Bewertung zu "Salt & Storm - Für ewige Zeiten" von Kendall Kulper
Cover & Gestaltung:
Das Cover ist einfach ein Traum, findet ihr nicht auch? Jeder der dieses Buch schon mal in den Händen gehalten hat, wird wissen, was mich so begeistert. Es sieht nicht nur wunderschön aus, sondern fühlt sich auch noch toll an! Diese ganzen türkisen Wellen stechen hervor und es ist ein Spiel zwischen Glanz und Matt. Das Mädchen mit den endlos langen, schwarzen Haaren spiegelt das Bild, das ich von der Hauptfigur hatte, perfekt wider und selbst dass die Harre wirr herum fliegen, ergibt Sinn. Ebenfalls die Farbkombination spricht mich sehr an & alles in allem einfach rundum gelungen! Kurz gesagt: im Laden würde ich daran niemals vorbei gehen können, ohne es wenigstens mal kurz in die Hand genommen zu haben.
Charaktere:
Avery spielt in diesem Buch die Hauptrolle. Sie ist, trotz ihrem Schicksal ein relativ normales Mädchen, ohne großen Widererkennungswert. Sie war optisch nicht sehr detailliert dargestellt, was mich allerdings nicht weiter störte; ich hab mir einfach meine eigene Vorstellung von ihr gebildet. außerdem viel das Mädchen mit ihren 17 Jahren immer wieder durch ihre launische Art auf und ihre unnötigen Pöbeleien, obwohl alle ihr nur helfen wollten. Ansonsten konnte ich doch recht gut mit ihr leben und mit ihr mitfiebern; überzeugte sie doch durch ihre Sturheit und ihren Ehrgeiz, ihren Kampfgeist und ihre Nächstenliebe (das wiederspricht sich jetzt ein bisschen.. aber wer das Buch gelesen hat, wird wissen was ich meine). Sie ist authentisch, bodenständig und in gewisser weise empfindet man einiges an Mitleid für sie. Kurz gesagt, keine Ausnahme-Protagonistin aber dennoch kein völliger Fail. Man kann durchaus mit ihr leben und im Laufe der Geschichte kann man auch die Entwicklung Avery's deutlich erkennen.
Tane, der zweite Protagonist in diesem Buch gefiel mir da schon deutlich besser. Während der gesamten Geschichte über wirkt er einerseits geheimnisvoll und mysteriös, gleichzeitig erfährt man aber doch einiges über ihn; vor allem über seine Vergangenheit. Er war sympathisch, authentisch real und glaubhaft; und vor allem nicht so sprunghaft wie Avery.
Alle weiteren Figuren empfand ich als ausreichend dargestellt. Keiner besaß unglaublich viel Tiefe, und doch waren sie alle bildhaft und ehrlich; was mir gut gefiel.
Schreibstil & Perspektive:
Schon auf der ersten Seite habe ich gemerkt, dass der Stil nicht gewöhnlich ist. Erstens ist die ganze Atmosphäre sehr melancholisch und beinah deprimierend; niederschlagend. Zweitens werden sehr, wirklich sehr viele Vergleiche zum Meer gezogen, was mit der Zeit ein wenig störend wirkt. Ansonsten liest sich das Buch ganz gut, wenngleich ich doch bei manchen Sätzen erst einmal inne halten und überlegen musste, was damit nun gemeint war - zugegeben, ich fand nicht immer eine Antwort darauf. Dennoch besaß ich durchgehend ein klares Bild der Kulissen und der aktuellen Geschehnisse vor Augen und kann nicht behaupten, dass mir der Stil überhaupt nicht gefallen hat. Sicherlich auch nur wieder Ansichtssache und auch wenn ich hier und da einen kleinen Kritikpunkt am Stil und der Sprache habe, heißt das noch lange nicht, dass er sich nicht leicht und flüssig lesen ließ; zumindest größtenteils nicht. Erzählt wird übrigens aus der dritten Person bzw. dem allwissenden Erzähler, und in der Gegenwart! Für mich ein wenig ungewohnt, aber es dauerte nicht lange, dann hatte ich mich auch damit arangiert.
Story & Umsetzung:
Die Idee hinter dieser Story ist beeindruckend. Während ich anfangs noch mit einer recht gewöhnlichen Fantasy-Geschichte gerechnet habe, wurde ich sehr schnell eines Besseren belehrt. Kendall Kulper verknüft ein aktuelle Thema, das schon eine geraume Weile in den Nachrichten zu hören ist, mit einer wirklich sehr gelungenen Hexen-Geschichte! Walfang! Ich gestehe, mich persönlich beschäftigt dieses Thema nicht sehr; wenngleich es mir doch auch nicht unbekannt ist. Nun jedoch habe ich durch das Buch ganz neue Eindrücke von den Machenschaften der Walfänger bekommen und muss sagen, dass die Autorin da nichts, aber auch garnichts schön redet. Sie erinnert mit ihrer Geschichte eher daran, wie schlimm sowas tatsächlich ist und es hat mich überrascht, dieses ernste Thema in einem Jugendbuch vorzufinden. Dennoch muss ich sagen, dass ich diese Idee absolut erstaunlich und mutig und vor allem einfallsreich finde! Der Einstieg fiel mir leicht und ich war sofort in der Geschichte drin. Viele Informationen werden dem Leser häppchenweise zugeschoben, sodass man alles versteht, aber nicht überfordert damit ist. Die Spannung bleibt allerdings während der Anfangszeit aus; leider. Obwohl es ein wenig dauert, bis die Geschichte dann endlich Fahrt in Fahrt kommt, die Segel hisst und sich das Tempo steigert. Ist es aber dann mal soweit, gibt es meiner Meinung nach nichts mehr auszusetzen. Ab diesem Moment bleibt die Spannung, ebenso wie die Gefühle, permanent aufrecht und sinken kein einziges Mal nennenswert ab. Das große Finale riss mich dann nochmal ordentlich mit, ehe ich ein wenig verwundert über den Schluss war. Natürlich emfinde ich es immer als erwähnenswert, wenn der Schluss so völlig anders ist, als man ahnt.. doch in diesem Fall konnte mich das Ende nicht vollkommen überzeugen. Leider.
Fazit:
Ein Buch, das einen einerseits völlig überrascht und begeistert, gleichzeitig aber doch einige Schwächen aufzuweisen hatte. Ich denke, wer über solch kleine Kritik-Punkte hinweg sehen kann, der dürfte mit "Salt & Storm - für ewige Zeiten" wirklich gut unterhalten werden. Die Kulisse ist atemberaubend schön und das Finale ein absolutes Highlight. Von mir gibt es gut gemeinte 3 Sterne.