Erster Beitrag: www.dragonflybooksandmoreblog.wordpress.com/2021/10/11/genussvoll-gesund-bleiben/
Nachdem ich im letzten Jahr das Buch „nur“ angesehen habe, habe ich mir fest vorgenommen, die Rezepte und den Monatsplan von Christopher Crell in diesem Jahr mal anzugehen. HEUTE ist dieser Tag. Und ich stoße direkt auf einige Schwierigkeiten und -Ja – leider auch negative Punkte:
1. Die Rezepte sind in ihrer Umsetzung nicht grade billig.
Schaut man mal auf die Zutaten, die der Autor alleine in der ersten Woche nennt, hat man am Ende der Woche ziemlich viel Geld ausgegeben. Geht man davon aus, dass die meisten von uns viele der Grundzutaten NICHT daheim haben (ich habe einiges daheim, aber lange nicht alles), dann steigt der Betrag sogar noch. Weizenmehl ist billig, Mandelmehl hingegen nicht (300g Mandelmehl kostet bei DM 7,95 €). Dieses braucht man aber schon im ersten Rezept, ebenso wie Flohsamenschalen (5,95 €) und Sesam (2,25 €). Schon jetzt ein ziemlich teures Brot und es fehlen noch einige Zutaten. Man könnte jetzt sagen, dass man ja nicht alle der oben genannten Mengen für dieses Brot nutzt, das ist auch wahr, aber trotzdem ist das für „den Anfang“ bereits eine immense Anschaffung.
Außerdem gibt es alleine in der ersten Woche Tunfischsteak (26,12 €/ 500g im Fischkaufhaus) , Flusskrebsschwänze (ca. 2,19 € TK bei Aldi) , Perlhuhnbrust Suprême: 18,99 € in der Metro (mit Safranfäden 1g = 7 €), 200g Rumpsteak (je nach Angebot und Qualität 15 € / kg (TK ALDI) – Ende offen), Räucherforelle (6 €/ 300g im Fischkaufhaus), und Rinderfilet (je nach Angebot und Qualität durchschnittlich 40 € / kg). Wer soll sich das leisten können? (Die Preise habe ich Online geprüft, in den Märkten sind die sicherlich abweichend und wer bestellt Fisch und Fleisch schon online?)
2. Die Rezepte sind NICHT Jahreszeitenunabhängig
Ich liebe frisches Obst zum Frühstück, aber im Winter ist das manchmal ziemlich schwer, wenn man sich nicht grade von Äpfeln, Orangen, Bananen und Mandarinen ernähren möchte. Natürlich gibt es bei uns in Deutschland jedes Obst zu jeder Jahreszeit, aber dass es nicht immer sonderlich gut schmeckt, ist eine Tatsache. Tag 1: Das Frühstück: Chia-Frühstücksbowl mit Mango und Papaya, sowie Brombeeren und Himbeeren. Wenn man dieses Rezept im Winter umsetzen will – Viel Spaß, denn da sind wir dann wieder bei Punkt 1. Ein weiteres Beispiel ist der Spargel-Quiche an Tag 4. Spargel ist extrem Saison gebunden, d.h. die Machbarkeit des Buches ist es ebenso.
3. Es gibt viel zu viele Reste
Selbst wenn man vorkocht, benutzt man nicht alle Zutaten vollständig auf und darf dann eine halbe Dose Bohnen o.ä. wegwerfen. Beispiel: Tag 1: Mittags: Weiße Bohnen mit Spinat. Das Rezept gibt eine Mengenangabe für 2 Portionen vor (Heute und Montagmorgen), dennoch verbleiben am Ende Kokosmilch, weiße Bohnen aus der Dose und Spinat ungenutzt. 1 Handvol Spinat wird am dritten Tag nochmal verwendet, der Rest der Zutaten bleibt einfach über.
4. Woher bekommt man die Zutaten?
Bei manchen Zutaten ist die Anschaffung nicht ganz so leicht: Da wäre zum einen die Misopaste, dann die Sojakerne, der Birnenzucker, Aktivator (Tag 4), das Matchapulver an Tag 6 UND die Topinamburknollen. Die Misopaste ist relativ einfach, wenn man einen Asia-Laden um die Ecke hat (aber das hat nicht jeder) oder Lidl grade wieder Asia-Woche hat. Aber bei dem Rest müsste auch ich erst mal überlegen und bei der Topinamburknolle muss ich offen zugeben: WAS SOLL DAS SEIN? Die Antwort hat wie immer Google.
5. Zeit
So kurz die Gerichte, die hier aufgeführt werden auch dauern und so gut, die Idee ist mit den Vorbereitenden Maßnahmen zum Essen am Arbeitsplatz, desto wenig umsetzbar ist das Ganze doch.
Wie früh soll man bitte aufstehen um all diese tollen Sachen vorzubereiten? Es gibt Leute die fangen früh an, auf der Arbeit. Vielleicht hat man auch einen weiten Anfahrtsweg, weil man Pendelt? Hier ist das Buch einfach nicht umsetzbar. Davon abgesehen fehlt der Zeitfaktor EINKAUFEN völlig. Wenn ich mir die Einkaufsliste alleine für Woche 1 ansehe, dann muss man damit rechnen in viele verschiedene Läden zu gehen. Und wenn man dann nicht alles auf den ersten Anlauf findet? Ich persönlich habe wenig Lust so viel hin und her zu rennen.
Fazit:
Das Buch ist nett und es hat ganz fantastische Rezepte, die aber über die Machbarkeit eines Bruttosozialverdieners hinausschießen. Man merkt die Begeisterung des Autors für das Kochen und für das Essen, aber die Rezepte sind leider absolut Realitätsfern. Ich könnte mir eine Woche dieser Rezepte leisten und dann wäre ich leider am Ende und dürfte den restlichen Monat von Marmelade und Toast leben. Davon abgesehen ist es ja nett, dass die Rezepte für 1 Person sind, aber wenn man alleine wohnt, verdient man auch alleine, und wenn man für mehr Personen kocht, steigen auch die Preise – Problem der exponentiellen Berechnung: Weniger Reste für Mehrkosten. Davon abgesehen ist der Zeitfaktor ein weiteres Problem. Wenn man einen normalen Menschen nimmt, der 40 Stunden die Woche arbeitet, dann hat dieser Mensch keine Lust und Muße noch stundenlang einkaufen zu gehen. ICH koche gerne, ich liebe es zu kochen. Und ich esse gerne. Ich wäre also eigentlich der perfekte Nutzer dieses Buches. ABER: Es ist mir zu TEUER. Und ich habe keine Lust durch ewig viele Supermärkte und Fachhandel zu rennen um die Zutaten anzuschaffen.
Besser wäre es gewesen gesunde MACHBARE Rezepte zu entwerfen, mit Frühstück, dass man gut daheim essen, als auch gut mitnehmen kann. Zutaten zu nutzen, die vielleicht nicht jeder kennt, die aber einfach UND günstig zu beschaffen sind und die man auch anderweitig verwenden kann. Vollkornmehl, Roggen- oder Dinkelmehl sind zum Beispiel tolle Alternativen zum Weizenmehl, die MACHBAR und BEZAHLBAR sind.
Daher bekommt das Buch nun, in seiner Finalen Bewertung leider nur 1/5 Sterne.