Bewertung zu "Verheißung und Dekadenz" von Marion Voigt
Über eine spannende Episode russisch-europäischer Geschichte aus dem 19. Jahrhundert erzählt Marion Voigt in ihrem Sachbuch „Verheißung und Dekadenz“. Baden-Baden mit seiner prominenten Lichtentaler Allee, dem Kurhaus und dem weltbekannten Casino galt zu dieser Zeit als Sommerhauptstadt Europas und zog Prominenz und Adel gleichermaßen aus aller Herren Länder an. Eine besonders enge Bindung hatten die Russen zu diesem Sehnsuchtsort, auffallend viele Schriftsteller fanden sich ein. Marion Voigt verfolgt in ihrem Buch deren Lebenswege. So macht man nähere Bekanntschaft mit Alexandra Smirnowa (ihr Kapitel trägt den Titel „Leider kein Roman“), aber auch mit Turgenjew („Verliebt in Europa“), Dostojewski („In der Spielhölle gefangen“, Gontscharow („Lob der Trägheit“), dem ukrainisch-russischen Erzähler Gogol („Die Erfindung der russischen Seele“) u.v.a. Marion Voigt hat hervorragend recherchiert, vor Ort und mit zahlreichen zeitgenössischen, teils russischen Quellen, und untermalt die einzelnen Kapitel mit persönlichen Erlebnissen und Anekdoten aus Baden-Baden.
Die Verknüpfung ihrer persönlichen Sicht auf die Stadt mit den historischen Details machen das Buch zu einem Lesevergnügen. Ein überaus unterhaltsames, populär-wissenschaftliches Sachbuch, das sicherlich nicht nur die Freunde von russischer Literatur ansprechen wird, sondern generell LeserInnen von historischen Stoffen. Und sicher wird sich die ein oder andere nach der Lektüre angeregt fühlen, sich selbst auf die Suche nach Spuren vergangener Zeiten in Baden-Baden zu begeben. Absolute Lese-Empfehlung von mir!