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Lottchen

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Cover des Buches Wie man eine Hexe wird (ISBN: 9783946376835)

Bewertung zu "Wie man eine Hexe wird" von Anja Bagus

Wie man eine Hexe wird
Lottchenvor 5 Stunden
Kurzmeinung: Ein unglaublich warmherziges und wunderschönes Buch, das die Kreativität anregt und mich einige schöne Lesestunden beschert hat. Großartig!
Wunderschön, warmherzig und extrem lesenswert

Obwohl ich mich schon sehr auf dieses Buch gefreut hatte, war ich doch etwas skeptisch, ob es mir gefallen würde, weil ich nicht wirklich etwas mit Hexen am Hut habe und auch nicht die Absicht habe eine zu werden. Inzwischen würde ich jeder, der auf liebevoll gestaltete, warmherzige und kreativitätsanregende Geschichten steht, empfehlen sich dieses Buch in die Hand zu nehmen. 

In 'Wie man eine Hexe wird oder ein Hexer' lernen wir Isa und Finn kennen. Sie sind gute Freunde und als Isa eines Tages mit dem Vorschlag kommt, sich während eines Jahres einmal im Monat zu treffen, um 'Hexendinge' zu machen, stimmt Finn zu, obwohl er noch nicht ganz überzeugt ist. Nach und nach aber wird klar, dass mit 'Hexendinge' keineswegs zaubern oder Magie gemeint ist, jedoch die Natur und die eigene Kreativität im Mittelpunkt steht. Es wird gebastelt, im Wald nach Kräutern gesucht, gebacken und einfach gemeinsam eine schöne Zeit verbracht.

Mir hat die Geschichte unglaublich gut gefallen, weil einerseits Finn und Isa sehr sympathisch sind und andererseits, weil es mich einfach ein wohliges Gefühl beim Lesen gegeben hat. Es war schön mit in den Wald zu gehen und auf eine entspannte Art und Weise etwas mehr über bestimmte Kräuter oder Tiere zu erfahren. Dazu gibt es noch die tiefgründigen Gespräche zwischen Isa und Finn, die oft einfach nebenbei stattfinden, wo man aber als Leser dazu gebracht wird, sich selbst mit den Themen auseinanderzusetzen. Da wird auch klar, dass Isa und Finn durchaus ihre eigenen Probleme haben, mit denen sie sich auseiandersetzen müssen und macht es umso schöner diese tiefe Freundschaft zu spüren, die sie miteinander verbindet. Egas was passiert, sie sind für einander da.

Aber nicht nur ich war von diesem Buch begeistert. Auch meine Tochter hat es sich schon einige Male mit mir angeschaut und liebt einfach die wundervollen Illustrationen, die einem sofort in der Welt von Isa und Finn hineinversetzen. Weil sie noch etwas zu klein ist, um ihr die ganze Geschichte schon vorzulesen, schauen wir uns einfach alles an und erzählen dann, was Isa und Finn erleben und entdecken. Das funktioniert wunderbar und deswegen finde ich es auch etwas schwierig hier eine Altersempfehlung auszusprechen. Es ist halt eine warme Geschichte, die sowohl jung als alt begeistern kann. 

Zu dem Buch gibt es auch noch ein dünnes Arbeitsheft, in denen einige Rezepte, Tipps und viel Wissenswertiges zu lesen ist, die mit den Sachen zu tun haben, die Finn und Isa im Buch alles erlebt und geschafft haben. So bekommt man als Leser die Möglichkeit selbst einiges auszuprobieren. Es ist schön gestaltet und lässt einem den Raum seine eigene Kreativität zu entfalten. 

Insgesamt ist es ein wunderschönes Buch geworden. Die Illustrationen von Eva und Anja Bagus sind großartig und möchte man sich immer wieder anschauen. Beim Lesen hat man die ganze Zeit ein warmes Gefühl im Bauch und man freut sich einfach, dabei zu sein, mitten in der Natur und Isa und Finn dabei zuzuschauen, wie sie jeden Monat wieder etwas Neues entdecken und merken, dass auch Sachen, von denen man erst mal gedacht hat, dass sie eher langweilig sind, doch unglaublich viel Spaß machen können, wenn man sie einfach gemeinsam angeht. 

Meiner Meinung nach absolut empfehlenswert!

Cover des Buches Im Wald der Psychosen (ISBN: 9783968150673)

Bewertung zu "Im Wald der Psychosen" von Christian Krumm

Im Wald der Psychosen
Lottchenvor 6 Tagen
Kurzmeinung: Mir haben diese tiefgründigen Kurzgeschichten mit ihren überraschenden Wendungen sehr gut gefallen. Lesenswert!
Abwechslungsreich, tiefgründig und spannend geschrieben

‚Im Wald der Psychosen‘ ist mir sofort ins Auge gesprungen, weil das Cover von Björn Gooßes einfach so großartig und düster ist. In der Mitte sieht man eine Person, die eine Glaskugel in den Händen hält. In der Kugel befindet sich ein grüner Wald mit einigen Pilzen im Vordergrund. Trotzdem wirkt diese Szenerie auf mich nicht beruhigend, eher bedrohlich. Genauso wie die Umgebung, in der sich die Person befindet, die die Kugel hält und ganz konzentriert reinschaut. Da ist es dunkel, die Bäume haben keine Blätter mehr und aus im Hintergrund leuchten viele Augen auf. Auch ein paar Füchse und ein Eichhörnchen sind wiederzuerkennen. Ihre milchig weißen Augen aber lassen darauf schließen, dass man sich am besten für sie in Acht nehmen sollte.

Das Cover ist auf jeden Fall einen guten Einstieg, um so einen ersten Eindruck der Inhalte des Buches zu bekommen. Im ‚Wald der Psychosen‘ lernen wir in 24 spannende Kurzgeschichten verschiedene Personen und ihre Lebenssituationen kennen. Die Texte sind sehr unterschiedlich, sowohl, wenn es um die Handlung als um die Länge geht. Mir haben sie gut gefallen, weil sie so abwechslungsreich und überraschend waren. Der Autor schafft es nämlich super, die Spannung aufzubauen, den Leser in eine bestimmte Richtung zu lenken, um dann mit einem unerwarteten Ende um die Ecke zu kommen. Das hat mir super viel Spaß beim Lesen gemacht.

Das Buch wurde in vier größeren Teilen gegliedert: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Pro Jahreszeit findet man jeweils die passenden Kurzgeschichten, die von einem kleinen Kapitel vorangegangen werden, in dem man als Leser direkt von dem Buch angesprochen wird. Die Stimme des Buches hat sozusagen die persönliche innere Stimme des Lesers für einen bestimmten Zeitraum verdrängt und konfrontiert dem Leser mit sich selbst. Ich fand das super spannend, weil es einerseits eine passende Einleitung zu den Kurzgeschichten bildet, andererseits auch zum Nachdenken über das Leben im Allgemeinen und über sich selbst anregt.

Die Geschichten an sich sind dann, wie schon erwähnt, sehr unterschiedlich. Sie alle zu besprechen, werde ich hier nicht schaffen, obwohl ich sie eigentlich alle gerne gelesen habe. An dieser Stelle ignoriere ich auch mal die Stimme im Buch, die meinte, man solle nur der Stimme des Buches sagen, welche Geschichten einem gefallen haben. (Seite 233). Der Text, der mich sehr mitgenommen hat, war ‚Einhornschokolade‘, über eine Mutter, die alles für ihre Tochter tun würde. Sie hat aber nicht viel Geld und deswegen sind es die kleinen Sachen, die für andere Personen unbedeutend erscheinen, für sie so wichtig werden. Es war ein wunderschöner Text mit einem großartigen Ende. Ich habe wirklich sehr mitgefiebert, obwohl es eigentlich um etwas Alltägliches ging, mit dem sich viele Menschen konfrontiert sehen. Was die Geschichte aber auch sehr schön zeigt, sind die ganzen Vorurteile und Meinungen von anderen Menschen, mit denen sich die Mutter auch noch herumschlagen muss, obwohl sie es schon nicht einfach hat. Das hat mich ziemlich fertig gemacht, weil die Hauptprotagonistin es meiner Meinung genau richtig macht.

Auch sehr gefallen hat mir ‚Der Mann auf der Brücke‘. Ein sehr kurzer, tiefgründiger Text über eine Frau, die sehr viel für einen Mann getan hat, weil sie der Meinung sei, er sei ein großartiger Schriftsteller. Sie hat ihm finanziell unterstützt, eine Veranstaltung organisiert und wollte sein Leben wieder auf die Reihe kriegen. Nur bekam ich den Eindruck, dass sie irgendwie vergessen hat, ihn mal zu fragen, ob er das überhaupt wollte.
 Für mich zeigte die Geschichte eine eigentlich unglaubliche sympathische Protagonisten, die sich in einem Traum verliebt hat, nämlich die wunderschöne Texte, die der Mann geschrieben hatte, ihm unbedingt helfen wollte, weil sie sein Potential erkannt hat, und dabei aus den Augen verloren hat, dass er das vielleicht nicht möchte. Sie hat sich nie die Mühe gegeben, ihn kennenzulernen. Sie war komplett auf seine Texten und sein Talent fixiert, dass sie vergessen hat, dass es sich um eine lebendige Person, mit eigenen Ideen und Gefühlen handelt und er das alles vielleicht gar nicht wollte. Deswegen ist der Text so schmerzhaft, weil die Protagonistin, die so viel für diesen Menschen geopfert hat und dachte, sie mache das Richtige, eigentlich ziemlich übergriffig geworden ist und jetzt damit konfrontiert wird, dass sie die ganze Zeit in einer Illusion gelebt hat.

Aber auch viele andere Texte haben mich begeistert. ‚A Halloween Carol‘ zum Beispiel, ein etwas längerer Text, der meiner Meinung nach sehr spannend zum Lesen war und wo man als Leser jetzt nicht unbedingt weiß, ob es sich um reale Ereignisse oder um die Phantasie des Erzählers handelt. Oder ‚Die Heimat der Sterne‘, eine Geschichte, in der die Protagonistin sich mit einem schweren Verlust auseinandersetzen muss und von ihrer Umgebung nur Steine im Weg gelegt wird. Oder ‚Herr Bachmanns Freund‘, in dem es um den Umgang mit Menschen, die eine psychische Krankheit haben, geht und zeigt, dass es auch für die Angehörigen nicht immer einfach ist.

Es gibt halt in diesem wundervollen Buch unglaublich viel zu entdecken und mir hat das Lesen wirklich Spaß gemacht. Es war ein Vergnügen immer mal kurz in die Gedanken und die Leben der Protagonisten abtauchen und sich mit ihren Gefühlen und Lebenssituationen auseinandersetzen zu können. Absolut lesenswert für alle, die tiefgründige Kurzgeschichten mit überraschenden Wendungen mögen.

Cover des Buches Wendejugend (ISBN: 9783947380350)

Bewertung zu "Wendejugend" von Klaus Farin

Wendejugend
Lottchenvor 20 Tagen
Cover des Buches Das Puppenhaus - Trilogie (ISBN: 9783948887544)

Bewertung zu "Das Puppenhaus - Trilogie" von Feline Lang

Das Puppenhaus - Trilogie
Lottchenvor 20 Tagen
Cover des Buches Und dann kam einer, der hat’s einfach gemacht (ISBN: 9783890295909)

Bewertung zu "Und dann kam einer, der hat’s einfach gemacht" von Julen Sánchez

Und dann kam einer, der hat’s einfach gemacht
Lottchenvor 24 Tagen
Kurzmeinung: Eine unglaublich spannende Reisebeschreibung, die sich wie ein Abenteuer liest und mich komplett in seinen Bann gezogen hat.
Eine abenteuerliche, moderne Expeditionsgeschichte

Dieses Buch habe ich unglaublich gerne gelesen. Es war spannend und so geschrieben, das man das Gefühl bekam, selbst dabei zu sein.

Während des Lesens wird klar, dass emissionsfreies Reisen nicht einfach ist und viele Kosten mit sich bringt. Trotzdem gibt Julen Sánchez nicht auf. Nicht, wenn die Coronareisebeschränkungen die Reise erschweren, nicht, wenn unerwartete Schaden am Ruderboot entstehen und auch nicht, wenn das Geld zur Neige geht. Es war beeindruckend zu lesen, mit was für eine Willenskraft und Disziplin der Autor alles daran setzt sein festgelegtes Ziel zu erreichen und, wie er mit den auftauchenden Schwierigkeiten umgeht.

Im ersten Teil des Buches fährt er von Paris bis zur Atlantikküste, wo es mit dem Ruderboot weitergehen soll. Das las sich sehr gemütlich. Eine Fahrradreise von zwei Freunden, die den Leser mitnehmen durch Frankreich, Spanien und Portugal und dabei die unglaublich zauberhafte Umgebung intensiv wahrnehmen und auch so beschreiben. Es war spannend sich mit den Reisenden fragen zu können, wo und ob sie überhaupt einen Übernachtungsplatz finden und welche Menschen sie begegnen würden. Das Lesen hat wirklich Spaß gemacht.

Als es dann nach einer Coronabedingten Unterbrechung endlich mit dem Ruderboot weitergeht, wird es aber richtig spannend. Da habe ich ganz oft den Atem angehalten und mitgefiebert. Die Naturbeschreibungen waren wunderschön und es ist klar, dass man so was nur erleben kann, wenn man auf diese Weise, nämlich ganz alleine in einem Ruder, reist. Trotzdem hatte ich ganz oft Angst. Die kräftige Stürme, die tückischen Strömungen, die Abhängigkeit der Wind und Wellen und die viel größeren Schiffe, die auch zu einem Gefahr werden können, sind alles Gefahren mit denen der Autor während seiner Reise konfrontiert wird. Trotzdem schafft er es jedes Mal wieder, manchmal nur ganz knapp, heile aus dieser unschönen Situationen herauszukommen. Auf jeden Fall war ich sehr froh, als er dann in die USA ankam. Da hatte ich fast Tränen in den Augen als er beschrieb, als seine Eltern völlig unerwartet am Ufer standen, um ihn zu begrüßen.

Danach folgte der dritte Teil seines Abenteuers: mit dem Fahrrad weiter bis nach Pittsburgh, was sein eigentliches Ziel war und von da dann noch weiter bis zur kanadischen Pazifikküste. Obwohl es wieder komplett anders reisen als mit dem Ruderboot war, war diese Fahrradtour nicht ohne. Die USA wirkte auf mich eher, wie ein Land, das vor allem für Autos geschaffen wurde. Oft hatte Julen Sánchez mit kaputten Reifen und unschöne Fahrradwege zu kämpfen. Dazu kam noch das Problem jedes Mal eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Vor allem in Kanada wurde es dann brenzelig, weil die Temperaturen rasch abnahmen, das Geld alle war und man nicht wild campen durfte. Dazu kommt noch, dass man sich auch vor wilden Tieren, wie Bären in Acht nehmen sollte. Auf seinem Weg aber begegnet der Autor immer wieder sympathische und hilfsbereite Menschen, die ihn zu sich einladen oder ihn ein Essen ausgeben. Alle sind von seinem Vorhaben und seiner Reise unglaublich beeindruckt, genauso wie ich es auch bin.

Für mich wäre so eine Reise nichts, weil es unglaublich viel von einem fragt, sowohl körperlich als mental. Julen Sánchez aber schafft es mit seinem eisernen Willen, Durchhaltevermögen und nicht nachlassenden Disziplin das Ganze zu einem guten Ende zu bringen. Er zeigt, dass emissionsfreies Reisen nicht einfach, aber auch nicht unmöglich ist.

Aus diesem Abenteuer ist ein extrem lesenswertes Buch entstanden. Es liest sich wie eine Abenteuergeschichte, eine Art moderne Expedition. Jedes Mal wieder gibt es neue Überraschungen: die unglaublich wunderschönen Naturspektakel zum Beispiel oder die hilfsbereiten Menschen, die er an jeder Ecke trifft. Deswegen möchte ich dieses Buch an allen Menschen, die sich für emissionsfreies Reisen interessieren oder einfach gerne eine spannende Reiseerzählung lesen, gerne weiterempfehlen. Ich bin schon sehr gespannt, wo Julen Sánchez‘ nächste Reise hingehen wird.

Cover des Buches Schnitter, Gevatter und Sensenmann (ISBN: 9783948887636)

Bewertung zu "Schnitter, Gevatter und Sensenmann" von Christian von Aster

Schnitter, Gevatter und Sensenmann
Lottchenvor einem Monat
Kurzmeinung: Abwechslungsreiche Kurzgeschichten über den Tod, die mir sehr gut gefallen haben. Von Märchen bis Realität ist alles mit dabei. Großartig!
Lockere, überraschende Kurzgeschichten über den Tod

‚Schnitter, Gevatter und Sensenmann‘ ist ein kleines, schwarzes Büchlein, das durch sein tolles Cover sofort ins Auge springt. Darauf sieht man nämlich einen lächelnden Gevatter Tod, der auf einem Grabstein sitzt. An seiner Sense hängen einige Notizzettel geklammert. Sofort wird klar, was einen beim Lesen erwartet: Geschichten, in denen der Tod durchaus zentral steht, dafür aber nicht unbedingt traurig sind.


Mir haben die Texte von Christian von Aster, die in diesem Erzählband gesammelt worden sind, unglaublich gut gefallen. Sie erzählen über verschiedene Personen, die auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Tod konfrontiert werden. Manche schon in jungem Alter, andere während sie schon alt geworden sind. Einige wollen ihn überlisten, andere freuen sich, wenn er endlich da ist. Es gab Texte, die mich sehr berührt haben und andere, die mich haben schmunzeln lassen. Auf jeden Fall sind diese Kurzgeschichten sehr abwechslungsreich. Alle haben sie mich aber begeistert, obwohl ich natürlich auch einige Favoriten habe.


Der Text, der mich am meisten mitgenommen hat, trägt als Titel: ‚Presunto – Eine Liebe zwischen Beischlaf und Raubkopien‘. Es handelt sich um zwei Menschen, die beide die Filme des Regisseurs Presunto mögen und einander auch dadurch kennenlernen. Die Filme begleiten sie ihre ganze Beziehung lang. Ich kann es nicht genau beschreiben, wieso mich diese Geschichte so hart getroffen hat, aber ich glaube, der Schreibstil hat viel damit zu tun. Irgendwie abstrakt, aber auch konkret gehalten, lernt man diese beiden Personen kennen. Es spricht einfach so viel Liebe aus den Buchstaben, obwohl auch klar wird, dass nicht alles perfekt läuft. Die Protagonisten gehören einfach zu einander. Da ist so eine Stärke und Tiefe in dieser Kurzgeschichte, dass es mich am Ende wirklich zu Tränen gerührt hat.


Zum lauten Lachen brachte mich dann ‚Biedermanns Bilanz‘, eine Geschichte über einen Mann, der ein sehr erfolgreiches Leben geführt hat und unglaublich reich geworden ist. Sehr sympathisch erschien er mich nicht, trotzdem hat es Spaß gemacht, seine Erinnerungen lauschen und erfahren zu dürfen, wie er zu seinem Vermögen gekommen ist. Am Anfang denkt man noch, es wird das klassische klischeehafte Ende haben, aber dann kommt zum Schluss noch eine großartige, geniale Überraschung, die mich unglaublich viel Spaß gemacht hat.


Und zum Schluss gab es noch eine Geschichte, die mich durch ihre Ruhe besonders gut gefallen hat, nämlich ‚Freunde besuchen‘. Ein Text über eine ältere Frau, die in einem Altersheim wohnt, mit einem Rollator gehen muss und sich trotzdem die Mühe macht, ihre Freunde, die schon verstorben sind, auf dem Friedhof zu besuchen. Während des Lesens hatte ich das Gefühl, das ich neben ihr lief. Es war unglaublich schön und rührend zu erfahren, wie sie an früheren Zeiten dachte, sich an ihren Freunden erinnerte und, was für einen großen Platz der Tod schon in ihrem Leben eingenommen hatte. Der Friedhof, auf dem sie spazierte, wirkte auf mich, wie ein Ort des Friedens, eine Art zweites Zuhause für Frau Bernstein. Sie kannte die Friedhofskatze und die Eichhörnchen und auch die Tiere kannten sie. Und es sind genau diese Details, die mir so gut gefallen haben und mir beim Lesen ein unglaublich starkes Gefühl der Ruhe hervorgerufen haben. Das war großartig.


Aber wie schon geschrieben, es gibt noch andere viele lustige und berührende Geschichten in diesem Buch. Von Märchen bis Realität ist alles mit dabei. Nur der Tod spielt jedes Mal eine entscheidende Rolle, auch wenn es jedes Mal auf eine andere Art und Weise ist. Mir hat es auf jeden Fall außerordentlich gut gefallen, wie der Autor es schafft, ein Thema, das in der Regel mit Trauer und Tristesse behaftet ist, in all seinen Facetten auf lockere Art zu zeigen und den Leser ständig wieder aufs Neue klar zu machen, dass der Tod ein Teil von Leben ist und er früher oder später vor der Tür stehen wird. Absolut lesenswert!

Cover des Buches Die Träumerin (ISBN: 9783968150642)

Bewertung zu "Die Träumerin" von Anne Schröer

Die Träumerin
Lottchenvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Düster, spannend und geheimnisvoll - mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen. Lesenswert!
Eine niedergegangene Stadt mit düsteren Geheimnissen an jeder Ecke

Als ich dieses Buch zum ersten Mal gesehen habe, hat mich sein Umfang doch ein wenig erschreckt. Auch während des Lesens habe ich gemerkt, dass es nicht unbedingt leicht in den Händen lag. Nichtdestotrotz habe ich alle 762 Seiten geliebt. Die Geschichte ist spannend, enthält verschiedene überraschende Wendungen und hat mich als Leser komplett mitgerissen.

In 'Die Träumerin - Gezeichnete der Nacht' lernen wir Marlin kennen. Sie ist eine junge Frau und arbeitet im Hospital in Silberstadt. Einst war diese Stadt unglaublich reich und mächtig, inzwischen total herabgestürzt und von der Außenwelt abgeschottet. Seit dem Großen Fall laufen Nachts tollwütige Bestien durch die Straßen, die alle angreifen und sie auf schrecklichste Weise verletzen. Auf jeden Fall ist es das, was erzählt wird, weil fast alles in Silberstadt, was mit dem Großen Fall und die grausamen Nächte zu tun hat, ist Tabu. Marlin versucht so gut es geht mit der ganzen Situation klarzukommen, bis sie eines Tages selbst fast zum Opfer wird. Ab da kann sie die Fragen nicht mehr zurückhalten und wird langsam klar, dass Silberstadt und seine Einwohner sich in großer Gefahr befinden.

Mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen. Ich mochte Marlin und auch die anderen Protagonisten sehr, weil sie so menschlich sind. Sie alle leben mit einer gewaltigen Angst, sind aber auch wütend, weil es so viele ungeklärte Fragen gibt. Sie haben alle ihre eigene Vergangenheit und Traumata, was dazu führt, dass sie alle eigene Motive verfolgen und unberechenbar werden. Man kann nie komplett sicher sein, ob man jemand trauen kann oder nicht.

Für Marlin war das Ganze die Hölle. Von Anfang bis Ende habe ich mit ihr mitgefiebert, weil ich sie so unglaublich sympathisch fand. Als Leser bekommt man ihr Gefühlschaos hautnah mit und ich kann sie nur für ihren Mut und Willensstärke bewundern.

Weil das Thema so komplex war, hat es mich gefreut, dass alles schön ruhig erzählt wurde. Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass man versucht hat, etwas schneller als notwendig abzuhandeln. Dazu kommt auch, dass das Buch viel Stoff zum Nachdenken liefert. Ist es manchmal besser etwas zu verschweigen oder soll man eher alles offen ansprechen? Was ist wichtiger: die eigene Wunscherfüllung oder das Wohl aller Menschen? In wie fern ist man frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen oder ist alles einfach vorbestimmt? Und so weiter. Wahrscheinlich hatte ich beim Lesen deswegen so viel Spaß, weil es keine deutliche Trennung zwischen Gut und Böse gab, eher Handlungen, die bestimmte Folgen mit sich brachten und die Frage, wie man jetzt am besten damit umgehen sollte. 

Aber nicht alles im Buch ist komplett düster und hoffnungslos. Neben dem Angst, den Geheimnissen und der Verzweiflung gibt's auch Hoffnungsschimmer. Der neue Arzt Tom Stark zum Beispiel, der eines Tages am Rande der Stadt erscheint und es schafft die kompliziertesten Verletzungen zu heilen (und in der Marlin sich halsüberkopf verliebt) oder der Kater, der aus dem Nichts bei Marlin zu Hause auftaucht und für sie da ist, als sie sie braucht oder Phyllis, die unerschüttliche Arbeitskollegin von Marlin, die einen unglaublichen Positivismus ausstrahlt, dass man einfach nicht anders kann, als davon angesteckt zu werden, sind Lichter in der Dunkelheit, die mir als Leser super gefallen haben, weil die Handlung deswegen ein wenig aufgelockert wird und man, obwohl alles ziemlich dunkel und hoffnungslos erscheint, trotzdem merkt, wie auch ein lächeln es schafft, sich auf dem Gesicht zu bilden.

Insgesamt ist es einfach zu viel zu beschreiben. Es ist eine ungeheuer spannende Geschichte voller Emotionen, starke Persönlichkeiten und unerwartete Wendungen inmitten einer gefallenen Stadt, die mir sehr gut gefallen hat und ich deswegen warm weiterempfehlen kann.

Cover des Buches Julia und der Hai (ISBN: 9783743213777)

Bewertung zu "Julia und der Hai" von Kiran Millwood Hargrave

Julia und der Hai
Lottchenvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Ein tiefberührendes Meisterwerk
Ein berührendes Meisterwerk

'Julia und der Hai' wurde zwar als Kinderbuch geschrieben und veröffentlicht, ist aber so intens und emotionsgeladen, dass es auch mich als Erwachsene sehr mitgenommen und inhaltlich nicht unterschätzt werden darf. Es ist wunderschön illustriert, lyrisch geschrieben und reißt einem beim Lesen den Boden unter den Füßen weg. Deswegen wäre es meiner Meinung nach nicht verkehrt, dass wenn ein Kind dieses Buch liest, man als Erwachsene auch noch mal das Gespräch sucht und über das, was Julia passiert, spricht. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall sehr mitgenommen.

In diesem wundervollen Buch geht es um Julia, die mit ihrer Familie für einen Sommer in einem Leuchtturm auf die Shetlandinseln zieht. Da versucht ihr Vater den Leuchtturm anhand eines Computerprogramms automatisch funktionieren zu lassen, während Julias Mutter sich auf der Suche nach dem uralten Grönlandhai macht. Julia schließt Freundschaft mit Kin, merkt aber schnell, dass er nicht ziemlich beliebt ist. Dazu kommt noch, dass es mit dem Forschungsprojekt ihrer Mutter nicht so wie geplant läuft und sie sich irgendwie immer komischer verhält.

Julia selbst erzählt hier von den Ereignissen in diesem Sommer. Sie schreibt über das was passiert und, wie es ihr dabei geht. Das macht sie nicht immer direkt, aber durch die poetische Sprache spürt man, wie verloren sie sich oft fühlt. Ihre Verwirrung, ihre Angst und ihre Wut springen einem beim Lesen nicht ins Gesicht, graben sich aber tief unter die Haut ein und lassen einen nicht mehr los. Oft hatte ich Lust, die Erwachsenen mal durcheinander zu schütteln und sie zuzuschreien, dass sie endlich mal Klartext reden sollten, damit auch Julia weiß, was los ist. Damit hätte man auf jeden Fall einiges verhindern können.

Mir ging das Buch sehr nah. Julia ist super sympathisch, aber befindet sich im Auge eines Sturms. Einerseits wird sie damit konfrontiert, wie ihr neuer Freund Kin gemobbt wird, was dazu führt, dass gefühlt jedes Mal, wenn Julia etwas sagt oder tut, sie ins Fettnäpfchen tritt. Andererseits merkt sie zwar, dass etwas mit ihrer Mutter nicht stimmt, weiß aber nicht genau was los ist. Ihr Vater versucht sie immer wieder zu vertrösten, aber trotzdem bekommt sie ständig das Gefühl, dass sie Schuld sei. Es sind also schwere Themen, die besprochen werden, die durch die düsteren Illustrationen von Tom de Freston und die großartige Gestaltung des Buches noch mehr Tiefgang bekommen.

Meiner Meinung nach ist dieser Roman ein kleines Meisterwerk. Ich mochte die Insel und den Leuchtturm, in den Julia und ihre Familie ziehen. Ich mochte die düstere Atmosphäre und die lyrische Sprache. Und ich mochte es so unglaublich sehr, dass endlich mal jemand es geschafft hat, die Themen Mobbing und bipolare Störung auf so eine großartige Weise in einem Buch zu verarbeiten, dass man auf direkte Weise spürt, was das mit einem Mädchen wie Julia machen kann und wie wichtig es ist offen darüber zu reden. Es ist ein Buch, das mir die Tränen in die Augen getrieben hat, ich aber nicht aus den Händen legen konnte. Einfach unglaublich lesenswert!



Cover des Buches China nach Mao (ISBN: 9783608986686)

Bewertung zu "China nach Mao" von Frank Dikötter

China nach Mao
Lottchenvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Unglaublich interessantes Buch mit einem wirtschaftlichen Schwerpunkt. Lesenswert!
Die Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnten

Mit China hatte ich mich bisher noch nicht näher auseinandergesetzt. Was in den Medien erzählt wird, bekommt man natürlich mit, aber dieses Buch gibt einen viel tieferen Einblick, was mir sehr gut gefallen hat.


Frank Dikötter schafft es auf eine angenehm leserliche Weise über Chinas Entwicklung seit dem Tod Maos zu schreiben. Obwohl ich noch nicht viel über dieses Land wusste, konnte ich trotzdem gut folgen. Ein gewisses Wirtschaftsgrundwissen ist aber erforderlich, um alles zu verstehen, weil das hier eine sehr große Rolle spielt. Beim Lesen wurde mir klar, dass alles, was in diesem Land passiert, mit dem Gedanken eine erfolgreiche Wirtschaft aufzubauen und auf dieses Weise seine Machtposition zu stärken zusammenhängt. Oft war ich geradezu entsetzt, weil man merkt, dass die führende Politiker, die wichtige Entscheidungen treffen, eigentlich überhaupt keine Ahnung haben von irgendeinem Wirtschaftsmodell. Sie machen einfach, richten Schaden an und hoffen, dass es sich von alleine wieder löst. Es wird klar, dass dieses Land, obwohl unglaublich mächtig und nicht zu unterschätzen auf sehr viele Illusionen gebaut ist und daher auch ökonomisch extrem instabil.


Aber nicht nur über die chinesische Wirtschaft wird geschrieben, auch wichtige historische Ereignisse werden beschrieben. Als Leser wird man gezeigt, wie oft die Bevölkerung Chinas sich für demokratische Werte eingesetzt hat und wie oft sie enttäuscht worden sind: Proteste werden brutal aufgelöst, es gab und gibt Umerziehungslager und Hinrichtungen. Trotzdem haben viele im Ausland irgendwie immer noch daran geglaubt, dass China sich in einer demokratischen Marktwirtschaft ändern würde. Die chinesische Politiker haben es aber schlau gespielt und der Patriotismus benutzt, um ihre Bevölkerung Linientreu zu machen und auch im Buch wird diese Entwicklung schön beschrieben. Da merkt man, dass, wo es am Anfang noch mehr offenen Proteste und Zuneigung für den Ausland gab, sich das gewandelt hat und Ausländer inzwischen von vielen eher argwöhnisch betrachtet werden.


Insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch über die Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnte. Es hat einen wirtschaftlichen Schwerpunkt, ist aber gut zu lesen, auch wenn man sich mit diesem Land noch nicht intensiv auseinandergesetzt hat. Empfehlenswert.

Cover des Buches An und für sich (ISBN: 9783948887629)

Bewertung zu "An und für sich" von Dirk Bernemann

An und für sich
Lottchenvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Ein großartiges, unglaublich kräftiges Buch, das aber ziemlich hart ankommt. Absolut lesenswert!
Kurz und kräftig

In 'An und für sich' lernen wir viele verschiedene Menschen kennen. Die Kapitel sind nach Monaten benannt und wir lesen uns quasi durch das Jahr. Jedes Kapitel begegnen wir eine neue Person. Wir werden konfrontiert mit ihren Gedanken und Gefühle, die so treffend beschrieben sind, dass man als Leser sehr intensiv ihre Ängste, ihre Hoffnungen und ihre Tristesse spürt, weil das ist es leider, was den meisten von den Geschichten vereint: sie sind tieftraurig.

Es handelt sich jedes Mal um ganz gewöhnliche Menschen, die uns einen Einblick in ihrem Leben gewähren. Die Frau zum Beispiel, die sich um ihren dementen Vater kümmert, weil sie Angst hat für das, was ihm in einem Pflegeheim passieren könnte, aber mit der Situation eigentlich schon längst nicht mehr klarkommt. Oder der Mann, der sich nach Liebe sehnt, sich auf seine Verabredung mit einer Online-Bekanntschafft freut, die dann aber in letzter Sekunde absagt. Oder das Kind, dass im Maisfeld spielen geht, gerade dann, als die Ernte eingefahren wird und mit einem Todesangst konfrontiert wird.

Aber es ist nicht alles düster. Oft habe ich mich dabei ertappt, während des Lesens manchmal ein Lächeln im Gesicht zu haben. Es ist die Art und Weise, wie alles beschrieben wird, die Gedanken der Figuren in dem Buch, die einem manchmal allzu bekannt vorkommen oder die Situationen, die so wiedererkennbar sind. Dabei denke ich zum Beispiel an der Szene, in der der Protagonist an einer Veranstaltung vorbeikommt, wo es um das Klima geht. Der Schriftsteller schafft es da unglaublich gut die Atmosphäre einzufangen und die Zuhörer und ihr Benehmen zu beschreiben. Das hat mir unglaublich gut gefallen.

Was ich auch großartig fand, ist, dass die Texte auf subtile Weise miteinander in Verbindung stehen. In Januar passiert was und in Februar wird dann daran angeknüpft. So ist es auch mit den anderen Monaten. Es ist aber nicht so, dass dann einfach jedes Mal wieder eine Person vom vorherigen Monat auftaucht oder noch tief auf das Vergangene eingegangen wird. Meistens ist es einfach eine Erwähnung oder ein Wiedererkennen, basiert auf dem, was irgendein anderer Person erzählt. Das hat auch dazu geführt, dass ich oft mal das Gefühlt hatte eine kalte Dusche zu bekommen, weil man auf diese Weise oft im Nachhinein erfährt, wie es den Protagonisten, mit denen man eigentlich schon abgeschlossen hatte, nach dem Ende ihres Textes noch ergeht.

Insgesamt ein großartiges Buch, dass Vieles in sich vereint. Es ist gut geschrieben, spannend und stellt Themen wie z.B. Einsamkeit, Liebe, Überforderung und die Schnelligkeit der heutigen Gesellschaft auf extrem berührende und schmerzhafte Art dar. Mich hat es sehr beeindruckt, dass die Texte, obwohl sie in der Regel ziemlich kurz sind, so viel Kraft in sich tragen. Es ist wie eine Wucht, der einem beim Lesen von der Couch fegt. Meiner Meinung nach absolut lesenswert.

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