Marianne_Wild

Was haben Auftragskiller, Galeristen, Kindesentführer, Artisten, Nonnen, Kunsträuber, Kreuzfahrtteilnehmer und eine italienische Kommissarin gemeinsam? Inhalt dieses Buches zu sein! Jörg Böhm schlägt hier wieder mehr als beispiellos auf jeden Fall mehr als sieben auf einen Streich!
Er verknüpft wieder einmal geschickt, spannend und fachkundig die Handlungsstränge. Frage: Wie weit gehen Menschen, um sich selbst zu retten, Menschen von denen es nie angenommen werden würde? Wie weit gehen Menschen in ihrem Schmerz, um sich selbst zu sühnen? Wie weit gehen Menschen unter dem Deckmantel der Normalität in ihrer Raffgier? Mit von der Partie, die diese Fragen ein Stück weit beantworten, sind eine Handvoll Kreuzfahrttouristen, ein Nonnenstift, Bordpersonal - Freunde, Bekannte, Verwandte, Fremde, Angestellte und Eheleute, Söhne, Töchter. Ist das wirklich so? Es darf sich keiner wirklich sicher sein - nichts ist wie es scheint! Aufgepasst: hier wird oben nach unten gedreht, rechts auf links, das Innere nach außen. Niemandskinder die wie hier beschrieben in Italien entführt wurden um danach von anderen Eltern adoptiert zu werden, der Kunstraub zu Gotha, nie aufgeklärt, hier in Jörg Böhms Version der Aufklärung. Spannend und unvorhersehbar bis zur letzen Seite!

Der Autor verknüpft geschickt alle Elemente, die einen gelungenen Kriminalroman ausmachen: gut konstruierte Story mit einem steigenden Spannungsniveau und Charakteren, die sich einschlägig im Gedächtnis verankern. Wahrhaft meisterhaft eingebaut dazu hier noch ein aktuelles Thema, was heute in aller Munde und in aller Köpfen ist - die Flüchtlingssituation. Und nicht nur die Thematik heute - nein, wie sich herausstellt, auch noch die, die bis Ende der 80er Jahre für die deutsche Bevölkerung ebenfalls schicksalhaft war! Die ganze Dramatik, die sich im Laufe der Romane des Autors entfaltet dazu noch eingebettet in Landstriche und gutbürgerliche Traditionen, die nach dem Genuss seiner Bücher nicht mehr ganz so unschuldig anmuten. Ich persönlich sehe nun ein Spargelgericht und Ostseesand mit ganz anderen Augen. Sehr geschickt gemacht! Die Hauptcharaktere Emma und Matthias sind wahrhaft starke Menschen, die - von Schicksalsschlägen gebeutelt stets um ihre Selbstbeherrschung und Selbstachtung ringend - ein starkes Team sind, sich unglaublich nahe stehen, aber irgendwie immer wieder durch verschiedenste Umstände wieder Abstand voneinander nehmen. Das Schicksal ist gnadenlos... Ich bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht!
Die Auflösung der Serienmorde wird dem Spannungsniveau des Buches gerecht und verspricht eine große Überraschung.
Jörg Böhm spart übrigens nicht damit, das Grauen der Mordserie dem Leser hautnah zu mitzuteilen und nahe zu bringen. Gänsehaut!
Der Cliffhanger am Ende verspricht auf jeden Fall weitere Hochspannung, Fortsetzung folgt. Ich freue mich drauf!