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Martin_Keune

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches 813 - Das Doppelleben des Arsene Lupin [p6t] (ISBN: B002RGE9MK)

Bewertung zu "813 - Das Doppelleben des Arsene Lupin [p6t]" von Maurice Leblanc

813 - Das Doppelleben des Arsene Lupin [p6t]
Martin_Keunevor 11 Jahren
Bewundernswert: Was für ein Bösewicht!

Sherlock Holmes hat ja gerade wieder Hochkonjunktur; sein französisches Gegenstück, der geniale Gentleman-Dieb Arsène Lupin, hat bisher noch nicht von dem Hype profitiert, aber wie ich ihn kenne, straft er die fehlende Aufmerksamkeit mit ironischer Verachtung. Dabei haben die beiden Superhirne des Verbrechens zwar den unversöhnlichen Unterschied von Recht und Unrecht zwischen sich, ansonsten aber vieles gemeinsam. Nicht zufällig hat Maurice Leblanc dem rätselhaften, stehlenden Monsieur einen Gegenspieler mit auf den Weg durch ein sehr romantisiertes Frankreich gegeben, der auf den sonderbaren Namen Herlock Sholmes hört: Und knapp, aber verdient den Kürzeren zieht. Also, Messieurs ’dames, hier haben wir eine ganze Reihe von mitreissenden, begeisternden Schmökern, bevorzugt unter der Bettdecke mit einer Taschenlampe zu lesen. Atemberaubende Stücke vorzüglicher Abenteuerliteratur, bei der es ja bekanntlich vor allem darum geht, die Grenzen zwischen Gut und Böse aufs gänsehautigste virtuos zu verschieben. Heute also gehört unser Herz dem Gentleman-Bösewicht, dem kaltblütigen, unerreichten Arsène Lupin.

Cover des Buches American Psycho (ISBN: 0679735771)

Bewertung zu "American Psycho" von Bret Easton Ellis

American Psycho
Martin_Keunevor 11 Jahren
Kurzmeinung: Gehasst, geliebt – und überschätzt: Ein Gewaltschocker, der wie rohes Fleisch nach Jahren nicht besser geworden ist, sondern komisch riecht.
Gehasst, geliebt – und überschätzt

Zwanzig Jahre später müsste man ja mal nachsehen, wie der damalige Literatur-Schocker AMERICAN PSYCHO nun nachhaltig so gewirkt hat. Damals war es schlicht nicht möglich, auf irgendeiner Party über Bücher zu sprechen, ohne dass Bret Easton Ellis’ provokantes Werk auf der Agenda stand. Für gewöhnlich zerfiel die Schar der Diskutanten in zwei Gruppen (und in den Rezensionen hier auf LB lässt sich das auch noch nachlesen): Es gab die „Iiiih, wer schreibt denn sowas, ich konnte gar nicht hinkucken“-Fraktion.... und die „Ho ho ho, starker Tobak, aber ich vertrage ja was“-Fraktion. Während die erste Fraktion Ellis übelnahm, dass er um des Schockeffeks willen zu weit ging, liebte ihn die zweite genau aus dem gleichen Grund. Die erste sah die Tabus einer Gesellschaft verletzt – die zweite auch, aber sie freute sich darüber. Über das Anliegen des Buchs selbst HINTER diesem vordergründigen Schockeffekt wurde eher wenig spekuliert, und das womöglich zu Recht: Denn vielleicht gab es ja in der Tat gar kein Anliegen. Oder allenfalls ein stilistisches Anliegen; maximaler Impact eben, maximales Dröhnen vor Publikum, Gesprächsthema sein in den Salons der Großstädte der Welt. Oder wollte Ellis etwa signalisieren, dass konsumorientierte Oberflächlichkeit zu oberflächlichen Beziehungen und von da aus sofort in einen bluttrunkenen Blitzkrieg des „Es“ führt? Reine Küchenpsychologie also? Hoffentlich nicht. Die Welt ist böse, und stylische Werbefuzzis sind ihre Totengräber? Ich bitte Sie … Andere Bücher danach waren in ihrer expliziten Gewaltbeschreibung nicht weniger schockierend, – Bolaños „2666“ etwa oder Jonathan Littells „Die Wohlgesinnten“. Aber ihre Wirkung war subversiver und nachhaltiger, weil sie eine gesellschaftliche Wirklichkeit beschrieben, die Ellis für sich reklamierte, durch die onanistischen Litaneien der Markenaufzählung aber ins Absurde überspitzte. Und genau damit zerlegte er jeden Realitätsbezug seines Protagonisten und machte die sezierenden Brutalitätsprotokolle zu einer üblen Marotte, die schockte, aber folgenlos blieb: Gewaltfantasien, die keine Albträume verursachten, sondern ein Völlegefühl, auf das ich persönlich noch immer nicht erpicht bin.

Cover des Buches Groschenroman (ISBN: 9783861246398)

Bewertung zu "Groschenroman" von Martin Keune

Groschenroman
Martin_Keunevor 11 Jahren
Kurzmeinung: Bisher ist Axel Rudolph immer durchgekommen. Doch ob Semlin das richtige Versteck vor der Gestapo ist? Der Mann fällt auf; ein bunter Hund!
Cover des Buches Ubik (ISBN: 9783453873360)

Bewertung zu "Ubik" von Philip K. Dick

Ubik
Martin_Keunevor 11 Jahren
Simple Stories are the best

UBIK wird immer wieder für kompliziert gehalten, dabei ist es gerade die frappierende Einfachheit der Story, die das Buch 1969 zu Dicks Meisterwerk machte – und zu einem Buch, nach dem die Science Fiction nicht mehr so war wie vorher. 

Wie in den Strophen eines Songs (oder den Leveln eines Computerspiels) stürzt eine Raumschiff-Crew auf der Erde rückwärts durch die Zeit. Von Strophe zu Strophe geht es weiter zurück, und je weiter man kommt, um so schwerer wird es, an das drogenhaft benötigte Lebenselixier Ubik heranzukommen.
Ein boshafter Gegenspieler behindert die Jagd nach dem Stoff zusätzlich. 

In einer verblüffenden Auflösung wird am Ende des Buchs alles erklärt: Die Story, die Parallelwelten, der Gegenspieler. Und unser suchthaftes Streben nach Erfüllung oder Glück (und die Beschwerden des Alters, die Abnutzung des Erfolgs, der immer währende Daseinskampf) gleich mit. 

Ein Juwel, ein Klein-, nein: Großod, gerade wegen der strengen logischen Form des Aufbaus, der Parabelhaftigkeit und der Glaubwürdigkeit, mit der Figuren und Szenarien hier gezeichnet sind. Eins meiner 100 Lieblingsbücher aller Zeiten.

Cover des Buches Wir waren 13 (ISBN: 9783936819526)

Bewertung zu "Wir waren 13" von Matthias Weißert

Wir waren 13
Martin_Keunevor 11 Jahren
Ganz einfach: So war es.

Die Bereitschaft, sich zu erinnern, ohne zu interpretieren – aufzuzählen, was geschehen ist, ohne ein Leben, das 1932 anfing, von einer späten Sicht aus rückblickend zu erklären: Das können nicht viele. Matthias Weißert beherrscht die Genauigkeit des Erinnerns, die dafür nötig ist, und auch die kindliche Freude am (damaligen) Jetzt hat er keineswegs eingebüßt. Das macht seine Beschreibungen der Kindheit, der Familie, der ereignisreichen ersten Lebensjahre nicht nur kurzweilig und sehr lesenswert, sondern auch wertvoll.
Was die Generation unserer Väter oder Großväter gewusst und gewollt hat – getan und gelassen: Bücher wie „Wir waren 13“ geben mehr Auskunft darüber als manches Geschichtsbuch.

Cover des Buches Die Geschichte meines Todes (ISBN: 9783499222832)

Bewertung zu "Die Geschichte meines Todes" von Harold Brodkey

Die Geschichte meines Todes
Martin_Keunevor 11 Jahren
Dieses wilde Dunkel

Deutsche Titel sind oft Grobheiten gegenüber dem Originaltitel eines Buchs; da ergeht es Harold Brodkey mit seinem schmalen letzten Buch, das er „This wild Darkness. The Story of my Death“ nennt, nicht anders. Auf den weit schöneren Originaltitel legen die Rowohlts keinen Wert; sie scheinen mehr an dem medizinischen Vorgang des Sterbens interessiert zu sein als am Tod selbst, und ja, auch diese Details beschreibt Brodkey in einer abschätzigen, peniblen, stoischen Art. Doch dem großartigen Autoren gelingt weit mehr als das; er umkreist – voll Angst, voll Unsicherheit, und doch auch immer wieder hohnlachend, neugierig und unerschrocken das letzte große Geheimnis seines Lebens: Den Tod selbst. Die Nichtexistenz, die vor ihm liegt wie vor uns allen, und der er sich von Seite zu Seite mehr nähert, mehr öffnet. „Man schult sich darin, dieses Entsetzen anzunehmen“, sagt Brodkey: Ja, vielleicht. „Die Geschichte meines Todes“ ist ein gutes, ein geistreiches und geistweites Schulbuch, das uns an den Blick in diesen Abgrund nicht gewöhnen, ihn aber vielleicht etwas vertrauter machen kann.

Cover des Buches Das Antikrebs-Buch (ISBN: 9783888977077)

Bewertung zu "Das Antikrebs-Buch" von David Servan-Schreiber

Das Antikrebs-Buch
Martin_Keunevor 11 Jahren
Ein mutiger Entwurf einer anderen Krebstherapie

Fünf Monate lang war dieses Buch mein Handbuch für den täglichen, zuletzt verlorenen Kampf um das Leben unserer besten Freundin. Noch immer liegt das zerlesene Exemplar auf meinem Nachttisch. Wer sich notgedrungen erstmals mit dem Thema Krebs auseinander setzen muss, für den hält Servan-Schreiber eine unglaubliche Menge an Aha-Erlebnissen bereit. Dass sich der Körper von Fett, der Tumor aber von Zucker ernährt … welche Gewürze und Lebensmittel die Blutversorgung des Tumors erschweren können… was die fehlenden Selbstzerstörungsprogramme von Krebszellen in Betrieb bringen könnte … welche Rolle Bewegung spielt, warum Zweckoptimismus auch ein Weg in die Einsamkeit sein kann, und, und, und: Undogmatisch und faktenreich, unterlegt von einer Vielzahl handfester Studien, skizziert der Autor ein Anti-Krebs-Konzept, das eine radikale Abkehr vom hilflosen Starren auf die vermeintlichen Wunderwaffen der Chemotherapeuten bedeutet. Vollkommen klar: Das neue, wirksame Mittel gegen den Krebs hat auch Servan-Schreiber nicht parat; auch er selbst ist Jahrzehnte nach der Diagnose an seinem Hirntumor gestorben. Doch er gibt dem Patienten die Verantwortung für seine Krankheit, nein: für seine Gesundheit zurück – und damit eine ganze Menge sehr konkretes Rüstzeug, um den Kampf gegen den Krebs selbst aufzunehmen und zu führen. Vielleicht letztlich nicht erfolgreich zu führen, ... – aber mit einem Gewinn an Lebensqualität, einem Gewinn an Hoffnung und Selbstbestimmung. Das allein macht dieses Buch für mich zum Besten, was ich zum furchtbaren Thema Krebs gelesen habe.

Cover des Buches Als Hitler mir die Hand küßte (ISBN: 9783871340611)

Bewertung zu "Als Hitler mir die Hand küßte" von Bella Fromm

Als Hitler mir die Hand küßte
Martin_Keunevor 11 Jahren
Hinter den Kulissen der Macht

Frappierende neue Perspektiven auf die Zeit des Nationalsozialismus sind selten – Bella Fromm bietet eine. Als Gesellschaftsreporterin mit Wurzeln im adelsnahen Großbürgertum ging sie in den ausländischen Botschaften in Berlin von 1930 bis zu ihrer Emigration als Jüdin 1938 ein und aus. Ihre Tagebuchaufzeichnungen zeigen verblüffend, wie hellsichtig Teile der Diplomatie die Absichten und Ziele der Nazis vorhersahen – und wie leichtfertig sie diese aufziehende Gefahr gleichzeitig oft auch nahmen. Die Katastrophe des ganzen Kontinents wird hier mitunter bei einer guten Flasche Champagner wie ein leichtes Sommergewitter abgehandelt, bis die Faktenlage nicht mehr zu übersehen ist und Krieg, Massenmord und Diktatur alle Regeln der Diplomatie über den Haufen werfen. Bella Fromm selbst kann das Land 1938 in letzter Minute verlassen – da ist der Nationalsozialismus längst in alle Bereiche des Lebens, in die Produktionsbedingungen, Industrie und gesellschaftliche Eliten eingedrungen und das, was kommt, weder wegzudiskutieren noch mit Diplomatie zu lösen.

Cover des Buches Die Wespenfabrik (ISBN: 9783453124387)

Bewertung zu "Die Wespenfabrik" von Iain Banks

Die Wespenfabrik
Martin_Keunevor 11 Jahren
Rezension zu "Die Wespenfabrik" von Iain M. Banks

Die „Wasp Factory“ zu kennen, ist unter denen, die das Buch gelesen haben, wie ein geheimes Erkennungszeichen, wie die Mitgliedschaft in einem dunklen Kult. Und tatsächlich ist Iain Banks’ Debütroman von 1984 mit seiner ahnungsvollen, immer drängender aufschaukelnden Geschichte ein Buch, das man nie wieder vergessen wird. Das liegt an dem skurilen Plot mit seinem verblüffenden Knalleffekt am Ende, an der noch-kindlichen Grausamkeit, mit der sich der Ich-Erzähler die sommerschweren Tage bis zum Eintreffen seines Bruders vertreibt. Die Story bezieht ihre suggestive Anziehungskraft aber vor allem aus einer zweiten, noch viel wirksameren Quelle: Aus Banks’ Fähigkeit, gerade den kleinen Detailbeobachtungen und Spielchen seines jugendlichen Protagonisten so viel Authentizität einzuhauchen, dass man alle paar Seiten an die eigene Jugend erinnert wird, an die Enge, die Nähe, den Makrokosmos, der die Welt damals noch war, ehe der Blick sich weitete. Diese Klaustrophobie, die nach Ausbruch drängt, hat noch niemand besser beschrieben als der umtriebige Tausendsassa Iain Banks aus Schottland.

Und hey, apropos Schottland: Wer in Nairn landet an der Ostküste (und nicht das Glück hat, rechtzeitig zu kommen zu Tilda Swintons zauberhaftem halbprivaten Filmfestival „Lotte’s Electric Opera Dream“...) der sollte unbedingt seine Schritte in den örtlichen Buchladen unter dem Ballsaal lenken. Denn dort gibt es nicht nur alles, was Banks je geschrieben hat, zu kaufen: Der Meister hat das meiste auch eigenhändig signiert. Für Banks-Fans und für alle Freunde der schottischen Literatur ein Wallfahrtsort!

Cover des Buches Der Mann der Donnerstag war (ISBN: 9783426002520)

Bewertung zu "Der Mann der Donnerstag war" von Gilbert Keith Chesterton

Der Mann der Donnerstag war
Martin_Keunevor 11 Jahren
Rezension zu "Der Mann der Donnerstag war" von Gilbert Keith Chesterton

Was da unter dem Deckmantel eines turbulenten Kriminalromans daherkommt, ist ein Crashkurs in westöstlicher Philosophie. Der Polizist, der als Agent in einen anarchistischen Geheimzirkel eingeschleust wird, nach und nach alle Mitglieder als Agenten entlarvt und letztlich Teilnehmer einer furiosen Jagd nach dem ominösen Oberbösewicht wird (der, selbstredend, auch Chef der Polizeieinheit ist, die ihn jagt) - er ist der Inbegriff des modernen Menschen auf der Suche nach Sinn und Selbst. Das klingt geschwollen, doch Chesterton, der Meister der geschliffenen Aphorismen, gelingt mit seinem 1907 veröffentlichten schmalen Meisterwerk ein Husarenstück: eine Geschichte, die so atemberaubend spannend, urkomisch und zutiefst intelligent ist, dass sich das Buch seit über Hundt Jahren immer wieder neuer Auflagen erfreut. Dies hier ist das in den Siebzigern bei Knaur erschienene Taschenbuch mit dem damals cool beatlesstyligen Titelbild, das ich nun auch schon über vierzig Jahre mit mir rumschleppe.

Ein Kultbuch mit spektakulärem Plot; für mich eins der Hundert wichtigsten Bücher meines Lebens.

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