Adriana Popescu schreibt Romane, die mich immer wieder sprachlos zurücklassen. Ihr neuester Jugendroman ist keine Ausnahme und – meiner Meinung nach – vielleicht sogar ihr bisher bestes Werk.
Wir begleiten vier Jugendliche auf einen Roadtrip nach Lissabon und auch wenn ich zu Beginn nicht wusste, wieso sich die Vier wirklich auf den Weg machen, war ich sofort Feuer und Flamme. Popescu reichen wenige Seiten um den Leser einzufangen und bis zum Schluss nicht mehr loszulassen.
Dabei wollte ich mir das Buch diesmal wirklich einteilen, damit es nicht wieder so schnell vorbei ist. Jetzt habe ich es doch in 2 Tagen verschlungen und brauche dringend Popescu'schen Nachschub!
Vor allem Romy hat mich mit ihrer Geschichte, ihrer Art und ihrem emotionalen Gepäck sehr berührt. Ich habe jeden Kilometer der Reise mit ihr erlebt und hatte das ein oder andere Mal Tränen in den Augen.
Selbst Julian, der seine ganz eigene Entwicklung durchmacht, hat mich sehr berührt, auch wenn ich mit ihm so meine Schwierigkeiten hatte. Hier ein dickes Extralob an die Autorin, die es so gekonnt schafft, selbst mit solchen Figuren mitzufühlen, weil es eben immer zwei Seiten gibt.
Konrad ist mir von Anfang an 'nahe' gegangen, weil ich so viel von mir in ihm entdeckt habe und so oft nicken musste. Gruselig, wie real manche Buchcharaktere sind, wenn Popescu sie schreibt. Als würde man sie schon ewig kennen.
Besonders Nele möchte ich hervorheben, weil wir alle schon mal sie waren. Mitten im Lebenschaos anderer, fast belanglos an die Seite geschoben und doch hat sie den gestochen Scharfen Blick (der dem Leser hilft) auf die anderen gerichtet. Als ich ihre Geschichte erfahren habe, wollte ich sie fest umarmen. Wie vertraut war mir auch dieses Gefühl.
Die Beschreibungen der Orte, an denen die Truppe anhält, sind so wunderbar gewählt, so schön beschrieben, als wäre man selber dabei, würde durch die Gassen schlendern und Muscheln am Strand essen.
Am Ende musste ich schwer schlucken, weil mich das Schicksal dieser Vier so sehr berührt hat.
Wer einen leichten Sommerroman erwartet, wird vielleicht enttäuscht, aber wer einen tiefgründigen Jugendroman at its best sucht, ist mit MORGEN IRGENDWO AM MEER bestens beraten. Ich vergebe absolut verdiente 5 Sterne (und mehr!).