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Metalfischchen

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches I'm Glad My Mom Died (ISBN: B09VJ3H89J)

Bewertung zu "I'm Glad My Mom Died" von Jennette McCurdy

I'm Glad My Mom Died
Metalfischchenvor einem Monat
Kurzmeinung: Manch ein Normalo kann sich mit vielem identifizieren. Dass McCurdy selbst liest, gibt Mehrwert.
Nüchterner Rückblick auf das immer noch junge Leben eines Kinderstars

Handlung

Die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 30-jährige Jennette McCurdy rekapituliert ihr Leben, mit Fokus auf die Beziehung zu ihrer alles-bestimmenden Mutter. Dabei stehen im Zentrum: McCurdys unfreiwilliges Dasein als Kinderstar; ihre gestörten Beziehungen zu Essen, Alkohol, ihrem Körper, Männern und ihrem Frausein.

Meinung

So speziell McCurdys Situation ist, gibt es trotzdem ganz viele Punkte in ihrem Leben, in dem sich auch manch ein Normalo wiederfindet: Eine Mutter, welche sich gerne als Märtyrerin inszeniert; ein emotional verkümmerter Vater; der Horror vor der Pubertät, weil man (das heisst Mädchen) nicht sexualisiert werden möchte; schmerzhafte Zwanziger, in denen man sich mühevoll abtrainieren muss, was man in der Kindheit gelernt hat.

Toll, dass McCurdy persönlich ihr Buch liest: So kann ich sicher sein, dass sie beispielsweise ihre Mutter genauso sprechen lässt, wie sie sich das selbst vorgestellt hat. So abgeklärt McCurdy auch ist (das schätze ich an ihr), hört man an manchen Stellen Emotionen durch. Auf der anderen Seite findet man auch situativen Humor.

Beim Zuhören musste ich den Band unwillkürlich mit der letzten Biografie vergleichen, die ich gelesen habe, in der es ebenfalls um einen relativ jungen Menschen im goldenen Käfig ging: Prinz Harry. Der Vergleich lässt dieses Werk umso besser dastehen: McCurdy ist nicht ein unreif gebliebener Mensch der die Schuld bei allen anderen sucht, sondern hat bereits eine lange Reise hinter sich und ist fähig, das Geschehene einzuordnen.

McCurdy erzählt, sie habe immer lieber schreiben als schauspielern wollen. Das Buch endet ohne grosses, unrealistisches Happy End, aber mit viel Hoffnung, dass es von nun an bergauf für sie geht: umso schöner, dass zumindest ein Traum bereits wahr geworden ist, und McCurdy nun wirklich erfolgreiche Schriftstellerin ist.

Cover des Buches Wir sind Götter (ISBN: 9783453319219)

Bewertung zu "Wir sind Götter" von Dennis E. Taylor

Wir sind Götter
Metalfischchenvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Ich habe ein paar Kritikpunkte, alles in allem aber spannend
Spannend aber ohne Tiefgang

Ich habe mir ein Review aufgespart, weil der erste Teil gefühlt so kurz war. Das Konzept finde ich immer noch super (Nerd wird in digitaler Form wiedererweckt und muss nun mit seinen Klonen die Welt retten). Die Interaktion zwischen den Bobs, die Berichterstattung, wenn sie ferne Welten und Aliens entdecken, all das ist wirklich spannend und geht in hohem Tempo und mit vielen Perspektivenwechseln vorwärts, so dass man sich sicher nicht langweilt. 

Jetzt zum Negativen: Taylor hat Mühe, (komplett) fremde Sichtweisen zu beschreiben. Es ist glaube ich keine grosse Spekulation, wenn ich davon ausgehe, dass der Autor einfach sich selbst beschreibt, wenn er Bob beschreibt. Und das kann er auch gut. Wenn es um andere Figuren geht, sieht es aber eher düster aus. Der Alien Archimedes ist auch mehr oder weniger eine Kopie von Bob. Die wenigen anderen Figuren sind schon sehr eindimensional: Eine Nachfahrin von Bobs Schwester ist nett und hat sonst keinen erkennbaren Charakter; Diana, das ist die Partnerin von Archimedes, und neben ihr die Medizinfrau des Stamms, sind einfach nur grundlos zickig, und das wars dann auch schon mit der Persönlichkeit. Ich habe immer darauf gewartet, dass mehr kommt, das war aber bis jetzt nicht der Fall. Der religiöse Heini von «Faith» und der General sind auch sehr stereotyp, aber wenigstens haben die beiden Beweggründe für ihr Verhalten.

Von den technologischen Fantasien mal abgesehen, sprüht die Reihe auch sonst nicht gerade vor Tiefgang. Nicht jeder Scifi-Roman muss soziologische Betrachtungen oder ausgeklügelte Intrigen enthalten, dafür gibt es alternativ z.B. Ursula K. Le Guin. Ein bisschen mehr wäre aber schon nett gewesen.

Fazit: Es ist einer dieser Romane, bei denen ich viel zu meckern habe, die ich schlussendlich aber doch gut bewerte, weil sie trotz allem spannend sind.

Cover des Buches Eat, Pray, Love (ISBN: 9780747585664)

Bewertung zu "Eat, Pray, Love" von Elizabeth Gilbert

Eat, Pray, Love
Metalfischchenvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Im Jahr 2024, im Zeitalter des Selbstoptimierungs- und Reise-Contents, nicht mehr bemerkenswert
Bestseller der 2000er, leider nicht zeitlos

Inhalt

Die 31-Jährige Elizabeth Gilbert lebt ein Leben wie aus dem Amerika-Bilderbuch, mit Riesenhaus, erfolgreicher Karriere und geplantem Nachwuchs. Als sie sich eingesteht, dass sie letzteres eigentlich gar nicht will, verlässt sie ihre kriselnde Ehe und geht auf (spirituelle) Reisen. Diesem Freiheits- und Selbstverwirklichungstraum hängen wir ja auch heute in unterschiedlichen Formen an (#Vanlife, Minimalismus etc).

Meinung

Das Buch aus dem Jahr 2006 war damals, da war ich noch ein Kind, überall im Gespräch. Es ist ein bisschen unfair, es heutzutage und aus meiner Perspektive zu bewerten. Denn seither ist das Thema «Westlerin, welche sich selbst in fremden Kulturen findet» tausendmal recycelt und teilweise kritisiert worden.

Verstreut übers Buch finden sich interessante Infosplitter z.B. zur Italienischen Sprache, die Gilbert vor Ort lernt, oder zu kulturellen Eigenheiten. Grosse Teile sind aber leider langfädig und repetitiv. Was beim ersten Mal noch berührend oder anregend wirkt, ist es halt beim dritten Mal nicht mehr. Etwa: Gilberts viele emotionale Zusammenbrüche oder ihre Versuche, «Gott» im Hier und Jetzt zu finden - oder beides kombiniert, wenn sie die Tränen zurückhalten muss, weil ihr das Meditieren schwerfällt. 

Gerade von den Indien- und Indonesien-Abschnitten habe ich mir viele neue Eindrücke versprochen. Weil Gilbert ihre Zeit in Indien aber den Boden schrubbend oder im Tempel sitzend verbringt, hält es sich mit Neuartigem in Grenzen. Auch in Indonesien wird man nur stellenweise in eine neue Welt geholt, der Fokus liegt stattdessen schon sehr auf ihren eins-zu-eins Begegnungen mit diversen Leuten. Am ehesten spüre ich den Schauplatz noch in Italien.

Zu den im Buch geschilderten Begegnungen: Vieles fühlt sich stark geschliffen, zurechtgebogen und ein Stück weit verschleiert narzisstisch an. Jeder zweite Mensch, den Gilbert trifft, gibt ihr massgeschneiderte Weisheiten mit auf den Weg. Oder versichert ihr, wie schön sie doch ist. 

Apropos Weisheiten – wer den Wikipedia-Artikel über Buddhismus liest, oder schon nur unter der Dusche sinniert, hat ähnliche Erkenntnisse wie die, die im Buch präsentiert werden. Bisschen fies, ist aber so.

Fazit: Damals, als das Buch erschien, war der «Neuheitsfaktor» vielleicht grösser, keine Ahnung, aber für mich, die von Reiseblogs und Selbstoptimierer-Content überschwemmt wird, war nichts Bemerkenswertes dabei. Die Story hat mich immerhin genügend interessiert, um sie fertig zu lesen, auf der anderen Seite habe ich Monate für das Büchlein gebraucht. Nie hat es mich reingesogen. Einfach durch und durch durchschnittlich.

Cover des Buches Schwarzer Mond über Soho (ISBN: 9783423213806)

Bewertung zu "Schwarzer Mond über Soho" von Ben Aaronovitch

Schwarzer Mond über Soho
Metalfischchenvor 6 Monaten
Kurzmeinung: Über das magische Universum der Reihe erfährt man bröselweise immer mehr. Dass hält die Motivation, die Reihe weiterzulesen, am Leben.
Einige Parallelen, immer noch spannend

Der zweite Band hat einige Parallelen zum ersten: Der Protagonist hat eine Liebschaft und handelt gerne auf eigene Faust; es gibt zwei Ermittlungen, welche irgendwie zusammenhängen, dabei spielen Bosse der magischen Welt eine grosse Rolle. Dazu kommt ein bisschen Brutalität und Historisches. 

Diesmal stehen nicht Londons Flüsse im Zentrum, sondern die Jazzszene. Weil ich von der keine Ahnung habe und keine Geduld hatte, mich zu informieren, blieben die betreffenden Details in meinem Fall vergebene Liebesmüh. Die Story versteht man aber genauso gut. Neu ist dieses Mal ausserdem, dass die Sexszenen expliziter sind (mich persönlich aber nicht wirklich anmachen). 

Stück für Stück erfährt man etwas mehr über die Welt der Magier. Ich habe Angst, dass mir in Zukunft irgendwann der Aufbau der einzelnen Bücher zu repetitiv wird, aber über das magische Universum der Reihe erfahre ich aber gerne mehr.

Cover des Buches For the Emperor (ISBN: 1844160505)

Bewertung zu "For the Emperor" von Sandy Mitchell

For the Emperor
Metalfischchenvor 6 Monaten
Kurzmeinung: Tolle Charaktere, alles andere eher lau; Grundwissen der Warhammer-Welt wäre beim Lesen nützlich.
Start einer Reihe, aber nicht unbedingt die ideale Einführung ins Warhammer-Universum an sich

Handlung

Commissar Ciaphas Cain wird wider Willen in einen Aufstand, Alienfreunde gegen Emperor-Treue, hineingezogen. Mit seiner Truppe muss er die Aufrührer finden, um ein noch grösseres Gemetzel zu verhindern.

Meinung

Erstmal war ich positiv überrascht. Es war nicht das klischeehaft hypermaskuline, hyperepische Gemetzel, dass ich befürchtet hatte

Im Gegenteil: Die Erzählfigur der Rahmenhandlung «begrüsst» einem erst mal in so gehobenem Englisch, wie man es von der Queen kannte (habe das Hörbuch gehört, dort ist der Effekt sicher noch stärker). Der Protagonist der Haupthandlung, Cain, ist auch überraschend ausgefleischt und hat mich in seiner Erzählweise an alte Detektivromane erinnert. Cane ist im meist egoistisch und ängstlich, macht aber zu Selbsterhaltungszwecken einen auf charismatischen Held, womit er irgendwie auch tatsächlich zu einem wird – das fand ich super. 

Die Charaktere machen für mich allgemein die Stärke des Buchs aus. Die Welt, auf der die Handlung spielt, bleibt auf der anderen Seite blass, wird kaum beschrieben.

Nach einer vielversprechenden Aufgleisung, in der zwei Regimenter widerwillig ein neues bilden müssen, endet es dann doch zwischenzeitlich in stumpfem Gemetzel. Ich habe nichts gegen Gemetzel, aber ich möchte gerne etwas mehr Handlung, Aufbau und Spannung dahinter, damit es mir nicht am Arsch vorbei geht, wenn alle Minute Person X oder Gruppe Y in die Luft gejagt wird. Die Auflösung am Ende hat mich so gar nicht überrascht.

An vielen Punkten der Story wird auch klar, dass man eben doch etwas Hintergrundwissen zum Universum braucht, weil auf diverse Superkräfte, Alienrassen und Technologien nicht näher eingegangen wird. Wenn man wirklich verstehen will, was gerade passiert, bleibt einem deshalb nichts anderes übrig, als zu googeln.

Cover des Buches Die Flüsse von London (ISBN: 9783944668475)

Bewertung zu "Die Flüsse von London" von Ben Aaronovitch

Die Flüsse von London
Metalfischchenvor 6 Monaten
Kurzmeinung: Leichte Lektüre insbesondere für Fans von London und trockenem Humor, Vergleich zu Potter hinkt.
Very British

Handlung

Der junge, frischgebackener londoner Polizist Peter wird als Träumer abgestempelt, bis sich herausstellt, dass er ein magisches Talent hat und deshalb Verborgenes wahrnehmen kann. Er beginnt seine Zauberausbildung und wird dabei in eine verborgene Welt eingeführt, in der es unter anderem Flussgeister gibt, welche sich gerne zoffen…

Meinung

Den Vergleich mit einem «erwachsenen Harry Potter» auf dem Rückentext muss mit Vorsicht genossen werden. Ja, beide Werke spielen in Grossbritannien und verbinden Detektivromane (bzw. Elemente davon) mit Fantasy – das war’s dann aber auch, und die beiden stehen ja nicht allein da mit diesen Gemeinsamkeiten (‘Lockwood & co.’ kommt mir spontan als weiteres Beispiel in den Sinn). Der Stil und das vermittelte Gefühl sind komplett verschieden.

Das Original erschien im Jahr 2011, und das merkt man. Es ist voller T-Shirts mit Spasssprüchen, noch lange nicht ausgestorbener Turnschuh-Handys und teilweise etwas angestrengter Seitenhiebe auf «Political Correctness». Das Buch ist ein Kind seiner Zeit und fühlt sich deshalb schon jetzt wie eine kleine Zeitreise an – fand ich persönlich ganz angenehm. Es enthält ausserdem auch einige wenige echte Zeitreisen durchs alte London, was das Ganze für Geschichtsinteressierte noch etwas interessanter macht.

Negativ:

Ich bin kein Sensibelchen, aber die beschriebene Gewalt (z.B. zerplatzende Gesichter, aus dem Fenster geworfene Babies) fühlte sich teilweise plump und deplatziert an. Hier wird auch der Vergleich zu Harry Potter endgültig lahm. 

Positiv:

Am stärksten finde ich den Roman, wann immer er typische londoner Orte, Situationen und Gestalten beschreibt, hier fühle ich mich auf eine richtig schöne britische Art unterhalten. 

Cover des Buches Abroad in Japan: The No. 1 Sunday Times Bestseller (ISBN: 9781787637078)

Bewertung zu "Abroad in Japan: The No. 1 Sunday Times Bestseller" von Chris Broad

Abroad in Japan: The No. 1 Sunday Times Bestseller
Metalfischchenvor 7 Monaten
Kurzmeinung: Erlebnisbericht eines Briten in Japan: Wie er den Kulturschock überwand und zum Kulturvermittler wurde. voller zynischem Humor.
Typisch britisch-trocken-humorvoller Bericht eines tollen Youtubers über seine Zeit in Japan

Zum Autor:  

Mit 23 bricht der damals kein Japanisch sprechende Brite Chris Broad ins Ungewisse auf, um als Englischlehrer in einem nordjapanischen Kaff zu arbeiten. 10 Jahre später lebt er immer noch in Japan, allerdings nicht mehr als Lehrer, sondern als erfolgreicher Youtuber. Wobei Chris bei solch hochwertigen Produktionen mitgearbeitet hat, dass „Youtuber“ etwas abwertend klingt.

Das Zitat aus dem Buch: 

„Finding only a handful of Tokyo-based YouTubers who offered little more than footage of themselves fawning over Family Mart strawberry sandwiches, I had a feeling I could do better“ 

...fasst ziemlich gut zusammen, was Chris in Sachen Kulturvermittlung zwischen Japan und den englischsprachigen (sozialen) Medien geleistet hat.  

Vor 10 Jahren musste man sich als Japan-interessierte-Person mit Inhalten begnügen, in denen zum hundertsten Mal heruntergebetet wird, dass es in Japan komisches Essen und Robotercafes gibt und man drinnen die Schuhe ausziehen muss. Schön und gut, es wäre aber noch viel mehr dahinter, und Chris hat geholfen, diese Lücke zu schliessen. 

Inhalt:  

Wir steigen in die Story ein, als Chris sich in der japanischen Botschaft in London als Englischlehrer bewirbt. Chris‘ erstes Jahr in Japan nimmt anteilsmäßig etwa die Hälfte des Umfangs ein: am Anfang kommen die Eindrücke, Fettnäpfchen wie auch Aha-Erlebnisse halt am dichtesten daher.  

Wir begleiten ihn auf seinen Abenteuern am Arbeitsplatz Schule, wo so ganz andere soziale Regeln herrschen als im Westen, sowie zu vielen Abstechern in rauchige Bars, aber auch auf mehr der wenige konventionelle Reisen zu größeren und kleineren japanischen Sehenswürdigkeiten. 

Mit Chris‘ zunehmendem Erfolg als Youtuber nehmen dann auch seine berufsbedingten Abenteuer Fahrt auf, als er Menschen trifft und Dinge erlebt, die für die meisten Menschen nicht gerade alltäglich sind, weder für Briten noch für Japaner. 

Meine Meinung:  

Das Buch richtet sich an die breite Öffentlichkeit, Vorwissen Über Japan oder Chris‘ YouTube-Kanal sind keine nötig. Aber es gibt dem Buch halt schon eine andere Dimension, wenn man es hat. Wenn man beispielsweise weiss, wie Chris‘ exzentrischer Freund Natsuki so ist, macht dass das Lesen der ersten Begegnung zwischen den beiden umso interessanter, Hörspiel im Kopf inklusive.  

Allgemein habe ich als treue Youtube-Kanal-Guckerin schon einige von den Anekdoten gekannt, aber nicht alle. Das Buchformat erlaubt ausserdem im Vergleich zum Videoformat nochmals einen anderen und intimeren Einblick in Chris‘ Leben. 

Das Buch ist flüssig zu lesen, Chris reitet nicht unnötig lange auf etwas herum und sein typisch britisch-trockener Humor hat mich einige Male zum Lachen gebracht. Falls Chris irgendwann ein weiteres Buch rausgibt, bin ich sicher wieder mit dabei.  

Ich würde es auch schön finden, wenn es das Buch in einer deutschen Übersetzung gäbe, damit noch mehr Leute was davon haben. In Chris‘ (alter) Heimat ist es bereits ein Hit. 

Cover des Buches Meine Flucht aus Nordkorea (ISBN: 9783442159130)

Bewertung zu "Meine Flucht aus Nordkorea" von Yeonmi Park

Meine Flucht aus Nordkorea
Metalfischchenvor 8 Monaten
Kurzmeinung: Yeonmi ist die ideale Botschafterin, das Erlebte für Westler wie mich verständlich zu übermitteln.
Teilweise ekelt man sich beim Lesen vor der Menschheit

Was einem beim Lesen bewusst sein muss

Berichte von Nordkorea-Flüchtlingen faszinieren mich. Leider muss man sie mit Vorsicht geniessen, wie etwa den Bericht «Flucht aus Lager 14», bei welchem sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass einige Angaben nicht ganz der Wahrheit entsprechen (siehe online Spiegel-Artikel vom 19.01.2015). Es ist ja verständlich – dramatische Berichte bringen den Flüchtigen (welche meist keine gute wirtschaftliche Perspektive haben) Geld. Teilweise fehlt auch die Reflektion, was ebenfalls verständlich ist, diese Leute kennen ja oftmals nichts Anderes und/oder sind traumatisiert, erzählen vielleicht aus Selbstschutz nicht die ganze Story. So viel muss man sich bewusst sein. Yeonmi selbst geht im letzten Drittel auf solche Phänomene ein.

Zur Autorin

Ich kannte Yeonmi zuvor als Youtuberin (wo sie über ihre Erfahrungen wie auch ihre Weltanschauungen berichtet) und wollte mich vertiefter mit ihrer Lebensgeschichte befassen. Sie hat etwas auf dem Kasten und kann sich eloquent ausdrücken (das kann sie durchaus auch ohne die Co-Autorin dieses Buchs, Maryanne Vollers). Yeonmi und ihre Meinungen werden  auch kritisch diskutiert: Sie ist Anhängerin von einigen libertären und anti-«woke» Ideologien der USA. Darüber möchte ich hier kein Werturteil abgeben und die Entwicklung ihrer politischen Ansichten wird auch nicht explizit im Buch diskutiert – ABER dieses Wissen macht die Lektüre umso interessanter. Man merkt, dass Yeonmi so negativ geprägt wurde von der alles-überschattenden Diktatur, dass nun ihr inneres Pendel stark in die andere Richtung schwingt.

Einserseits ist Yeonmi mit dreizehn alt genug geflüchtet, um alles bewusst miterlebt zu haben, aber jung genug, sich gut in die Gesellschaft der südlichen Seite der Grenze einzufügen und dort sogar zu glänzen. Deshalb ist sie die ideale Botschafterin, das Erlebte für Westler wie mich verständlich zu übermitteln.

zum Buch

Leider empfinde ich gerade im ersten Drittel des Buchs (Yeonmis Kindheit in Nordkorea), dass Dramatik zumindest teilweise höher gewichtet wurde als sachliches Schildern. Bitte nicht falsch verstehen. Der Hunger, die Unterdrückung, die Diktatorenverehrung etc. sind Fakt. Was ich sagen möchte, ist dass man sich übertriebene Aussagen wie «in Nordkorea gibt es keine wahre Liebe ausser die zum Diktator» hätte sparen, und stattdessen die Fakten für sich hätte sprechen lassen können. Yeonmi selbst gibt genügend Beispiele z.B. von Eltern, die bereit sind, für ihre Kinder zu sterben. Was ist denn das, wenn nicht wahre Liebe.

Apropos Fakten: Das Buch ist keine Gutenachtgeschichte. Gerade im mittleren Drittel (Flucht und Zeit in China), ekelte es mich beim Lesen schlichtweg vor den vorkommenden Figuren. Allesamt Vergewaltiger und Versklaver. Hier kann man auch «schön» beobachten, wie ein «Kreislauf der Gewalt» entsteht – die versklavten Frauen werden teilweise selbst zu Menschenhändlerinnen, weil sie einerseits abstumpfen, andererseits alles tun, um zu überleben, und einfach nichts anderes mehr kennen. 

Erst im letzten Drittel (Zeit in Südkorea und auf Reisen) kehrt der Glaube in die Menschheit in mich als Beobachterin langsam wieder zurück, auch wenn das Leben in Südkorea für Yeonmi als traumatisierte Aussenseiterin immer noch schwer ist.

Besonders interessant waren für mich nebst Yeonmis Lebensweg die Schilderungen des Alltagslebens. Wie man sich beispielweise als Familie im Winter um den Küchenofen herum direkt auf den Boden legt, um von der traditionellen Bodenheizung etwas abzubekommen. Dass die Bevölkerung ihren eigenen Kot sammeln und abliefern muss, damit er als Düngemittel verwendet werden kann. Wie man sich Narkosemittel selbst auf dem Schwarzmarkt besorgen muss, um sie dem Krankenhauspersonal für eine OP zu übergeben. Oder welche überragende kulturelle Rolle die Hauptstadt Pjöngjang einnimmt und wie sehr sich das Leben der Stadtbewohner von dem der Landbewohner unterscheidet.

Cover des Buches Der Bücherdrache (ISBN: 9783328107118)

Bewertung zu "Der Bücherdrache" von Walter Moers

Der Bücherdrache
Metalfischchenvor 8 Monaten
Kurzmeinung: Wann immer Moers sich mit den gruseligen Tiefen seiner Katakomben und Höhlen beschäftigt, mag ich seine Geschichten am liebsten.
Klein aber fein

Bei manchen neueren Büchern von Moers hätte ich mir gewünscht, dass diese etwas kürzer und dafür kompakter erzählt wären. Dieser Wunsch ist hiermit wahr geworden. Das Buch umfasst nur 185 Seiten. Würde man die (schönen und recht detailierten) Zeichnungen und die enthaltene Leseprobe zu «Die Insel der 1000 Leuchttürme» weglassen, bliebe wirklich nur noch ein bisschen eigentlicher Text übrig. ABER, was enthalten ist, finde ich spannend von Anfang bis Ende. Wann immer Moers sich mit den gruseligen Tiefen seiner Katakomben und Höhlen beschäftigt, mag ich seine Geschichten am liebsten.

Cover des Buches Der Gemeine Lumpfisch (ISBN: 9783954381586)

Bewertung zu "Der Gemeine Lumpfisch" von Ned Beauman

Der Gemeine Lumpfisch
Metalfischchenvor 8 Monaten
Kurzmeinung: Clever, absurd-witzig und dabei so realitätsnah, dass man schreien möchte.
Clever, absurd-witzig und dabei so realitätsnah, dass man schreien möchte.

Handlung: 

In einer nur wenige Jahrzehnte entfernten Zukunft spielt die dystopische Handlung. Keine offensichtlich kaputte Welt à la Mad Max, sondern eine sehr realistische. Um zumindest pro forma etwas gegen das Artensterben zu tun, werden in dieser Zukunft riesige Datenbanken angelegt, in welchen die Daten (Neuroscans etc.) ausgestorbener Tierarten aufbewahrt werden. Als durch einen Hackerangriff alle Daten zerstört werden, macht sich der Manager Halyard auf den Weg, die Spuren seiner Korruption zu verwischen. Dieser Plan beinhaltet, den gemeinen Lumpfisch vor dem Aussterben zu retten. Dabei trifft Halyard auf die Intelligenz-Forscherin Resaint, welche den Fisch studiert und als äussert intelligent befunden hat. Die beiden begeben sich aus ungleichen Gründen auf eine Odyssee, den Fisch zu retten.

Meine Meinung:

Beauman ist definitiv unterbewertet. Auch «Flieg Hitler flieg» hatte auf Lovelybooks gemischte Rückmeldungen, was ich nachvollziehen konnte, weil die Story wegen häufigen Zeit- und Perspektivenwechseln etwas anstrengend war. Wo ich auch dort schon die irren, kaltblütigen aber trotzdem irgendwie ans-Herz-gewachsenen Figuren und ihre Abenteuer geliebt habe, trifft das hier ebenfalls zu. Nur ist der chronologisch erzählten Storyline hier einfacher zu folgen als in «Flieg Hitler flieg». Beaumanns andere Werke habe ich noch nicht gelesen, werde das aber definitiv nachholen.

Jetzt zum Buch. Im Kern geht es um eine ganz grosse, aktuelle Frage: wie geht das Individuum mit dem menschlichen Versagen in Sachen Artenschutz um? Gleichgültigkeit, Rebellentum, Opportunismus? Im Verlauf der Geschichte werden verschiedene Glaubenssätze betrachtet. Das klingt so, als ob es sich bei dem Buch um eine Moralpredigt oder eine Vorlesung handeln würde, so ist es aber überhaupt nicht. Die Geschichte hat viel absurden Humor und bezieht keine klare Position. 

Die Haltungen der ProtagonistInnen sind nur auf den ersten Blick soziopathisch, nach und nach muss man als Leserin aber einsehen, dass diese Haltungen ziemlich genau die Realität abbilden. Ein Beispiel: Protagonist Halyard geht über Leichen, um an gutes Essen zu kommen, oder zumindest an Drogen, die ihn dem schlechten Essen seiner Zeit gegenüber gleichgültig machen. Zurück zur heutigen Realität: Wie viele Menschen wissen, dass Regenwaldabholzung zwecks Tierfutteranbau, Antibiotikaresistenzen durch Massentierhaltung etc. etc. ein Riesenproblem sind, essen dann aber trotzdem Drive-through Nuggets? Wer nicht mit den ProtagonistInnen warm wird, wird auch nicht mit der durch eine realistische Brille betrachteten Menschheit warm. 

Wenn es um den Humor geht: Entweder man liebt düster-schrägen Humor, oder man lässt es mit Beauman lieber bleiben.

Über mich

  • 22.02.1996

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Fantasy, Historische Romane, Biografien, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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