Bewertung zu "Nur noch ein einziges Mal" von Colleen Hoover
Alles was Lily in Boston möchte ist, ein neues Leben zu beginnen, weit weg von ihrer schwierigen Kindheit. Als sie dann noch Ryle kennenlernt, scheint alles perfekt zu werden. Denn Ryle ist attraktiv, intelligent, auafmerksam und bis über beide Ohren in sie verliebt. Doch einige Ereignisse sorgen dafür, das Ryle sich von einer Seite zeigt, die Lily stark an ihre Vergangenheit, mit der sie nie wieder was zu tun haben wollte, erinnert. Als dann auch noch Atlas auftaucht, ihre erste Liebe, gerät alles vollständig aus den Fugen.
So lange hab ich das Buch vor mir hergeschoben und jetzt, wo ich es endlich mal gelesen habe, kann ich auch nicht behaupten, dass ich etwas verpasst habe. Ob es jetzt an dem riesigen Hype um das Buch lag, das einfach hohe Erwartungen geschürt hat, oder am Buch allgemein vermag ich jetzt nicht zu sagen, aber so richtig überzeugen konnte es mich nicht und das, obwohl es ein unglaublich wichtiges Thema behandelt, dem man definitiv mehr Aufmerksamkeit widmen sollte.
Häusliche Gewalt ist leider immer noch ein Thema, das viele Menschen betrifft und bei der die Dunkelziffer vermutlich um ein Vielfaches höher als die bekannten Fälle sind, weil es für viele immer noch so schwer ist, sich Hilfe zu suchen. Und ich glaube auch, dass viele auch immer noch viel zu leichtfertig „sowas würde mir nie passieren“ sagen. Grade das fand ich in dem Buch sehr gut dargestellt, es waren nicht wirklich viele Momente in denen man als Leser angesichts der Geschehnisse zusammengezuckt ist aber der weitere Ablauf hat ziemlich gut verdeutlicht, wie man ohne es zu wollen in diese Spirale reingerät und wie schwierig es sein kann, da auch rauszukommen.
Obwohl Lily bereits Erfahrungen damit hatte und auch sich in den jeweiligen Situationen mehr als deutlich bewusst ist, was hier grade passiert, ist die emotionale Komponente nochmal eine ganz andere und die fand ich wirklich gut ausgearbeitet.
Auch die Rückblenden in Form der Briefe… Gut, war nicht so ganz meins aber es war auf jeden Fall mal eine Abwechslung zu klassischen Rückblenden. Da hört es für mich aber ehrlich gesagt auch schon auf an dem was ich positiv fand.
Mit Ryle konnte ich nicht warm werden. Nicht nur wegen der offensichtlichen Gründe, sondern auch einfach weil er für mich von Anfang an ein Charakter war, den ich unglaubwürdig und schwer nachzuvollziehen fand. Es war, als hätte man ihn direkt mit voller Wucht auf diese toxische Schiene ausgelegt und entsprechend konnte ich gar nicht begreifen, wie Lily sich überhaupt in ihn verliebt hat. Mir persönlich hat es schlicht und ergreifend an Entwicklung gefehlt, stattdessen wusste ich von Anfang an wer hier der Böse war.
So ähnlich ging es mir auch mit Atlas, dann er war der absolute Gegenpol zu Ryle. Auch hier konnte ich (trotz seiner schwierigen Geschichte) keinerlei richtige Entwicklung beobachten. Stattdessen war er einfach nur in jeder Form ideal und perfekt und hat im Grunde nie Fehler gemacht, was ihn meiner Meinung nach genauso unrealistisch und wenig greifbar wie Ryle hat werden lassen.
Was Lily als Charakter angeht… Es gab gute und schlechte Eigenschaften an ihr aber so richtig konnte ich mich auch mit ihr nicht identifizieren weil ich viele ihrer Entscheidungen und Handlungen nicht verstehen konnte. Dabei geht es mir gar nicht um die Art, wie sie mit der häuslichen Gewalt umgegangen ist (wie schon gesagt, die Darstellung an sich hat mir sogar sehr gut gefallen). Es waren mehr diese kopfüber-Entscheidungen, bei denen man gemerkt hat, dass sie nicht eine Sekunde nachgedacht hat. Sie war mir oft zu impulsiv und naiv nur um sich danach wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung in Mitleid zu suhlen.
Daher finde ich es abschließend auch wirklich ganz schwer, eine Beurteilung vom Buch abzugeben. So ganz überzeugt hat es mich eigentlich nicht dass ich unbedingt wissen will wie es weitergeht aber da ich den zweiten Teil jetzt auch hier liegen habe, werde ich dem wohl auch eine Chance geben.
Insgesamt kann ich aber nur sagen, dass wohl jeder für sich selbst beurteilen muss, ob dieses Buch lesenswert ist oder nicht.