L

Loonylovegood03

  • Mitglied seit 08.10.2017
  • 26 Bücher
  • 18 Rezensionen
  • 24 Bewertungen (Ø 4,13)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne13
  • 4 Sterne5
  • 3 Sterne3
  • 2 Sterne2
  • 1 Stern1
Sortieren:
Cover des Buches Ein anderer Takt (ISBN: 9783455006261)

Bewertung zu "Ein anderer Takt" von William Melvin Kelley

Ein anderer Takt
Loonylovegood03vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine sehr aufrüttelnde Erzählung von der weißen Bevölkerung Amerikas, von ihrer Ignoranz, ihrem Hass und ihrer fehlenden Einsicht
Ein anderer Takt

Inhalt

Kelley erzählt von Sutton, einem kleinen Dorf, nahe der Stadt New Marsails, in einem fiktiven, zwischen den Staaten Alabama und Mississipi gelegenen Saat im Süden der USA und seiner weißen Bevölkerung. Im Jahr 1957 streute hier der schwarze Farmer Tucker Caliban Salz auf seine Acker, tötete sein Vieh, brannte sein Haus ab und fuhr mit seiner Familie nach Norden. Das Buch stellt jedoch nicht Tuckers Reise, sondern die Reaktion der weißen Bevölkerung Suttons auf sein Verschwinden, sowie das Verschwinden der gesamten schwarzen Restbevölkerung des Staates dar. Die hier dargestellten Perspektiven reichen von denen eines Kindes eines  mehr oder minder liberalen "guten Rassisten" bis zu denen eines ehemaligen Kommunisten und Aktivisten, der als Folge seines persönlichen Scheiterns als Pächter für das Land seines Vaters arbeitet. 

Meine Meinung

Um das Buch vernünftig zu rezensieren muss man wohl die einzelnen Charaktere und ihre Entwicklungen behandeln, sowie ihre Repräsentation der weißen Bevölkerung thematisieren.

Die erste Einzelperspektive, die näher erläutert, der folglich ein ganzes Kapitel gewidmet wird ist die Harry Lelands. Er ist einer der Männer auf der Veranda, die ein Gros der weißen Bevölkerung der damaligen Zeit repräsentieren. Harry hat einen Sohn, Harold "Mister" Leland, den er und seine Frau, vor allem auf ihr Geheiß hin versuchen "moderner" zu erziehen, so soll er das N-Wort nicht benutzen. Harry selbst hegt allerdings noch einige rassistische Vorurteile und seine Freunde (die Männer auf der Veranda) sind alle "straight up" rassistisch, wodurch sein Sohn jeden Tag offen mit Rassismus konfrontiert ist. Zum Einen erkennt die Leser*In, dass Harry einen inneren Konflikt durchmacht, da er zumindest zum Teil weiß, was richtig und was falsch ist und sich selbst dafür verurteilt noch immer rassistisch zu sein, auf der anderen Seite hält er an alten Autoritäten fest und überträgt diese auf seinen Sohn. So scheinen die anderen Männer auf der Veranda ihn nach Mr. Harper als Autorität zu akzeptieren und schicken ihn wegen ihrer Angelegenheiten häufiger vor. Im Bezug auf rassistische Äußerungen und Gewalt ist er von sich aus zwar zurückhaltend, hält jedoch seine Freunde bzw. Bekannten nicht von ihren Taten ab oder maßregelt sie aufgrund ihres Verhaltens, so trägt er zum Einen aufgrund seiner eigenen Unsicherheit, zum Anderen aufgrund seiner Ignoranz einen Teil zu den Ausschreitungen am Ende des Buches bei, sowie dazu, dass der Rassismus sein Platz in der Mitte der Gesellschaft behält.

Sein Sohn Harold denkt in rassistischen Denkmustern, äußert sich jedoch aufgrund der Erziehung seiner Eltern, wahrscheinlich vor allem seiner Mutter nicht oft rassistisch in der Öffentlichkeit, so degradiert er men of colour nicht öffentlich, spricht auch sie, wie weiße Autoritäten mit "Sir" an, hat jedoch noch immer Gefühle von Überlegenheit und Stereotypen internalisiert. Er versteht Tuckers Weggehen und seine Aussage, er könne es nicht verstehen, weil er noch nichts verloren habe genauso wenig wie die Erklärungsversuche von Pastor Bradshaw. Seine Interpretation der Geräuschkulisse der rassistischen Ausschreitungen gegen den Pastor als Feier von Tucker und seinen Freunden, den er für seinen Freund hielt ist das pessimistische Ende des Buches. Sein Verständnis von Schreien und Gesang, die durch Folter und Zwang herbeigeführt werden als lustiges Treiben repräsentieren das bis zum Ende fehlende Verständnis und die Ignoranz der weißen Bevölkerung für das Leid und die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung.

Die Ausschreitungen gegen den Pastor Bradshaw am Ende des Buches wurden von den weißen Tätern als Strafe für die gesamte schwarze Bevölkerung des Staates interpretiert und sie legitimierten sie damit, dass dieser der letzte man of colour sei, den sie misshandeln und erniedrigen könnten. Der mehr oder weniger liberale Dewey Willson, der mit ihm vor den Ausschreitungen im Wagen gesessen hatte, entschied sich schließlich  auf Basis der Aussage Mr. Harpers (der Autoritätsperson der Männer auf der Veranda) dies sei die letzte solche Ausschreitung, dagegen etwas zu tun und den Pastor zu retten und trank stattdessen mit Mr. Harper einen Kaffee. Am Ende war er also nicht besser, als die Männer, die Bradshaw töteten. Er nahm seinen Tod hin, weil er ihn nicht als Person wahrnahm, sondern als Schwarzen, nur so konnte sein Tod und seine Erniedrigung relativiert werden.

Dies unterstützt die Message des Buches, die, wie im Nachwort geschildert darauf basiert, dass das Rassenproblem Amerikas, wie von dem Historiker Lerone Bennett Jr. verfasst ein weißes Problem ist. Das Ende des Buches ist ein tragisches und pessimistisches, trotz dem Erfolg der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Die moralischen Fähigkeiten der weißen Bevölkerung werden als mickrig und unzulänglich entlarvt, da trotz ihrer teilweise vorliegenden Ambitionen alle weißen Charaktere ignorant und verständnislos bleiben, das ist ihr tragisches Los unter dem natürlich am Ende Bradshaw leiden musste, jedoch nicht mehr der Rest der schwarzen Bevölkerung Suttons. Diese hat sich selbst befreit, einen Grund die Weißen von ihrer Ignoranz und Blindheit zu befreien hatte sie nicht, da diesen das Privileg der Einsicht nicht zustand. Das ist, meiner Meinung nach auch weshalb sich die people of colour bis auf Bradshaw nicht rechtfertigten oder versuchten den Weißen etwas zu erklären. Das machte letztlich ihre Befreiung aus.

Das Zitat von Henry David Thoreau, das an den Anfang des Buches gestellt ist:

"Wenn jemand mit seinen Gefährten nicht Schritt hält, so tut er es vielleicht deshalb nicht, weil er einen anderen Trommler hört. Lasst ihn zu der Musik marschieren, die er hört, wie immer ihr Takt und wie fern sie selbst auch sei."

besagt, glaube ich, genau das, dass man sich nicht dadurch befreien kann zu versuchen, einer blinden Person das Sehen beizubringen, einer Person, die in diesem Fall das Leid des Gegenübers nicht verstehen will oder kann, dieses erklären zu wollen und so nicht nach der Absolution einer solchen Person zu streben, sondern sich diese selbst zu geben.

 



Cover des Buches Never Let Me Go (ISBN: 9780571258093)

Bewertung zu "Never Let Me Go" von Kazuo Ishiguro

Never Let Me Go
Loonylovegood03vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Interessante Idee, jedoch letztlich generisch und nervig
Wenn interessante Ideen nicht kritisch zu Ende gedacht werden

Inhalt

Die Protagonistin Kathy blickt auf ihr bisheriges Leben zurück, welches von einer schweren  Aufgabe, einer großen Liebe und einer komplizierten Freundschaft geprägt war und ist. 

Mehr zu verraten wäre wohl schon ein Spoiler.

Meine Meinung

Diese hier abzugeben, ohne zumindest geringfügig zu spoilern ist leider nicht möglich, weshalb ich hier schon mal vorwarnen möchte.

Die Charaktere haben mich eigentlich vollkommen kalt gelassen, sie alle waren langweilige Stereotypen der Personen, die sie wohl darstellen sollten:

Ruth: die Anstrengende und Verhaltensauffällige, aber eigentlich doch Liebenswürdige und Sensible

Tommy: der Tollpatschige, Süße und Sensible, vom Leben Gepeinigte

Kathy: die 0815 Protagonistin, ohne unverständliche Ecke und Kanten, die sie vielleicht hätten interessant machen können

Sie alle könnten unter etwas anderen Umständen einem Teenie Roman entspringen.

Ihre Beziehungen sind schlicht uninteressant und irrelevant.

Die Idee, dass Klone allein zur Organspende auf die Welt gebracht werden ist zwar eine interessante Idee, funktioniert als Gesellschaftskritik jedoch nur mäßig, da sie gesellschaftliche Strömungen missachtet und Ungleichheiten nicht anspricht, weshalb diese Dystopie letztlich als Bezug auf unsere Gesellschaft irrelevant und wenig aufrüttelnd ist, was eine Dystopie als solche degradiert. Die beschriebene Systematik lässt sich höchstens  auf die Viehhaltung beziehen, die Bezüge sind jedoch nicht direkt genug, um sie als solche durchgehen zu lassen. Der Versuch das Thema Liebe in die Geschichte mit einzuflechten ist meiner Meinung nach kläglich gescheitert, nichts von alledem wirkt authentisch und es wird unglaublich oberflächlich gehalten. 

Interessante Punkte, wie der Stellenwert von Kunst und persönlichem Hab und Gut wurden durch die Auflösung stark trivialisiert, eine andere  Auflösung hätte dem Buch besser getan.

Insgesamt ist das Buch durch diverse Aspekte recht nichtssagend, anstrengend pathetisch und funktioniert letztlich nicht als Gesellschaftskritik, jedenfalls nicht als eine solche, die die Leser*In Ungerechtigkeiten und Probleme in der Realität erkennen lässt. Einige Versuche grundsätzliche Denkanstöße über Kunst, Persönlichkeit und Seele zu bewirken sind durch besagten Pathos und die schlichte Oberflächlichkeit und Weigerung radikaler, größer und kritischer zu denken leider gescheitert.

Cover des Buches Das flüssige Land (ISBN: 9783608964363)

Bewertung zu "Das flüssige Land" von Raphaela Edelbauer

Das flüssige Land
Loonylovegood03vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein sehr guter Roman über den Zwiespalt zwischen nachhaltiger Erinnerungskultur und der Suche nach Heimat
Ein abstruses und interessantes Leseerlebnis

Inhalt

Nachdem Ruth vom plötzlichen Tod ihrer Eltern durch einen Autounfall erfährt, entschließt sie sich die Ausarbeitung ihrer Habilitationsschrift über die Blockuniversumstheorie zu unterbrechen und deren Beerdigung auszurichten. Also macht sie sich natürlich auf die Reise als eine Verwandte ihr davon erzählt, dass ihre Eltern in ihrem gemeinsamen, ihr nur durch Geschichten bekannten Geburtsort Groß-Einland beerdigt werden wollten. Nach einer irrfahrt durchs österreichische Wechselland gerät sie jedoch an einen abstrusen, irrealen Ort mit einer Gräfin, einer verheimlichten und vergessenen Vergangenheit und einem Abgrund unabsehbaren Ausmaßes, indem die Stadt zu versinken droht.

Meine Meinung

Ich habe den Schreibstil, die Charaktere und die Struktur des Buches geliebt und es jedesmal genossen darin zu lesen. Die Charakterdarstellungen und Szenen waren durch eine derartige Abstrusität und Situationskomik geprägt, die außerdem angenehm subtil war, dass ich ständig dazu verleitet war beim Lesen zu schmunzeln. Auch die Beschreibungen der Natur waren meiner Meinung nach sehr bildlich und teilweise mystisch. Gleichzeitig wirkte Ruths Situation jedoch immer auch sehr beängstigend, aufgrund der fremden Natur von Menschen und Umfeld und des verqueren Kosmos, in dem Ruth sich aufzuhalten scheint. Genau wie sie schwankt die Leser*In immer zwischen Bezauberung und Schock. Gerade die Fakten, die man über die vergangenheit Groß-Einlands erfährt sind von schockierendem Gewicht, passt man nicht genau auf, so verliert man sich, genau wie Ruth in einem Wirrwarr aus dargestellten Geschehnissen und verliert das Gefühl für Raum und Zeit. Zeit spielt tatsächlich eine sehr große Rolle für die Kernaussage des Buches, hierbei vor allem die Beschaffenheit von Zeit und was sie über die Bedeutung  der Geschehnisse und somit auch die Verpflichtung des Individuums in diese einzugreifen zu sagen hat. VORSICHT SPOILER Das Ende des Buches ist überraschend und evtl. auch auf den ersten Blick enttäuschend, da die von Ruth aufgedeckten Ereignisstränge nie entzerrt und verknüpft werden können und sie sich auf schwer zu verstehende Weise verhält, indem sie alles hinter sich lässt und mit der Unklarheit Frieden schließt, bzw. ignorant gegenüber dem, was sie räumlich zurücklässt wird. "Flüssig" ist Groß-Einland nicht nur durch die Beschaffenheit der Natur, welche nur wie ein Film über besagtem Abgrund liegt, sondern auch im Bezug auf Zeit, Raum und Ereignis. Die eigentliche Unsicherheit der Stadt wird durch Konservativismus, Verschweigungen und Idylle überdeckt und Aufarbeitungen, sowohl des Abgrundes, als auch der Geschichte erfolgen lediglich auf oberflächlicher Ebene, so entsteht am Ende eine interessante Kritik der österreichischen und deutschen Erinnerungskultur. Eine Stabilisierung ohne Aufarbeitung führt so letztendlich zum Tod der Gemeinde (u.a. auch viele menschliche Verluste). So wird eine ganze Gemeinde vergessen, wenn ihre Geschichte nicht aufgearbeitet wird und schließlich aus dem Bewusstsein gestrichen.

Die Struktur gefiel mir so gut, da immer Teile eines mehr oder weniger stringent erzählten Romans, als auch Auszüge aus der Blockuniversumstheorie und der Ortschronik Groß-Einlands vorliegen, welche sehr gut mit einander verknüpft werden.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, viele Aspekte habe ich nun noch nicht mal angesprochen, die ebenfalls mit Sicherheit relevant für die Beurteilung wären. Ich würde dem Buch 4.5 von 5 Sternen geben, da ich denke, man hätte einige Elemente der Geschichte Groß-Einlands noch in den Schluss einfließen lassen können um es noch durchdachter wirken zu lassen.Im Großen und Ganzen fand ich es jedoch einfach sehr gelungen und kann es nur wärmstens weiterempfehlen.

Cover des Buches Die Halloween-Party (ISBN: 9783455004625)

Bewertung zu "Die Halloween-Party" von Agatha Christie

Die Halloween-Party
Loonylovegood03vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein stabiler Poirot Kriminalroman mit interessantem Plot, jedoch mit Abstand nicht der beste!
Ein angenehmes Lese-Erlebnis, jedoch nichts besonderes

Inhalt

Das junge Mädchen Joyce Reynolds, der der schlechte Ruf einer Lügnerin voraus eilt, wird auf einer ausgiebig geplanten Kinder Halloween Party in einer Wanne voll Wasser, welche eigentlich zum Apfel Fangen gedacht war ertränkt. Daraufhin wird Inspektor Hercule Poirot eingeschaltet um den Mörder der kleinen Joyce zu entlarven. Während seines Aufenthalts im beschaulichen Dorf Woodleigh Common deckt Poirot jedoch nach und nach mehr eng miteinander verknüpfte Verbrechen und Beziehungen auf, die alle zunächst nichts mit dem Mordfall zutun haben scheinen.

Meine Meinung

Zu Schreibstil und Atmosphäre des Romans muss ich eigentlich nicht mehr wirklich etwas sagen. Diese sind genauso idyllisch, humoristisch und bildhaft wie in anderen Poirot Romanen auch. Einige Schauplätze halte ich sogar für besonders schön und interessant und sie tragen wie immer viel zum Gesamtgefühl des Romans bei. Auch Hercules Rolle ist charmant in den britischen Kontext eingearbeitet, wodurch man an vielen Stellen beim Lesen schmunzeln muss. Auch die Charaktere waren ziemlich gut, wenn auch, wie sonst auch oft, sehr oberflächlich geschrieben. Insgesamt kam mir die Handlung des Romans jedoch nicht so nahe und den Charme anderer Poirot Romane finde ich noch unwiderstehlicher und erfreulicher. deshalb gibt es von mir 3.5 Sterne.

Cover des Buches Der Gesang der Flusskrebse (ISBN: 9783446264199)

Bewertung zu "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
Loonylovegood03vor 3 Jahren
Kurzmeinung: Unfassbar kitschiger Roman mit generisch geschriebenen Charakteren und einem inhaltslosen und vorhersehbaren Plot
Vorhersehbarer Plot und generische Charaktere

Inhalt

"Der Gesang der Flusskrebse" behandelt das Leben des kleinen Mädchens, und später der jungen Frau Kya Clark, genannt das Marschmädchen. Die Bewohner der Küstenstadt Barkley Cove nennen sie so, weil sie isoliert und allein im weiten Marschland haust und dort ein naturnahes Leben mit den anderen Lebewesen des Marschlands, den zahlreichen Vögeln, Muscheln und Pflanzen, führt. Trotz ihrer Scheu entwickelt sie im Laufe der Zeit sehr intensive Beziehungen zu zwei jungen Männern, die ihr jedoch später zum Verhängnis zu werden drohen. Parallel zu Kyas Geschichte, der eines Entwicklungsromans, wird die eines Kriminalfalls, des Mordes an einem jungen Bewohner Barkley Coves, Chase Andrews erzählt. Diese beiden Erzählstränge sollen sich schließlich auf tragische Weise verknüpfen.

Meine Meinung

Schön und gut so weit. Das Buch wurde mir durch eine Bekannte wärmstens ans Herz gelegt, auch die zahlreichen positiven Buchbesprechungen und Rezensionen schienen vielversprechend.

"Delia Owens' einzigartige Schöpfung, das Marschmädchen Kya, gehört schon jetzt in eine Reihe mit Mark Twains Huckleberry Finn, J. D. Salingers Holden Caulfield oder Harper Lees Scout Finch." - SpiegelOnline

Diese und weitere Bewertungen sind, meiner Meinung nach ein Armutszeugnis für die heutige Literaturlandschaft. Als selbst Denis Scheck das Buch bei Druckfrisch lobte, hinterfragte ich nochmal meinen Standpunkt, kam dann jedoch zum gleichen Schluss.

Vorab will ich noch sagen, dass ich die deutsche Übersetzung las, manche Kritikpunkte könnten also auch mit einer sehr schlechten deutschen Übersetzung zusammenhängen, allerdings lassen sich die unglaublich schlechte Charakter Gestaltung und der vor Kitsch triefende Schreibstil dadurch nicht entschuldigen.

Also zunächst mal zur Charakter Gestaltung. Kya wird oft als großartiger, starker Charakter beschrieben, alle Charakterzüge die ich ihr zuschreiben kann sind unglaubliche Schönheit, reinste Intelligenz, Scheu, eine starke Verbundenheit zur Natur und ein Gefühl für Richtig und Falsch. All diese werden immer wieder betont und auch ohne jeglichen Kontext hervorgehoben. Für ihre Partner ist sie immer "anders als die anderen Mädchen", was ihre herausragende Schönheit, ihre Intelligenz, aber auch ihre fehlende Oberflächlichkeit umschreibt. Das ist ein Schwarz-Weiß-Denken und ein Slutshaming, das ich für ein Buch aus dem Jahr 2019 ziemlich bezeichnend finde, denn diese Art der Betrachtung ihrer Person wird in keinster Weise als negativ dargestellt. Sie ist also "die Überfrau", was ist daran genau so tiefsinnig oder charakterstark? SPOILER Sie wird sogar selbst zur erfolgreichen Forscherin, Autorin und Dichterin (unglaublich kitschiger und lächerlicher Gedichte) und das obwohl sie nur einen Tag in der Schule war. SPOILER ENDE Sie wurde in einer sozial schwachen Familie großgezogen und ihr Vater ist kein schulisch gebildeter Mensch, der stark negativ verhaltensauffällig ist. Er ist gewalttätig und vulgär. Kya jedoch, welche jahrelang von ihm und teilweise nur von ihm geprägt wurde, hat ein unglaubliches Gerechtigkeitsgefühl, zum Beispiel bewirft sie weiße Jungen, die einen man of colour belästigen in jungem Alter mit Steinen. Wann, wie, wo genau soll sie gelernt haben people of colour nicht zu diskriminieren, wenn ihr Vater ihr etwas anderes vorgelebt hat? Wenn eine Autorin sich nicht traut ihre Protagonistin fehlerhaft und fragwürdig zu schreiben, kann sie sich auch nicht entwickeln und der/die Leser*In findet keinen Bezug zu ihr. So war es jedenfalls bei mir. Kya ist wild, wunderschön, frei, stolz. Eine Idee so alt wie der Pferderoman. Selbst ihre Abgründe, die dem/der Leser*In am Ende des Buches offenbart werden, werden durch die ihr zu Grunde liegenden Ursachen legitimiert. 

Tate, ihr erster Freund, ist nach dem gleichen Schema geschrieben. Er vergöttert sie, bringt ihr das Lesen bei und nimmt sogar über ihren Willen hinaus Rücksicht und seiner jugendlichen Begierde zum Trotz Rücksicht. Natürlich hält er alle Mädchen aus der Stadt für unglaublich obeflächlich, da sie sich nicht, wie er für die Biologie der Marsch interessieren. Auch er macht Fehler, erneut werden diese gut begründet und lassen sich schließlich auf seine Sorge um sie zurückführen. Ein weiterer Protagonist ohne jegliche Ecken und Kanten. Ihre Liebesbeziehung und auch die von vielen als "Erotik" bezeichnete Expression ihrer Lust ist unglaublich verklärt dargestellt und ist, nicht nur durch die ständig eingeworfenen Gedichte, welche ihrer Liebesgeschichte noch zusätzlich Lächerlichkeit verleihen, unglaublich verkitscht. Das Ende des Buches SPOILER , ein Schnelldurchlauf Kyas letzter Lebensjahre, die sie natürlich in Liebe zusammen verbringen, SPOILER ENDE könnte der Höhepunkt des generischsten Love Interest sein, über den ich jemals gelesen habe. 

Allem, was an Tate so großartig ist, mangelt es Chase, Kyas zweitem Freund, natürlich in hohem Maße. Er drängt sie zu ihrem ersten Mal und betrachtet sie zunächst nur als Objekt, bis auch er sich natürlich ihrer Schönheit und Intelligenz nicht mehr entziehen kann, denn sie ist für jeden näher porträtierten Charakter eine Art Göttin. Ihre Beziehung halte ich zwar für wesentlich realistischer, allerdings wird sie in anderer Form maßlos dramatisiert und auch ihr wird viel zu viel Bedeutung bei gemessen. Dieses Mädchen lebt in der Marsch und trotzdem nehmen Liebesbeziehungen ab ihrem siebten Lebensjahr die größte Rolle in ihrem Leben ein. Dass sie überhaupt so einen einfachen und angepassten Charakter hat, ist bei einem solchen Leben in Isolation extrem unrealistisch. Ihre Geschichte hatte viel Potential für eine reife und interessante Charakterstudie, welches einfach für einen plumpen Jugendroman verworfen wurde.

Auch mit den Nebencharakteren wurde nichts wieder gut gemacht. Die porträtierten people of colour erfüllen die stereotypischen Rollen von Ersatzeltern, anstatt eine ausgeprägte selbstständige Persönlichkeit zu haben, was zusätzlich zu den hunderten Mankos des Buchs den Rassismus der Autorin entblößt. Als weniger relevant, aber ebenfalls störend empfinde ich die Darstellung bestimmter Beamter. Die Polizisten sind unglaublich stereotypisch als kantig und engagiert dargestellt, die Anwälte als strebsam und fragwürdige Personen. Insgesamt wirkt es so, als hätte es im ganzen Roman keinen Platz für die Charaktere gegeben, sie werden von all dem Kitsch und der Berechenbarkeit vollständig verdrängt und stehen absolut nicht für sich.

Die Beschreibung der Natur, welche oftmals als so malerisch und großartig bezeichnet wird überschreitet die Grenze zwischen bildhafter Beschreibung und Kitsch, meiner Meinung nach bei Weitem. Wären die Charaktere und ihre Beziehungen jedoch weniger kitschig und wäre sich gegen die, absolut stümperhaft in den Text integrierten Gedichte entschieden worden, so hätte ich sie eventuell genießen können.

Auch der Schreibstil ist sehr kitschig und bildhaft und erzielt leider eher eine lächerliche und künstliche Wirkung. Vor allem die Dialoge wirken unglaublich gestelzt und viele Szenen konnte ich nicht lesen, ohne das Buch zwischendurch wegzulegen und meine Hand an die Stirn zu führen.

Im Großen und Ganzen bin ich leider sehr enttäuscht von dem Buch, den Charakteren und leider auch der Plot-Entwicklung im Allgemeinen. Wäre es als Jugendbuch deklariert, so hätte ich vielleicht noch drei Sterne gegeben, aber da dies nicht der Fall ist, gibt es jetzt nur einen für die grundlegende Idee. Habe ich demnächst erneut das Bedürfnis einen so unreifen, kitschigen Quatsch zu lesen, so lade ich mir einfach wattpad runter und stille dieses umsonst, anstatt 22 Euro dafür zu bezahlen.


Cover des Buches Deutsches Haus (ISBN: 9783548061177)

Bewertung zu "Deutsches Haus" von Annette Hess

Deutsches Haus
Loonylovegood03vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Der Roman verarbeitet große Themen wie Erbschuld und Emanzipation auf eine sehr berührende und interessante Weise
Ein gewaltiges Buch über Schuld und den Umgang mit dem Unverzeihbaren

Inhalt

Eva Bruhns lebt im Frankfurt der 1960er Jahre, sie arbeitet als Dolmetscherin, ist mit einem jungen Unternehmer verlobt und ist Tochter der Wirtsleute Bruhns, die eine Gaststätte, das "Deutsche Haus" betreiben. Als sie darum gebeten wird beim ersten Auschwitz-Prozess der Stadt Zeugenaussagen zu übersetzen entscheidet sie sich schließlich, gegen Einwände von Eltern und Verlobten, dafür die Aufgabe anzugehen. Mit dem Prozess beginnt für Eva ein harter und augenöffnender Weg der Emanzipation und schmerzlichen Erkenntnis. 

Meine Meinung

Der Roman konnte trotz einer Thematik, die schon oft in Literatur verarbeitet wurde neue, berührende Perspektiven bieten. Der Schreibstil hat sehr gut zu dem Dargestellten gepasst, da er teilweise eine sehr leichte, romantische Stimmung eingeschlagen hat, die sehr nostalgisch anmutete und diese dann durch erschreckend trockene Erzählungen vom Unverständlichen gebrochen hat. Vor allem als historischer Roman hat er so seine Aufgabe sehr gut erfüllt, als Leserin konnte ich mich sehr gut in die Szenerie und Situation hineinversetzen, wohingegen ich eine starke Distanz zu den Charakteren verspürt habe. Das ist für mich allerdings gar kein Kritikpunkt, da so ein glaubwürdiges und authentisches Bild der damaligen Gesellschaft gezeichnet wurde. Es fällt schwer sich in damalige Perspektiven hineinzuversetzen und Verständnis für unverzeihliche, ignorante oder grausame Handlungen zu haben. Gerade dieser Aspekt wurde auch im Umgang mit dem Holocaust hervor gehoben. 

Der Titel "Deutsches Haus" bezieht sich genau auf diesen Aspekt. Was passiert wenn du durch deine Herkunft Teil dieses Unbegreiflichen bist? Wie geht man mit Erbschuld um und damit zu erfahren, dass geliebte Menschen grausame Dinge ignoriert, unterstützt oder selbst verübt haben? Für Eva beginnt ein harter Weg, da sie sich all diesen Fragen auf einmal stellen muss. Sie muss lernen, dass sie und ihre Mitmenschen kein Recht auf eine Schuldabgabe oder ein Verzeihen haben. Sie muss verstehen, dass ihr Leid gar nicht in Relation zu dem Leid, das durch deutsche Hand und Waffe im zweiten Weltkrieg verübt wurde stehen kann. "Deutsches Haus" bedeutet genau das. Durch deine Herkunft mit einer Schuld belastet zu sein, die niemals verziehen werden kann und das auf unterschiedlichste Art und Weise, denn auch andere Charaktere im Buch müssen sich mit ihrer Schuld auseinandersetzen und zerbrechen daran.

Hess hat bereits andere Bücher geschrieben, die sich in einer ähnlichen Zeit abspielen. Ich habe nur die Serie "Ku'damm 56" gesehen und es ist auffällig, dass sich viele Charaktere Beziehungskonstellationen sehr ähneln, was ich aber durch die authentische Darstellung der historischen Perspektiven verzeihen kann. Die Autorin hat generell eine sehr deutliche Handschrift, sodass ich, ohne ein anderes Buch von ihr gelesen zu haben die Ähnlichkeiten zwischen diesem Buch und der Serie erkennen kann.

Insgesamt spreche ich eine starke Leseempfehlung aus und kann nur betonen, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe und es mich an manchen Stellen auch wirklich berühren konnte.

Cover des Buches Beschleunigung und Entfremdung (ISBN: 9783518585962)

Bewertung zu "Beschleunigung und Entfremdung" von Hartmut Rosa

Beschleunigung und Entfremdung
Loonylovegood03vor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine prägnante Abhandlung über die gesellschaftliche Beschleunigung der Moderne und ihre folgenreiche Wirkung
Eine sehr gute Zusammenfassung der Beschleunigungskritik

Inhalt


Rosa erklärt zu Anfang den Begriff der sozialen Beschleunigung, die unterschiedlichen Bereiche in die diese eingebunden ist, ihre Ursachen und ihren Stellenwert in der modernen Gesellschaft. Auf dieser Grundlage formuliert er eine Kritische Theorie der sozialen Beschleunigung, hierbei bezieht er sich vor allem auf ihren Einfluss auf Verständigungs- und Anerkennungsverhältnisse, die unserer Gesellschaft inhärent sind und bezieht sich auf die Unumgänglichkeit von Beschleunigungsmechanismen. Abschließend stellt er drei Varianten einer Kritik der Zeitverhältnisse auf: Eine Funktionalistische, in der er sich auf Pathologien der Moderne und ihren Zusammenhang mit Desynchronisierung bezieht; Eine Normative, in der er die modernen Normen der Zeitlichkeit ideologiekritisch auseinander nimmt und eine Ethische, die sowohl den Totalitarismus der Beschleunigung und die Unterminierung der Autonomie durch diesen, als auch eine Verknüpfung von Beschleunigung und Entfremdung umfasst. Abschließend stellt Rosa klar, dass nun ein Lösungsansatz für diese Entfremdung formuliert werden muss.


Meine Meinung


Zuerst einmal ist die Abhandlung mit 149 Seiten sehr kurz für die umfassenden Inhalte mit denen Rosa sich beschäftigt. Alle Inhalte werden meiner Meinung nach trotzdem zu genüge und verständlich behandelt. es handelt sich also um eine sehr gute Zusammenfassung der Thematik der sozialen Beschleunigung, ihrer Ursachen, Wirkungsbereiche und Folgen, das Buch schürt so auf jeden Fall ein Interesse an mehr Literatur zu besagtem Thema. Es war für mich sehr aufschlussreich und konnte gut und prägnant den Gedanken der modernen Autonomie entzaubern und die gesellschaftliche Abhängigkeit von normativen und totalitären Zeitverhältnissen deutlich machen. Gerade in der Betrachtung individueller und persönlicher Pathologien konnte ich mich selbst stark wiedererkennen. Sein Schlusswort trifft meiner Meinung nach genau den richtigen Ton, da es um die Lösung besagter Pathologien geht, die er ja in folgenden Werken bereits angegangen ist. Ich werde auf jeden Fall auch bald "Resonanz" lesen, da ich nun gespannt bin, was rosa selbst für Lösungsansätze präsentiert und aufstellt. 



Cover des Buches Der Gotteswahn (ISBN: 9783548376431)

Bewertung zu "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins

Der Gotteswahn
Loonylovegood03vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine großartige Abhandlung über die Religion und warum sie nicht unser moralischer oder intellektueller Leitfaden sein sollte
Ein atheistisches Manifest

Inhalt

In "Der Gotteswahn" behandelt Dawkins potenzielle Ursprünge der Religion, die unterschiedlichsten Manifestationen der Religion in unserer heutigen und einer früheren Gesellschaft und ihre Folgen auf das Gedankengut unserer Gesellschaft. Dafür widerlegt er bekannte Argumente für die Existenz Gottes, erläutert die tatsächlichen negativen Einflüsse der Religion auf unsere Gesellschaft in umfangreicher Form und zeigt in der Wissenschaft eine notwendige Alternative zum Glauben auf. Er konzentriert sich hierbei vor allem auf das Christentum, allerdings auch auf grundlegende Wesensarten des Glaubens.

Meine Meinung

Ich war schon bei Betrachtung des Inhaltsverzeichnisses gerade zu beglückt über den Umfang der Argumentation, die Dawkins dem Leser bietet. Ich halte das Buch für eine perfekte, ausführliche Einleitung in die Religionskritik, da es auch gut als Zusammenfassung dieser fungieren könnte. Dawkins' Sprache ist sehr sachlich, trotzdem ist schnell zu erkennen wie wichtig ihm der Kampf gegen den Irrsinn und die unnötigen Opfer, die mit diesem einher gehen, ist. Schon vor der Lektüre des Buches war ich agnostische Atheistin und stand der Religion kritisch gegenüber, doch nach der Lektüre habe ich noch wesentlich mehr Argumente für meinen Standpunkt. Außerdem habe ich nun eine noch liebevollere und dankbarere Welt-Einstellung. Das Buch lehrt den Leser auch Vernunft und Wahrheit zu lieben und in der Natur Wunder und Großartigkeit festzustellen. Es erklärt also nicht nur, weshalb man von seinem Glauben ablassen sollte, sondern bietet auch eine gute Alternative: die Vernunft. Ich finde, dass jeder das Buch lesen sollte, da es  einfach das Potenzial hat jedermanns Horizont zu erweitern und den eigenen Geist von vorherigen Doktrinen zu lösen.


Cover des Buches Mord in Mesopotamien (ISBN: 9783455003383)

Bewertung zu "Mord in Mesopotamien" von Agatha Christie

Mord in Mesopotamien
Loonylovegood03vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein typischer spannender Poirot
Spannender Kriminalroman mit überraschender Auflösung

Inhalt


Bei "Mord in Mesopotamien" handelt es sich um einen Kriminalroman, der aus dem Geschehnis Bericht der Krankenschwester Amy Leatheran besteht. Diese befindet sich auf einer Ausgrabungsstätte im Irak um die geisteskrank anmutende Ehefrau des Archäologen Dr. Eric Leidner zu pflegen. Als es immer eigenartiger auf der Ausgrabungsstätte zugeht und schließlich ein Mord geschieht, greift Inspektor Poirot ein. Wie immer sind alle Beteiligten verdächtig.

Meine Meinung

"Mord in Mesopotamien" ist ein typischer "Christie-Kriminalroman" mit exzentrischen und humoristisch gezeichneten Charakteren. Die Geschichte hat einen unglaublichen Witz und Charme, wie jeder Poirot, den ich bisher gelesen habe. Dieser Charme lässt einen leicht über die wirr gestreuten Motive und spekulativen Verdächtigungen hinweg sehen, denn diese gehören schließlich genauso zum beliebten Inspektor, wie Schnurrbart und Akzent. Es fällt mir schwer noch über die Plot-Entwicklung zu schreiben, da diese zwar recht überstürzt scheint, jedoch zum besagten Witz nur beiträgt.

Cover des Buches Von Mäusen und Menschen (ISBN: 9783423253970)

Bewertung zu "Von Mäusen und Menschen" von John Steinbeck

Von Mäusen und Menschen
Loonylovegood03vor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein berührender Roman von zwei Wanderarbeitern mit großem Traum
Ein schockierender und berührender Roman

Inhalt


George und Lennie, zwei Wanderarbeiter mit großem Traum von der eigenen Farm, ziehen zusammen übers Land. Nachdem ihr Traum ihnen jedoch ein erhebliches Stück näher gekommen ist, passiert etwas, das ihre gesamte Zukunft gefährden könnte.

Meine Meinung

Schon früh im Buch beginnt die Atmosphäre sich anzuspannen und der/die Leser*in spürt, dass sich etwas Tragisches anbahnt. Jegliche Beschreibung um das bekannte Dilemma herum, scheint ausschließlich eine Ablenkung vom tragischen Ausgang der Geschichte von George und Lennie zu sein. Diese Beschreibungen, vor allem die von Landschaft und Leuten, sind allerdings sehr gelungen und teils sogar malerisch. Steinbeck lässt den/die Leser*in den amerikanischen Traum mit Lennie und George gemeinsam träumen, immer mit dem Hintergedanken, dass sich dieser am Ende wohl nicht erfüllen wird. Die Tragik, welche in der Hoffnung des allgemeinen Wanderarbeiters auf Heimat und Eigentum liegt, formuliert Steinbeck auf gekonnte Art und Weise. Ein Leben, was auch als frei und unabhängig verstanden werde könnte, bekommt in "Von Mäusen und Menschen" einen rast- und sinnlosen Anstrich. 
Der Titel des Buches unterstreicht die Vermischung von Opfer- und Täterebene, welche in diesem Buch vorliegt. 
SPOILER Mäuse sind Lennies häufigste Opfer, aufgrund seines fehlenden Feingefühls gegenüber anderen Lebewesen. Als unter diesem aber auch größere Lebewesen leiden müssen, wird Lennie schließlich selbst zum Opfer. SPOILER
Er ist Opfer der Umstände, hier umfassen diese seine Einschränkung und sein Leck an Feingefühl, aber eigentlich sind alle Menschen im Buch Opfer ihrer Umstände. Fast alle träumen groß und fallen tief, bzw erlauben sich gar nicht erst zu träumen. Das Leitmotiv der Hoffnungslosigkeit zieht sich also durch den gesamten Roman.

Über mich

  • weiblich

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Historische Romane, Biografien, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks