Julia Forrester, begnadete Pianistin, kehrt nach dem Tod ihres Mannes und des gemeinsamen Sohnes zurück nach Norfolk. Bei einer Auktion trifft sie Lord Christopher Wharton wieder, dem nun das Anwesen gehört, auf dem Julias Großeltern über 50 Jahre lang als Dienstboten gearbeitet haben. Als sie auf ein altes Tagebuch stößt, kommt Stück für Stück das streng gehütete Familiengeheimnis ans Licht…
„Das Orchideenhaus“ spielt in zwei Zeitebenen. Die erste dreht sich um Julia Forrester, die zurückgezogen in einem alten Cottage um ihre Familie trauert und sich nach dem Fund des Tagesbuches zu ihrer Großmutter Elsie aufmacht, um mehr über die Geschichte der Lords von Wharton herauszufinden. Diese wiederum springt zurück in die 30er Jahre und beginnt zu erzählen, wie sie zum ersten Mal Olivia Drew-Norris traf, die spätere Lady Wharton, deren Zofe Elsie für den Rest ihres Lebens sein wird. Schnell findet Julia heraus, dass die Geschichte der beiden ungleichen Familien miteinander verbunden sind und entlockt schließlich der Großmutter das wohlgehütete, erschütternde Geheimnis. Aber keine Sorge: Alles wird gut.
Der Anfang des Buches war durchaus vielversprechend, allerdings erinnerten mich Inhalt und Aufbau irgendwann frappierend an Kate Mortons „Der verborgene Garten“, das mir wirklich ausnehmend gefallen hat. Man möchte der Autorin ungern unterstellen, eine gute Idee einfach in etwas abgeänderter Form übernommen zu haben, aber die Parallelen sind überdeutlich. Trotzdem hätte „Das Orchideenhaus“ natürlich ein spannender Roman werden können – ist es jedoch leider nicht. Zu vorhersehbar sind die Entwicklungen, zu konstruiert die zahlreichen Schicksalsschläge, zu langwierig die einzelnen Stränge. Insbesondere der Schluss ist so unglaublich, dass man sich bei Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström wähnt.
Die Figuren bleiben merkwürdig leblos und unwirklich, einzig besagte Olivia hat überhaupt Konturen. Alle anderen Charaktere sind beliebig austauschbar; es fehlt ihnen an Tiefe und Glaubwürdigkeit. Es fällt als Leser schwer, für irgendeinen dieser Menschen Sympathie oder Antipathie zu empfinden, weil jegliche Grundlage dafür durch nicht existente Beschreibungen und unmotivierte Handlungen zunichte gemacht wird.
Auch sprachlich ist „Das Orchideenhaus“ eine große Enttäuschung. Die Dialoge wirken hölzern, fast so, als wären die Liebesszenen der Autorin selbst so unangenehm, dass sie einfach einige schwülstige Zeilen kopiert hat. Teilweise sind Sätze scheinbar Wort für Wort aus dem Englischen übertragen worden, ohne Rücksicht auf gängige deutsche Satzstellung oder angemessenen Wortschatz. So ergeben sich bei Julia und Christopher Sätze, die geradewegs aus dem 19. Jahrhundert stammen könnten, während Olivia dem England der 30er Jahre sprachlich ganze Dekaden voraus ist.
Fazit: Viel Pathos, viel Dramatik, aber wenig Authentizität, Spannung oder Gefühl. Dieses Buch hätte man entweder wesentlich kürzer oder sehr viel länger schreiben müssen – so ist es auf 500 Seiten nur eine Ansammlung von immer absurder werdenden Ereignissen, die in einem Happy End gipfeln, das jeder Beschreibung spottet.