Rezension vom 15.05.2018
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Eine Abenteuerin und Schwertkämpferin im alten China kehrt in ihr Heimatdorf zurück, wo nach einem Unwetter ein mysteriöses Loch im Fels entstanden ist, just an jener Stelle, an der zuvor die Hütte des Schamanen gestanden hatte ...
Ich muss gestehen, meine Neugierde war damit geweckt! Asien und Abenteuer, das fällt genau in meinen Interessensberech. Deshalb ist folgende Beurteilung sicher zu einem Teil subjektiv.
"Die Legenden von Shèngdi - Das Geheimnis" ist meines Wissens der Debüt-Roman des Autors Steve Erun und wurde als Selfpublishing-Projekt veröffentlicht. Das wird in erster Linie bei der optischen Aufmachung deutlich. Sowohl die Covergestaltung als auch der Schriftsatz sind verbesserungswürdig. Man kann jetzt argumentieren, dass das für ein Buch nicht so relevant ist, aber ich finde schon, das Auge liest mit.
Man sollte vom Äußeren aber nicht automatisch auf den Inhalt schließen. Abgesehen von ein paar kleineren Fehlern (wie falsch gesetzte Beistriche) ist mir da nichts negativ aufgefallen - ich habe aber auch nicht extra danach gesucht.
Was den Stil betrifft, weist der Autor ausdrücklich darauf hin, dass das Buch in einer Art Short Story Stil verfasst ist. Ich muss gestehen, dass ich davon nichts bemerkt habe. Gut, ausführliche Beschreibungen von Landschaft und Aussehen der Charaktere fehlen weitgehend, was ich jedoch nicht als vorrangige Eigenschaft einer Kurzgeschichte sehe. Die Handlung liest sich nämlich flüssig und zusammenhängend, unterteilt in Kapitel, wie ich es von einem Roman erwarte.
Was die Handlung betrifft, so muss ich sagen, dass ich aufgrund des Klappentextes und auch des ersten Kapitels eine ganz andere Art von Geschichte erwartet hatte, als ich sie schließlich zu lesen bekam. Aus diesem Grund erlaube ich mir hier ein kleinwenig zu spoilern, um euch die Möglichkeit zu geben, abzuschätzen, ob dieses Buch eurem Geschmack entspricht. Die Protagonistin Xian Li erwartet nämlich keineswegs ein actiongeladenes Abenteuer voller wilder Kämpfe und mythologischer Kreaturen. Ja, gut, es gibt Kämpfe und es gibt auch die mythologische Kreatur, aber nicht in dem Ausmaß, wie man es von anderen Fantasy-Romanen vielleicht gewöhnt ist. Vielmehr wird Xian Li in eine Aufgabe gestoßen, die so überhaupt nicht ihrem Naturell entspricht, und an der sie nach und nach zu zerbrechen droht.
Der Autor verfügt, soweit ich das beurteilen kann, durchaus über ein fundiertes Wissen chinesischer Kultur und flechtet auch immer wieder Begiffe ein, die in Fußnoten erklärt werden. Trotzdem hätte ich mir persönlich noch etwas mehr Flair des alten China erhofft, was vielleicht durch das Fehlen von Beschreibungen etwas auf der Strecke bleibt.
Wer Texte bevorzugt, die soziale Rollen, zwischenmenschliche Beziehungen (nein, nicht sexuelle!) und persönlichen Zwiespalt in den Vordergrund stellen, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen. Zudem hält das letzte Kapitel noch unerwartete Wendungen und Enthüllungen parat, die Erwartungen an eine Fortsetzung wecken.
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