Mir gefiel die Leseprobe, ein Familienzwist, der tiefgründig ist und auf eine Lösung wartet. Der Stil ist gut, die Personen sind überschaubar, aber sie blieben für mich doch oberflächlich. Weder die Eltern, Schwestern, Bruder noch Kinder wollten größeren Raum in meinem Kopf einnehmen. Der Streit der Familie, der durch den Tod des Vaters und das Erbe akut an die Oberfläche bricht, besteht seit vielen Jahren. Der Grund wird in Rückblicken erwähnt, zunächst in Andeutungen und später direkt ausgesprochen. Ich fühlte mich dabei in einer depressiven Gedankenwelt gefangen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Erzählerin sich hier in einer dunklen Endlosschleife bewegt und die Misshandlungen der Kindheit in einer nicht enden wollenden, von allen Seiten beleuchteten, besprochenen und durchdachten Darstellung immer und immer wieder aufgeworfen werden. Es war so bedrückend, so quälend zu lesen, ich habe das Buch ständig zur Seite legen müssen. Die Erzählerin frisst sich selbst auf, bleibt im Dunkel und kann sich selbst nicht aus der furchtbaren Erinnerung lösen. Das hat mich tief getroffen und gelähmt. Nichts für Menschen mit schwieriger Kindheit, wirklich nicht.
Milagro
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Ja, da ist nicht zu viel versprochen worden: Atemberaubend, verblüffend, fesselnd, das war es auf jeden Fall. Die wenigen Seiten sind so voller Drama, dicht und eindrucksvoll beschrieben, und zwar wechselnd zwischen Lyrik und Prosa. Darauf muss man sich einlassen wollen und sich auch die Zeit dafür nehmen. Ich habe mich bei der Lektüre "erwischt", viel zu schnell über die Zeilen zu fliegen. Die Gedichtform ist ungewöhnlich, ich hatte lange Zeit keine Gedichte mehr gelesen, jedenfalls nicht in diesem Umfang. Sehr genau und intensiv beschreiben die Zeilen in den Lyrikabschnitten das Leben der Protagonistin aus deren Sicht. Es ist ein Rückblick, dadurch wirkt das Erzählte natürlich real. Die Prosaabschnitte fielen mir leichter zu lesen, trotzdem blieb ich teilweise sogar dort im Takt der Lyrik! Nach diesen wenigen Seiten war ich sicher, das ungewöhnlichste Buch seit Jahren genossen zu haben.
Es fällt mir schwer, eine Bewertung abzugeben. Es handelt sich um die Lebensgeschichte des Autors, wie kann man diese bewerten, er berichtet von seinem Leben, das erlebt man, man denkt es sich schließlich nicht aus. Ich hatte mich angesprochen gefühlt, es geht um Herkunft, Familie, den ständigen Zeitmangel, das schlechte Gewissen den alt werdenden Eltern gegenüber. Dieser erste Teil der Geschichte war schön zu lesen, berührend und voller Liebe und auch Tragik. Die Erinnerungen an die Großeltern sind gut dargestellt, auch die Anfänge im Berufsleben, humorvoll und liebevoll der Bericht vom Besuch beim schwerkranken Vater. Die Erinnerungen, die einen mit Wucht treffen, gut geschildert. Nach der Hälfte der Geschichte verpuffte das allerdings, da ging es nun überwiegend um die Zweifel, die einen in der Lebensmitte treffen, der Humor war irgendwie raus und mir erschien die Geschichte nur noch wie eine Aneinanderreihung von Anekdoten. Die große Herdecker Familie blieb in der zweiten Hälfte mehr oder weniger unerwähnt, gerade mal das plötzliche Auftauchen eines Puppenhauses brachte die Mutter wieder in Erinnerung, das fand ich sehr schade. Der Autor packt eine Menge Zeitgeschehen in die Geschichte, das hätte durch seinen Blick auf Corona, Kinder und die Mutter spannend sein sollen, das war aber eher zäh, wie auch die schon lieblose Darstellung des Kindergeburtstages. Da hofft man, dass sich niemand wiedererkennt...Die körperlichen Beschwerden des Autors zum Ende der Geschichte stehen ohne weitere Erklärung da, aber hinterlassen natürlich Fragen. Die Geschichte ist deshalb für mich nicht ganz überzeugend, zweigeteilt wie gesagt, schade.
Bewertung zu "Orient trifft vegan - Köstlichkeiten der orientalischen Küche (Veganes Kochbuch)" von Serayi
Es ist das Debut der Autorin, die angibt, teils in Irland zu leben. Die Verbundenheit zum Land und den Leuten merkt man deutlich, sehr detailliert beschreibt sie die Umgebung, in der diese Geschichte spielt. Das wirkt sehr authentisch, gut recherchiert und macht wirklich Spaß, denn man fühlt sich gleich, als sei man tatsächlich dort. Man trifft auf eine alteingesessene Familie, die neue Nachbarn bekommt, Deutsche, die das Nachbarhaus als Feriendomizil nutzen. Mir gefielen die Beschreibungen der irischen Personen sehr, auch den deutschen Nachbarn, Jens, konnte ich mir gut vorstellen. Mit der sich zwischen der deutschen Frau und ihrem irischen Nachbarn recht unvermittelt eintretenden Anziehung habe ich mich ein wenig schwer getan, aber das mag an mir persönlich liegen, denn aus beider Sicht wird hier nachvollziehbar erzählt. Das Ende hätte für mich gern ausgiebiger sein dürfen, da hätte ich gern mehr gelesen, denn der Stil ist schön und so ein paar trübe oder sonnige Tage in Irland hätten mir da auch gefallen. Insgesamt ein gutes Debut, das ich gern weiterempfehle.
Die Autorin kannte ich bislang noch nicht, dass sie aus Flandern ist und ich von dortigen Autoren noch nicht so viel gelesen habe, fand ich spannend. Aber letztlich habe ich mich mal wieder vom Cover anziehen lassen, schlicht und beeindruckend. Die Geschichte ist ähnlich, schlicht, in der Art wie hier eine genau sezierte Jagdgeschichte erzählt wird und beeindruckend in ihrer Fülle. Ich habe eine Weile an dem Buch gesessen, es liest sich flüssig und gut, aber trotzdem kam ich nicht so richtig zügig voran. Die Geschichte ist spannend, detailliert in den Beschreibungen, die mir fast zu genau waren, die Jagd an sich finde ich persönlich verstörend. Dieser Genuss, auf Jagd zu gehen, ist mir fremd. Insofern fand ich die Erwägungen des Jägers , der passenderweise Hunter heißt, schon interessant. In seine Gedankenwelt einzutauchen, bereitete mir wie gesagt, Probleme. Diese Geschichte ist jedoch toll erzählt, man wird mitgenommen in eine fremde Welt, die ausgebeutet wird und deren Zerfall schöngeredet wird. Sehr empfehlenswert!