Bewertung zu "Ice - Hüter des Nordens" von Sarah Beth Durst
Nach Beendigung dieses Buches bleibt erstmal zu sagen, dass ich die Märchenwelt nur ungerne verlassen habe. Obwohl das Buch am Anfang in eine ganz andere Richtung führt und dann eine seltsame Wende nimmt, fühlt man sich als Leser nach und nach ein und findet sich mit dem unglaublichen ab. Schnell kommt das Gefühl auf, man habe es mit einem Märchen zu tun- und das stimmt auch! Sarah Beth Durst hat hier erfolgreich ein altes Inuit Mrchen aufgegriffen und in eine moderne Story gepackt. Als Leser sollte man sich also auf eine gehörige Portion (high) Fantasy einstellen.
Wie es bei Märchen nunmal der Fall ist, ist die Liebesgeschichte eher oberflächlich und unrealistisch. Kaum nachzuvollziehen und recht plötzlich.
Spannung kommt auf, als Cassie dann um ihre Liebe kämpfen muss und sich alleine dem Bösen (schließlich gibt es in jedem Märchen einen Bösen Buben, hier sind das die Trolle) stellen muss. Schade ist, dass die Fantasiegestalten, mit denen Cassie es zu tun bekommt eher schlecht als Recht beschrieben werden und dann als gegeben akzeptiert werden. Hier hätten einige Seiten mehr viel bewirken können, da die Trolle sehr seltsam in die ganze Geschichte eingestrickt sind.
Gegen Ende hat man sich aber auch daran gewöhnt und fiebert wirklich mit. Für den ein oder Anderen sind die genannten Mängel aber tatsächlich ein Grund, sich den Kauf lieber nochmal zu überlegen.
Stil&Sprache
Die Autorin versucht sich an einer bildgewaltigen und zauberhaften Sprache, was auch an vielen Stellen passend und solide ist. Leider fehlt aber genau diese an manchen Stellen. Zum Beispiel, als die Trolle etc beschrieben werden. Im ersten Teil des Buches hingegen ist die Sprache wirklich schön eingesetzt und das Lesen fällt unheimlich leicht. Gegen später bekommt der Leser das Gefühl, dass die Autorun für high fantasy nicht ganz den richtigen Schreibstil gewählt hat.
Charaktere
Cassie ist ein sehr besondere Mädchen. Sie ist abseits der typischen Teeniewelt aufgewachsen und musste sich unter harten Bedingungen mit der eisigen Welt der Arktis und dem nüchternen Leben in der Forschungsstation ihres Vaters zurechtfinden. Neugierde und Offenheit haben sie schon früh zu einem aufgeweckten und schlauen Menschen geformt. Die Art, wie sie auf das Mysterium, welches sich vor ihr auftut reagiert, ist nachvollziehbar und sympathisch.
Auch Bär ist ein Charakter, den man einfach mögen muss. Er versteht nicht viel von der menschlichen Denkweise und hat zwischen Tier, Mensch und Mythengestalt seine ganz einzigartigen Eigenschaften entwickelt. Seine Art ist sanft und ruhig, wie man es von einem Eisbären auch erwarten würde. Er ist stets liebenswert und um andere besorgt. Es macht einfach Spaß zu lesen, wie Cassie ihn verändert und umgekehrt. Als dann noch eine zarte Liebe beginnt, blättern sich die Seiten fast wie von selbst um.
Natürlich gibt es noch mehr Charaktere, die aber zugegebenermasen sehr kurz kommen und nur oberflächlich beschrieben werden. Hier wäre etwas mehr Tiefe schön gewesen.
Fazit:
Ice - Hüterin des Nordens lässt fast schon historisches Narnia Feeling aufkommen. Eine Welt, in der fast alles möglich ist, eine neue Sicht auf unsere Welt. Märchenfans jedes Alters werden sich gerne in die eisige Welt dieses Lyx Romanes begeben. Cassie ist eine zauberhafte Hauptfigur, die man nur zu gerne durch dick und dünn begleitet. Wer hier einen typischen Roman a la Romantasy nur mit Schnee erwartet, sollte sich nochmals überlegen ob er mit dem starken Märchengehalt klarkommt.