissen kann. Die Vielfalt der Perspektiven macht die Erzählweise recht interessant recht interessant und es wird nie langweilig. Auf der anderen Seite wechseln die Blickwinkel aber so schnell, dass man nie richtig in einen Charakter reinkommt, denn immer, wenn man es fast geschafft hat, wechselt der Blickwinkel. Dies gemeinsam mit der Omniskienz schafft eine gewisse Distanz zu den Figuren. Man fühlt sich keinem so richtig verbunden, zumal die 12 am Anfang mehr oder weniger stereotypisch scheinen. Trotzdem hat man schnell seine Favoriten und fiebert mit. Das Buch ist spannend geschrieben und leicht lesbar aber es will eindeutig unbedingt jugendlich klingen und man merkt, dass es dem Mainstream angepasst ist.
Im Verlauf der Erzählung entwickeln sich die Charaktere dann doch vom Stereotyp weg und es gibt sogar Bündnisse von Leuten, die sich eigentlich umbringen sollten.
Durch die stets gewahrte Distanz der Erzählweise und die manchmal etwas zu künstlich-jugendliche Sprache gewinnt dies nie richtig an Tiefe aber man will immer wissen, wie es weiter geht. Spaß macht Endgame allemal und wer James Freys Mix aus Sci-Fi und Mystik mag, wird auch Endgame mögen. Man sollte nur kein literarisches Wunderwerk erwarten - was schade ist, denn ich frage mich, was aus "Endgame" hätte werden können, wenn es nicht so sehr darauf ausgelegt wäre, dem Action-Mainstream zu gefallen.

Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer mehrteiligen Reihe, für die - so weit ich weiß - noch keine weiteren Erscheinungsdaten bekannt sind. 

Cover des Buches Der Kuss (ISBN: 9783955100544)

Bewertung zu "Der Kuss" von Boris Meyn

Der Kuss
Lobpreisfreakvor 9 Jahren
Fluch oder Segen? (3,5 Sterne)

Boris Meyn, der Krimi-König des Nordens und Autor einer erfolgreichen Buchreihe, die sich mit der Geschichte Hamburgs befasst, versucht sich mit "Der Kuss" an der persönlichen Geschichte des Bildhauers Peter Baumann. Dieser Besitzt die Gabe außergewöhnlichen Charismas, was ihm sowohl die Gunst seiner Lehrenden und Kommilitonen als auch und vor allem die Rolle der Attraktion beim anderen Geschlecht sichert. Wer ihn liebt, will ihn nach absehbarer Zeit für sich allein und so wird Baumann seines Freiraums immer mehr beraubt und Gegenstand verschiedener Eifersüchteleien. 
Als er es nicht mehr aushält, flüchtet er in die französische Bretagne - bis ihn Jahre später ein Check in Millionenhöhe erreicht und dazu bringt, nach Hamburg zurückzukehren.

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu rezensieren. Es wird meiner Ansicht nach gleichsam begeisterte Leser finden als auch solche, die damit nur wenig anfangen können.
Baumann ist gebildeter Bildhauer und das merkt man: Die Sprache des Romans, der ausschließlich aus der Perspektive des Rückkehrers geschrieben ist, ist gehoben und bis ins letzte durchdacht. Das ist zwar schön zu lesen, macht die Schilderungen jedoch gleichsam irgendwie steril. Manchmal wirkt es, als wollte der Autor sagen: "Schaut her, ich kann mit Sprache umgehen".
Seines Berufs wegen beobachtet Baumann viel - und sehr genau. Das führt dazu, dass man manchmal auf seitenlange Beschreibungen und in sie verwobene Gedanken stößt, während die Handlung nicht voran schreitet. Das ist nicht schlimm, erlaubt es einem doch, sich die Welt ganz genau vorzustellen und sich in Details zu verlieren. Gleichsam nimmt das allerdings auch den Raum für eigene Phantasie und ist wohl nicht jeder Manns Sache. Apropos Handlung: Die beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass der Bildhauer alte Freunde besucht und Beobachtungen macht, die ihn zu Ausflügen in die Vergangenheit verleiten. So lernt man Baumanns Persönlichkeit und seine Art zu denken immer besser kennen, was schön ist, allerdings geschieht dies auf einer eher unpersönlichen, da stets beobachtenden und rationalen Ebene. Diese Rationalität passt zum Charakter und macht das Buch gleichfalls aus aber eine emotionale Bindung zum Charakter entsteht so nicht. Er ist eher wie eine Skulptur, die sich im Laufe des Romans immer weiter formt - vielleicht eine Art Charakterstudie - und ich kann nicht drum hin, zu denken, dass es genau so gewollt ist. Aber auch hier gilt wieder: Nicht jedermanns Sache.
Die Auswirkungen der Gabe des Bildhauers, der er sich selbst nicht erwehren kann, sind interessant zu beobachten und bringen sicher nicht nur positive Resultate hervor: Meyn stellt die Frage, ob zu viel Aufmerksamkeit immer ein Segen oder - öfter als angenommen - nicht auch ein Fluch sein kann.

Boris Meyns "Kuss" ist ein interessantes Stück Literatur - aber sicher nicht für jeden. 

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