LucyAnn

Hat dir auch schon mal jemand erzählt, oder hast du irgendwo gelesen, dass du „deine Komfortzone verlassen“ müsstest, um weiterzukommen und erfolgreich zu sein?
Genau das hat die Autorin Kristen Butler (@positivekristen) lange versucht, und aus ihren Erfahrungen heraus widerlegt sie diese Theorie und erstellt ein neues Konzept – wie wir, während wir uns sicher und zufrieden fühlen, stressfrei in unserer Komfortzone das erreichen, was wir erreichen wollen – und die Komfortzone dabei langsam ausdehnen.

Kristen erklärt, dass die Annahme, man müsse seine Komfortzone verlassen, „völlig gestresste Workaholics“ hervorbringe, die unerfüllt und voller Angst sind und die sich schuldig fühlen, wenn sie sich einmal ein kurzes Ausruhen gönnen. Mit anderen Worten: Deren Nervensystem nicht mehr im gesunden Gleichgewicht, sondern dauerhaft im Fight-Flight-Mode (Kampf-Flucht-Modus) ist. Das sieht man deutlich an der Zunahme von psychischen Erkrankungen.
Kristen war selbst in diesem Hamsterrad gefangen, bis es sie krank gemacht hat, und hat irgendwann gemerkt: Unser Verständnis der Komfortzone ist falsch oder bestenfalls unvollständig.
 Daher hat sie einen Ratgeber entworfen, der Schritt für Schritt helfen soll, die eigene Komfortzone (und die beiden Zonen drumherum) kennenzulernen, den eigenen Weg festzulegen und ebenso das Ziel. All das untermauert sie mit zahlreichen gut erklärten Übungen und Werkzeugen – einige bekannt, einige weniger. Auch bekannte Tools wie z.B. Affirmationen beleuchtet sie neu, was dem Buch großen Mehrwert gibt.

Ich folge schon einige Jahre Kristens Seite „powerofpositivity“ auf Instagram und kenne ihren Ansatz, weswegen ihr neues Buch meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Generell ist für mich die Komfortzone immer Definitionssache gewesen – mir war schon vorher klar, dass es Priorität Nr. 1 ist, sich wohlzufühlen und aus dieser Perspektive heraus seine Komfortzone zu erweitern. Allerdings hört man dieses „Raus aus der Komfortzone“ an jeder Ecke, daher hat mich die Gegenthese sehr angesprochen – und es hat sich gelohnt, ich kann es jedem Interessierten sehr ans Herz legen!

Das Buch ist sehr übersichtlich und logisch aufgebaut. Es ist dafür gedacht, es chronologisch zu lesen, wozu ich auch unbedingt raten würde. Zwischen dem Fließtext sind Übungen, um die Theorie direkt in die Praxis umzusetzen. Wichtige Zitate aus dem Fließtext sind immer wieder groß hervorgehoben, die Übungen sind in grau hinterlegten Kästchen. Besonders hilfreich fand ich die kurze Zusammenfassung am Ende jeden Kapitels mit Ausblick auf das nächste Kapitel. So findet man sich in dem von Kristen Butler benannten „Create-with-Comfort-Prozess“ gut zurecht.

Zur deutschen Übersetzung: Die „complacement zone“ wurde mit „Selbstzufriedenheitszone“ übersetzt, worüber ich bis zum Ende gestolpert bin, weil es für mich inhaltlich diese Zone nicht so recht beschreibt. Ich hätte sie eher „(Selbst-)Gefälligkeitszone“ genannt.
Was ich toll an der deutschen Übersetzung finde, ist der angepasste Titel (engl.: The Comfort Zone) und der sehr aussagekräftige Untertitel!

Alles in allem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen, da es sowohl leicht zu lesen und verstehen ist als auch praktische Hilfe für die Umsetzung bietet. Dazu wirklich brauchbare Tipps, die das Leben von Grund auf verändern können.
Besonders wertvoll wird es dadurch, dass die Autorin aktuelle Erkenntnisse der Gehirnwissenschaft und Neuroplastizität miteinfließen lässt.

Die Geschichte von Rebecca & Leo.

Ich liebe die Green-Valley-Reihe und ihr sehr gemütliches, familiäres Kleinstadtsetting. Besonders zu schätzen weiß ich die Bemühungen der Autorin, nicht zu viel Drama in die Storys einzubringen. Daraus ergeben sich lockere, leichte und wohltuende Unterhaltungsromane, zu denen man auch gern ein zweites Mal greift.
In diesem Band wird die Vorweihnachtszeit so geschildert, wie man es von einem Wohlfühl-Weihnachtsbuch erwartet, samt wunderschöner (und auch witziger) Illumination des großen Dorfbaumes und Krippenspiel. Das Setting ist wirklich gelungen und hüllt einen in Christmas-Vibes, ohne kitschig zu sein.

Was mir an diesem Band leider nicht so gefallen hat, war Rebecca. Wir haben Rebecca schon vorher kennengelernt, sie ist Noahs Schwester. Aber die Rebecca in diesem Band war eine ganz andere als vorher. Bisher war sie die eher brave, sehr gelassene Tochter des Reverend, die in die Fußstapfen des Pastorvaters treten will und die immer vernünftig und fröhlich ist.
In diesem Band lernen wir eine unregulierte, missgelaunte, unfassbar aufbrausende Rebecca kennen, die oft schnippisch, pessimistisch und schnell verzweifelt ist, besonders im Umgang mit Leo, aber auch mit ihrer Familie. Natürlich kann man ihr ihre derzeitige Lebenssituation zugute halten (ohne zu spoilern: ihr Leben steht ein wenig Kopf, außerdem versucht sie, ein kleines Kindheitstrauma zu überwinden), aber auch dafür fand ich es zu intensiv und habe die Rebecca, die ich in den Vorbänden kennengelernt habe, nicht wiedererkannt. Schade.

Dennoch eine süße Geschichte mit einem netten Ende, aber meiner Meinung nach bisher die schwächste Pärchengeschichte der Reihe.

Die 1930er und 40er Jahre in Frankreich, England und den USA aus Peggy Guggenheims Augen:

Dieses Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Grundsätzlich war es sehr spannend und kurzweilig, in Peggys Lebensgeschichte einzutauchen. Sie war eine faszinierende Frau mit sehr modernen Ansichten für ihre Zeit, ambitioniert und kunstverliebt. Besonders beeindruckend war ihre Auffassung, Kunst jedem zugänglich zu machen und nicht nur einem ausgewählten Kreis.
Was ich sehr schätze, ist, dass die Autorin sich so nah wie möglich an die echten historischen, gut dokumentierten Ereignisse gehalten hat, weil man somit mühelos Fakten erlernt und erlebt und in die wirkliche Atmosphäre dieser Zeit eintaucht. Die Ereignisse zu Beginn des Krieges in Frankreich zum Beispiel, die Flucht von so vielen Menschen übers Land, das Bunkern von Benzin, die verstopften Hauptstraßen und vollen Züge, die Bemühungen, aus Europa hinauszukommen ... es ist bedrückend, aber wirklich anschaulich beschrieben.
Die Kunstkreise, die Künstler und ihre Werke werden detailliert und lebendig geschildert, und ich habe immer wieder online nachgeschlagen, um Personen oder Werke auch als Bild vor Augen zu haben. Die Menge der Protagonisten, Künstler, Ereignisse hat mich allerdings manchmal etwas überfordert. Es war zu viel und zu schnell.

Peggys Persönlichkeit, ihr privates menschliches Leben, kam mir ein wenig zu kurz. So schillernd und farbig sie als Geschäftsfrau und Kunstliebhaberin ist, so blass blieb sie für mich sonst. Mit Ausnahme vielleicht der Männergeschichten, wo man immer mal in ihre (fiktive) Seele blickt. Aber als Person wurde sie für mich nicht richtig fassbar. Ich habe mich z.B. gefragt, wie ihre Kinder sie sahen, die ja immer wieder in der Geschichte mit dabei waren. Irgendwie schien da keine rechte Verbindung zu sein. Zumindest nicht mehr als zu einer entfernten Tante, eine Bezugsperson ist sie für sie nicht.
 Für mich hätte das direkte Umfeld von Peggy etwas mehr ausgeleuchtet sein müssen (hier auch gerne mit fiktiven Details, Gesprächen, Gefühlen), damit die Geschichte etwas Lebensnahes, Echtes bekommt. Auch ihr Exmann Laurence mit seiner neuen Familie ist so ein Beispiel. Ich verstehe, dass das in diesem Fall schwer ist, weil man sehr viel in das Buch hineinbringen wollte - Kunst, historische Ereignisse, Peggys Männergeschichten - aber für mich fehlt hier einfach gefühlsmäßig etwas, der Spot ist zu schmal, um sie zu einer nahbaren Person zu machen.

Mit dem Schreibstil hatte ich meine Probleme. Ich fand es nicht direkt flüssig zu lesen (wenn auch nicht gegenteilig!), und es "sprang" mir ein bisschen zu viel hin und her. Meiner Meinung nach fehlen innerhalb der Kapitel die Gliederungen durch Sternchen, die sonst oft verwendet werden, damit man merkt, jetzt wechselt die Zeit, der Ort. Oft habe ich einen Satz gelesen, dann kam eine Leerzeile und plötzlich steckte ich eine Woche später in der Geschichte. Das hat mich das eine oder andere Mal etwas verwirrt. Auch ging mir die ganze Geschichte etwas zu schnell - ein Kapitel endet, und am Beginn des neuen sind oft schon wieder Monate vergangen. Es war ein wenig das Gefühl, im Schnellzug zu sitzen und die Geschichte vorbeibrausen zu sehen.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte sehr gelungen und ich bin gern darin eingetaucht. Zweifellos habe ich auch einiges dabei gelernt! Gerade für Kunstliebhaber ist dieses Buch eine Empfehlung wert.

Band 2 ist eine großartige Weiterführung von Sophias Geschichte in den 1930er Jahren, die einige Wendungen und Überraschungen enthält. Beendet wird sie wieder mit einem Cliffhanger.
 Dass ich das doch recht dicke Buch (über 570 Seiten) in wenigen Tagen durchgelesen habe, spricht sowohl für die Konzeption der Story als auch für den wirklich flüssigen, guten Schreibstil (wie man ihn eben von Corina Bomann kennt, ich bin auch ein großer Fan ihrer anderen Bücher).

Die Geschichte befindet sich auf demselben Niveau wie der erste Band, aber ist in ein völlig anderes Setting gebettet, was beide Bände sehr attraktiv macht (und Lust auf den dritten Band schürt!). Wir finden uns in Paris, New York, Maine und kurzzeitig in Berlin wieder.
Der Spannungsbogen ist diesmal nicht ganz so straff; mit den unregelmäßig eintreffenden Briefen von Monsieur Martin wird versucht, die Spannung immer etwas hochzuhalten, was aber nicht ganz zufriedenstellend gelungen ist, wie ich finde.

Sophia ist eine Protagonistin, in die man sich sehr gut hineinversetzen kann (was durch die Ich-Erzähl-Perspektive unterstützt wird), und sie ist auch nicht zu realitätsfern gezeichnet. In dieser Kosmetik-Welt hätte die Autorin sie gut und gern als strahlend hübschen Mittelpunkt jeder Star-Party beschreiben können, aber Sophia steht mit beiden Beinen im Leben, ist vernünftig und geerdet, hat Prinzipien und bleibt ihnen auch treu; sie ist hübsch, aber nicht zu unrealistisch hübsch, trägt eine Brille (was damals wohl noch ein Problem in der Kosmetikbranche war, zumal modische Brillen erst langsam aufkamen!) und behandelt alle Menschen gleich, ob sie hohe Chefs einer Firma oder Bedienstete sind.
 In diesem Band verfolgt man mehr und mehr ihre Entwicklung von der blutjungen Studentin, die sie in Band 1 war, zu einer reifen Frau, die weiß, was sie möchte.

Einige Fragen – wenn nicht die wichtigste Frage – bleiben aber auch nach Band 2 offen und deuten auf das große Finale hin.

Ich habe fast alle bisherigen Bücher von Teresa Simon schon gelesen, mit wechselnder Vorliebe – sie sind alle gut geschrieben und sehr genau recherchiert, teilweise war mir der Hang zu Dramatik und Düsterheit aber zu ausufernd und erdrückend.

Dieses Buch mit Wienbezug wollte und musste ich aber lesen, da ich lange dort gewohnt habe. Und ich bin absolut begeistert und berührt.
Mir haben beide Erzählstränge sehr gut gefallen, sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit, wenngleich sich die Vergangenheit natürlich sehr viel aufregender und ereignisreicher darstellt.
Ich mochte auch das Rätselraten um die Familienbeziehungen der Protagonisten (und habe fleißig mitgeraten).

In der Gegenwart geht die 30-jährige Paulina Wilke in Wien der Spur des Tagebuchs der jungen Luzie Kühn nach, die als Halbjüdin 1936 wegen des immer größeren Einflusses der Nazis von Berlin nach Wien umgezogen ist. Aber wird sie dort lange sicher sein?
Beide Zeitebenen spielen somit zu einem großen Teil in Wien, und gerade wenn man viele der erwähnten Plätze, Denkmale und Restaurants/Cafés kennt, zieht einen die Geschichte doppelt in den Bann. Ich plane sogar eine Wientour auf Luzies und Paulinas Spuren, ich habe mir einige der Schauplätze extra notiert. Auch auf Karten und Streetview-Fotos habe ich mir so manche Orte und Hausfassaden angesehen, und sie passen auch in dieser Geschichte wieder exakt zur Realität und zeigen die seriöse Recherche der Autorin auf.
Sich einem Buch und einer Geschichte so nah fühlen zu können, macht für mich ein gutes Buch aus. Wenn es zudem noch informativ und auf so mühelose Weise lehrreich ist, bekommt es seine 5 Sterne!

Was ich an Teresa Simons Büchern sehr schätze, ist der Bezug eines jeden Buches zu einem kulinarischen und/oder künstlerischen Thema. Diese Anregung aller Sinne macht die Bücher zu etwas Besonderem. Für Genießer sind auch hinten in diesem Buch wieder Rezepte abgedruckt, die teils auch in der Geschichte Erwähnung gefunden haben.
 Ein besonderes „Schmankerl“ sind die vielen Wiener/österreichischen Dialektbegriffe, die die Autorin auf amüsante Art in die Geschichte einstreut.

Dieses Buch kann ich von Herzen empfehlen!