MariaAlexandra
- Mitglied seit 22.01.2016
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- 28 Bewertungen (Ø 4,46)
Rezensionen und Bewertungen
Wer sich bei den üblichen Fantasy-/Steampunk Romanen unterfordert fühlt, ist bei Drúdir genau richtig. Sprachlich auf ganz hohem Niveau entspinnt sich eine spannende Geschichte, mit sehr vielen Protagonisten, Verstrickungen und Verzahnungen, einer Prise Politik und trockenem Humor.
Der komplexe Roman ist nicht nur toll erzählt, er hat auch Gehalt. Mord, Liebe, Freundschaft, dunkle Machenschaften, Magie und Mechanik, Technik, Tragik und Intrigen – alles drin.
So gesehen ist allerdings „Drúdir“ als Roman-Titel unpassend, denn die Kapitel werden auch aus der Sicht von Findra, Svalris, Phandrael, Kyrai und anderen erzählt (was der Autorin auch einige erzählerische Kniffe erlaubt). Da hätte es als Titel sicherlich etwas gegeben, was mehr zieht.
„Dampf & Magie“ hingegen ist als Untertitel sehr passend, denn in dieser erschaffenen Welt stehen sich beide diametral gegenüber: die neuen Möglichkeiten der Technik, die jederzwerg in Anspruch nehmen kann vs. die missbilligten, althergebrachten Künste der Zauberei, die ein paar wenigen vorbehalten waren. Ganz nebenbei geht es auch noch um Künstliche Intelligenz, wofür Swantje Niemann eine verblüffend logische Erklärung liefert, um Schein und Sein und den Umgang mit der eigenen Vergangenheit.
Am liebsten scheinen der Autorin Sätze mit mindestens einem Nebensatz zu sein, der Stil bleibt aber durchgehend flüssig und gut zu lesen. Zudem scheint sie eine Freude daran zu haben, einen möglichst breitgefächerten Wortschatz zu gebrauchen. Das macht den Roman sprachlich äußerst abwechslungsreich und farbenfroh. Sie schildert mit Liebe zum Detail, im Ausdruck präzise und höchst poetisch das Drumrum und bei einigen Absätzen ging mir regelrecht das Herz auf.
Also wenn DAS ihr Debüt als Autorin ist, bin ich gespannt, was da noch so kommt. Denn die Autorin ist eine ganz große Erzählerin. Absolute Empfehlung!
Immer wieder begegnete mir „Der Wüstenplanet“ – DIE Si-Fi-Saga schlechthin (so sagen jedenfalls viele). Nun habe ich mir den Wälzer angetan und wahrscheinlich komme ich mit der Lektüre ein paar Jahrzehnte zu spät. Entweder bin ich schon zu alt, um mich faszinieren lassen oder der 1965er Erzählstil ist nicht meines. Kann auch sein, dass es eine schlechte Übersetzung ist, denn ständig stolperte ich über hölzerne, konstruierte Formulierungen (Ich beziehe mich auf die Ausgabe von Heyne 2001, vielleicht ist die neue Übersetzung von 2016 ja besser ….)
Die Welt, die Frank Herbert erschaffen hat, ist zweifelsohne faszinierend und gut durchdacht: eine eigene Ökologie, eine eigene Mythologie, ungewöhnliche Technologie, komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse und diverse „Clans“ mit eigenen Bestrebungen. Wirklich toll!
Aber dann die Figuren … die sind extrem blass und selbst die Hauptcharaktere konnte ich nur schwer fassen. Möglicherweise liegt es daran, dass die Handlung in erster Linie durch Dialoge vorangetrieben wird. So bekommt man vom „Endkampf“ direkt kaum etwas mit und weiß nur, wer wen in welcher Schlacht wie besiegt, weil es danach diverse Versammlungen / Treffen gibt. Auch von den emotionalen Zuständen der Personen erfährt man nur nebenbei (wie z.B. von der Verbindung der Hauptperson zu seiner Liebsten). Da wäre bei fast 1000 Seiten sicher mehr drin gewesen …
Vielleicht sind die nachfolgenden Bände besser – aber ich war schon froh, dass ich Band 1 „durchgehalten“ habe.
Bewertung zu "Die unterschätzte Kunst des Scheiterns und weitere Mysterien im Leben von Menschen und anderen Kleintieren" von Marion Alexa Müller
Bewertung zu "Eine Tonne für Frau Scholz" von Sarah Schmidt
Sarah Schmidt bringt die Geschichte auf den Punkt, da ist kein Wort zu viel und keines zu wenig und von manchen Wendungen war ich echt überrascht.
Die Protagonistin ist keine Heldin, im Gegenteil: Sie steckt mitten in der Midlife-Crisis. Doch ihr Scheitern, ihre Erfolge und ihre markerschütternden Erkenntnisse sind so entzückend skizziert, dass man Nina einfach gern haben muss und sie mit ihren Macken als Person begreift und versteht.
Ein durchweg tiefgründiger und situationskomitragödischer Gegenwartsroman für alle, die meinen, dass irgendwas schiefhängt im Leben und die trotzdem nicht verbissen werden wollen. Oder ignorant. Es geht ja darum, seine eigene Geschichte für sich selbst zu finden und die Balance, zwischen der selbstempfundenen Gewitztheit und der allgemeinen Lächerlichkeit. Sarah Schmidt lässt ihren Figuren sehr viel Raum und deswegen fühlt man sich so frei (und manchmal so ertappt), wenn man das Buch liest.
Sehr sehr schön!
Leider ist nur das Setting wirklich hübsch (das aber außerordentlich). Doch die meisten Ideen der Autorin sind in die Ausgestaltung und Beschreibung des Nachtzirkus gegangen und weniger in die Geschichte. Ständig wird die schwarz-weiß-grau-rote Ästhetik betont und gnadenlos auf ihr herumgeritten wie auf einem lahmenden Ackergaul.
Für die Länge des Romans ist mir der Plot zu dürftig, der „total wichtige Wettstreit“ verpufft wie ein Bäuerchen im Wind, die Personen sind zu blass und ihre Handlungen und Ambitionen für mich nicht nachvollziehbar.
Die Autorin schiebt ihre Protagonisten wie hölzerne, emotionslose Puppen durch eine schwarz-weiß-rote Phantasiewelt. Zum Schluss plätschert die Story einfach so aus. Langweilig, fade, anstrengend. Jeder Hase würde sich lieber das Fell über die Ohren ziehen lassen, als im diesem künstlichen Plastik-Zirkus aus dem Hut gezaubert zu werden. Extrem viel Zirkus um nix. Ich musste mich wirklich durchkämpfen ...
Bewertung zu "Die tausend Herbste des Jacob de Zoet" von David Mitchell
Eine kleiner, holländischer Handelsposten vor der japanischen Küste um 1800. Die Holländer dürfen keinen Fuß auf das Festland setzen, die Zustände auf der Insel sind - nunja - suboptimal und auch die sprachliche und kulturelle Verständigung zwischen Japanern und Holländern ist äußerst schwierig. Und alle sind reichlich zwielichtig, weil alle eigene Interessen verfolgen.
Mitten in diesem Spannungsfeld trifft Jacob de Zoet – der sich fern der Heimat beweisen will, um endlich seine Verlobte heiraten zu können – auf die Hebamme Orito und verliebt sich – was eigentlich überhaupt nicht sein darf. Jacob de Zoet ist dabei nur einer von sehr vielen Protagonisten, die nicht immer heldenhaft sind. Diese Verwehrung des Autors gegen standardisierte Protagonisten ist wirklich bemerkenswert, und so wurde ich immer wieder überrascht.
In diesem Roman stecken so viel Romantik, so viel Hoffnung, so viel Liebe zur Wissenschaft und dieses allgegenwärtige Kämpfen und Scheitern ... Und natürlich wird vor großer Kulisse, die wunderschön mit feinem Pinselstrich kalligraphiert wurde, eine bemerkenswerte Geschichte von Hingabe und Besitzdenken, Verrat und Missbrauch, Tradition und Fortschritt erzählt.
Es gibt spannendere Geschichten, Geschichten, die pointierter sind und Geschichten, die stringenter erzählt sind. Und die meisten davon stinken gegen diesen Roman trotzdem einfach mal ab. Hier geht es nicht um Pointen, sondern um eine adäquate Darstellung - um die Vermittlung eines Lebensgefühls einer vergangenen Epoche, das kein Blockbuster zu leisten vermag. Hier ist man Mäuschen in einer fremden Welt, welche so mitreisend realistisch ist, dass sie keine Deus ex Machina haben DARF. Als Leser wird man darauf zurückgeworfen, dass das Leben eben kein Hollywood-Film ist.
Und genau das und die unglaublich poetische Sprache machen diesen historischen Roman so groß.
Bewertung zu "Das geraubte Leben des Waisen Jun Do" von Adam Johnson
Nord-Korea ist ja gerade wieder ein großes Thema: Es gibt Ärger mit Trump. Aber jenseits der nackten Infos aus den Medien hat man ja kaum ein Gefühl für dieses Land.
Adam Johnson vermittelt in diesem Roman solch ein Gefühl und erzählt eine
Geschichte, die im Gedächtnis bleibt, weil sie so ungewöhnlich wie genial ist.
Der Autor ermöglicht einem das Eintauchen in eine völlig andere Denk-Kultur, eine andere Staatsform, eine Gesellschaft, in die man sich als Europäer kaum hineinversetzen kann.
Da wird das Absurde einer Diktatur (die Loyalität der Bevölkerung, das Erdulden, das Schweigen und die Hoffnung auf ein systhemtreues Glück) völlig logisch und nachvollziehbar. Die "Gehirnwäsche" ist schließlich ein elementarer Bestandteil und niemand ist vor so etwas gefeit, der in solch einem System aufwächst.
Schein und Sein, Trugbild und Wirklichkeit, Denken und Propaganda werden in eine grandiose Matapher in Romanlänge verpackt.
Ist aber nichts für schwache Nerven!!!
Bewertung zu "Die Entdeckung des Higgs-Teilchens" von Harald Lesch
Ich habe die Hörbuch-Version vom Lagato-Verlag (die ich hier leider nicht gefunden habe) ... Ich beziehe mich auf diese.
In mehreren Aufsätzen werden verschiedene Themen behandelt und von Harald Lesch anschließend kommentiert, (der das ganze auch eingesprochen hat). Ich als Nicht-Physiker finde diese Kombination sehr gelungen, gerade weil er Dinge und Zusammenhänge so erklärt, dass man sie auch als interessierter Laie versteht.
Vor allem als Hörbuch finde ich das extrem angenehm und es ist kein Kapitel zu viel oder zu wenig und man kann sich die CDs durchaus mehrmals anhören. Ich zumindest muss das auch, weil ich mir diese ganzen Unfassbarkeiten der modernen Physik, die so abseits meiner Alltagswelt sind, nur sehr schwer merken und innerlich visualisieren kann.
Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe, aber immerhin bekam ich eine gute Ahnung davon, was es mit diesem sagenumwobenen "Gottesteilchen" auf sich hat.
Ein wirklich gelungener Exkurs in diese - im wahrsten Sinne des Wortes - unfassbare Welt der Elementarteilchen.
Bewertung zu "Der Ghostwriter (DAISY Edition)" von Cecelia Ahern
Ich höre ja gerne Hörbücher zum Einschlafen, bei der ersten der drei CDs hat das noch super geklappt. Aber ab der zweiten lag ich wach und musste lauschen, bis zum Ende. Ich fand das einfach zu spannend ...
Zur Geschichte selbst möchte ich nichts sagen, fast alles wäre ein Spoiler. Wenn man es so will, ist es eine phantastische Parabel auf das Leben eines Menschen, der eine zwanghafte Passion entwickelt; und was sie mit ihm und seinem Umfeld so anstellt. Cecilia Arden transformiert dieses zwanghafte Streben, diese Suche nach Erfüllung und Perfektion und was man dieser Passion alles opfert in eine unglaubliche Geschichte. Alles fängt mit einer Kleinigkeit an und endet, nunja, phänomenal.
Die Protagonisten sind lebendig, nicht klischeehaft und noch dazu ist es grandioseses Kopfkino!
Über mich
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- 09.10.1978
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