Bewertung zu "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" von Nina George
„Das Lavendelzimmer“ ist um die Welt gegangen. Jean Perdu und seine literarische Apotheke verzauberte die Menschen. Und nicht nur das. Nina George bescherte allen Begeisterten das Lieblingsbuch von Jean Perdu „Südlichter“.
2023, Jahre später, im April und das ist kein Scherz, ist die Fortsetzung erschienen. Es darf gelesen, gefühlt und genossen werden, wie es mit Jean Perdu weitergeht. Auch „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ wird die Menschen berühren. Vermutlich sollte jeder Mensch dem Ruf der eigenen Seele folgen. Jean Perdu drängt mit Hilfe einer Botschaft des Schriftstellers José Saramago ins Bewusstsein, dass er mit seinem Bücherschiff, der literarischen Apotheke, nach Paris gehört und auf geht es. Begleitet wird Perdu von Max Jordan. Weitere liebenswerte Figuren gesellen sich dazu. Gemeinsam erleben sie dies und das, stehen vor dem einen oder anderen Rätsel, müssen die Herausforderungen des Lebens meistern. Die Buchapotheke eint sie. Bücher sind Perdus Leben und welche Buchliebhaberin und welcher Buchliebhaber versteht das nicht? Neben der Fahrt aus der Provence nach Paris widmet sich Jean Perdu einer Enzyklopädie. Helfend zur Seite stehen ihm beim Schreiben einer Enzyklopädie über kleine Gefühle Pauline Lahibibi und Jean Bagnol. Es wird ein Handbuch für literarische Pharmazeuten und Pharmazeutinnen. Das mag sein, aber ich muss widersprechen. Es ist auch tauglich für Lesende ohne Pharmaziebedürftigkeit. Eine zauberhafte Enzyklopädie, die gerne aus dem Buch „Das Bücherschiff des Monsieurs Perdu“ ausgekoppelt werden darf, gerne in Form eines schmucken Büchleins. Dieses Zauberwerk ist für alle buchaffinen Menschen ein Schmuckkästchen, voller Gedankenperlen. Bücher sind tröstlich, treue Begleiter für meditative Stunden, Weltenflucht und Rettungsinseln. Nina George lässt wissen, dass sie über Büchertrost immer wieder erzählen möchte. Das ist beruhigend zu lesen, denn ihre Bücher werden geliebt und ich bin dankbar für die Fortsetzung der Geschichte von Jean Perdu. Jedes Wort dieser einzigartigen Enzyklopädie der kleinen Gefühle spricht zutiefst meine Bücherseele an und so wird es anderen Menschen ebenso gehen. Öfter aus dem Buch auftauchen, Perdus Reise unterbrechen und das Gelesene über Gefühle überdenken. Viele wundervolle Sätze werden an eigene Gedanken ankoppeln und die Leselust, die Bücherliebe weiterwachsen lassen. Ist Lesen nicht essenziell? Besagte Enzyklopädie kann wohldosiert genossen werden, denn sie verbirgt sich häppchenweise hinter den Kapiteln der Geschichte des Jean Perdu und seinem Schiff Lulu.
Während die Schwierigkeiten des Vater Werdens, strenge Hafenkontrolleure, die Planung eines Rendezvous Litteraire und vieles mehr miterlebt werden, schleichen sich Gedanken, Erwägungen und Erklärungen und vor allem die Figuren ins Leseherz.
Das Buch aufgeschlagen, fünf Seiten weitergeblättert, die ersten Worte gelesen und schon zieht der Duft von Rosmarin und Lavendel in die Nase. Wort für Wort, Gedanke um Gedanke, Gefühle strömen unsichtbar aus dem Buch, umhüllen wohlig die Seele. Saramago lässt Perdu wissen „Es kommt immer nur auf den Schreibenden und den Lesenden an, die beiden treffen sich auf der Brücke der Worte und haben für einen Moment etwas gemeinsam.“ Treffender hätte es Nina George Saramago nicht sagen lassen können. Die Frage ist doch wie man über Bücher denkt, selber, nicht irgendeiner. Was kann ein Kritiker bewirken? Dazu hat Giovanni Guareschi folgendes gesagt „Ein Kritiker ist eine Henne, die gackert, wenn andere legen.“ Ein Buch will wertgeschätzt werden. Es möchte empfohlen werden. Und sollte es wem nicht gefallen, dann bittet das Buch um Stillschweigen, damit es von dem Menschen gefunden werden kann, dem es eine gute Zeit schenkt. Bücher spiegeln gelebte Jahre und jedes will beachtet werden. So kann ich nur zustimmend nicken, wenn ich in der Enzyklopädie der kleinen Gefühle in Kapitel H unter „Heimatsuchende“ folgende Worte lese: „Bücher sollen dem gefallen, der sie liest. Nicht irgendeiner Entität, die beeindruckt werden soll.“ Dieses Buch lesen ist wie eine Reise durch das eigene Bücherleben. Vertraute Gedanken und doch aus einem anderen Blickwinkel wortreich, vielfältig und zauberhaft intensiv von Nina George zu Papier gebracht. Kapitel O – Leseort lässt ahnen, warum es bevorzugte Schriftsteller und Schriftstellerinnen gibt. „Der Mensch, der ein Buch geschrieben hat, und der lesende Mensch sind über Gedanken, Wörter, Erinnerungen und Träume miteinander verbunden, ……“
Je weiter die Lesestrecke zurückgelegt wird, je mehr versinke ich in die Schönheit dieses Buches. Wie tröstlich „Vom Sammeln“ zu lesen. Das Ansammeln von Büchern und ein Ende ist nicht absehbar. Nina George hat eine Hommage an das Lesen, an Bücher und das Leben geschrieben. Sie lässt ihre Figur Jean Perdu in ein Lebensabenteuer aufbrechen und so kommt er in Paris als ein veränderter Mensch an, der sich Neues traut. Rückkehr kann ein Ankommen im Hier und Jetzt sein und manchmal braucht es ein Zurück, um weitergehen zu können. Die Zukunft gestaltet sich aus der Vergangenheit. Am Ende traut sich Jean Perdu und Nina George hat sich eine Spielerei erlaubt, die ich nicht verraten werde, die mich aber zum Schmunzeln gebracht hat. Lesefreudigen Menschen empfehle ich dazu die Bücher von Jean Bagnol und dem Verlag, bitte doch auf weitere Folgen mit Commissaire Mazan zu drängen.
Jean Perdu gleitet mit seiner Lulu durch das Flusswasser wie Champagner geschmeidig über die Zunge die Kehle hinunterperlt. Eine perfekte Perlage von der ersten bis zur letzten Buchseite.
Auf dieses Buch „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ einen Champagner – á votre Santé!
Ich trinke auf Jean Perdu und Catherine, Jean Bagnol, Nina George, auf die Liebe zu Büchern, die kleine Gefühle leben lässt und die Seele zum Klingen bringt.