„The Grain of Guilt“ erinnert daran, wie kurz das Leben ist und wie wichtig, das zu tun, was man liebt. Genau das macht Autorin Toni Mella sich in ihrem neuen Buch zur ersten Priorität. Für mich ist es das erste Buch der Autorin und ich war gespannt, gerade weil die Autorin selbst Ärztin ist und so fundierte Kenntnisse im medizinischen Bereich einbringen konnte, als auch was den Alltag einer jungen Ärztin betrifft.
Die empathische Hamburgerin Marie möchte weg von dem Klischee die „Tochter von…“ ihrem berühmten Arztvater zu sein. Leider muss sie schon zu Beginn feststellen, dass sie den Namen Bender auch in München nicht los wird und Schatten auf ihre selbst erarbeiteten Talente wirft. Leider war ihre Kindheit geprägt von sehr kalten Eltern, einer Erziehung, bei der sie sich einiges erarbeiten musste, was dann wenig gewürdigt wurde und mit dessen Bewältigung sie heutzutage immer noch zu kämpfen hat – und das nicht gerade auf gesunde Art und Weise. Dazu kommt im neuen Umfeld natürlich auch noch Menschen, die immer wieder auf dem Namen des begnadeten Vaters herum reiten, Marie das Leben verdammt schwer machen.
So ist Lionel Colbert für die junge Frau ein ganz schön harter Brocken. Doch dieser kämpft eben mit seinen eigenen Päckchen, lässt das an den falschen Personen aus und das Marie ihm dann auch noch in seiner wohlverdienten Freizeit vor die Nase gesetzt wird, ist umso ärgerlicher. Schade, dass Lionel nicht so charmant, freundlichen und witzig sein kann, wie sein jüngerer Bruder Matthias. Wo Lionel harsch und wortkarg ist, hat Matthias immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Doch die zwei Geschwister halten zusammen, haben sie doch eine sehr starke Verbindung aufgrund ihrer Vergangenheit…
Leider muss ich gestehen, dass mir hier die romantische Verbindung und vor allem der Aufbau zu dieser absolut zu kurz gekommen ist. Auch die tiefgründigen Themen, die Autorin Toni Mella anschneidet sind interessant, aber erhalten nicht genug Raum um emotional zu wirken oder sich aufarbeitend zu erklären. Ich konnte dem Spannungsbogen definitiv was abgewinnen und habe mich öfters im Daumen drücken für gewisse Momente verloren, die mich ganz schön überrascht haben, aber für die Lovestory fehlte einfach etwas, um mich zu überzeugen.
Beide Charaktere kämpfen mit der Vergangenheit, kämpfen selbst jetzt in der Gegenwart, doch ob sie es schaffen sich gegenseitig zu sehen und eine reale Chance zu geben? Wer weiß. Ich hoffe die lernen beide, das man mehr ist, als ein Vorurteil oder eine Diagnose.