Bewertung zu "Breeds - Jacobs Sehnsucht" von Lora Leigh
Ich muss ehrlich sagen, es fällt mir schwer (sowohl beim Lesen und auch bei der Bewertung) das mir bereits bekannte Wissen aus späteren Büchern außen vor zu lassen. Die Breeds Reihe erscheint im Original in zwei Verlagen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Das spiegelt sich auch in den Büchern wieder. So legt Lora Leigh in ihren früheren Büchern den Fokus deutlich auf die erotischen Szenen, während der Plot schwach ausgebildet bleibt. Das ändert sich erst mit Verlagswechsel und dem Leser präsentiert sich endlich die großartige Welt, die bisher nur angeschnitten wurde. Da ich all die Fortsetzungen, die nach „Jacobs Sehnsucht“ (bzw. um genauer zu sein, jene nach „Aidens Rache“) bereits kenne, hilft mir das Wissen daraus, Ereignisse und Informationen in diesen früheren Bänden besser zu verstehen und miteinander zu verknüpfen. Das darf und sollte auf die Bewertung keinen Einfluss nehmen. Ohne dieses Hintergrundwissen der späteren Bände wird leider deutlich, dass das World Building zum aktuellen Zeitpunkt noch schwach ausfällt und auch die Charakterdarstellung farb- und lieblos erscheint.
Mein erster Eindruck zu Faith war sehr positiv. Endlich haben wir eine Heldin vor uns, die sich nicht von Hormonen alleine beeinflussen lassen und dem Paarungsrausch verfallen möchte. Sie fordert mehr von Jacob als nur den körperlichen Aspekt ihrer Beziehung und ist erst nicht bereit sich für weniger an ihn zu binden. Leider bleibt sie sich selbst nicht treu und gibt doch viel zu früh ein. Jacobs Geduld sollte sich auszahlen und ohne von sich aus Eingeständnisse machen zu müssen, verändert sich Faith immer mehr. Ihre Gefühlsausbrüche, die zu Beginn noch kämpferisch erschienen, werden kindisch und naiv. Die Reaktion von Jacob unterliegt allerdings dem gleichen Schema, den er hätte ihr gerne mal einen Schritt entgegen kommen können. Stattdessen ist er so in seiner Meinung verfahren, die darüber hinaus nicht nachvollziehbar ist. In diesen Bereich zeigt die Geschichte große Lücken und ich hätte gerne auf so manchen Wutausbruch verzichtet, wenn die Autorin dafür mehr Zeit in die Ausbildung ihrer Charaktere investiert hätte.
Wie gesagt liegt der Fokus eindeutig bei der Erotik. Lora Leigh schneidet den Suspense Part eher halbherzig an, man hat das Gefühl sie würde ihn sogar nur als Grundlage für eine einzige Szene benötigen, die wiederrum ein Wendepunkt in der Beziehung zwischen Jacob und Faith sein soll. Abgesehen davon wird die Hintergrundgeschichte nicht voran gebracht und auch ansonsten habe ich das Gefühl, die Autorin hätte zu diesem Zeitpunkt in ihrer Reihe noch nicht genau gewusst wohin sie schlussendlich möchte und welche Grundlagen dafür zu schaffen sind.
Obwohl die Hintergrundgeschichte, die die einzelnen Bände miteinander verbindet, momentan noch nebensächlich ist und die Bücher nicht zwingend aufeinander aufbauen, würde ich zumindest empfehlen, vor „Jacobs Sehnsucht“ die Kurzgeschichte „Wolfes Hoffnung“ zu lesen. Diese beiden Geschichten bilden mit dem kommenden im Juni erscheinenden Band „Aidens Rache“ eine Einheit und sollten daher als solche gelesen werden. Daher darf man sich nicht wundern, wenn die eh schon flache Hintergrundhandlung hier nicht direkt abgeschlossen wird, sondern dazu dient zum nächsten Pärchen überzuleiten.
Im Großen und Ganzen genieße ich diese Reihe zwar und freue mich immer wieder über eine weitere Geschichte. Mir ist aber auch klar, dass ich über viele fehlende Informationen hinwegsehe, weil ich den größeren Zusammenhang längst kenne. Lesern, die sich strikt an die Reihenfolge halten, wird dieses Wissen fehlen und für einige könnte dies ein Kritikpunkt sein. Ich dagegen kann mich nur wiederholen und betonen welche große Entwicklung die Reihe vor sich hat. Und ich hoffe, ihr seid neugierig genug um selbst zu erleben wie viel Detail und Liebe Lora Leigh noch in diese Welt investiert. Für alle anderen bringe ich allerdings Verständnis auf, wenn sie sich gegen die Reihe entscheiden, denn „Jacobs Sehnsucht“ zählt auch für mich zu den schwächeren Bänden der Reihe, der nicht das Potential hat die Neugierde zu schüren.