Spontan sagte mir der Name des Autors „Nick Hornby“ zunächst nichts. Dann erfuhr ich, dass das Buch „About a boy“ von ihm stammt, daraus war ein Film geworden, den ich mir vor einiger Zeit angeschaut habe: sehr nah am Alltag dieser britischen Menschen, auf das Wesentliche konzentriert, was die Beziehungen dieser Menschen zueinander ausmacht. Großartig.
Und dann fiel mir dieses Buch von Nick Hornby in die Hände: „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst – eine Ehe in zehn Sitzungen“, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch. Es ist ein schmales Buch, klar gegliedert, überschaubare 10 Kapitel. Übersetzt ins Deutsche hat es Ingo Herzke.
Jedes Kapitel für sich zeigt die Entwicklungsschritte von Louise und Tom, zweier Menschen, deren Ehe in eine Krise geraten ist. Das Paar will sich helfen lassen, um einen gemeinsamen Weg aus dieser Krise zu finden.
Wunderbar beobachtet und beschrieben: die Dialoge geschehen, wie sie geschehen. Es gibt nichts Überflüssiges – Hornby konzentriert sich auf das Wesentliche in der Weiterentwicklung der Beziehung dieser speziellen zwei Menschen zueinander.
Mit wenigen Worten skizziert Hornby eine Art von Bühnenbild: ein britischer Pub, in dem sich die Eheleute wöchentlich einmal treffen. Gegenüber dem Pub befindet sich die Praxis der Eheberaterin, Kenyon Long. Eine Straße muß überquert werden, um zu ihr zu gelangen, eine Ampel regelt den Verkehr.
Mehr ist nicht erforderlich, um sich das Bühnenbild vorstellen zu können.
Es sind die Dialoge von Louise und Tom, die mich hineinblicken lassen in ein intimes Geschehen, und ich habe die Wahl, mich davon zu distanzieren oder mich mit hineinziehen zu lassen, Partei zu ergreifen, zu verstehen oder es zu lassen.
Diese Wahl lässt Hornby der Leserin jederzeit.
Selten hat Mensch Gelegenheit, so plötzlich so völlig fremden Menschen so nah zu kommen.
Nick Hornby verschafft der Leserin dazu die Möglichkeit.
Wer will, kann Tom und Louise auf deren Weg ein kleines Stück begleiten – und erkennt hin und wieder in den Dialogen etwas, was auch woanders hätte stattfinden können, mit anderen Personen an anderen Orten dieser Welt.
Das macht diesen Roman so einzigartig und persönlich – und trotzdem so leicht und übertragbar, dass ich gestaunt habe. Diese gleichzeitige Leichtigkeit und Tiefe – in dem Chaos vieler heutiger Beziehungen eine Art von Kompass, den sich niemand entgehen lassen sollte.
Mein Fazit: Absolut lesenswert.