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Lust_auf_literatur

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Cover des Buches Trauriger Tiger (ISBN: 9783423284226)

Bewertung zu "Trauriger Tiger" von Neige Sinno

Lust_auf_literaturvor 8 Stunden
Kurzmeinung: Ergreifend und bereichernd
Trauriger Tiger

Um es gleich ganz deutlich zu machen: in dem Buch, das ich dir im folgenden vorstelle, geht es um den jahrelangen sexuellen Missbrauch von Sinno durch ihren Stiefvater, der vermutlich bereits begann als sie sieben Jahre alt war.


In ihrem autofiktionalen Text nähert sie sich ihrer Vergangenheit und den Geschehnissen auf intellektueller und intertextureller Ebene. Das heißt, sie sucht in verschiedenen anderen literarischen Werken nach Parallelen und Querverweisen, nach den verschiedenen Möglichkeiten der Annäherung an das Thema und nach den verschiedenen Facetten der Darstellungsarten und ihrer Wahrheiten.


Und so lande ich wieder bei „Lolita“ von Nabokov, was ich sehr passend finde, da sich  Sinnos Buch somit nahtlos an meine Lektüre des fiktiven „Bye Bye Lolita“ von Lea Ruckpaul anschließt.



Der sexuelle Missbrauch in „Trauriger Tiger“ ist allerdings nicht fiktiv. Sinno wird in den Jahren ihrer Kindheit und frühen Jugend immer wieder von ihrem Stiefvater vergewaltigt. In jedem Zimmer des Hauses. Als junge Erwachsene vertraut sie sich ihrer Mutter an und sie gehen zur Polizei. Eine Anzeige erfolgt und danach tatsächlich eine Anklage und ein Prozess. Der Stiefvater ist in großem Umfang geständig und kann deshalb zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden.

Was ist er für ein Mann? Was sind das für Männer, die anderen Menschen so etwas antun. Das ist eine der Fragen, denen Sinno versucht auf den Grund zu gehen. Aber kann es darauf eine Antwort geben? Es ist die Frage, die in meinem Kopf auftaucht, wenn ich die nur aktuellen Schlagzeilen zu Sean „Diddy“ Combs und Gisèle Pelicot lese. Die mögliche Antwort, auf die Sinno immer wieder zurück kommt, trifft mich und ich fühle die Wahrheit darin, wenn auch nicht die Universalität. 


“Sie vergewaltigen, weil sie es können, weil die Gesellschaft es ihnen ermöglicht, weil man es ihnen erlaubt, und weil ein Mann, dem man einen Freibrief fürs Vergewaltigen erteilt, eben vergewaltigt.”


Dabei geht Sinno in ihren Reflexionen nie den Weg der Vereinfachung. Sie wägt sorgfältig ab, denkt in viele Richtungen, ist in der Lage, verschieden Perspektiven einzunehmen. So beispielsweise auch in der Frage nach der Schuld ihrer Mutter. Sie wählte diesen Mann zum Partner, hatte viele Jahre keine Ahnung von dem Missbrauch und doch unterstützte sie Sinno vorbehaltlos beim Gang zur Polizei und bei der Anklage.


Ich bewundere und schätze Sinnos Buch wirklich sehr. Ich bewundere ihren Mut, sich philosophisch und intellektuell so weit in dieses Thema, das sie so stark persönlich betrifft, hineinzuwagen. Ich spüre förmlich die Arbeit und die lange Suche, die in ihr Buch eingeflossen sind, aber auch ihre Stärke und ihre Resilienz, die sie sich nie auf diese Art aneignen wollte. Ihr Buch und ihre Überlegungen sind, wie sie selbst sagt, die Perspektive des Opfers und ich wollte sie lesen. Sie war mir wichtig und hat mich gerade am Schluss emotional nachhaltig ergriffen und bereichert.



“Hätten wir die Wahl, wer wäre nicht lieber ein Tiger und kein Lamm, ein Wolf und kein Hund?”

Cover des Buches Sing, wilder Vogel, sing (ISBN: 9783257073096)

Bewertung zu "Sing, wilder Vogel, sing" von Jacqueline O’Mahony

Lust_auf_literaturvor 8 Stunden
Kurzmeinung: Lesenswerter historischer Roman mit kleineren Abstrichen im Tiefgang
Sing, wilder Vogel, sing

Historische Romane kommen bei mir ja ziemlich selten ins Haus, aber nachdem ich mit „Mein Herz ist eine Krähe“ von Lina Nordquist eine so intensive und lohnende Lesezeit hatte, greife ich jetzt öfter gerade zu den literarisch hochwertigen Verlegungen des Genres.


Auch mit „Sing, wilder Vogel, sing“ hatte ich wieder eine ziemlich gute Zeit, denn der Roman ist ein wahrer Pageturner.

O‘Mahony stellt ihre ungewöhnlich und charakterstarke Protagonistin Honora ganz in den Mittelpunkt ihres Romans. Schon bei ihrer Geburt in einem kleinen Dorf an der irischen Westküste, bei der ihre Mutter stirbt, scheint ein Fluch über ihr zu liegen, wie die Dorfbewohner*innen sagen. Den Makel der Außenseiterin wird sie weiter begleiten und sie unabhängig und stark machen.

Und anziehend für Männer. Sie heiratet jung den gut angesehenen William, aber nachdem die erste Leidenschaft des jungen Paares abgekühlt ist, fällt es Honora schwer sich mit den gesellschaftlichen und häuslichen Zwängen des Ehelebens abzufinden. Ihr Herz sehnt sich nach Freiheit.


Und mit dem Hunger kommt die Not in das irische Dorf…wie ich den kurzen Nachbemerkungen der Autorin entnehmen kann, sind die dann folgenden Ereignisse von der wahren Tragödie im irischen Doolough inspiriert und dramatisch verdichtet. O‘Mahony sagt selbst, dass es ihr ein Anliegen war, gerade die Perspektive der Frauen und die Auswirkungen der Not auf ihr Körper und Seelen zu schildern.


Der Roman von O‘Mahony zieht mich tief in ein Setting, das mir bereits vertraut ist. Mit Paul Lynchs Roman „Grace“ bin ich schon sehr intensiv und ausführlich in die Zeit der irischen Hungersnöte Mitte des 19. Jahrhunderts eingetaucht. Allerdings ist in meinen Augen „Sing, wilder Vogel, sing“ der weitaus eingängigere und stilistisch der weniger sperrige Roman. 



Auch als das Schicksal Honora im weiteren Verlauf des Romans in die neue Welt verschlägt, steht ihre fiktive Geschichte lose auf einem historischen Fundament. O’Mahony arbeitet wunderbar die Parallelen zwischen ausgewanderten Iren und den Cayuse heraus, jenem Volk im Pazifischen Nordwesten, das heute zu den Konföderierten Stämmen des indigenen Umatilla-Reservats im Nordosten von Oregon gehört.


O‘Mahony ist eine großartige Schriftstellerin und Geschichtenerzählerin und ihr Roman liest sich für mich aufregend, spannend und dramatisch. Mir persönlich definitiv eine Spur zu dramatisch. Für mich hätte der historische Hintergrund und Honoras Persönlichkeit gereicht um den Roman zu tragen, und weniger die Schießerein und der stereotype Bösewicht. Auch die flache Entwicklung der Figuren könnte als Kritikpunkt gesehen werden.


Von daher war “Sing, wilder Vogel, sing” für mich ein lesenswerter historischer Roman mit kleineren Abstrichen im Tiefgang und solide Unterhaltung!

Cover des Buches Der Zauberberg, die ganze Geschichte (ISBN: 9783257073188)

Bewertung zu "Der Zauberberg, die ganze Geschichte" von Norman Ohler

Lust_auf_literaturvor 9 Stunden
Kurzmeinung: Ohler garantiert eine unterhaltsame und informative Lesezeit
Der Zauberberg, die ganze Geschichte

Ich habe mich ja schon lange geoutet. Ich bin ein kleiner Fan der Sachbücher von Norman Ohler. Einen seiner belletristischen Romane habe ich allerdings noch nicht gelesen und das hat sich mit seinem Buch nicht geändert. Denn bei „Der Zauberberg, die ganze Geschichte“ handelt es sich wieder um sachliche Informationen, unterhaltsam aufbereitet und eingebettet in eine mutmaßlich autofiktionale Rahmenhandlung.


Diesmal hat sich Ohler der Geschichte des ehemals kleinen Bergdorfes Davos zugewandt, das nicht nur als Vorlage für Thomas berühmten Roman diente, sondern auch eine bewegte und wechselhafte Vergangenheit vorweisen kann.


Ohler beschreibt, wie er auf einem Skiurlaub mit seiner Teenager Tochter und ihren Freundinnen stilgerecht in der Schatzalp residierte, ihm dort die Idee für ein Buch kam und er gleich vor Ort anfing zu recherchieren.


Der schottische Schriftsteller Robert Louise Stevenson schrieb dort seinen berühmten Abenteuerroman „Die Schatzinsel“ und auch Sherlock-Holmes-Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle besuchte das Landwassertal, entdeckte dort das Skifahren und brachte es der britischen Oberschicht näher.


Und schließlich ist es die erschöpfte Katia Mann, Ehefrau des Schriftstellers Thomas Mann, die zu einem Kuraufenthalt in ein gewisses mondänes Waldsanatorium anreist…


Und auch ein weiterer Schriftsteller hielt sich Anfang des 20. Jahrhunderts öfter auf Grund von Lungenleiden im Tal auf. Klabund, bürgerlich Alfred Henschke, dir vielleicht als Verfasser des Theaterstücks „Der Kreidekreis“ bekannt, galt als einer der wichtigsten deutschen Autoren der frühen Zwanzigerjahre. Er verfasste eine Art Anti-Zauberberg Roman und nannte ihn „Krankheit“


Ohler vergleicht beide Romane und spekuliert inwieweit Mann von Klabunds düsterem Werk beeinflusst wurde.


Ich finde es wieder wunderbar, wie Ohler die Sachinformationen in seinen persönlich eingefärbten Erzählstil verpackt und sie gleichermaßen unterhaltsam wie kompetent vermittelt. 


Aber fairerweise muss ich auch sagen, dass ich die autofiktionalen Parts des Buches mit der Rahmenhandlung des Skiurlaubs nicht wirklich in dieser Ausbreitung gebraucht hätte, auch wenn sie ganz nett zu lesen sind. Ohler setzt die jugendliche, anglizierte Ausdrucksweise und kleinen Episoden der mitreisenden Teengagergirls bewusst gegen die altehrwürdig Stimmung der Schatzalp, was so offensichtlich Vergangenheit und Zukunft miteinander verbinden will, dass es mir aufdringlich ins Gesicht springt. Genauso wie die unglückliche Liebesgeschichte des Erzählers, die auf dem Zauberberg dann ihr (über-) natürliches Ende findet.


Ob ich jetzt wirklich die ganze Geschichte des Zauberbergs kenne, bezweifle ich, aber auf jeden Fall bin ich jetzt um einiges Wissen reicher als vor der Lektüre.

Ohlers neues Buch ist auf jeden Fall wieder sehr empfehlenswert und garantiert eine unterhaltsame wie informative Lesezeit!

Cover des Buches Die unendlichen Möglichkeiten der Liebe (ISBN: 9783608502459)

Bewertung zu "Die unendlichen Möglichkeiten der Liebe" von Myriam Lacroix

Lust_auf_literaturvor 19 Tagen
Kurzmeinung: Überraschend abgefahren und vielschichtig!
Die unendlichen Möglichkeiten der Liebe

Ich liebe richtig krass abgefahrene Literatur und bin immer auf der Suche danach. Aber nie hätte ich gedacht, dass sich hinter diesem lieblichen Titel und Klappentext derart abgefahrene Geschichten stecken. Und zwar abgefahren auf Sayaka Murata Level!


Die Idee von Myriam Lacroix ist im Prinzip nicht neu. Sie erzählt Variationen einer Geschichte, und zwar die Geschichte der Liebe zwischen Myriam und Allison. Angeordnet sind die Variationen wie einzelne Kurzgeschichten, die sich in Setting, Erzählton und Aussage komplett unterscheiden. Der Ideenreichtum und die Fantasie von Lacroix begeistern mich, genauso wie ihre Fähigkeit die Geschichten mit einem roten Faden zu einem runden Ganzen zu verbinden.


Myriam und Allison. 

Lacroix erzählt ihre Geschichte aus verschieden Phasen einer Beziehung: Kennenlernen, Leidenschaft, Auseinanderleben und Trennung. Parallel setzt sie ihre beiden queeren Protagonistinnen in verschiedene Szenarien, die sich nicht auf unsere Welt, unsere Realität und unser Menschsein beschränken. 

In der ersten Variation „Der Sinn des Lebens“ beispielsweise , die mit sehr surrealem Ton aus der Ich-Perspektive von Myriam erzählt ist, findet ihre Partnerin Allison in einer Gasse ein Baby und nimmt es mit in die gemeinsame Wohnung. Das löst natürlich einige Probleme aus, aber letzendlich endet diese Geschichte mit einer wunderbaren Utopie.



»Sagen wir es so: Wenn das Leben einen Sinn hat, dann ist es wahrscheinlich die Liebe.«


Aber nicht alle Geschichten enden mit einem optimistischen Fazit, was mir in dieser Vielschichtigkeit sehr gut gefällt. Es gefällt mir auch, dass sich für mich nicht unbedingt jede Metaebene gleich erschließt. Das hat Potential zum Nachdenken. Generell gibt Lacroix mir viele Denkanstöße, inwieweit meine Persönlichkeit und meine Liebe von den Umständen und meiner Lebenssituation abhängig ist. Was wäre veränderlich und was wäre konstant?


Für mich war „Die unendlichen Möglichkeiten der Liebe“ eine komplette und erfreuliche Überraschung, die dich sicher auch begeistern kann, wenn du dich gerne auf abgefahrene und teilweise surreale Leseerlebnisse einlässt! Ich hoffe sehr, dass Lacroix, die in Kanada Creative Writing studiert hat, nach ihrem Debütroman noch weitere Romane veröffentlichen wird, die dann auch ins Deutsche übersetzt werden! 


“Doch irgendwann waren wir zu weit gegangen, hatten da reingeschnitten, wo es wehtat, in die verletzlichsten Teile, die wir zum Überleben brauchten. Wir stritten uns andauernd. Aber wir hörten nie auf zu reden. Nie hörten wir auf, es Liebe zu nennen.”

Cover des Buches Bye Bye Lolita (ISBN: 9783863914226)

Bewertung zu "Bye Bye Lolita" von Lea Ruckpaul

Lust_auf_literaturvor 19 Tagen
Kurzmeinung: Der Klassiker aus anderer Perspektive
Bye Bye Lolita

Als ich das erste Mal „Lolita“ von Vladimir Nabokov las, war ich noch sehr jung. Ich war von dem Roman verstört und fasziniert. Ich würde sogar sagen, er hat mein Bild von Männern  mitgeprägt und war ein Baustein meiner feministischen Sozialisierung. Mir war immer klar:


“Humbert Humbert verachtet Frauen. Er hält sich für wertvoller.”


Auch in meinen erwachsenen Lesejahren habe ich den Roman noch mehrmals gelesen, mir aber komischerweise nie eine Verfilmung angesehen. Das hätte sich für mich irgendwie nicht richtig angefühlt, sondern wie eine greifbare Manifestation meines Voyeurismus.


Jetzt ist dieser Roman “Bye Bye Lolita” von Lea Ruckpaul erschienen, den ich auf jeden Fall lesen musste! Er erzählt die gleiche Geschichte wie Nabokov, aber nicht aus der Sicht des pädokriminellen Humbert Humbert, sondern er nimmt die Perspektive von Dolores Haze, genannt Lolita, ein.

Und natürlich ist es dann auch nicht mehr die gleiche Geschichte.


In “Bye Bye Lolita” ist Dolores mittlerweile über 40 und blickt zurück auf ihre Kinder- und Jungendzeit, als HH in ihr Leben und das ihrer Mutter trat. Ich bin überrascht, wie genau sich Ruckpaul gerade in den ersten Kapiteln an die Vorlage hält. Es gibt fast identische Szenen, die jetzt aus der Sicht von Dolores erzählt werden. Die von Ruckpaul entworfene Persönlichkeit und ihre Erzählstimme finde ich absolut stimmig und deckt sich komplett mit meinem eigenen Bild, das ich mir von dem lieblos aufgewachsenen und orientierungslosen Mädchen gemacht hatte.

Schwer zu ertragen sind die Schilderungen des schweren Missbrauchs und der Vergewaltigungen, die mit dem Road Trip nach dem Tod von Dolores Mutter beginnen. Ruckpaul lässt Dolores ungeschönt, mit harten Worten und schonungslos darüber sprechen und zeigt so ihre Wahrheit hinter HHs euphemistischen Beschreibungen.


Manchmal wirkt es fast so, als versucht sich Dolores in dieser Rückschau zu rechtfertigen oder die Kritik vorwegzunehmen, warum sie nicht weggelaufen ist oder sich Hilfe geholt hat. Vielleicht will sie dem patriarchalen Mythos zuvorkommen, dass zu geringer (körperlicher) Widerstand mit Einvernehmlichkeit gleichzusetzen ist?


Richtig interessant und gut gelungen finde ich die Romanteile, die sich an die Handlung aus „Lolita“ anschließen. Ruckpaul findet für die Tatsache, dass Lolita nach HHs Bericht in Nabokovs Roman eigentlich jung gestorben ist, eine clevere und glaubhafte Lösung, die nahtlos die beiden Handlungsteile miteinander verknüpft.


Wie erging es der jungen Dolores, nachdem sie der Missbrauchssituation entkommen ist? Wie lebt sie heute? Wie sehr hat die Zeit mit HH sie geprägt?

Ruckpaul denkt den Lebenslauf von Dolores weiter und ich folge ihr fasziniert.


Ich will dir hier nicht zu viel verraten, denn in diesen Teilen ihres Romans hat sich Ruckpaul (logischerweise) komplett von der Nabokovs Vorlage freigemacht und gibt Dolores eine komplett eigene Stimme, die sie im Laufe der Zeit entwickelt und mit der sie versucht sich von ihrer Vergangenheit und von HH zu emanzipieren.


Auch das Bild von Charlotte Haze von der klammernden, oberflächlichen Männerjägerin, das HHs male gaze gezeichnet hatte, wird durch Dolores späte Auseinandersetzung mit ihrer Mutter zurecht gerückt. 


Mich konnte „Bye Bye Lolita“ sehr begeistern, und das liegt nicht nur am hohen Unterhaltungsfaktor des Romans, sondern am feministischen Grundtenor, der vor allem in der zweiten Hälfte den Blick von Lolita auf den strukturellen Sexismus und die Misogynie richtet, die uns alle betrifft.


“Es geht nicht um die Gewalt eines Mannes gegen ein Mädchen. Es geht um die Gewalt von Männern gegen Generationen von Frauen.

Von Männern, denen selbst Gewalt angetan wurde. Die um all die Empathie gebracht wurden, die sie hätten empfinden können.”


Große Leseempfehlung!

Cover des Buches Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung (ISBN: 9783847901914)

Bewertung zu "Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung" von Michela Marzano

Lust_auf_literaturvor 19 Tagen
Kurzmeinung: Feministische Denkanstöße - sehr lesenswert!
Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung

Ich habe mittlerweile einige belletristische Romane zum Thema #metoo gelesen, viele davon haben mich begeistert und gleichzeitig gut unterhalten. Manche auch nachdenklich gemacht.

„Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung“ ist ebenfalls ein Roman zum Thema #metoo und er ist anders. 

Michela Marzano schildert darin keinen einzelnen Vorfall, bei dem ich als Leser*in keinerlei Schwierigkeiten habe, dessen Übergriffigkeit und Ungerechtigkeit zu erkennen, wie es beispielsweise in „Prima facie“ der Fall ist.

Ihr Roman liest sich vielmehr wie ein autofiktionaler Essay, auch wenn sie mit ihrer Protagonistin Anna eindeutig eine fiktionale Geschichte erzählt. 


Und doch gibt es zwischen Anna und Marzano Parallelen. Anna ist eigentlich Italienerin, lebt aber mittlerweile in Paris und gibt dort an der Universität ein Seminar zum #metoo. Während sie auf der einen Seite mit ihren Studierenden über gesellschaftliche Themen wie Consent, Machtverhältnisse und gesellschaftliche Veränderungen nach #metoo diskutiert, geht sie auf der anderen Erzählebene in ihren Erinnerungen bis in ihre Kindheit zurück. Sie sucht dort nach Spuren von übergriffigen Verhalten ihres Umfeldes und nach den Ursprüngen der Frage, die sie immer wieder beschäftigt:


„Wie schaffen die anderen das bloß, dass sie immer respektiert werden?“


In dieser Mischung aus Rückblicken, Gedankengängen und Episoden finde ich viele Fragen, mit denen ich mich auch schon lange auseinandersetzte und auf die ich, genauso wie Anna, noch keine finalen Antworten gefunden habe.


Anna setzt sich beispielsweise mit dem Feminismus der Virginie Despentes auseinander und damit was sexuelle Freiheit bedeutet. Was bedeutet sexuelle Freiheit speziell für Frauen im Unterschied zu Männern? 

Sind wir heute wirklich frei?


Die Definition des Freiheitsbegriff geht der Frage nach dem Einverständnis voraus, über das Anna viel nachdenkt. 

Sie heiratet mit 24. Will Sie es wirklich?


„Zustimmen. Heißt was? Akzeptieren. Heißt was? Ja sagen.

Heißt was? Wollen. Heißt was?“


Es gibt bei Marzano viele offene Fragen und wenig eindeutige Antworten. Sie lenkt den Blick auf gesellschaftliche Strukturen und Vorfälle, die vielleicht nur auf den ersten Blick eindeutig sind. Jeffrey Epstein ist offensichtlich ein moralisch verkommener, egoistischer Verbrecher und Missbrauchstäter, aber was ist mit Ghislaine Maxwell? Ebenfalls Täterin ohne Frage, aber ist sie auch ein Opfer Epsteins?

Marzano will nicht relativieren. Marzano will, dass ich nachdenke.


Das ist ihr mit ihrem für mich sehr lesenswerten Roman sehr gelungen. Und am Schluss bietet sie doch eine Lösung an, die mir unglaublich zu Herzen geht und die ich für mich und für länger mitnehmen möchte.


Ich würde dir „Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung“ sehr ans Herz legen, wenn du dich gedanklich gerne mit feministischen Themen auseinandersetzt und vielleicht nicht immer einen plakativen Plot möchtest um darin einzutauchen.


Michela Marzanos autobiografischen Roman „Falls ich da war, habe ich nichts gesehen“ möchte ich auch gerne noch lesen.

Cover des Buches Blue Sisters (ISBN: 9783847901860)

Bewertung zu "Blue Sisters" von Coco Mellors

Lust_auf_literaturvor 21 Tagen
Kurzmeinung: Empathischer Feel-Good Roman
Blue Sisters

Ich mochte schon „Cleopatra und Frankenstein“ und ich mochte auch „Blue Sisters“. Beides waren für mich die absoluten Feel-Good Bücher!

Und das kurioserweise, obwohl  es in Mellors Romanen viel um verkorkste Kindheiten, zerbrochene Menschen und Familien und um Trauer geht. Und natürlich geht es sehr viel um Drogen und um Alkohol.


„Aber ihre Familie war nicht normal. Sucht floss durch ihre Adern wie Elektrizität durch einen Stromkreis.“


Die Familie, die im Mittelpunkt von „Blue Sisters“ steht, ist die Familie der Schwestern Avery, Bonnie und Lucky Blue. Sie haben vor kurzem ihre vierte Schwester Nicky durch einen schrecklichen Unfall verloren.

Die unterschiedlichen Frauen sind durch den Tod ihrer Schwester schwer erschüttert und jede geht mit der Trauer in unterschiedlicher Form um.

Avery ist die Älteste und war schon immer in einer Art Mutterrolle für ihre jüngeren Schwestern. Sie lebt mittlerweile ein sehr geordnetes, scheinbar perfektes Leben in London, ist mit einer wunderbaren und liebevollen Frau verheiratet und ist beruflich sehr erfolgreich. Bonnie hat lange in New York eine Profi-Box-Karriere verfolgt, ist nach Nickys Tod allerdings an die Westküste geflohen und hat das Boxen aufgegeben. Ihre Geschichte und ihre Persönlichkeit mochte ich am liebsten, sie ist auch die mit dem höchsten Kitschfaktor.

Lucky, die Jüngste der Schwestern, ist wunderschön und arbeitet seit ihrer frühen Jugend als Model auf der ganzen Welt und ist der Schattenseiten des Business müde geworden. Mittlerweile machen sich bei ihr Spuren ihrs exzessiven Partylebens inklusive Drogen und Alkohol bemerkbar.


Als die Mutter die New Yorker Wohnung von Nicky verkaufen will, kommen die Schwestern auf Grund von verschiedener Umstände dort zusammen. Sie alle sind durch Nickys Tod aus ihrem Leben gefallen und auf der Suche nach einem Neuanfang . 

 

Klar könnte ich jetzt, genauso wie in „Cleopatra und Frankenstein“, einiges kritisieren und für Leser*innen, die ausschließlich auf der Suche nach der nächsten tiefschürfenden, philosophisch nachdenklichen und wahrhaftigen Experience sind, ist „Blue Sisters“ vielleicht zu nah am vorprogrammierten und verfilmungsbereiten Marketingerfolg.

Ich fand mich mit dem neuen Roman von Coco Mellors allerdings bestens unterhalten. Die New Yorkerin hat einen modernen und nuancierten Schreibstil, der mich über die Seiten fliegen und die Figuren lebendig werden lässt. Natürlich liebe ich es, dass Mellors das in der Literatur seltene Thema  Endometriose einfließen lässt. Es gibt weniger kinky (Sex-)Szenen (oder gar keine) als in „Cleoptra und Frankenstein“, was „Blue Sisters“ wahrscheinlich noch zum massentauglicheren Roman macht.


Das reicht selbstverständlich für eine Leseempfehlung, falls du dir deine Meinung nicht schon gebildet hast, ob die Romane vielleicht was für dich sein könnten.

Cover des Buches In den Wald (ISBN: 9783518431986)

Bewertung zu "In den Wald" von Maddalena Vaglio Tanet

Lust_auf_literaturvor einem Monat
Kurzmeinung: Das Verschwinden einer Lehrerin
In den Wald

Das wunderschöne Cover des Romans hat mich in der Suhrkamp Vorschau sofort angesprochen. Es zeigt, passend zum Titel, einen Wald, wie ich ihn mir in Norditalien vorstelle.

Und der Wald spielt eine große Rolle in dem Debütroman der italienischen Autorin Maddalena Vaglio Tanet. Sie ist selbst in dem piemontesischen Ort Biella geboren, der auch der Schauplatz ihres Romans ist.

Tanet erzählt eine Geschichte, die auf wahren Vorkommnissen und Personen Anfang der 70er Jahre basiert und die in ihrer eigenen Familie überliefert wurden. Das weiß ich aus den Tanets Anmerkungen, die dem Roman nachgestellt sind.


Silvia ist eine alleinstehende Lehrerin Anfang 40, die im kleinen Örtchen Biella lebt und in der örtlichen Schule mit Leidenschaft für ihre Schüler*innen unterrichtet. Vor allem Kinder, denen sie anmerkt, dass sie es in ihren Familien schwer haben, versucht sie besonders zu unterstützen. So wie die junge Giovanna, die öfter mit blauen Flecken zur Schule kommt und mit Eintritt in die Pubertät zunehmend Probleme in der Schule und zu Hause bekommt. Silvia, die selbst als Waisenkind einige Zeit im Internat verbracht hat, kennt die Folgen von fehlender Elternliebe und möchte Giovanna unterstützen.


Doch eigentlich beginnt der Roman damit, dass Silvia morgens einfach in den Wald geht und dort verschwindet statt in der Schule zu unterrichten. Nachfolgend erfahre ich aus dritter Hand, dass ihr Schützling Giovanna am Vorabend aus dem Fenster ihres Zimmers in den Fluss gestürzt ist und dort ertrunken ist. Es wird vermutet, dass sie sich umgebracht hat.

Außerdem wird vermutet, dass Silvia davon morgens in der Zeitung gelesen hat und deshalb verschwunden ist. Ihre Verwandten und Freund*innen machen sich Sorgen und starten Suchaktionen.

Ich als Leser*in habe einen guten Blick aufs Geschehen, denn ich bin dabei, als Giovanna verzweifelt aufs Fensterbrett steigt und Silvia, gepeinigt von Schuldgefühlen und Erinnerungen an ihre Vergangenheit, im Wald mit der Natur verschmelzen will.


“Silvia erträgt es nicht, in der Welt zu sein und zu wissen, dass es Giovanna nicht mehr gibt.”



Es gibt viele Passagen, die mir gut gefallen, allen voran die Szenen mit Silvia im Wald und später auch in der Interaktion mit dem Jungen Martino. 


Einige Passagen haben mir aber weniger gut gefallen und das lag zum großen Teil an meinem Unvermögen den vielen zusätzlichen Erzählsträngen des überaus großzügig bestückten Figurenkabinett noch zu folgen. Hier hätte meiner Meinung nach eine deutliche Reduzierung auf die Kernfiguren Silvia, Giovanna und Martino gut getan, statt dem Auffächern eines kompletten personellen Dorfpanoramas, das wohl zum Teil auf wahren Personen beruht. 


Die Geschichte der Lehrerin Silvia, die im Wald verschwindet, hätte für mich auch ohne realem Hintergrund sehr gut funktioniert, denn Tanet ergänzt die bekannten Fakten mit fiktionalen Gedanken, Figuren und Details. 


Gut gefallen hat mir der Schluss, der mir genügend Raum für eine gedankliche Fortführung der Geschichte lässt und final nicht alles erklären will und kann und einen gelungenen Schlusspunkt setzt.

Maddalena Vaglio Tanet hat in ihrem ersten Roman bereits eine ganz eigene Erzählstimme, die ich gerne gelesen habe, auch wenn sich der Roman sich nicht zu meinen italienischen Highlights gesellen wird.

Cover des Buches Leere Häuser (ISBN: 9783039250394)

Bewertung zu "Leere Häuser" von Brenda Navarro

Lust_auf_literaturvor einem Monat
Kurzmeinung: Harte Geschichte über die Lebensrealität von Frauen und Mütter und fesselndes Psychogramm
Leere Häuser

Das Cover von „Leere Häuser“ zeigt pastellfarbene Süßigkeiten. Der Inhalt des Debütromans der mexikanischen Schriftstellerin und Soziologin Brenda Navarro ist allerdings alles andere als süß und lieblich.


Es ist eine harte Geschichte über eine harte Lebensrealität von Frauen und Mütter, die Navarro in Form eines fesselnden Psychogramms zweier unterschiedlicher Frauen vor mir ausbreitet.

Beide Frauen haben keine Namen, sie sind namenlose und anonyme Erzählerinnen. 

Die eine ist die Mutter des kleinen Daniel, stammt aus der Mittelschicht und kümmert sich auch noch um die junge Nichte ihres Mannes, deren Mutter ermordet wurde. Sie möchte eigentlich keine Mutter sein und kümmert sich nicht gerne um die beiden Kinder. Die Mutterschaft verlangt ihr zuviel ab, das sie nicht geben kann. Die andere Frau lebt in sehr prekären Verhältnissen und ist mit einem lieblosen und gewalttätigen Freund zusammen. Sie hat es mit ihren bescheidenen Mittel geschafft sich mit einem kleinen Süßigkeitenverkauf selbstständig zu machen und möchte doch eigentlich nur eines: eine Tochter zum lieb haben.


Der Wunsch nach einem Kind ist so stark, dass die eine Frau den kleinen Daniel der anderen Frau im Park entführt und mit zu sich nach Hause nimmt. Dort nennt sie in Leonel und hofft, dass sie zusammen mit ihrem Freund einen kleine, glückliche und normale Familie werden.

Der Wunsch ist aus Verzweiflung geboren und zum Scheitern verurteilt.


Nach und nach entblättert Navarro das furchtbare Leben der Kidnapperin. Sie steht in einer Reihe aus generationenübergreifenden Missbrauch und patriarchaler Unterdrückung. Der Hunger nach Liebe und Geborgenheit ist unendlich groß, doch wird er nie erfüllt. Es scheint unmöglich diesen Kreislauf zu durchbrechen, die Widerstände und gesellschaftlichen und inneren Zwänge sind einfach zu stark.


“Es hätte vielleicht auch andere Wege gegeben, ja, die hat es gegeben, aber ich hab gelernt, als Frau hast du deinen Platz in der Welt, und du bleibst, wo du bist, auch wenn du dich noch so sehr anstrengst.”


Mich machte die harten und zum Teil sehr bitteren Gedanken beider Frauen sehr betroffen und ich muss an die Folgen für die Kinder und ihre Verletzungen denken, die dadurch immer weitergetragen werden.

Und gleichzeitig schätzte ich auch die direkte Aussprache dieser ungeschönten und unretouchierten Gedanken der Frauen. Ihre geplatzten Träume und ihre Resignation machten mich traurig, voller Mitgefühl aber auch voller Wut. 


“[…] weil es schliesslich das war, was es für uns zu tun galt: leere Häuser zu sein, Häuser, um das Leben oder den Tod zu beherbergen, letzten Endes aber leer zu sein.”


Nein, „Leere Häuser“ ist wahrhaft kein süßer Roman, sondern ein hartes Aufzeigen der Folgen von Machismo, Sexismus und festgefahrenen Geschlechterrollen auf das Leben von Frauen*. Navarro beeindruckt mich in ihrem Roman mit der starken Ausarbeitung zweier Frauen, deren Erzählton je nach Klassenzugehörigkeit sich deutlich voneinander unterscheidet. Und unter der schnodrigen und abgebrühten Härte ihrer Entführerin liegt eine kindliche Verletztlichkeit, die mich sehr rührte.


Eine tolle Neuerscheinung von Lenos Babel, dem internationalen Program des Schweizer Indie Verlags. Ich hoffe, dass noch weitere Texte der feministischen Autorin auf Deutsch übersetzt und verlegt werden.

Cover des Buches Mein Mann (ISBN: 9783455018042)

Bewertung zu "Mein Mann" von Maud Ventura

Lust_auf_literaturvor einem Monat
Kurzmeinung: Spannend und unterhaltsam: Tagebuch einer obsessiven Ehe
Mein Mann

Die Sunday Times sagt auf dem Klappentext: »Dieser absolut faszinierende Roman gehört in den Kanon, in dem auch Jane Eyre und Gone Girl ihren Platz haben.«

So weit würde ich jetzt nicht gehen, denn sowohl Jane Eyre als auch Gone Girl gehören nämlich zu meinen absoluten Best of Lieblingsbüchern. Ich weiß ich nicht, ob „Mein Mann“ es dahin schaffen wird.


Der Roman, der in Frankreich bereits ein Bestseller ist, ist in Form eines Tagebuch in der Ich-Perspektive geschrieben. Die Schreiberin ist eine, nach eigenen Angaben, sehr (!) attraktive Frau Anfang 40, die lebt wie auf einem Instagram Kanal. Ein perfekter, liebender Ehemann, zwei perfekte, geräuscharme und wartungsfreie Kinder, ein wunderschönes Zuhause und zwei stimulierende Teilzeitjobs als Lehrerin und Übersetzerin.

Was will frau mehr? Frau will in dem Fall gar nicht mehr, sie will dass alles so bleibt wie es ist, sprich sie will, dass ihr Ehemann sie für immer liebt.

Klingt erstmal nach einem verständlichen Wunsch in einer Ehe, aber es zeigt sich in den Tagebucheinträgen schnell, dass die Erzählerin wahnhaft besessen ist von ihrem Mann. Also so richtig.

Die Frau hat sich eine komplett andere Persönlichkeit zugelegt, von der sie vermutet, dass ihr Mann darauf abfährt. Eigentlich ist ihr Haar kastanienbraun und sie färbt es blond. Eigentlich hat sie gerne leidenschaftlichen und intensiven, lauten Sex, aber ergreift bei ihrem Mann nie die Initiative oder übernimmt den aktiven Part. Eigentlich mag sie ihre Kinder nicht, spielt aber die perfekte Mutter. Eigentlich weiß sie genau, was sie will, gibt sich aber devot.

Sie interpretiert jede kleine Veränderung im Verhalten ihres Mannes und für jeden vergessenen Kuss hat sie ein komplexes Bestrafungssystem.

Ihr Mann merkt von all dem nichts, er ist glücklich über seine perfekte Frau und sein wunderbares Familienleben.


Es ist klar, dass dieses obsessive Verhalten der Erzählerin ein Ventil braucht…


Geschrieben ist der Roman in einem ziemlich spannenden, lockeren und direkten Stil, der mich stark an die psychologischeren Romane der frühen Mary Higgins Clark erinnerte, die ich sehr mochte. Ventura spart sich tiefgründige Erklärungen für das Verhalten ihrer Figuren, obwohl es minimale Andeutungen von Daddy Issues gibt. Für mich gehörte aber diese unerklärliche Psychopatie mit zum Spaß.


Ich las den Roman unheimlich gerne und fasziniert gefesselt, aber das Beste ist auf jeden Fall die Pointe. Sie kickt richtig und gibt den Roman am Schluss nochmal einen kompletten Dreh in eine nachdenklichere Richtung.


Ob ich jetzt denke, dass der Roman eine normale Ehe widerspiegelt? Nein, das denke ich nicht, aber sicher bin ich natürlich nicht, denn ich war (zum Glück?) noch nie verheiratet.


Auf jeden Fall fand ich „Mein Mann“ einen aufregenden, spannenden und wahnsinnig unterhaltsamen Schmöker, der mich wunderbar von meinen weitaus trivialeren Beziehungsproblemen abgelenkt hat! Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für jeden Lesegeschmack.

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