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MeisterYoda

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Eine echte Mutter (ISBN: 9783608504545)

Bewertung zu "Eine echte Mutter" von Saskia de Coster

Eine echte Mutter
MeisterYodavor 4 Jahren
poetische Komplexität

Eine Geschichte über Gefühle, echt, unverfälschte Gefühle, muss nicht immer eine Liebesgeschichte sein. Das hat Saskia de Coster hier eindrucksvoll bewiesen. Über allem steht die Frage: was macht einen zur Mutter?


Weil der Kinderwunsch von Saskias Freundin Juli ins Unermessliche wächst, gibt Saskia nach und stimmt zu, eine Familie mit Juli zu gründen. Doch als Juli dann Saul auf die Welt bringt, kann Saskia nichts für ihn empfinden. Sie zweifelt an sich, an ihrer Beziehung und daran, ob sie jemals eine gute Mutter sein kann, wenn zwischen ihr und dem Kind gar keine körperliche Bindung war - so, wie Juli sie erfahren hat.

Der Klappentext gibt schon viel her, und was sich lustig anhört - eine Reise zu sich selbst auf einer Hippie-Insel - entwickelt sich zu einem Drama und erzeugt viel mehr Tiefe, als man es aus einer Zusammenfassung herauslesen könnte. Auch in unserer "modernen Welt" ist gleichgeschlechtliche Liebe und der Kinderwunsch in diesen Beziehungen leider immer noch ein Tabuthema.

Durch die verschiedenen Erzählperspektiven ist die Distanz zwischen Saskia und ihrem Sohn gut spürbar geworden. Je größer die Zweifel, desto unüberwindbarer erschien der Graben zwischen Mutter und Sohn. Gerade die Notizen geben einen Eindruck davon, wie komplex die Gefühlslage der Mutter ist und wie groß auch ihre Ängste sind.

Besonders der bildhafte Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Man könnte jetzt denken, dass das zu einer Geschichte mit dieser Thematik überhaupt nicht passt. Aber die fast schon poetische Beschreibung ihrer Gefühle zeigt, wie sehr Saskia sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Es vermittelt nur einen Bruchteil davon, wie tief die komplexe Thematik in ihr Leben eingreift und auch in ihrer Kindheit verwurzelt ist.

Dies ist definitiv kein Titel für zwischendurch, aber dennoch sehr empfehlenswert.

Cover des Buches Der Sommer mit Ellen (ISBN: 9783847900481)

Bewertung zu "Der Sommer mit Ellen" von Agnete Friis

Der Sommer mit Ellen
MeisterYodavor 4 Jahren
Gut erzählt

Jakob ist 50, Architekt und steckt gerade mitten in der Scheidung von seiner Exfrau Kirste.n. Da erhält er sehr überraschend einen Anruf seines Onkels Anton mit der Bitte, sofort zu dessen Hof nach Jütland zu kommen. Jakob soll Ellen finden. Die hat Mitte der siebziger Jahre bei Anton und Anders auf dem Hof gelebt. Inzwischen sind die Männer Anfang/Mitte 90 und es ist für Jakob unbegreiflich, warum er für sie nach Ellen suchen soll. Nach einem Streit mit ihrem damaligen Freund ist sie aus der Kommune, in der die beiden lebten, ausgezogen und hat sich bei den Brüdern einquartiert, bis sie spurlos verschwand.

Zu Beginn braucht die Geschichte etwas, bis sie anläuft. Der Leser wird ins kalte Wasser geworfen und muss erst einmal die verschiedenen Personen den Phasen in Jakobs Leben zuordnen. Dann lernt man den Protagonisten in zwei Versionen kennen: sein Teenie-Ich und sein erwachsenes Ich. Der Jakob, der den Sommer mit Ellen verbracht hat, ist anfangs schüchtern und dann heftig in die junge Frau verliebt. Gemeinsam mit seinem Kumpel Sten verbringt er die freie Zeit auf den Wiesen und Feldern. Sten ist anders als Jakob: grob und entschlossen, denjenigen zu finden, der seine Familie zerstört hat.

Der Jakob in der Gegenwart ist resigniert, und je weiter er in der Vergangenheit gräbt, desto mehr spürt er, dass auch ihn eine gewisse Verantwortung für die Ereignisse in diesem Sommer trifft. Und er stellt fest, dass man als Teenager und Jugendlicher nicht immer die besten Entscheidungen trifft. Das hört sich sehr kitschig an, doch die Story ist alles andere als das. Ich konnte die drückende Hitze beim lesen spüren, die flirrenden Farben, wenn die Mittagssonne auf die Felder scheint und den Staub in der Luft sichtbar macht. Auch die Charaktere sind authentisch. Durch die Erzählung auf zwei Zeitebenen nähert man sich Jakobs Erkenntnissen von beiden Seiten, was die Story ab der Hälfte dann sehr spannend macht.

Cover des Buches The Doll Factory (ISBN: 9783847900436)

Bewertung zu "The Doll Factory" von Elizabeth Macneal

The Doll Factory
MeisterYodavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Absolut atemberaubende Sprache
Highlight

Das Cover hat mich sofort angesprochen, und obwohl historisches sonst nicht so meine Sparte ist, wollte ich der Story eine Chance geben. Tatsächlich mauserte sich die Story zu meinem bisherigen Jahreshighlight und ich gehe nicht davon aus, dass sich das noch ändern wird. Das liegt unter anderem an dem Schreibstil von Elizabeth Macneal und ein großes Lob geht an die Übersetzerin Eva Bonné. Sie hat es geschafft, die Detailverliebtheit und die blumige Sprache einzufangen und der Geschichte den Spirit einzuhauchen, die sie so einzigartig macht.

Die Sprache ist trotz ihrer Einfachheit intensiv und emotional aufgeladen, was noch mehr dazu beiträgt, dass man sich direkt in die dreckigen Straßen Londons hineinversetzt fühlt. Gelebt wird die Handlung von skurrilen Charakteren in der Atmosphäre der viktorianischen Zeit. Iris, eine Frau mit scheinbar unerreichbaren Träumen und einer körperlichen Deformation, die schließlich doch dazu führt, dass sie ihnen ein Stück näher kommt. Ihre Zwillingsschwester Rose, die nur das beste für ihre Schwester will. Albie, zahnloser Held dieser Geschichte. Und Silas, ein Kuriositätensammler, bei dem die Grenzen zwischen Fantasie und Realität verschwimmen.

Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen. Lasst euch entführen, wandelt zwischen den ungewaschenen Menschen und lasst euch von den Kutschen mit Schlamm vollspritzen.

Cover des Buches No Sound – Die Stille des Todes (ISBN: 9783492061681)

Bewertung zu "No Sound – Die Stille des Todes" von Emma Viskic

No Sound – Die Stille des Todes
MeisterYodavor 4 Jahren
Solider Thriller mit interessanter Thematik

Das schmucklose Cover hat direkt um meine Aufmerksamkeit gebuhlt, und natürlich konnte ich es nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Die Autorin sagte mir nichts, und ich bin immer etwas skeptisch – im Endeffekt bin ich aber positiv überrascht worden.

Der Protagonist Caleb ist taub. Es war für mich sehr spannend zu lesen, wie er im Vergleich zu den bisherigen hörenden Ermittlern seinen Aufgaben nachkommt. Hat er andere Ansätze? Sein Motiv ist erst einmal das stärkste überhaupt: Rache. Denn sein bester Freund wurde ermordet, und das kann er nicht ungesühnt lassen.

Mir ist immer wichtig, dass die Charaktere abseits von Klischees erschaffen werden und auch die Handlung sollte authentisch sein. Beides wurde hier super umgesetzt. Dennoch habe ich mich das ein oder andere Mal gefragt, ob es für einen gehörlosen Menschen in unserer Gesellschaft wirklich so einfach ist, wie es in der Geschichte manchmal dargestellt wird. Zwar kann Caleb die Nachteile ausgleichen, dennoch denke ich, dass es weitaus schwerer ist, sich im Alltag zurechtzufinden. Ein großes Lob geht hier dennoch an die Autorin, die sich mit der Thematik anscheinend sehr intensiv auseinandergesetzt hat und es versteht, diese interessant einzubauen.

Anfangs war ich durch die vielen eingeführten Personen etwas verwirrt, das legte sich aber im Verlauf der Story. Spätestens nach der Hälfte, wenn die Geschichte Fahrt aufnimmt, hat man sich an die Charaktere gewöhnt und fliegt nur so durch die Seiten.

Die Charaktere sind etwas eindimensional dargestellt, allerdings hoffe ich dass in Bezug darauf einiges im nächsten Teil vertieft wird. Insgesamt kann ich für diesen soliden Thriller eine Leseempfehlung geben.

Cover des Buches Shadowscent - Die Blume der Finsternis (ISBN: 9783748800125)

Bewertung zu "Shadowscent - Die Blume der Finsternis" von P. M. Freestone

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
MeisterYodavor 4 Jahren
Die Macht der Düfte

Zugegeben, ich bin ja ein Covernerd. Und dieses hier ist doch einfach herrlich, oder? Die Ornamente, die den Titel einrahmen, in goldener Farbe gehalten. Die vielen Blüten. Und dazu passend der Klappentext, da war mir einfach klar: auch als jemand, der wenig Fantasy liest, muss ich diese Story lesen!

Zu Beginn wurde ich mit dem Königreich Aramtesch bekannt gemacht. Der Name klingt nach Orient, und mit dem verbinde ich unweigerlich Basare, auf denen verschiedene Düfte durch die Luft wehen. Passt also perfekt zur Story. Durch die vielen Namen und Bezeichnungen wurde ich dann anfangs doch etwas ausgebremst, auch die Beschreibungen der Herrschaftsgebiete waren etwas oberflächlich. Aber die Verwirrung hat sich schnell gelegt. Denn ab einem bestimmten Punkt lief die Geschichte von alleine.

Ebenso waren die Charaktere zum Greifen nah. Da gibt es einmal Rakel. Sie ist eine Dienerin, wurde aber nicht im niederen Stand geboren, sondern hat einen tiefen Fall hinter sich. Und an ihrer Seite Ash, Leibwächter des Kronprinzen. Gegensätze ziehen sich an, hört man immer, und hier läuft es genauso. Dabei lässt sich die Autorin viel Zeit, die Dynamik zwischen den beiden auf den Leser wirken zu lassen. So entsteht nicht der Eindruck, dass es sich hier (wie bei anderen Büchern dieses Genres) primär um eine Liebesgeschichte handelt.

Der Erzählstil ist locker, weshalb ich trotz der Startschwierigkeiten gerne weitergelesen habe. Er wirkt ganz natürlich und nicht gestelzt, sodass die Seiten flogen, insbesondere als die Story dann Fahrt aufnahm.

Es bleiben einige Fragen offen, die hoffentlich in einem zweiten Band geklärt werden. Ebenso würde ich mir wünschen, dass die Welt um Aramtesch weiter beschrieben wird, ein bisschen mehr in die Tiefe geht. Die Thematik mit der Macht von Düften fand ich sehr schön und auch außergewöhnlich und es wäre schade, dieses Potenzial zu verschenken. Ich hoffe also gespannt, dass ich den zweiten Teil auch auf Deutsch lesen kann.


Cover des Buches Wie du mich siehst (ISBN: 9783737356961)

Bewertung zu "Wie du mich siehst" von Tahereh H. Mafi

Wie du mich siehst
MeisterYodavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Wichtiges Buch über offenen und versteckten Rassismus.
Wie andere mich sehen

„Wie andere mich sehen“ wäre ebenfalls kein verkehrter Titel für dieses so wichtige Buch gewesen. Denn was Shirin am Umziehen am meisten nervt, sind die lauten und leisen Vorurteile der neuen Mitschüler. Komische verhaltenen Blicke, Beschimpfungen wie „Terroristin“, offene Ausgrenzung oder aber auch körperliche Attacken ist sie schon gewohnt. Und das alles nur, weil die junge Californierin mit iranischen Wurzeln Kopftuch trägt.


Dieses Buch hat mich mitgerissen. Nachdenklich gemacht. Wütend gestimmt. In unserem Kulturkreis ist es verwerflich, wenn man sich offen zu seiner Religion bekennt. Dabei zeigt die Autorin mit Shirins Charakter, dass sie doch ein ganz normales Mädchen ist und sich kaum von Gleichaltrigen unterscheidet. Bis auf Äußerlichkeiten. Gewohnt an Mobbing und Ausgrenzung hat Shirin eine Mauer um sich errichtet, die sich in einer spitzen Zunge, gepaart mit etwas Aggressivität, äußert. Innerlich ist sie wütend auf die Oberflächlichkeit der Menschen, auf ihre Vorurteile und Unkenntnis. Im krassen Gegensatz dazu steht ihr Bruder, der genau wegen seines „exotischen“ Aussehens bei den Mädchen ganz besonders beliebt ist. Seine Religion? Die spielt hier keine Rolle. Warum auch, man sieht sie ihm ja nicht an.


Wir Menschen neigen dazu, in Schwarz-Weiß zu denken. Das ist im Cover sehr schön abgebildet. Ocean, der sich nicht vorstellen kann dass Shirin tagtäglich wegen ihrer Religion diskriminiert wird, beginnt im Laufe der Geschichte auch in Grauzonen zu denken. Die beiden geben sich viel, denken über den Tellerrand hinaus. Gezwungenermaßen, denn das junge Paar hat einige Hürden zu überwinden. Insbesondere Ocean tut sich schwer damit, kann er einfach nicht verstehen, warum die Leute sich an einem Stück Stoff auf dem Kopf seiner Freundin so aufregen. Shirin denkt anfangs allerdings auch nicht weit, denn in ihren Augen sind alle anderen Menschen Rassisten. So kann sie gar nicht zulassen oder aktiv mithelfen, dass Vorurteile abgebaut werden.


Der sehr lebendige Schreibstil hat bewirkt, dass ich mich sehr gut in Shirin hineinversetzen konnte. Gleich zu Beginn legt die Autorin los, lässt dem Leser keine Schonfrist. Tahereh Mafi hat in dieser Geschichte auch viele eigene Erlebnisse verarbeitet. Das zu lesen, hat mich sehr traurig gestimmt. Zwar spielt die Handlung zwischen 2003 und 2005, jedoch hat sich in den letzten fast fünfzehn Jahren nichts gebessert. Das ist nicht akzeptabel und wie sollten alle darauf hinarbeiten, Rassismus – egaö in welcher Form oder gegen was - keinen Platz in unserer Gesellschaft zuzugestehen.

Cover des Buches Hinter blutroten Schatten (ISBN: 9783863270582)

Bewertung zu "Hinter blutroten Schatten" von Gereon Krantz

Hinter blutroten Schatten
MeisterYodavor 4 Jahren
Spannend und witzig

Kennt ihr das? „Dieses Buch musst Du unbedingt lesen!“ und ihr denkt euch „Ja, das mache ich, irgendwann.“ Und dann kommt der zweite Teil, und plötzlich muss es alles schnell gehen? So erging es mir hier. Und ich habe mich auf ein Buch gefreut, dessen ersten Teil ich zu dem Zeitpunkt nicht mal kannte. Aber was soll ich sagen. Ich bin immer noch begeistert!

Der Klappentext verrät schon genug, und der Einstieg ins Buch ist sehr gut gelungen. Harder geht seinem liebsten Hobby nach, und Vogt muss ihn zur Vernunft rufen. Der Autor selbst beschreibt Harder als „eigensinnigen (=völlig durchgeknallten), dem Alkohol nicht abgeneigten, recht skurrilen Charakter mit ausgeprägter Todessehnsucht“ und Vogt als „gradlinige Stimme der Vernunft und nahkampferprobte Veganerin“. Besser kann man es gar nicht ausdrücken! Harder ist nicht nur absolut eigensinnig, nein. Wenn etwas nicht nach seinem Willen geht, dann wird er auch schnell mal zum Trotzköpfchen und schmollt. Ja, ihr habt richtig gelesen: er schmollt. Und das macht ihn richtig liebenswert. An manchen Stellen habe ich fast Tränen gelacht, weil die Vorstellung von einem erwachsenen, bockigen Mann einfach göttlich war. Zum Glück hat er Vogt an seiner Seite, die ihm die Zicken schnell wieder austreibt und ihn auf die richtige Spur bringt.

Zusammen sind die beiden ein super Team, gegensätzlicher könnten sie allerdings nicht sein. Die schlagfertigen Dialoge – auf den Mund gefallen ist keiner der beiden – haben nicht wenig dazu beigetragen, dass die Seiten nur so geflogen sind.

Generell sind die Figuren in diesem Krimi eher schräg. Eine menschliche Eidechse und ein betagter Chauffeur runden das Gesamtpaket ab. Ob Gereon Krantz es geschafft hat, die bescheuertste Verfolgungsjagd der Literaturgeschichte zu schreiben weiß ich nicht. Aber lustig war sie auf jeden Fall, auch wenn ich natürlich mitgefiebert habe.

Durch den wahnsinnig lebendigen Erzählstil war man sofort in der Story gefangen und konnte sich nur schwer befreien. Viel haben für mich tatsächlich die menschlich unperfekten Charaktere ausgemacht. Die Spannung steht vom ersten Moment, ab dem ersten Mord, und steigt mit jeder Seite. Die Ermittlungen gehen Schlag auf Schlag, man kommt kaum zur Ruhe.

Ich hoffe jetzt, dass es einen dritten Teil geben wird. Bald!

Cover des Buches Wir gegen euch (ISBN: 9783810530448)

Bewertung zu "Wir gegen euch" von Fredrik Backman

Wir gegen euch
MeisterYodavor 5 Jahren
Grandios

Nachdem „Ein Mann namens Ove“ mich absolut in seinen Bann gezogen hat, durfte ich zu Omas Geschichten aus „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ träumen und mich von Britt-Marie aus „Britt-Marie war hier“ in den Wahnsinn treiben lassen. Euch ist klar: Fredrik Backmann hat in mir einen neuen Fan gewonnen.


Streng genommen ist das hier der Nachfolger zu „Kleine Stadt der großen Träume“, aber das muss nicht zwingend gelesen werden. Anfangs wird hier Bezug genommen auf die Ereignisse, die damals geschehen sind. Die Einwohner von Björnstadt wollen wieder eine Gemeinschaft werden. Doch schon trifft es die Bewohner wieder hart, denn der örtliche Eishockey-Club soll geschlossen werden. Wie gehen die Menschen nun damit um? Und das ist (neben Eishockey) das zentrale Thema in Backmans Büchern. Es geht um Gesellschaftskritik, er beschreibt das Zwischenmenschliche. Das, was hinter geschlossenen Türen passiert und in den Köpfen der Menschen vorgeht. Und genau das macht seine Bücher so besonders, hebt sie von allen anderen ab. So viele Gefühle, wie hier aufeinanderprallen, gibt es sonst nirgendwo. Verzweiflung, Wut, Hass. Trauer. Aber auch verschiedene Arten der Liebe haben hier ihren Platz. Freundschaft. Mut. So viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann.


Der Schreibstil ist, wie immer, eigen. Aber nicht holprig oder kantig, und trotzdem gut zu lesen. Zackig trifft es glaube ich ganz gut. Viel wichtiger sind bei Backman ohnehin immer die Botschaften zwischen den Zeilen. Unter anderem kritisiert er hier, dass der Mensch ungerne über den Tellerrand schaut. Wir sollten öfter raus aus der Komfortzone. Damit wir merken, dass in all der Dunkelheit die wir wahrnehmen auch ab und an ein heller Stern leuchtet, der das Leben lebenswert macht.


Ich bin kein Eishockey-Fan, und aus diesem Grund haben mich diese beiden Geschichten erst abgeschreckt. Aber Backman baut das so gut ein, dass man selber gerne mitspielen würde. Das hat er einfach drauf. Und noch etwas ist besonders bei seinen Büchern, und das schafft kein zweiter: er lässt uns nicht mit den Charakteren sympathisieren. Gibt jedem Macken, Ecken, Kanten, so dass es fast schon übertrieben wirkt. Und dann merken wir: so abwegig ist das gar nicht. Im Gegenteil, der ein oder andere Charakter erinnert uns an uns selbst. Das ist unangenehm, denn wir bekommen selten einen Spiegel vorgehalten. Und dann beginnen wir, zu reflektieren. Das ist der Zauber, der in allen seinen Geschichten steckt, der uns weiterlesen lässt, weil wir für unseren Charakter auf ein Happy End hoffen.


Wie man sich unschwer denken kann: es gibt eine Leseempfehlung von mir. Und zwar nicht nur für dieses Buch. Für alle Backman-Bücher. Lasst euch mitnehmen in kleine Städte mit tollen Einwohnern.

Cover des Buches Die Dame hinter dem Vorhang (ISBN: 9783336548088)

Bewertung zu "Die Dame hinter dem Vorhang" von Veronika Peters

Die Dame hinter dem Vorhang
MeisterYodavor 5 Jahren
Das Leben als Exzentrikerin

Der Klappentext hörte sich interessant an, da war klar dass ich das Buch gerne lesen möchte. Bis dato hatte ich von Dame Edith Sitwell noch nie gehört und musste dementsprechend erst einmal nachschlagen, was es mit ihr auf sich hat. Danach war das Buch gleich nochmal so interessant!

Heutzutage kann man sich die Welt, in der Edith Sitwell damals gelebt hat, nur noch schwer vorstellen. Beschrieben aus der Sicht der fiktiven Hausmädchen Emma und Jane begleiten wir die exzentrische Künstlerin ab dem Tag ihrer Geburt. Zeitlebens hatte sie wegen ihrer Art, die damals aneckte, und ihrem Äußeren (das nicht den Vorstellungen der Eltern entsprach) ein schlechtes Verhältnis zu ihnen, verstand sich jedoch sehr gut mit ihren Brüdern.

Erzählt wird die Geschichte vom Jahr 1964 aus, Sitwells Todesjahr. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, in denen wir erfahren, wie es zum Zerwürfnis mit Ediths Eltern kam und wie sie sich mit Mitte zwanzig in London ein eigenes Leben aufgebaut hat. Dort blühte sie auf, verfasste kurze Texte und erlangte so Aufmerksamkeit. Jedoch fand ich den Stil sehr verwirrend. Oftmals hatte ich das Gefühl, Jane – die ja nur als eine Art Erzählventil erschaffen wurde – ist als Charakter tiefer und näher am Leser als die eigentliche Hauptfigur Edith. Für mich bleibt sie nach der Lektüre weiterhin nur „hinter dem Vorhang“. Ihre schillernde Persönlichkeit hat sie dort gut versteckt. Nichtsdestotrotz hat mir alles in allem nichts gefehlt, was vielleicht daran liegen mag, dass ich mit Ediths Leben bisher gar nicht vertraut war. Aber das Gesamtpaket stimmt hier einfach.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er war leicht und so flogen die Seiten nur. Generell ging mir das Lesevergnügen ein bisschen zu schnell vorbei, darum werde ich mich nach weiterführender Lektüre umschauen. Insgesamt hat mir die Story gut gefallen – biographische und fiktive Elemente wurden gemischt und ergeben ein interessantes Ganzes.

Auch die Aufmachung des Buches ist sehr schön – ein hochwertiger Einband mit Lesebändchen in einer absolut bezaubernden Farbe. Das Cover hat mich direkt angesprochen.

Cover des Buches Meine wunderbare Frau (ISBN: 9783442205745)

Bewertung zu "Meine wunderbare Frau" von Samantha Downing

Meine wunderbare Frau
MeisterYodavor 5 Jahren
Kurzmeinung: Hinter die Fassade blicken und sich von den vielen Twists mitreßen lassen - am besten zu genießne, ohne den Klappentext zu lesen!
Fesselnd

Du hast das Buch noch nicht gelesen? Dann überspringe den nächsten Abschnitt. Denn diese Story sollte man unvoreingenommen lesen, so machen sich die Überraschungen am Besten!

Schon von Anfang an wird einem klar, dass die Beziehung zwischen Millicent und ihrem Mann eine ganz besondere ist. Denn anscheinend sind die beiden aktuell auf der Suche nach einer Frau, die sie entführen oder ermorden können. Dies geschieht natürlich ohne das Wissen ihrer beiden Kinder Rory und Jenna – doch die ziehen eigene Schlüsse aus dem merkwürdigen Verhalten ihrer Eltern. So nehmen die Verwicklungen ihren Lauf. Und die Schlinge zieht sich immer enger zu.

Erzählt wird die Story aus der Sicht von Millicents Ehemann. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass der Mann für den Leser namenlos bleibt. Bis auf seinen Alias „Tobias“ bzw. „Quentin“ lernt man ihn als Einzigen namentlich nicht kennen.  Er scheint ein ganz normaler, ja schon fast langweiliger Mann zu sein, stets bemüht, es seiner Frau recht zu machen. Während er ihr absolut verfallen ist, wirkt sie seht distanziert, fast schon desinteressiert. Doch hinter dieser Fassade ist sie gerissen, intelligent. Die Dynamik zwischen den beiden ist unheimlich spannend und macht einen sehr großen Teil der Atmosphäre aus. In Gegenwart seiner Frau wird der Erzähler skrupellos, versucht alles um ihr zu gefallen.

Wer öfters Krimis liest, der kann sicher schon das Ende vorausahnen, wie die Geschichte dorthin gelangt ist aber das eigentlich Spannende. Innerhalb der Story gibt es immer wieder Rückblenden in die gemeinsame Vergangenheit, so dass man schließen kann, warum die Figuren wie handeln. Die Charaktere sind zwar nicht tiefgründig, aber sehr gut gezeichnet. So hatte ich nicht nur den Eindruck, an der Oberfläche zu kratzen, sondern dachte nach einer gewissen Zeit auch, ich könnte ihr Handeln voraussehen. Die Betonung liegt auf „dachte“, denn da kamen so einige Überraschungen!

Alles in allem kann ich hier eine Leseempfehlung aussprechen für Psycho-Liebhaber. Wer den Thrill lieber im Kopf mag statt im aufgeschlitzten Körper, der ist hier genau richtig!

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